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valtpolittk und den Krieg. Nach dem Verlauf der großm Volksversammlung am vorgestrigen Sonntag auf dem Trafalgar Square ist darüber kein Zweifel mehr. Aus dem Gesammtbilde, das sich aus allen Nachrichten «aiebt. ist die Unmöglichkeit einer Versöhnung der Auf listungen beider Parteien in der Machtfrage klar zu ersehen Im Uebrigen ist die Situation in politischer und moralischer Beziehung für die Engländer in den letzten Tagen erheblich schlechter geworden. Das in Pretoria veröffentlichte Grün lich läßt kaum einen Zweifel, daß der englische Bevoll mächtigte Mr. Greene in Pretoria eine zweideutige Rolle gespielt hat. Die ehrliche Durchführung der zwischen ihm und Dr. Smuts getroffenen Vereinbarungen hätte zur end- ailttgen Beilegung des Konflikts führen müssen. Noch scheint diese Veröffentlichung ihre volle Wirksamkeit in Südafrika nicht geübt zu haben, trotzdem nimmt die antienglische Be- megung dort schon sehr bedenkliche Dimensionen an. Die energische Antwort des Präsidenten des Oranje - Freistaats hmt die englischen Befürchtungen noch weit übertroffen, der Gouverneur von Natal berichtet, daß die dortigen Burgher mit Mausergewehren bewaffnet seien, die Stimmung zwischen Engländern und Holländern höchst erbittert wäre und die Holländer von der Grenze nach Transvaal zögen. An der Kap-Kolonie endlich hat der Ministerpräsident am LS. September im offenen Parlament erklärt: „Er hoffe, daß der Tag nicht fern sei, wo eine be waffnete Macht organisirt werden könne, die, Eng länder und Holländer gemeinsam umfassend, allein die Vertheidigung der Kolonie übernehmen und diese voll ständig unabhängig von den königlichen Truppen mache werde." Der „Bloemfonteiner Expreß" ruft den Afrikaandern des Kaps zu: „Ob sie, die Hände in der Tasche, zusehen wollten, wie die Söldlinge der Kapitalisten ihre Brüder mit Lyddite und Dum-Dum-Kugeln niedermachten?" Mit den Worten: „Es gibt eine höhere Pflicht als die der Loyalität gegen die Königin, das ist die Pflicht des Mannes gegen den Mann", schließt das Blatt einen flammenden Aufruf, der, im Grunde genommen, nichts Anderes als ein Appell an den bewaffneten Aufstand ist. Der offizielle Bericht der Feld-Cornets in Transvaal ist erschienen und beziffert die Zahl der waffenfähigen Transvaal-Buren vom 16. bis 50 Jahre auf 50,000 Mann. — In dieser Lage bleibt England wenig Anderes übrig, als seine Kräfte auf das Aeußerste anzuspannen und den Ausbruch des Krieges so lange zu verzögern, bis er mit einiger Aussicht auf Erfolg begonnen werden kann. Es heißt, ein volles Armeekorps solle von England nach Süd afrika transportirt werden, der Oberkommandirende, S. Redvers Buller, werde das Kommando erst übernehmen, wenn er über 50,000 Mann verfüge. Unmittelbar nach dem Ministerrath wurden die Kommandeure der drei englischen Garde-Jnfanterie-Regimenter nach dem Kriegsministerium berufen, wo sie eine lange Besprechung mit-den höchsten militärischen Autoritäten hatten. An den Grenzen in Süd afrika nimmt die Spannung der militärischen Lage immer mehr zu. