Für Franz Schubert muß es demüti gend gewesen sein, in der armseli gen Wiener Vorstadtschule, wo sein Vater angestellt war, als Schul gehilfe arbeiten zu müssen, war er doch überzeugt: „Ich bin für nichts als das Componieren auf die Welt gekommen." Trotz beengter Ver hältnisse komponierte er in den fünf Jahren zwischen 1813 und 1818 wohl in jeder freien Minute, entstanden doch in jener Zeit fünf Sinfonien, acht Streichquartette, vier Messen, drei Singspiele, eine Oper und über dreihundert Lieder. Im Unterschied zu den Sinfonien Nr. 1 und 2 sind die übrigen Ju gendsinfonien Schuberts nicht mehr für das Schülerorchester im Wiener Stadtkonvikt geschrieben. Wir dürfen es sogar weitgehend seiner eigenen Initiative zuschrei ben, wenn aus den wöchentlichen Quartett-Übungen in seinem Vater haus ein Liebhaber-Orchester zu stande kam, das unter Leitung ei nes erfahrenen Mitglieds des Burgtheater-Orchesters erst im Hau se eines Kaufmanns, dann im bekannten Schottenhof seine Übun gen aufnahm. Hier dirigierte Schu bert zwar nicht, sondern verstärkte die Bratschen. Vor allem aber be lieferte er sein Orchester mit Ou vertüren und Sinfonien. Wie rasch dabei seine Feder übers Papier fliegen konnte, beweist die Sinfonie Nr. 3 D-Dur. Bis auf ihre ersten 47 Takte ist sie in der un wahrscheinlich kurzen Zeit von acht Tagen im Juli 1815 geschrie ben worden. Das wäre selbst für ei ¬ nen Schubert ein Ding der Unmög lichkeit gewesen, hätte ihn nicht ei ne feste Konzeption geleitet, die sein Genie und sein damals schon gefestigtes Können in sichere Bah nen lenkte. Tatsächlich erscheint die Sinfonie wie aus einem Guß, jeder Satz dieselbe Werkidee von anderer Seite aufrollend. Bereits die Einleitung (Adagio ma estoso) hält die Grundhaltung des ganzen Werkes, den erzähleri schen Humor, von den ersten Tak ten an fest. Kein Zufall darum, daß ihre Grundgestalt, ein aufschnellen der Skalenlauf, auch im folgenden Allegro-Satz eine wichtige Tutti-Rol le spielt. Derselbe gutgelaunte Er zählerton beherrscht auch die pointierte, feinziselierte Arbeit die ses Satzes, sowohl in der Führung der Themen als auch besonders in der dramatisch geschürten Durch führung, die immer weiter in die Franz Schubert im 17. Lebensjahr. Bleistiftzeichnung (vermutlich von F. v. Schober) Spieldauer: ca. 23 Minuten