jener Zeit war auch für Beethoven ein Mann, der dazu berufen schien, die großen Ideen der Französi schen Revolution durch die Welt zu tragen. Erst als sich Napoleon 1804 zum Kaiser krönen lassen wollte, tilgte Beethoven die Wid mung des Manuskripts, das pro grammatisch dessen Namen trug. Dem Andenken an einen großen Mann („Sinfonia eroica, composta per festigiare il souvenire di un gran' uomo") wurde nun im 1 806 erschienenen Erstdruck das Werk eines revolutionären Heldentums gewidmet, das ohnehin aus noch anderen Quellen gespeist war. Ei nen entscheidenden Fingerzeig kann da die Variationsfolge des Schlußsatzes geben, dessen Kon tertanz-Thema Beethoven schon in seiner Ballettmusik „Die Geschöpfe des Prometheus" (1800/01) und später auch in den Klavier-Variatio nen op. 35 (1802) verarbeitet hat te. Auf jeden Fall hat es nicht an Versuchen gefehlt, das Werk von diesem Satz her aufzuschlüsseln und Prometheus als den Lichtbrin ger der Menschheit in den Mittel punkt einer Auslegung zu rücken. Doch letzthin bleibt dies bloße Spe kulation. Tatsache ist dagegen, daß Beethoven in einem Werk re volutionären Geistes mehrfach Into nationen französischer Revolutions musik aufgriff. Deren feurigen Elan haben die sechste Variation des Fi nales, ein Geschwindmarsch mit einer zündenden Melodie im punk tierten, federnden Rhythmus, und der Presto-Sturm des Siegesmar sches. Und auch zwischen Beetho vens Trauermarsch und Revolu tionsmusiken wie Franpois-Joseph Gossecs „Hymne ä la liberte" oder „Marche lugubre" sind erstaunli che Parallelen nachzuweisen. Statistiken ist zu entnehmen, daß die „Eroica" während des Zweiten Weltkrieges besonders häufig in deutschen Konzertsälen zu hören war. In den Dienst der psychologi schen Kriegführung trat nun - be wußt oder nicht - das Werk eines revolutionären Heldentums. Eine Aufführung ein halbes Jahrhundert zuvor war - ein Kuriosum der Re zeptionsgeschichte - von Hans von Bülow in einem Konzert der Berli ner Philharmoniker Bismarck als dem „Bruder Beethovens", dem „Beethoven der deutschen Politik" gewidmet worden. Grüne Straße 32 ■ 01067 Dresden Tel 495 20 28 • Fax 495 20 28 in der Dresdner Musikhochschule „Carl-Maria von Weber“ /ZtzJ f//f fr rS/Xc/l Manfred Schlechte Noten • Musikbücher • Tonträger Instrumente • Zubehör Kunstliteratur • Belletristik • Kinderbücher