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin, 25. September. Dem Bundesrath ging eine kaiserliche Verordnung zu, wonach auf Helgoland das Civilstandsgesetz am 1. Januar 1900 eingesührt, also die bisherige erleichterte Eheschließung be seitigt wird. Hinter st ein, (Algäu), 25. September. Der Prinz- Regent hat unter dem heutigen Tage aus Hinterstein nach stehendes Telegramm an die Kaiserin nach Berlin gerichtet: „An die Kaiserin Auguste Victoria. Eurer Majestät be kannter edelmüthiger Gesinnung ist der Gedanke entsprungen, den Centralausschuß der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz mit der Veranstaltung einer Sammlung von Geld spenden für die durch die jüngste Hochwasser-Katastrophe so hart betroffenen Bewohner des bayerischen Alpen-Vor landes zu beauftragen. Ich bin durch Eurer Majestät warme Antheilnahme an diesem schweren Schicksalsschlage nicht minder, wie durch die zu Herzen gehenden Worte» mit welchen Euer Majestät an das allgemeine Mitgefühl appel- liren, auf das Tiefste gerührt und fühle Mich gedrungen Eurer Majestät hierfür Meinen innigsten Dank auszusprechen. Daß der Kaiser und Eure Majestät persönlich in so hoch herziger Weise sich an dem allgemeinen Liebeswerke be- thestigten, wird bei der bayerischen Bevölkerung die Gefühle besonderen Dankes erwecken, gez. Luitpold." — Im Mai vorigen Jahres wurde der Schiffskapitän Max Kolshorn, der auf seinem Schooner „Seagost" auf eigene Rechnung Handel trieb, beim Anlaufen der Insel Bua, die zu den Salomoninseln gehört, von Eingeborenen überfallen und sammt seiner Mannschaft erschlagen. Nur zwei Matrosen vermochten sich später durch die Flucht aus der Gefangenschaft zu retten. Kolshorn, der sich zur Zeit des Ueberfalls im Ausguck befand, wurde durch Speerwürfe heruntergeholt, alsdann zu Tode gemartert und über Bord geworfen; die übrigen Todten wurden zubereitet und von den Eingeborenen verzehrt. Nach einem dieser Tage in Züllichau, der Vaterstadt Kolshorn, eingelaufenen Bericht des kaiserlichen Gerichts in Herbertshöhe hat das Verbrechen rum seine gerechte Sühne gefunden. Der Bericht lautet nach der „Frankfurter Oderztg.": Gleich bei Ankunft S. M. S. „Möwe" ging der kaiserliche Richter, Herr vr. Schnee, mit der Polizeitruppe von Neu-Guinea an Bord, die darauf nach den Salomoninseln in See stach. Vereint mit dem Landungskorps des Kreuzers wurde der Ort Tim- buz, der Sitz der Mörder, genommen, wobei 9 Eingeborene getödtet wurden, die übrigen, sowie die Verwundeten flüch teten sich. Der Ort wurde in Brand gesteckt und die Ko- kospflanzungen der Wilden zerstört. Kurze Zeit vorher war es gelungen, des Häuptlings und des eigentlichen Mörders habhaft zu werden, er wurde auf der Plantage Kalum von dem seinerzeit entkommenen Matrosen Omare wiedererkannt. Durch richterliches Erkenntniß wurde er standrechtlich er schaffen. Damit hat jener traurige Fall seine Sühne ge funden. Oesterreich. — Die Ernennung eines neuen Ministeriums in Oesterreich wird sich wohl noch einige Tage ver- Lögem. Auf allen Seiten sieht man der Entwickelung der Dinge mit äußerster Hoffnungslosigkeit entgegen. Seitdem es feststeht, daß die Tschechen Obstruetion machen werden, wenn die Sprachenverordnungen aufgehoben werden, und der Deutschnationalen, wenn sie bestehen bleiben, schwindet jede Aussicht auf Wiederherstellung geordneter parlamenta- tischer Zustände. Weder ein deutschfreundliches noch ein tschechenfreundliches Ministerium wird regieren und durch den Reichsrath die Delegationswahlen vornehmen lassen können. Was dann folgen mag, ist ein Räthsel, welches vorläufig noch niemand mit Sicherheit lösen kann. — Ueber das jetzige Hinundhertappen nach dem „rechten Mann" wird heute aus Wien depeschiert: Als Ministerpräsident des von Körber zu bildenden Beamtenministeriums wird heute neben dem steyerischen Statthalter Grafen Clary-Aldringen auch der bisherige Unterrichtsminister Graf Bylandt-Rheydt ge nannt. Die Führer des verfassungstreuen Großgrundbesitzes und des Adels