Volltext Seite (XML)
Die Dresdner Philharmonie, im Jahre 1870 gegründet, entwickelte sich im Verlauf ihrer über hundertjährigen Geschichte zu einem repräsentativen Klangkörper, der heute seinen Platz neben Staatsoper, Staatskapelle und Kreuzchor erfolgreich behauptet. 1964 bis 1967 wirkten Prof. Horst Förster und GMD Prof. Kurt Masur als Leiter des Orchesters, 1972 folgte GMD Günther Herbig. Be rühmte Gastdirigenten, unter ihnen Abendroth, Ferencsik, Kempe, Klem- perer, Konwitschny, Ozawa und Scherchen, und namhafte Solisten musizierten mit dem Orchester. Im Jahre 1977 übernahm GMD Prof. Herbert Kegel die Leitung der Phil harmonie. Es entstanden zahlreiche Schallplatten- und Rundfunkproduk tionen, die die Aufmerksamkeit der musikalischen Fachwelt erregten. Seit 1986 steht Jörg-Peter Weigle an der Spitze des Orchesters. Jörg-Peter Weigle, 1953 in Greifs wald geboren, erhielt seine musika lische Ausbildung frühzeitig und war vor 1963 bis 1971 Mitglied des Tho manerchores. Von 1973 bis 1978 stu dierte er an der Berliner Hochschule für Musik Dirigieren, Chorleitung und Kontrapunkt. Seine Ausbildung vervollständigte er durch Teilnahme am Weimarer Musikseminar und an einem internationalen Meisterkurs in Wien. Von 1977 bis 1980 war er Dirigent des Staatlichen Sinfonieorchesters Neubrandenburg. 1980 wurde er Lei ter, 1985 Chefdirigent des Rundfunk chores Leipzig. Mit Beginn der Spiel zeit 1986/1987 wurde Jörg-Peter Weigle zum Chefdirigenten der Dresdner Philharmonie berufen. Eine umfangreiche Castspieltätigkeit führte den Künstler durch das ln- und Ausland. Ulf Hoelscher wurde 1942 in Kitzin- gen geboren. Er erhielt zunächst bei Bruno Masurat in Heidelberg Unter richt, dann ab 1957 bei Max Rostal. Nachdem er mehrere bedeutende Wettbewerbe gewonnen hatte, ging er 1963 in die Vereinigten Staaten an das Curtis Institute, wo er bei Makanovitzky und Galamain stu dierte. 1966 begann für Hoelscher eine um fangreiche Gastspieltätigkeit. Reisen führten ihn in nahezu alle bedeu tenden Musikzentren der Welt. Ulf Hoelscher produzierte zahlreiche Schallplattenaufnahmen, u. a. mit der Staatskapelle Dresden. Kritiker rühmen an Hoelschers Spiel immer wieder die phänomenale Technik und die außerordentliche Musikalität. Die Komponisten Charles Ives, Erich Wolfgang Korngold und Edisson Denissow in einem Konzertprogramm zu vereinen, scheint zunächst ohne Zusammenhang zu sein. Erst die Be schäftigung mit dem einzelnen Werk bringt Gemeinsamkeiten, vor allem die höchster klanglicher Sublimie rung ihrer Partituren. Alle drei schreiben — jeder auf seine Weise und für sich — Klangmusik und bringen ihr Anliegen im besten Sinne zum Klingen. Edisson Wassiljewitsch Denissow wurde am 6. April 1929 in Tomsk ge boren. Den Vornamen Edisson gab ihm der Vater, ein Ingenieur (die Mutter ist Ärztin), als Ausdruck sei ner Verehrung für den amerikani schen Erfinder Thomas Edison. Ob wohl im Elternhaus mehr auf die Naturwissenschaften orientiert, be gann Denissow noch als Kind, ver schiedene Musikinstrumente zu er lernen und absolvierte neben dem eigentlichen Studium an der Me chanisch-Mathematischen Fakultät in Tomsk (Mathematikerdiplom) die Klavierklasse der dortigen Musik schule (1947/1951). In dieser Zeit ar beitete er auch an seinen ersten Kompositionen, die er Schostako- witsch zur Begutachtung übersandte. Dieser ermunterte ihn, nach Moskau zu kommen und sich ganz der Kom position zu widmen. So studierte Denissow von 1951 bis 1956 in Mos kau am berühmten Tschaikowski- Konservatorium bei Wissarion Sche- balin Komposition, bei Sergej Below Klavier. 1956 bis 1959 übte er eine Aspirantur bei Schebalin aus und wurde anschließend als Dozent für Analyse, Kontrapunkt und Instrument Mitglied des Lehrkörpers an seiner einstigen Ausbildungsstätte. Bereits während des Studiums hatte Denissow einige für seine Entwick lung wichtige Werke komponiert (Nocturnes, 1953; Klaviertrio, 1954; Sinfonie, 1955). Denissow ging einen komplizierten Weg, der durch die Auseinandersetzung mit dem Stil und der Technik verschiedener Kom ponisten gekennzeichnet ist. Von Schostakowitsch, mit der er freund schaftlich verbunden war, übernahm er rhythmische Elemente und die Be vorzugung markanter melodischer Linien. Bei Bartök vermittelten ihm dessen herbe Harmonien wichtige Anregungen. Weberns Klanggewebe und Ausdrucksintensität regten ihn Edisson Denissow zur Verfeinerung des eigenen Aus druckswillens und zur Durchsichtig keit der Struktur an. Auch Strawin sky, Boulez und Ligeti blieben nicht ohne Bedeutung für Denissows kom positorische Entwicklung. Nach der Konservatoriumsausbildung begann Denissow, im Geist Schosta- kowitschs und Schebalins zu kompo nieren. Doch suchte er den eigenen Weg, indem er sich zunächst auf die Verwendung russischer Folklore stützte. Anfang der sechziger Jahre entdeckte Denissow die Dodekaphonie und andere kompositionstechnische Ver fahren der Gegenwart für sich. Er verzichtete auf bisherige akademi sche und neoklassizistische Prakti ken. Stets betonte er jedoch die Suche nach persönlichen Lösungen bei aller Kenntnis und Übernahme der damals umstrittenen modernen Techniken. Denissows Biograph Cho-