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Bohuslav Martinüs Oeuvre repräsentiert im internationalen Mu sikleben wohl am nachhaltigsten den Begriff der tschechischen Gegen wartsmusik, ohne daß dieser — bei der stattlichen Schar bedeutender zeitgenössischer Komponisten unseres Nachbarlandes — darauf beschränkt wäre. Im Gesamtwerk des vielseitigen, kraftvoll eigenständigen Kompo nisten dominiert (obgleich der tschechische Meister auch zahlreiche musikdramatische Werke geschrieben hat) der Anteil der Instrumental musik, vielleicht weil die instrumentalen Ausdrucksmöglichkeiten seinem Temperament und seiner Ansicht vom schöpferischen Prozeß mehr ent sprachen. Die „Fünf kurzen Stücke für Violine, Violoncello und Klavier" komponierte er in der Zeit vom 20. bis 30. April 1930 in Paris, wo er von 1923 bis 1940 ansässig war. Er selbst war überrascht, wie leichtflüssig das neue Werk entstand: „Ich weiß nicht, wie ich das Trio zustandegebracht habe; unversehens, als ob es das Werk einer fremd^| Hand wäre, schrieb ich etwas völlig Neues." Dieses Neue besteht W einer neuartigen tonsetzerischen Technik, die Martinü sich mit diesem Werk erstmals erschloß: eine höchst freizügige Polyphonie, entwickelt aus der thematischen Arbeit mit einer Reihe kleiner „cellules" (Zellen), um eine Formulierung des Komponisten zu gebrauchen. Interessante frei polyphone Dialoge der Instrumente, überhaupt die dem Komponisten eigene harmonische Polyphonie, wie er sie später in seinen Orchester werken weiterentwickelte, prägen das einheitliche Profil der Komposition, deren Uraufführung im November 1930 in Paris durch das belgische „Trio Filomusi" jedoch einen Mißerfolg brachte. Zwei Jahre später — bei einer Interpretation durch das „Trio Hongrois" — fand sie dann eine begei sterte Aufnahme. VORANKÜNDIGUNG: 16. März 1969, 19.30 Uhr, Saal des Landhauses 4. LANDHAUS-KONZERT Werke von Beethoven, Bacewicz und Mozart Anrecht D und freier Kartenverkauf Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1968/69 Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. Dieter Härtwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstätte 40099 III 9 5 0,18 169 It G 009/4/69