in Böhmen und Mähren, Graf Oswald Thun und Fürst Salm, wurden nach Wien berufen und gestern vom Kaiser in langen Audienzen empfangen. Heute werden dieselben mit dem Fürsten Alfred Liechtenstein con- feriren, der noch nicht von Wien abgereist ist. Es heißt, der Kaiser habe die Absicht, die Kabinetsbildung durch Liech tenstein zu bewerkstelligen, noch nicht aufgegeben, sondern wolle durch ihn den verfassungstreuen deutschen Adel der einzelnen Kronländer und die gemäßigten Elemente der deutschen Oppositions-Parteien für die Unterstützung des neuen Kabinets gewinnen. Bisher hat aber der Kaiser noch keine Entschließung gefaßt oder Entscheidung getroffen. Dänemark. Kopenhagen, 25. September. Ein neuer Arbeiter konflikt ist bevorstehend. Sämmtliche Angestellte der Pferde bahnen beschlossen zu streiken. Frankreich. Paris, 25. September. Auf den Leiter der Unter- suchungs-Abtheilung der hiesigen Polizeipräfektur, Puyba- rand, wurde heute Nachmittag von einem Individuum ein Revolverschuß abgefeuert, der jedoch nicht getroffen hat. Der Angreifer weigert sich, über seine Beweggründe Auskunft zu ertheilen. Es scheint, als ob er geistesgestört ist. Paris, 25. Sept. An der Leichenfeier für den Ge neralstabschef Brault in der Clotildenkirche nahm als eigens aus Petersburg gesandter Vertreter des Zaren dessen Flü- geladjutunt General Frederiks in großer Uniform theil. Für die nachmittags stattfindende Ueberführung der Reste Scheurer-Kestners von seiner Wohnung in der Rue Char ron zum Ostbahnhof durch die Rue Lafayette traf die Po lizei Maßnahmen. England. London, 25. Sept. Die Volksstimmung hier wird immer kriegerischer. Die Jingopresse schlägt heute viel Ka pital aus den Vorgängen auf Trafalgar-Square, die that- sächlich eine Kundgebung zu Gunsten eines Krieges mit Transvaal bildeten. Anknüpfend an die Meldung, daß burenfreundliche Kundgebungen in Deutschland veranstaltet würden, sagt die „Daily Mail": Eine deutsche Einmischung im gegenwärtigen Augenblick würde nur dazu dienen, die Kriegsflamme zu schüren, welche die Hartnäckigkeit der Buren in der Mißhandlung unserer Landsleute in Transvaal an gezündet hat. London, 25. September. Wie die Blätter melden, habe die britische Regierung die offizielle Mittheilung von neuen Unruhen auf Samoa erhalten. Das neu eingeführte Verwaltungssystem habe sich' als ein Mißerfolg herausgestellt und die Kabinette in Berlin, London und Washington würden die ganze Angelegenheit von neuem erwägen. Serbien. Belgrad, 25. September. In demHochver- raths-Prozesse wurde das Urtheil gefällt. Kneze- witsch und Ranko Taisitsch wurden wegen Hochverraths zum Tode durch Erschießen verurtheilt. Nikolitsch, Kowatowitsch, Dimitsch, Uro- cewitsch, Kressowitsch, Gjuritsch, Milenkowitsch, Alavantitsch, Zivkowitsch, Nowakowitsch, Pavicewitlch und Protitsch wur den zu 20jährigem Kerker mit schweren Ketten verurtheilt. Ferner wurden als Mitschuldige, weil sie von dem Hoch- verrathe gewußt, ihn aber nicht zur Anzeige gebracht haben, Pasitsch, Angelina Novanowitsch, Miloradowitsch, Todoro- witsch, die beiden Stejanowitsch und Baikowitsch zu fünf jährigem Gefängnisse verurtheilt. Wegen Majestätsbeleidi gung Tauschanowitsch zu neunjährigem Gefängniß verur theilt. Freigesprochen wurden Aza Stanojewitsch, Pantelitsch, Jowanowitsch, Stoikowitsch, Marinkowitsch und Sawitsch. Sämmtliche Angeklagten haben gemeinsam die Gerichts kosten zu tragen. Die Hinrichtung Knezewitsch's findet heute Nachmittag 4 Uhr statt. Ranko Taisitsch ist fern vom Schuß in Cetinje. Der König hat