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war er kurze Zeit Dirigent an der italienischen Oper in Moskau gewesen, bis ihn sein Leiden zwang, diese Stellung aufzugeben. Fortan widmete er sich, im Süden lebend, ausschließlich seinem kompositorischen Schaffen. Doch nur Weniges war ihm vergönnt zu vollenden. Dazu gehören zwei Sinfonien, seine wohl bedeutendsten Werke, sinfonische Dichtungen, Lieder, Kammer» und Schauspielmusiken sowie Klavierstücke. Kalinnikows erstes großes Werk war die Sinfonie Nr. 1 g-Moll für großes Orchester, im März 1895 in Jalta vollendet. Die begeistert auf genommene Uraufführung erfolgte am 8. Februar 1897 in Kiew unter Leitung von A. N. Winogradski, der sich in der Folgezeit unermüdlich für die Kom position einsetzte. Ihr gewaltiger Erfolg überall (so 1898 in Wien, 1899 in Berlin. 1900 in Paris) war eine der wenigen Freuden, die der Komponist in seinem Leben hatte. In der Tat stellt die Sinfonie eine beachtliche Talentprobe dar. Ihre aufrichtige Gefühlssprache, ihre humanistischen Ideen sind in ein Klang- und Melodiengewand gekleidet, das der russischen Volksmusik zutiefst verpflichtet ist. Teils verwendete Kalinnikow originale Volksweisen, teils er fand er eigene im Sinne der Volksmusik. Das Melos ist zugleich von unmittel barer Einfachheit und tiefer Beseeltheit des Ausdrucks. Die Entwicklungslinie der Sinfonie führt von einem emotionell-gehobenen Allegro über ein poetisches Andante und ein feuriges Scherzo zum feierlichen Finale. Das Werk kennt keine schroffen, dramatischen Kontraste, die grundlegenden Themen, die ein ander harmonisch ergänzen, haben eher etwas Lyrisches, Liedhaftes. Ihre in- tonatsmäßige Verwandtschaft verleiht dem Stück eine große innere Einheit. Zweifellos ist Kalinnikows g-Moll-Sinfonie, die sichere Beherrschung der Form und Instrumentation erkennen läßt, eines der besten Beispiele klassischer russischer Sinfonik von lyrischer Grundhaltung. Das Hauptthema des ersten Satzes (Allegro moderato) ist ein russisch gepräg tes, gesangliches Gebilde energischen Charakters, der Folklore entstammend. Es schafft die Grundlage sowohl für die Gesanglichkeit, die das gesamte Werk kennzeichnet, als auch für jenes erregte Gefühl, das den ersten Satz durch» pulst. Das Seitenthema ist lyrisch und läßt an Borodin denken. Die Durch führung arbeitet mit variationsmäßiger Entwicklung des musikalischen Ma terials und führt zu einem wirkungsvollen Höhepunkt Der zweite Satz (Andante commodamente) stellt eine musikalische Schilderung der russischen Landschaft dar, in zarten Pastelltönen gehalten. Im Mittelteil begegnet ein frei fließender, wehmütiger, etwas träumerischer Gesang (Oboen» Solo). Das Scherzo (Allegro non troppo) ist durch volkstümliche Tanz- und Liedmelodik gekennzeichnet. Es wird das Bild eines von fröhlicher Laune erfüllten, temperamentvollen Volksfestes entworfen. Die Rhythmik des Haupt themas geht vom russischen Volkslied aus. Das Thema des Trios ist von der Lyrik des „gedehnten* Liedes beeinflußt. Besondere Bedeutung erlangt das Finale (Allegro moderato - Allegro risoluto). das einen zusammenfassenden Charakter besitzt, kehren doch fast sämtliche Themen der vorangegangenen Sätze wieder, außerdem werden noch zwei neue Gedanken eingeführt Das Hauptthema hat tänzerischen Charakter und scheint in seiner melodisch-rhythmischen Struktur dem russischen Volkslied „Spiele, mein Dudelsack* verwandt. Das gesangliche Seitenthema entwickelt in seiner Stimmung die des Hauptthemas des ersten Satzes weiter. Schwungvoll ver klingt die Sinfonie in G-Dur., tlt'29/26 KsG 020 2269