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Eugene Ysayes, sein Geigenstudi um, das er später in Europa bei Georges Enescu und Adolf Busch fortsetzte. Für den jungen Musiker, der in den darauffolgenden Jahren als Wunderkind in New York, Pa ris, Berlin, Dresden und London auftrat, hätte es keine besseren Lehrmeister geben können. Bald riß sich die ganze Welt um ihn. Der Interpret klassischer und mo derner Violinwerke widmete sich auch der Kammermusik, z. T. mit seiner Schwester, der Pianistin Hephzibah Menuhin (1920 - 1981), und dem Ensemblespiel. Im Jahre 1956 gründete er in Gstaad (Schweiz) ein eigenes Festival und richtete hier eine Musikakademie für graduierte Streicher ein. 1959 - 1968 war er künstlerischer Direk tor des Festivals von Bath, dessen Orchester er gründete, aus dem später das Menuhin Festival Orche stra wurde, mit dem seine zweite Karriere als Dirigent begann. Mit diesem Orchester unternahm er weltweit Tourneen als Dirigent und Solist und spielte mehrere Schall platten ein. 1959 ließ er sich in London nieder, wo er heute noch lebt. 1963 gründete er nach dem Vorbild der Moskauer Zentralschu le für Musik, bei der die musikali sche und die Gymnasial-Ausbil- dung Hand in Hand gehen, in Stoke d'Abernon in der Grafschaft Surrey die Yehudi Menuhin Music School. 1969 - 1972 leitete er die Festspiele in Windsor. Inzwischen hat Yehudi Menuhin ei ne Anzahl der bekanntesten Or chester dirigiert, darunter die Berli ner Philharmoniker, das Royal Phil harmonie Orchestra London, das ihn 1982 zum Präsidenten und Mit dirigenten ernannte, das Halle Or chestra Manchester, das ihn 1992 zu seinem Präsidenten wählte, die Sinfonia Varsovia, deren Erster Gastdirigent er ist, und das English Chamber Orchestra, darüber hin aus verschiedene amerikanische Orchester. Der in aller Welt Hochgeehrte - al lein 25 Universtitäten verliehen ihm den Doktortitel h.c. - hat auch mehrere Schriften und Bücher ver öffentlicht, darunter seine Autobio graphie „Unvollendete Reise", die zum Bestseller wurde und ihm 1979 die höchste Literaturaus zeichnung der Bundesrepublik Deutschland, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, ein brachte, und „Die Musik des Men schen", ein Begleitband zu seiner gleichnamigen achtstündigen Fern sehfilmserie. Im Juni 1993 wurde Sir Yehudi Menuhin von der engli schen Königin Elizabeth II. zum Lord ernannt. Im Gedenken an den 50. Jahres tag der Zerstörung Dresdens führte er, Schirmherr des „Dresden Trust", der in England Geld für den Wie deraufbau der Frauenkirche sam melt, im 4. Außerordentlichen Kon zert der Dresdner Philharmonie im Februar 1995 mit dem English Symphony Orchestra, dem Philhar monischen Kammer- und Jugend chor das Mozart-Requiem auf.