Pasitsch begnadigt, der jenem im Drahtwege seinen „tiefgefühlten" Dank aussprach. Amerika. Washington, 25. September. Die Vereinigten Staaten haben sich freundschaftlicher Weise bereit erklärt, nöthigenfalls den Schutz der Deutschen in Venezuela wäh rend der dortigen Revolution bis zu dem Eintreffen eines deutschen Kriegsschiffes wahrzunehmen. >. Newyork, 25. September. Einer telegraphischen Meldung aus Caracas zufolge ist in La Guayra ein deut sches Kriegsschiff angekommen. N e w y o r k, 25. September. Wie dem „Newyork Herald" aus Buenos-Ayres gemeldet wird, ist in Catamarca ein gegen die Provinzialregierung gerichteter Aufstand aus gebrochen. Den Behörden gelang es jedoch, nach einem Gefecht, bei welchem 7 Personen getödtet und 12 verwundet wurden, die Ordnung wieder herzustellen. Ans Sachse«. — Zu Wahlkommissaren für die bevorstehenden Er- gänzungSwahlen zur II. Kammer der Ständeversammlung wurden u. a. ernannt: Für den 42. Wahlkreis des platten Landes Herr Amtshauptmann Krug v. Nldda in Schwar zenberg, für den 17. städtischen Wahlkreis Herr Bürger meister Zieger in Lößnitz, für den 37. Wahlkreis des platten Landes Herr Regierungsrath vr. Körner in Zwickau. — Für die bevor st ehenden Landtags wahlen sind, soweit bis jetzt feststeht, die folgenden Can- didaturen aufgestellt worden: Wahlkreis eCandidaten: Dresden 5. Rechtsanwalt vr. Stöckel (cons.), Töpfer Gruner (Soc.) Leipzig 3. Baumeister Enke (cons.) Leipzig 5. Geh. ^oftath vr. Schöber (eons.), Schuldlr. Zwickau. Stadtrath Heitzig (natl.) 4. städt. Kreis Rechtsanw. vr. Spieß (cons.), Dreyer (Soc.) 6. - . Stadtrath Braun (natl.), Tischlermstr. Schultze (Soc.) "7. - - Bürgermstr. Rüder (cons.), Schuhmachernrstr. Findeisen (Soc.) 8. - - Bürgermstr. Härtwig (cons.), Fabrikbesitzer R. Klinkhardt (cons.), Redact. Eichhorn (Soc.) 10. - - Stadtrath Schieck (natl.), Buchdruckereibesitzer Landgraf (Soc.) 14. - - Stadtrath Reinhold (parteilos), Fabrikant Grünberg (Soc.) 17. - - Baurath Uhlmann (fortschrittl.) 18. - - Bürgermstr. vr. Schöne (natl.) - 19. - - Jusnzr. vr. Böhme (natl.), Stadtr. Gräfe. 22. - - Justizr. Opitz (cons.), Geschäftsführer Rie ¬ mann (Soc.) 3. ländl. - Oekonomierath Reichel (cons.), Commerzien- rath Preibisch (natl.), Kaufm. AdS (Soc.) 8. - - Gutsbes. Kockl (cons.) 13. - - Oekonomierath Andrä (cons.), Redaet. Eich ¬ horn (Soc.) 17. - - Gutsbes. Horst (cons.), Reichstagsabg. Geyer (Soc.) 22. - - Gutsbes. R. Schlag (cons.), Karl Riemann (Soc.) 23. - - Rittergutspächter Töpfer (cons.) 25. - - Gutspächter Rößner (cons.) 26. - - Gutsbesitzer Däweritz (cons.) 28. - - Gutsbesitzer Harter (cons.) 34. - - Geh. Reg.-R. v. Kirchbach (cons.), Bankier Seyfert (natl.) 37. - - Gutsbes. Nötzold (cons.), Oekonom Engelmann (cons.) 38. - - Gutsbes. Thieme (cons.) 39. - - Gemeindevorst. Leithold (cons.), Gastwirth, Stolle (Soc.) 42. - - Hammerwerksbes. Hans Edler v. Querfurth- (cons.) 43. - - Fabrikbes. Wolf-Rodewisch (natl.) 45. - - Privatus Wehner (cons.), Rittergutsbesitzer- Bunde (cons.) — Der frühere Schatzmeister des Albertvereins, Kom- merzienrath Hopffe in Dresden, hatte wegen in der Unter suchungshaft überkommener Kränklichkeit ein Gesuch um Haftentlassung eingereicht, das aber von der Oberstaats anwaltschaft in diesen Tagen endgültig abgewiesen worden ist.. — In der Nacht vom Sonntag zum Montag sind auf der- Elbbrücke bei Niederwartha zwei Männer, vermuthlich durch einen der Nachtzüge der Linie Dresden-Cossebaude- Coswig-Weinböhla überfahren worden. Vielleicht schlaf trunken, haben diese Unglücklichen