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ZUR EINFÜHRUNG Zu den bedeutendsten Werken, die Robert Schumann während seiner Dresdner Zeit schrieb, gehört die 1848/49 entstandene Musik zu dem dramatischen Gedicht „Manfred" des englischen Dichters Lord Byron (1788—1824). Der Komponist schuf zu dem 1817 erschiene nen philosophischen Versdrama Byrons, des neben Shelley hervorragendsten Repräsentan ten der revolutionären Romantik in England, eine 15 Nummern umfassende Bühnenmusik, die aus Ouvertüre, Zwischenaktmusik, Solo- und Chorpartien sowie Melodramen besteht und insgesamt erstmals am 13. Juni 1852 unter Franz Liszt im Weimarer Hoftheater zur (szeni schen) Aufführung gelangte. Die Dichtungen Byrons, dessen Protest gegen die Wirklichkeit seiner Zeit allerdings vorwiegend in einer pes simistischen Haltung des „Weltschmerzes" zum Ausdruck kam, übten — wie auf zahlreiche Künstler seiner Epoche — auch auf Schumann eine faszinierende Wirkung aus. An „Manfred" inspirierte ihn der Charakter des mit großer persönlicher Schuld beladenen, leidenschaftli chen und empfindsamen Titelhelden, dessen rastloses Wollen und dessen Streben nach Er kenntnis tragisch scheitern müssen und der schließlich in tiefem Pessimismus endet. Die „Manfred "-Musik o p. 1 1 5 ist heute als Gesamtwerk durch ihre enge Bindung an die nur noch als Kultur- und Zeitdokument bedeutsame Dichtung Byrons nicht mehr le bensfähig. Die im März 1852 in Leipzig ur aufgeführte Ouvertüre jedoch, ein ro mantisches Meisterwerk in des Wortes höch ster Bedeutung und eine der gelungensten Orchesterschöpfungen Schumanns, ist auch für uns noch (auch ohne genaue Kennt nis des Drameninhalts) verständlich und außerodentlich eindrucksvoll. Das von stärk ster Ausdruckskraft erfüllte geniale Werk stellt ein gewaltiges Seelengemälde in der musikalischen Form einer freien Fantasie dar. Während in der langsamen Einleitung die ge gensätzlichen Charakterzüge des Helden — ruheloses Streben und schmerzliches Resignie ren — geschildert werden, gibt der folgende Allegro-Teil dem Ringen und Kämpfen des schuldbeladenen Manfred Ausdruck, wobei nach heldenhaftem Aufbegehren und leiden schaftlich-erregten Ausbrüchen allmählich Ver zweiflung und Resignation dominieren. In einem kurzen langsamen Schlußteil verklingt die Komposition in zarter Erlösungsstimmung. Sein Klavierkonzert f-Moll op. 2 1 vollendete Fryderyk Chopin ebenso wie das e-Moll-Konzert op. 11 im jugendlichen Al ter von kaum 20 Jahren. Die Uraufführung des Werkes, bei der der Komponist den Solopart selbst übernommen hatte, fand am 17. März 1830 in Warschau statt. Obwohl das f-Moll- Konzert bei seiner späteren Veröffentlichung im Jahre 1836 der polnischen Gräfin Delfina Po- tocka gewidmet wurde, war es ursprünglich unter dem Eindruck seiner Jugendliebe zu Kon- stancja Gladkowska, einer Opernsängerin am Warschauer Nationaltheater, entstanden. Das Konzert, mit dem Chopin übrigens auch in Pa ris debütierte, knüpft zwar in seiner formalen Anlage und in technischer Hinsicht an die vir tuosen Klavierkonzerte der Zeit an, zeigt sidi aber in seiner Tiefe des Gefühls, seiner Poe^^B seiner reich figurierten, typischen Melodik una in seiner bezaubernden jugendlichen Frische und Leichtigkeit bereits als echtes Werk seines Schöpfers. Der erste Satz (Maestoso) entwickelt sich in seinem Verlauf zu einem ausgeprägt virtuosen Musikstück. Auf zwei kontrastierenden Themen, einem betont rhythmischen und einem eher ly risch-ausdrucksvollen, aufbauend, bringt der Satz in seiner Durchführung statt einer Verar beitung dieser Themen im Sinne dramatischer Spannung und Entspannung eine reiche Aus deutung des thematischen Materials