Meisters Schwanengesang, ein wahrhaft vollkommenes ,letztes Werk', sind erfüllt von dämmern der, abendgoldener Abschieds stimmung. Gesänge des sinkenden Lebens, gesungen voll Wehmut, doch voll Zuversicht auf das Kom mende. Ihre Melodie ist nicht mehr gegenständlich, ist ganz fließen des Melisma und schwingt sich in ,freien Flügen' (Hesse) über alle stofflichen Bindungen. Die Krone der im Zeitmaß getra genen und meisterlich durchschei nend instrumentierten ,Letzten Lie der' bildet ,1m Abendrot' nach Eichendorffs Versen, das bei der Herausgabe ans Ende des Zyklus gestellt wurde. ,Wie sind wir wan dermüde - Ist dies etwa der Tod?', heißen die letzten Zeilen; und wie eine zarte Reminiszenz zieht im Horn das Hauptthema aus Jod und Verklärung' vorüber. Dennoch ist es für Strauss bemerkenswert, daß er das Lied nicht in Schubert- scher Schwermut ausklingen läßt, sondern nach der schicksalsschwe ren Frage nochmals das program matische Lerchenmotiv anstimmt. Wie silbriger Glanz aus dem Tale des Todes tönt bis zuletzt der zart jubilierende Triller der Piccoloflö ten, mit dem die beiden Vögel zu vor ,nachträumend in den Duft' des Abendhimmels aufsteigen. Die anderen Gesänge sind nach Versen Hesses geschaffen. ,Früh ling' ist ein ,Licht übergossenes' Bild heller Geistigkeit. ,Beim Schla fengehen' kleidet Empfindungen des Abschieds in eine sanft modu ¬ lierende Melodielinie, die von der Solovioline an den Solosopran weitergegeben wird - das in seiner Melos-Süße am stärksten inspirierte Stück. ,September' besingt in hu- morig-hoffnungssuchendem Ton das Blühen des Gartens und das Vergehen der Natur." Richard Strauss. Zeichnung von Leonhard Fanto Spieldauer: ca. 22 Minuten Zwischen 1900 und 1940 zeigte Richard Strauss auch immer wieder Verständnis für die Möglichkeiten des Männerchorgesanges. „Dem Wiener Schubert-Bund und seinem Dirigenten Viktor Keldorfer zuge-