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gen der Sinfonie „Asrael" op. 27, der sinfonischen Dichtung „Praga" op. 26 und der Suite „Ein Mär chen" op. 16, der Fantasie für Vio line und Orchester op. 24 und der Streicher-Serenade op. 6 ein weite res Mal für diesen Hauptrepräsen tanten der neueren tschechischen Sinfonik einsetzt. Bohuslav Martinö, der bedeutend ste tschechische Komponist um die Mitte unseres Jahrhunderts, studier te Violine und Orgel am Prager Konservatorium, war 1913 bis 1923 Geiger der Tschechischen Philharmonie und lebte 1923 bis 1940 in Paris. Hatte den Komponi sten in Prag Josef Suk beraten, so wurde in Paris Albert Roussel sein Mentor, zugleich Lehrer und Freund. Nachdem Dvorak und Debussy sein frühes Schaffen be einflußt hatten, bekannte er sich nun - nicht zuletzt von den freund schaftlichen Begegnungen mit Ra vel, Strawinsky, Honegger und Milhaud beeindruckt - zum Neo klassizismus. Gleichzeitig machte sich seit den 30er Jahren die immer stärkere Be tonung eines national-tschechisch gefärbten Ausdrucks bemerkbar, das Bemühen, die großen Traditio nen der tschechischen Musik in der Gegenwart fortzuführen, immer auf der Suche nach neuen Aus drucksmöglichkeiten, bedrängt aber auch vom Zwiespalt der vie len Stilwandlungen seiner Zeit, de ren Vergänglichkeit er fühlte. Nie gebärdete er sich als Radikaler, doch ebensowenig kann man sei ne Haltung konservativ nennen. Er war ein wahrer Musikant, dem Inspiration, Phantasie, Spielfreu digkeit mehr galten als theoretisch technische Erwägung. Vor dem Hitlerfaschismus floh er in die USA, wo er 1941 bis 1953 lebte. Die letzten Jahre hielt er sich abwechselnd in Frankreich, Italien und der Schweiz auf. Obwohl er den größten Teil seines Lebens fern von der Heimat verbrachte, verlor er nie seine innere Bindung an die se, was sich in vielen seiner Werke äußerte. Das vielseitige und um fangreiche Lebenswerk des Kom ponisten beeindruckt durch seinen starken emotionalen Gehalt, seinen Klangreichtum, seine geistvolle dif ferenzierte Gestaltung. Er schuf zahlreiche Opern und Ballette, Or chester-, Kammermusik- und Vokal werke. Sein 2. Violinkonzert schrieb Mar tinö für Mischa Elman, den er im Ja nuar 1943 in New York kennenge lernt und der ihn um eine Komposi tion ersucht hatte. Der Widmungs träger war auch der Interpret der Uraufführung des Werkes am 31. Dezember 1943 mit dem Bo ston Symphony Orchestra unter Serge Kussewitzky. Als Martinö dem Auftraggeber die am 26. April 1943 beendete Partitur aushändigte, hatte dieser nur einen Wunsch: am Ende des ersten Sat zes möge eine Kadenz stehen. Auf die Frage seines Biographen Milos Safränek, was der Grund- Spielauer: ca. 27 Minuten