durch die Erzeugung wechselnder Stimmungen, wobei das Soloinstrument mit glitzernden Passagen, brillanten Läufen und feinen arabeskenhaften Ornamenten die Grundgedanken virtuos um spielt. Das folgende Larghetto gehört zu Cho pins poetischsten Einfällen überhaupt. Dieser schwärmerisch-innige Satz, der von einem be zaubernden Nocturne eingeleitet wird, scheint in seiner wundervollen, liedhaften Melodik, sei ner damals ganz neuartigen harmonischen Sprache den von verhaltener Erregung durch glühten Ausdruck reinster, zärtlichster Gefühle widerzuspiegeln. Nach einem leidenschaftli^k bewegten Mittelteil (Appassionato) erklit^^ noch einmal, jetzt ganz zart und verträumt, der Einleitungsteil des Larghettos. Das Finale des Werkes (Allegro vivace) ist ebenso wie der Schlußsatz des e-Moll-Konzerts in freier Rondoform angelegt und von tänze rischem Schwung erfüllt. Drei polnische Volks tänze bestimmen die rhythmische Gestaltung des wirkungsvollen, elegant-bravourösen, aber auch lyrischer Episoden nicht entbehrenden Satzes. Neben dem ständig wiederkehrenden Hauptthema, einer Melodie im Rhythmus des Kujawiaks, eines nicht übermäßig schnellen PREDRAG MUZIJEV1C, 1963 in Sarajevo geboren, ab- solvierte als Schüler Vladimir Krpans die Zagreber Musikakademie. Schon während der Studienzeit kon zertierte er häufig in verschiedenen Städten Jugosla wiens. Ein postgraduales Studium führte ihn an das Curtis Musikinstitut nach Philadelphia. 1982 errang er den 1. Preis des jugoslawischen Studentenwettbewerbs in Belgrad, 1983 den 3. Preis des Internationalen Pia- nisten-Wettbewerbs in Udine. 1984 wurde er 2. Preis träger des jugoslawischen Musikwettbewerbs in Za greb und 1986 1. Preisträger des Busoni-Wettbewerbs in Bolzano. Tanzes im 3 / 4 -Takt mit unregelmäßigen Akzen ten auf dem zweiten oder dritten Taktteil, be gegnen Teile in Mazurkaform und endlich in der feurigen, glanzvollen Schlußcoda auch der Rhythmus des wirbelnd dahinjagenden Obe re ks. Maurice Ravel, einer der prominente sten Vertreter französischer Musik um die Jahr hundertwende, begann zunächst in direkter ^kchfolge Debussys. Später erst fand er zu Wem eigenen Stil. „Ravel ist ein typischer französischer Musiker: auf dem gleichen Bo den erwachsen wie Couperin und Rameau, und wie der letztere verbirgt er meisterhaft die Kunst eben durch die Kunst selbst", schrieb einmal H. Prunieres. Was ist es, das an Ravels Musik so fasziniert? Das Unbeschwerte, Gra ziöse, Charmante, Witzige, aber auch das klanglich Rauschhafte. Charakteristisch sind für sein Schaffen auch die Beziehungen zur spanischen Folklore, die sich am erregendsten wohl in dem berühmten „Bolero" niederschlu gen, aber auch in der „Rhapsodie espagnole", in der einaktigen Oper „Eine spanische Stun de", in „Alborada del gracioso" zum Aus druck kommen. „Das Spanische bedeutete im Lebenswerk von Maurice Ravel mehr als eine pittoreske Note, eine farbige Nuance. Der Sohn eines Franzo sen und einer spanischen Mutter fühlte sich seinem Wesen zutiefst verbunden" (A. Hiebe- ner). In seinem Spätschaffen, das u. a. von Strawinsky und Schönberg nicht unbeeinflußt war, wurde sein Stil — im Gegensatz zu De bussys — kräftiger, realistischer und erstrebte wieder klarere Formen. Ravel, der Spätroman tiker, typischer Vertreter des Fin de siede, verkörperte die abklingende bürgerliche Mu sikkultur seines Landes wie in Deutschland et wa Richard Strauss oder in Spanien Manuel de Falla. „Alborada del gracioso" (Mor genständchen des Narren) entstammt einem Zyklus von fünf Klavierstücken, der 1905 kom poniert wurde und den Titel „Miroirs" (Spie gelbilder) erhielt. Diese Sammlung — ein Markstein in Ravels Klavierschaffen — zeigte