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lopow schrieb: „Die Intelligenz von Denissows Musik und seine für dos Lichtvolle und Gute sich engagie rende ethische Haltung fanden ihren künstlerischen Ausdruck in einer Vor liebe für markante, charakteristische Details und in einem deutlichen Be mühen um neue kompositorische Ver fahrensweisen. Mitte der sechziger Jahre traten das lyrische Moment und die innere An spannung in Denissows Werken be stimmend hervor. Ganz persönlich entwickelte er in seinen Partituren seine Vorstellungswelt des Bildhaf ten und Sichtbaren. Folgerichtig ent stand Denissows Vorliebe für feine Linien, zarte Klänge, durchsichtige Gewebe, für Kammermusik über haupt. Anfang der siebziger Jahre setzte die Bevorzugung großer Formen und Be setzungen ein. Sie begann mit dem Orchesterwerk „Peinture", dem sich fünf Konzerte für ein Soloinstrument und Orchester anschlossen. „Peinture“ (Malerei) für großes Or chester entstand 1969/1970. Denis sow widmete die Partitur dem be freundeten russischen Maler Boris Birgen und schrieb: „Es ist ein Pro grammstück . .. Das Werk hat ein verborgenes Programm. Es ist ein Versuch, Birgers Umgang mit de r Farbe in die Sprache der Musik zu übertragen." Denissows Musik ist inspiriert von den Bildern Birgers, von dessen künstlerischer Methode, die sich überlagernden Farben des Hinter grundes von außen nach innen, zum Mittelpunkt hin, zu steigern und im Zentrum selbst die Konturen be stimmter Figuren sichtbar werden zu lassen. Denissow führt jede Stimme selbständig kontrapunktisch und er zeugt so die Vorstellung, als leuchte das musikalische Material von innen her. Dabei wirkt die musikalische Farbgebung nicht statisch, sondern lebt von innerer Bewegung. Diese Bewegung resultiert aus der Ver wendung der Polyrhythmik, womit Denissow jede vertikale Kongruenz umgeht. Auf dem Höhepunkt er reicht er 62stimmigkeit. Insgesamt wirkt das klangschöne Werk mit sei ner Bevorzugung zarter Stimmungen und pastellener Nuancen fast ro mantisch, mehr noch impressioni stisch. Erich Wolfgang Korngold (geboren am 29. Mai 1897 in Brünn, gestorben am 29. November 1957 in Los Ange les), dem die Eltern Vornamen aus Mozarts Familienbereich gaben, zeigte bereits als Kind eine unge wöhnliche musikalische Begabung. Der Vater, von Beruf Rechtsanwalt, aber ein fanatischer Musikliebhaber, folgte dem bewunderten Kriktiker- papst Eduard Hanslick 1901 als Ad latus an die „Neue Freie Presse" nach Wien und machte sich dort mit seinen Ansichten und Urteilen schnell unbeliebt. Der Sohn galt als „Wun derkind". Er spielte Gustav Mahler seine ersten Kompositionen vor und erhielt als Zehnjähriger Unterricht in Komposition durch Robert Fuchs, als Zwölfjähriger durch Alexander von Zemlinsky (nach dessen Weggang durch Hermann Grödener). Als die Pantomime „Der Schneemann", die „Charakterstücke zu Don Quixote" sowie die Klaviersonate d-Moll als Privatdrucke im Verlag Universal Edition in Wien erschienen, veran laßten sie Paul Bekker, den bedeu tenden Musikschriftsteller, unter der Überschrift „Zukunftsklänge" zu einem enthusiastischen Artikel in der „Berliner Zeitung". In Wien dage gen gab es als Folge eine „Korn gold-Affäre": Wer hat die Stücke für den kleinen Korngold kompo niert? Der junge Korngold ließ sich nicht beeindrucken. Die Privataufführung seines „Schneemann" ermutigte ihn und brachte seinem großen Talent eine gesunde Weiterentwicklung. Bis schließlich die Einstudierung der Pantomime an der Wiener Hofoper auf Veranlassung Felix Weingartners mit Franz Schalk als Dirigenten Korn gold auch im offiziellen Musikleben zu Ansehen und Erfolg verhalf. Für die ersten sinfonischen Werke setzte sich immerhin Arthur Nikisch als Di rigent in Leipzig und Berlin ein. Der endgültige Durchbruch gelang Korn gold mit der Uraufführung seiner Einakter „Der Ring des Polykrates" und „Violanta" unter Leitung des jungen Bruno Walter 1916 in Mün chen. Am 26. Mai 1917 stand Korn gold zum ersten Male am Dirigen tenpult der Wiener Hofoper, die ihr 50jähriges Bestehen 1919 mit einer Festaufführung der beiden Werke unter der Leitung des Komponisten beging. Es folgten wichtige Kapell meisterjahre in Hamburg und eine rege Gastspieltätigkeit als Dirigent und Pianist, erfolgreich in ganz Europa. Seine Oper „Die tote Stadt“ erzielte 1921 einen großen Urauf führungserfolg. Korngold trat am Theater an der Wien als Dirigent der Johann-Strauß-Operette „Eine Nacht in Venedig" hervor, wodurch Max Reinhardt auf ihn aufmerksam wurde Georges Braque Violine, 1912 und ihn für seine Inszenierung der „Fledermaus" an das Deutsche Theater in Berlin holte (1929), die auch in Paris, Mailand und San Remo zur Aufführung kam. Inzwi schen hatte Korngold auch eine Pro fessur an der Staatsakademie für Musik in Wien erhalten. Der „Fleder- maus"-Einstudierung folgte 1931 Offenbachs „Schöne Helena". 1934 emigrierte Korngold in die USA, wo seine Zusammenarbeit mit Max Reinhardt durch die gemein same Tätigkeit in Hollywood fort gesetzt wurde. Korngold komponierte 15 Filmmusiken für die Warners Bros Company und fand durch diese anstrengende und zeitaufwendige Beschäftigung nicht mehr die Kraft zur Arbeit an neuen Opern und an Instrumentalmusik. 1943 erhielt er die Staatsbürgerschaft der USA. Erst Ende 1944 wartete Korngold mit seinem dritten Streichquartett auf