wie auch beim Es-Dur-Konzert, mit vollem Recht von einer „Klaviersin fonie" sprechen kann. Als Kern stück des Konzertes, in dessen Grundhaltung die lyrisch-idylli schen Züge dominieren, ist der dia logisierende Mittelsatz mit seinem poetischen Gegenspiel von Klavier und Orchester anzusehen. Der erste Satz (Allegro moderato) bringt zu Beginn, solistisch vorge tragen, das zarte, weiche G-Dur- Hauptthema, dessen motivische Be ziehung zu dem berühmten „Schick salsmotiv" der 5. Sinfonie häufig aufgezeigt wurde. Auf der Domi nante endend, erfährt das Thema durch einen plötzlichen Wechsel nach H-Dur eine neue Beleuchtung. Nach einer Weiterentwicklung im Tutti erklingt zuerst in den Violinen das stolze, signalartige zweite The ma. Mit diesen Hauptgedanken, die jedoch durch mannigfache neue Seitengedanken bereichert, vom Klavier in ausdrucksvollen Ak kordfigurationen umspielt und im mer wieder abgewandelt werden, entsteht nun ein wundervolles, von größtem Empfindungsreichtum zeu gendes Zusammenwirken von Solo instrument und Orchester, das nach der großen Kadenz rauschend schwungvoll beendet wird. Höchste poetische Wirkungen er reicht der ergreifende langsame Satz (Andante con moto). Einer Überlieferung zufolge soll er von der Orpheussage inspiriert sein und die Bezwingung der finsteren Mächte der Unterwelt durch die Macht seelenvollen Gesanges zum Inhalt haben. In leidenschaftlichem Dialog zwischen Klavier und Or chester erfolgt, charakterisiert durch zwei äußerst gegensätzliche Themen, ein düster-drohendes und ein innig-flehendes, diese entschei dende Auseinandersetzung zweier Prinzipien. Der sich unmittelbar anschließende Schlußsatz, ein Ron do, zeigt danach nun in seiner Ge staltung stürmische Lebensfreude, heitere Glücksempfindungen. Phan tasievolle Kombinationen des tän zerischen Rondo-Themas und eines lyrischen schwärmerischen Sei tenthemas münden in einen glanz vollen Abschluß des Konzertes. Dieter Härtwig Beethoven. Gemälde von Isidor Neugaß (um 1806)