nicht den Fußweg, son dern das von diesem allerdings durch hohe Bretterwand abgeschlossene Bahngleis benutzt und sind dabei von einem der Abendzüge überrascht und getödtet worden. — In der Nacht zum Montag brach ein gewaltiger Brand in den Mockritzer Eiswerken aus, der den nächtlichen: Himmel stundenlang mit einem blutrothen Schein überzog. Das Feuer kam in einem circa 30 Meter langen Schuppen: aus und verbreitete sich mit kolossaler Schnelligkeit auf.die- anderen Schuppen, die sämmtlich ein Raub der Flammen wurden. Da die Teiche leider gerade abgelassen waren, war die Wasserbeschaffung mit ziemlichen Schwierigkeiten ver knüpft, und die zahlreich anwesenden Spritzen aus Dresden: und Umgebung konnten deshalb nicht sämmtlich in Action treten. Die Lage war insofern kritisch, als eine Anzahl iw der Nähe befindlicher Wohnhäuser sehr bedroht waren, und es mußten ganz bedeutende Anstrengungen gemacht werden, um dieselben zu retten. Auch die Bureaux und die Stallungen der Werke waren sehr gefährdet. Durch das Feuer sind über 30 Wagen, eine Dampfmaschine rc. mit vernichtet worden. Wenn nicht eine Selbstentzündung des Heues vorliegt, so dürfte Brandstiftung die Ursache sein. Erst Montag früh 7 Uhr konnte die Dresdner Feuerwehr wieder abrücken. Das Feuer brennt jetzt noch. Im Ganzen sind vier große Schuppen Zerstört worden. — Rege Theilnahme erweckt das herbe Schicksal, welches eine vor einiger Zeit in Copitz bei Pirna am Typhus er krankte Frau betroffen hat, indem sie ihre menschenfreund liche Hilfsbereitschaft mit dem Tode büßen mußte. Als in Löbtau die Typhusepidemie grassirte, nahm die nunmehr Verstorbene ein gesundes Kind ihrer in Löbtau wohnenden und infolge Erkrankung ins Krankenhaus gebrachten Schwester zu sich, um es vor Ansteckung zu bewahren. Dies ist ihr auch gelungen, da das Kind jetzt noch frisch und gesund ist. Aber die hilfsbereite Frau und ihr eigenes Kind wurden selbst von der gefährlichen Seuche befallen, und die Erstere ist nun nach einem vorangegangenen Rück fall der Krankheit erlegen. Ihr Kind befindet sich dagegen dauernd auf dem Wege der Besserung. — Letzter Tage hatte die Tochter eines Gasthofsbesitzers in Räcknitz das Unglück, während des Auskleidens mit ihrem bereits aufgelösten Haare dem offenen Lichte zu nahe zu kommen, wodurch diese Feuer fingen und in wenigen Augenblicken lichterloh brannten. Zum Glück befand sich ein jüngerer Bruder im gleichen Zimmer, welcher die Gefahr sofort er kannte. Beherzt ergriff derselbe ein gefüllt dastehendes Wassergefäß, mit dessen Inhalt er seine brennende und ver zweiflungsvoll schreiende Schwester überschüttete und auf diese Weise die Flammen erstickte. Nur diesem Umstande hat es das bedauernswerthe Mädchen zu verdanken^ daß es außer dem gänzlichen Verlust ihres Kopfhaares Brand wunden gefährlicherer Natur nicht daoongetragen hat, obgleich es sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben mußte. — Auf schreckliche Weise hat der 26 Jahre alte Korbmacher Max Pomp in Zittau in der Nacht zum Donnerstag seinem Leben ein Ende gemacht, indem er sich mit einem Rasir- messer den Hals durchschnitt. Mehrjährige Blindheit hat den Aermsten in Verzweiflung und in den Tod getrieben. Pomp verlor sein Augenlicht vor 12 Jahren infolge eines Unfalls. Er lernte damals im Alter von 15 Jahren die Fleischerei beim Meister Arnold in Kunnersdorf bei Bern stadt. Beim Abhäuten eines Rindes glitt er ab und stieß sich dabei das rechte Auge aus. Später wurde auch das . andere Auge so schwer in Mitleidenschaft gezogen, daß die