Volltext Seite (XML)
ZUR EINFÜHRUNG Herbert Collum, der in diesem Jahre 75 Jahre alt geworden wäre, wurde 1914 in Leipzig geboren. Er studierte von 1930 bis 1934 an der Musikhochschule seiner Heimat stadt (u. a. Orgel bei Karl Straube und Gün ther Ramin, Klavier bei C. A. Martienssen und Komposition bei Johann Nepomuk David) und bekleidete schon während des Studiums vertretungsweise kirchenmusikalische Ämter. Seit dem 1. April 1935 bis zu seinem Tode am 29. April 1982 wirkte er als Organist an der Dresdner Kreuzkirche und hat als schöpferische wie als nachschöpferischer Musiker das Mu sikleben unserer Stadt nachhaltig mitgeprägt. Schon im Herbst 1935 wurden die Dresdner Collum-Konzerte ins Leben gerufen, in deren Rahmen er solistisch und kammermusikalisch als Organist, Cembalist, Pianist und Dirigent hervortrat. Der 1960 mit dem Professoren-Titel ausgezeichnete Künstler lehrte 1956 bis 1958 auch Orgelspiel an der Dresdner Musikhoch schule und übernahm dort 1964 eine Cembalo- Klasse. Der Internationale Bach-Wettbewerb Leipzig berief ihn seit 1964 in die Jury. Kon zertreisen führten den Organisten, vielfach auch als Interpreten eigener Werke, in viele Länder Europas. Er machte zahlreiche Schall platten- und Rundfunkaufnahmen, u. a. auf Silbermann-Orgeln. Umfangreich und vielseitig ist das aus leben diger Musizierpraxis hervorgewachsene kom positorische Werk Herbert Collums. Es um faßt Orchesterwerke (u. a. zwei Sinfonien, meh rere Konzerte für Orchester, Flöten-, Violin-, Klavier- und Cembalokonzerte), Kammermu sik, Ogelmusik, Vokalwerke (u. a. Te Deum, Deutsches Magnificat, Symphonischer Gesang „Wie liegt die Stadt so wüst", Johannes-Pas sion, Fantasie über B-A-C-H nach J. Bobrow ski, Lieder, geistliche Konzerte). Erwähnens wert ist ferner seine stilvolle Einrichtung von Bachs „Kunst der Fuge" für Kammerorchester. Das fünfsätzige Konzert für Orgel und Orchester entstand in den ersten Monaten des Jahres 1975 im Auftrag der Dresdner Philharmonie und wurde am 11. April 1975 mit dem Komponisten als Solist und mit Hartmut Haenchen am Dirigenten pult uraufgeführt. Es ist bezeichnend für die Handschrift Collums, der wie sein Lehrer J. N. David nicht die Herkunft von der Orgel, vom Erlebnis der Bachschen Musik verleugnen kann, ohne jedoch in „neobarocker“ Kontrapunktik zu erstarren. Trotz ernster, nachdenklicher Ak zentuierungen im ersten, dritten und vierten Satz ist die Grundhaltung des Stückes heiter, musikantisch, spielerisch-motorisch. Im Sinne eines echten konzertanten Dialogisierens ist die Stimme des Soloinstrumentes, das — ab weichend von Collums sonstiger kammermu sikalischer Orientierung — einem größeren Orchesterapparat gegenübergestellt wird, deutlich herausgearbeitet und virtuos geprägt. Der einleitende Grave-Teil des ersten Satzes beginnt mit einem Cluster, einem Klanggebil de, das hier durch Übereinanderstellung gro ßer und kleiner Sekunden im Umfang von 3 1 /2 Oktaven im Orchester erzeugt wird und sich zum Zentralton c' auflöst. Dieser — in Orgel — stehenbleibende Ton wird vom Solo instrument umspielt, bis sich erneut ein Clu ster bildet, nunmehr als Krebs der ersten acht Takte. Der anschließende Allegro-Teil des er sten Satzes entfaltet sich aus einer freibehan delten 12-Ton-Reihe, die, aufgespalten auf Orgel und Orchester, sogleich