durchzusetzen, enorme Schwierig keiten entgegenstellten. Die Messe für Soli, vierstimmigen Chor und Orchester Nr. 3 f-Moll, zwischen September 1867 und 1868 in Linz kurz vor der Übersiedlung nach Wien entstanden, jedoch dort erst am 16. Juni 1872 in der Augusti nerkirche unter Bruckners persönli cher Leitung uraufgeführt, „erregte unter den Musikfreunden Aufse hen" - wie die „Neue Freie Presse" meldete - „durch ihre kunstvolle Contrapunktik und Fugenarbeit wie durch einzelne ergreifende eigentümliche Schönheiten. Nicht nur durch ihre großen Dimensio nen und ihre schwierige Ausführ barkeit, auch durch Stil und Auffas sung verrät sie als ihr Vorbild die Beethovensche Missa-solemnis, ne benbei auch starke Einflüsse von Richard Wagner! Tage zuvor hatte sich schon das Wiener „Fremden blatt" mit dem Werk beschäftigt: „Die Messe Pruckners (!) ist eine Komposition, die von der Erfin dungskraft und dem ungewöhnli chen Können des Komponisten das rühmlichste Zeugniß ablegt. Mit poetischem Verständniß hat er sich in die vom Meßtexte geschaffenen Situationen vertieft und seine enor me kontrapunktische Kunst macht es ihm leicht, die schwierigsten Pro bleme spielend zu lösen. Übrigens konnte der treffliche Tonkünstler dem Reize nicht widerstehen, dem Texte bis in die kleinsten Details zu folgen, ein Verfahren, das ihn (wie z.B. im Credo) allzusehr in die Breite führt und das die Gesamt stimmung des Satzes bedroht. So dann läßt er sich von dem dramati schen Gehalte des Textes ver führen, hin und wieder an das Theatralische zu streifen, wie gera de wieder im Credo, wo man sich einmal mitten in einer christlichen Wolfsschlucht zu befinden meint." Die f-Moll-Messe ist die äußerlich großartigste und innerlich gehalt vollste der Brucknerschen Messe vertonungen. In diesem Werk vor allem bezeugt sich Bruckners Fröm migkeit, die in dunklen Tiefen ver wurzelt ist, die die Verlorenheit, die Angst und das Ringen kennt, der das leise, aus mystischer Ah nung kommende Stammeln ebenso gemäß ist wie das feierliche trium phale Bekenntnis. Das Hauptmotiv, eine Folge von vier von der Tonika zur Dominante absteigenden No ten, ist bezeichnend für den lapida ren thematischen Stil des Werkes. Leise, aus gedämpfter Mittellage der Stimmen, in stockenden, durch Pausen unterbrochenen Ansätzen steigt der Gesang des Chores auf. Schon nach wenigen Takten wer den die „Kyrie"-Rufe durch das „Christe eleison" abgelöst, in das auch Solobaß und Solosopran ein greifen. Erst bei der Wiederkehr wird das „Kyrie" mit der ganzen Fülle Brucknerscher Harmonik brei ter ausgeführt. In strahlendem C-Dur über kraftvol ler Baßbewegung setzt das „Glo ria" ein. Das „Qui tollis" ist ein aus drucksvolles Adagio. Im „Miserere" wechseln ineinander verschlungene Spieldauer: ca. 62 Minuten