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MILAN HORVAT, 1919 in Pakrac bei Zagreb geboren, zählt zu den prominentesten jugoslawischen Dirigenten, Er studierte in Zagreb Rechtswissenschaft (er promo vierte auf diesem Gebiet) und an der dortigen Musik akademie Klavier, Komposition und Dirigieren. Seine künstlerische Laufbahn begann er als 1. Kapellmeister der Zagreber Philharmonie, zu der er in den Jahren 1958—69 und 1977—82 als Chefdirigent zurückkehrte und die ihn 1988 zum Ehren-Chefdirigenten auf Lebens dauer ernannt hat. 1948—53 lehrte er als Professor für Dirigieren an der Musikakademie Zagreb. Weitere Sta tionen waren die Chefdirigentenposition des Dubliner Sinfonieorchesters und des österreichischen Rundfunk- Sinfonieorchesters in Wien sowie seit 1975 eine ordent ¬ liche Professur für Dirigieren an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz. Heute ist Milan Horvat bei den Zagreber Philharmonikern wie auch bei der Slowenischen Philharmonie Ljubljana ständiger Gastdirigent. Erfolgreiche Gastspiele führten ihn durch ganz Europa, in die USA und nach Japan. Seit 1970 dirigierte er wiederholt bei den Salzburger Festspielen, wo er auch mehrere Dirigierkurse leitete. Außerdem wurde er durch zahlreiche Rundfunk- und Schallplatten aufnahmen bekannt. Sein Heimatland ehrte den Künst ler mit vielen hohen Auszeichnungen. Bei den Dresd ner Philharmonikern ist Milan Horvat seit 1975 stän diger Gast. 5. ZYKLUS-KONZERT PETER TSCHAIKOWSKI Festsaal des Kulturpalastes Dresden Sonnabend, den 3. Februar 1990, 19.30 Uhr Sonntag, den 4. Februar 1990, 19.30 Uhr oresoner obiiHnornoomio Dirigent: Milan Horvat, Jugoslawien Solist: Stefan Vladar, Österreich, Klavier Ludwig van Beethoven 1770-1827 Ouvertüre zu dem Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus" C-Dur op. 43 Adagio — Allegro molto con brio Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Konzert für Klavier und Orchester Es-Dur KV 271 Allegro Andantino Rondo. Presto — Menuetto. Cantabile — Presto PAUSE Peter Tschaikowski 1840-1893 Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 (Pathetique) Adagio — Allegro non troppo Allegro con grazia Allegro molto vivace Finale. Adagio lamentoso Ton- und Bildaufnahmen während des Konzertes sind nicht gestattet. ZUR EINFÜHRUNG Ludwig van Beethoven schrieb ins gesamt elf Ouvertüren, die bis auf die Ouver türe zur Namensfeier op. 115 sämtlich mit dem Theater zu tun haben, wenn auch auf sehr un terschiedliche Weise. Das Ballett ,. Die Geschöpfe des Prometheus" op. 4 3 , ein Auftragswerk, dessen Inhalt seinen humanistischen Ideen zutiefst entsprach, wur de am 21. März 1801 im Wiener Kärntnertor theater unter dem Titel „Gli uomini di Prome theus" („Die Menschen des Prometheus") ur aufgeführt. Der italienische Ballettmeister Sal vatore Vigano, der auch selbst komponierte, hatte die Handlung verfaßt. Heute sind jedoch die Originalpartitur des Werkes und das Text buch verschollen. Nur zeitgenössische Berichte über die Aufführung sowie verschiedene Ein tragungen des Komponisten in einer Kopie geben Hinweise auf den Handlungsverlauf. Auf einem erhalten gebliebenen Theaterzettel wurde der Inhalt des „mythologischen, allego rischen Balletts" folgendermaßen erläutert: „Die Grundlage dieses allegorischen Balletts ist die Fabel des Prometheus. Die Philoso phen Griechenlands, denen er bekannt war, erklären die Bespielung der Fabel dahin, daß sie denselben als einen erhabenen Geist schil dern, der die Menschen zu seiner Zeit in einem Zustande von Unwissenheit antraf, sie durch Der 24jährige STEFAN VLADAR wird von Kritikern als die „größte Pianistenhoffnung Österreichs" bezeichnet. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er mit sechs Jahren; ab 1973 studierte er bei Renate Kramer-Prei senhammer und Hans Petermandl an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. Nach meh reren Preisen bei den österreichischen Wettbewerben „Jugend musiziert" und einem ersten Preis beim Ru- dolf-Heydner-Klavierwettbewerb gewann er 1985 als jüngster von 140 Teilnehmern den Internationalen Beethoven-Klavierwettbewerb. Seither konzertierte er in vielen Ländern Europas, in den USA, in China, Thai land, Japan und Korea. Auch zu Schallplatteneinspie lungen wurde Stefan Vladar bereits mehrfach ver pflichtet. zwischen Sinfonie Leidenschaften des menschlichen empfänglich gemacht werden." Die Ballettmusik entstand zeitlich der 1. und 2. Sinfonie. Wie in der 1. ist auch in der „Prometheus"-Musik noch „Mo ¬ zarts Geist aus Haydns Händen" zu spüren. Zeitgenössische Kritiker fanden sie „für ein Ballett zu gelehrt". Uns erscheint sie heute in ihrer klassischen Haltung als „würdig, edel und anmutig". Vor allem wird der humanisti sche Inhalt des Balletts musikalisch zwingen, dargestellt: Um die Menschen aus den Fess^ der Unwissenheit zu erlösen, sie mit dem Dran ge nach Wissen, Glück und Freude zu erfül len, raubt Prometheus den egoistischen Göt fern die lebensspendende Kraft des Feuers Die C-Dur-Ouvertüre ist wohl das be kannteste Stück der „Prometheus"-Musik ge worden. Sie ist die früheste Ouvertüre, die Beethoven schrieb, und wie die zu „Coriolan", „Egmont" und die vier Ouvertüren zur Oper „Fidelio" richtete sie sich von Anfang an über den Anlaß hinaus auf allgemeine Verbreitung und Gültigkeit. Die langsame Einleitung, der Adagio-Teil, mit einem dissonanten Sekundakkord und mehre ren kraftvollen Akkorden eröffnet, weist ein Wissenschaften und Kunst verfeinerte und ih nen Sitten beibrachte. Von diesem Grundsatz ausgegangen, stellen sich im gegenwärtigen Ballett zwei belebt werdende Statuen dar, welche durch die Macht der Harmonie zu allen Lebens