zu Beginn er klingt. Auf eine interessante Episode im wei teren Satzverlauf sei noch hingewiesen: auf eine kanonische Verdichtung, gleichsam eine „Verzahnung" des thematischen Materials. — Ein aus fortlaufenden Sechzehnteln gebildetes Scherzomotiv des Soloinstrumentes bestimmt den frohen, spielerischen Verlauf des zweiten Satzes, der in motorischer Bewegtheit schließt. — Im Andante des dritten Satzes wird (zuerst im Orgelpart) ein aufsteigendes Ostinato- Motiv mit einer Kantilene verknüpft. — Der vierte Satz (Largo) bringt ein bitonales feier liches Thema. Der volle Ogelklang wird mit dem des Orchesters zusammengeführt. Einer gewissen „Auflichtung" folgt ein hymnischer Ausklang. — Das heiter-gelöste Thema des Schlußsatzes setzt wieder spielerisch-motori sche Kräfte frei. Es wird von der Orgel einc^^ führt. Streicher und Pauken geben rhytf^Jp sehe Akzente hinzu. Das Finale mündet in ein Fugato, das Orgel, Bratschen und Celli begin nen. Die 1885 vollendete programmatische Orche sterkomposition, die der Komponist „Man fred, Sinfonie in vier Bildern nach Byrons dramatischer Dich tung" nannte, ist die umfangreichste aller sinfonischen Werke Peter Tschaikow skis. Aufgebaut auf einem literarischen Pro gramm, gehört sie eigentlich zum Genre der von Berlioz und Liszt begründeten Sinfonischen HORIA ANDREESCU, 1946 in Brasov geboren, ent stammt einer Musikerfamilie. Er studierte in seiner Heimatstadt und an der Musikakademie „Ciprian Porumbescu" in Bukarest (Dirigieren bei Constantin Bugeanu und Komposition bei Stefan Niculescu). 1967 debütierte er mit dem Jugendorchester von Brasov, dann leitete er das Kammerorchester der Bukarester Jugend. 1973/74 vertiefte er seine Ausbildung an der Bukarester und — bei Hans Swarowsky — an der Wie ner Musikakademie. Außerdem besuchte er Dirigen tenkurse von Sergiu Celibidache. Danach war er bis Ende 1986 Chefdirigent der Staatsphilharmonie Plo- iesti. Mit Beginn des Jahres 1987 wurde er zum Künstlerischen Leiter der Nationalphilharmonie „Ge orge Enescu" Bukarest berufen. Zugleich ist er häufig Gast bei anderen großen Orchestern Rumäniens sowie M^kAusland, u. a. 1979 in den USA und seit 1981 re- ^Brnäßig in der DDR, seit 1983 auch bei der Dresdner V/illharmonie. Darüber hinaus machten den Dirigenten Aufnahmen bei Funk und Fernsehen bekannt. Preise und Auszeichnungen in Kopenhagen, Genf, Berlin und Bukarest bestätigten seine künstlerischen Erfolge. FELIX FRIEDRICH, Jahrgang 1945, studierte 1963—1966 in Dresden (Kirchenmusik) und danach fünf Jahre in Weimar an der Hochschule für Musik „F. Liszt" im Hauptfach Orgel bei Prof. Johannes-Ernst Köhler. Beim Improvisationswettbewerb in Weimar 1971 errang er den 1. Preis und beim IV. Internationalen Bach-Wett bewerb in Leipzig 1973 erhielt er ein Diplom der End runde. Seit 1976 wirkt er, der auch als Orgelsachver ständiger und publizistisch tätig ist, als Schloßorga nist in Altenburg an der berühmten Orgel von Tobias Gottfried Heinrich Trost, über den er 1987 zum Dr. phil. promovierte. Eine ausgedehnte Konzerttätigkeit führte ihn bisher in alle Orgelzentren der DDR sowie in viele Länder Europas und zu internationalen Musik festspielen (Berlin, Salzburg, Wien u. a.). Es wurden mit ihm zahlreiche Rundfunk-, Fernseh-, Film- und Schallplattenaufnahmen im In- und Ausland produziert.