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nationale und folkloristische Ele mente. Gleichwohl kam es am En de des 18. Jahrhunderts, bedingt durch den Triumph der italieni schen Oper und das Aufkommen des Melodrams, zum Verfall der Zarzuela, ja sie geriet zeitweilig sogar in Vergessenheit. In den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts wurden erste Wiederbelebungsversuche unter nommen. Durchschlagenden Erfolg errang Francisco Asenjo Barbieri, sozusagen der Klassiker des Gen res, 1 851 mit „Jugar con fuego", der ersten dreiaktigen „zarzuela grande", und leitete eine Wieder belebung der Gattung ein, deren Erfolg angehalten hat. Auch die „zarzuela andaluza" trat in jener Zeit erstmals auf. Unermüdlich wur de Werk um Werk geschaffen. 1857 ließ eine Künstlervereini gung, deren Ziel die Pflege und Er neuerung der Zarzuela war, das (heute noch bestehende) Teatro de la Zarzuela in Madrid errichten, das in gewisser Weise als Gegen stück zur Opera Comique in Paris gelten könnte. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entwickelte sich, eingeführt von Federico Chueca mit „La canciön de la Lola" (1 880) und „La Gran Via" (1886), dem es wie keinem gelang, die Atmosphä re des volkstümlichen Madrid ein zufangen, das „genero chico", die populäre einaktige Zarzuela mit teils rührselig-empfindsamem, teils sarkastisch-geistreichem Inhalt, die einen derartigen Beliebtheitsgrad errang, daß um diese Zeit sich nicht weniger als zehn Theater in Madrid ausschließlich der Auf führung dieser Werke widmeten. Auch Komponisten wie Geronimo Gimenez, der hauptsächlich die andalusische Musik pflegte, und Jose Serrano vertraten neben vie len anderen diese „kleine Gat tung" der Zarzuela. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts rückte auch die Zarzuela des „ge nero grande" wieder in den Vor dergrund, zu deren Blüte u. a. Pablo Luna, auch Autor elegant-fri voler Zarzuela-Operetten, und Pa blo Sorozäbal beitrugen. (Selbst Enrique Granados, sein Sohn Eduardo und Manuel de Falla schufen Zarzuelas.) Heute werden nur noch wenig neue Zarzuelas ge schrieben, gleichwohl liebt man in Spanien die Aufführungen älterer Stücke sehr, insbesondere des „ge nero chico", weil sie ihre Anmut und Frische erhalten haben, ohne allzu anspruchsvoll zu sein. Man che Sänger widmen sich bevorzugt der Interpretation solcher Werke. Ausschnitte aus Zarzuelas namhaf ter Vertreter dieser Gattung erklin gen im ersten Programmteil, Ge sangsnummern ebenso wie reine Orchesterstücke, so eingangs die instrumentale Einleitung zu „La Gran Via" (Die große Straße; Hauptstraße von Madrid) von Fe derico Chueca, ferner ein Zwi- Neue Blüte zu Beginn des 20. Jahrhunderts Spieldauer: ca. 40 Minuten