Bruckner und seine Kritiker Wiederholung, der sich die Coda anschließt. Hier steigen aus der Tiefe die Klänge in leeren Quinten aufwärts, bis in großer dynami scher Steigerung das erste Thema gleichsam als Krönung den Satz beschließt. Der 2. Satz (Andante) ist in dreistrophiger Liedform gestaltet. Natürlich sind diese Strophen nicht gleichartig wie im Volkslied. Die erste Strophe besteht aus dem ersten Thema, einer „traurigen Weise“ der Violoncelli, von den Violinen im Anhang übernommen. Es folgt ein Choraleinschub als monumentale Trennung der beiden Themen. Das 2. Thema kann man als Fortsetzung der Gedanken des ersten Themas ansprechen; es erklingt in den Bratschen. Nach der Verarbeitung der beiden Themen (nicht des Chorals) folgen, klar er kennbar voneinander getrennt, die beiden anderen Strophen, durch wechselnde Überleitungen miteinander verbunden. In der dritten Strophe werden die Themen am freiesten verändert, gesteigert und nach Dur gewendet. Der Übergang zur Coda ist ähnlich den vorher gehenden Übergängen, sie selbst wurde aus dem Anfang des zwei ten Themas geformt. Das Scherzo (Vivace non troppo) ist ganz im Geist des klassischen Vorbildes mit Hauptteil (ABA), Trio und Wiederholung des Haupt teils komponiert. Im Hauptteil dominiert der Klang der Hörner, das Trio steht im Ländlercharakter mit den Klängen der Holzbläser (Flöte und Klarinette). Das Finale (Allegro moderato) beginnt vor der eigentlichen Expo sition mit einer Einleitung, die durch wiederkehrendes Pochen der Bässe auf einem Ton, Achtelbewegung der 2. Violinen und ein weiträumiges Oktavmotiv der Bläser charakterisiert wird. Das Oktavmotiv wird metrisch verkürzt und bildet den Keim zum ersten Thema, das nach einer gewaltigen Steigerung unisono im Orchester erklingt. Das im fünften Takt dieses Themas enthaltene Motiv des Hauptthemas des 1. Satzes führt bald darauf auch zu dessen Er scheinen. Das zweite Thema, aus einer dreiteiligen Motivgruppe bestehend, steht durch seine Helligkeit im starken Gegensatz zum dritten Thema im düsteren b-Moll, das sich gegen sein Ende hin aufhellt. Wie in der Exposition geht auch der Durchführung eine ähnliche Einleitung voraus. In großer kontrapunktischer Meister schaft ist die Durchführung gestaltet, der sich die Reprise mit einer veränderten Wiederholung der ersten beiden Themen anschließt. Auch die Coda wird von einer Einleitung eröffnet, dann beherrscht das erste Thema, mit seiner Gegenbewegung gekoppelt, das Feld. Feierliche Choralklänge und Trompetensignale führen in großer Steigerung zu einem strahlenden Es-Dur, in dem aus dem ersten Satz der Rhythmus des Hauptthemas und das in ihm vorkommende Ces wie spätherbstliche Laubfärbung die Klangpalette dieses gran diosen Finales bereichert.