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Irrlichter). Nach Mephistos Ständchen „Was machst du vor des Liebchens Tür?“ und einem Chor der Irrlichter finden Faust und Margarethe zu einander (Liebesduett). Mephisto entführt Faust am anderen Morgen mit dem Hinweis auf die Nachbarn, die „mit Fingern auf’s Haus zeigen, Mar garethe verhöhnen und laut die Mutter rufen“. Dem Chor der Nachbarn folgt Margarethes innige Romanze „Meine Ruh’ ist hin“. — Während einer Jagd berichtet Mephisto Faust, daß „Margarethe zum dumpfen Kerker ge schleppt und als Mörderin der Mutter zum Tode verurteilt ist, ,ein Gift, das sie von dir erhielt, die Mutter einzuschläfern, wenn nachts euch die Liebe berauscht’, ist am Unglücke schuld!“ Es ist ein feiner Zug der Ber- liozschen Deutung des Faust-Stoffes, daß erst zu diesem Zeitpunkt Faust den Pakt mit dem Teufel unterschreibt, nämlich um Margarethe zu retten. Damit hat Berlioz das Thema des romantischen Liebestodes gleichsam vor ausgenommen und originell abgewandelt. — Mit einer dramatischen Höl lenfahrt (Faust und Mephisto auf schwarzen Pferden daherbrausend, dazu gleichzeitig Chor betender Landleute), dem Triumph Mephistos „Der Sieger bin ich“, einem Pandämonium der Verdammten und Höllengeister sowie Margarethes Verklärung im Himmel endet das Werk. Seine musikalischen Schönheiten seien hier nur angedeutet: Von den ins Unhörbare verhauchen den Klängen des Sylphentanzes bis zum brutalen Lärm der Trinkerszene in Auerbachs Keller und dem orgiastischen Triumphgeheul der Teufel stehen Berlioz alle Nuancen dramatischer Gestaltung zur Verfügung. Und wie weiß er die Instrumentalklangfarben der Charakterisierung der ein zelnen Figuren nutzbar zu machen! Genial die Ökonomie, mit der die In strumente eingesetzt werden! Im Ganzen wirkt die „Dramatische Legende“ durch ihre Kontraste, ihre Mischung aus Realistik und Phantastik und die mitreißende Schwungkraft seiner Melodien; wenn sie zuweilen ganz un leugbar Banalitäten und Elemente von Kolportage enthält, so erscheinen sie doch unter’ dem Aspekt der künstlerischen Gesamthaltung und Gesamt leistung ins Großartige gesteigert. Hermann Börner Aus dem Leben des Berliner Rundfunk-Sinfonie-Orchesters Zwischen dem Berliner Rundfunk-Sinfonie-Orchester, der Solistenver einigung und dem Großen Chor des Berliner Rundfunks besteht seit über 20 Jahren eine enge künstlerische Arbeitsgemeinschaft. Ein fester Bestand teil dieser Zusammenarbeit ist die traditionelle Aufführung der 9. Sinfonie von Beethoven zum Jahreswechsel und die gemeinsamen Konzerte bei den alljährlich stattfindenden Händelfestspielen in Halle. Besondere Höhepunkte waren Konzertreisen, die Orchester und Chöre mit ihren Chefdirigenten Prof. Rolf Kleinert und Prof. Helmut Koch nach England, Italien, Frankreich, Polen, Bulgarien und die CSSR führten. Beide Chöre wurden von Prof. Helmut Koch gegründet. Die Solistenver einigung besteht seit 1945. Der Große Chor beging am 4. November 1968 sein 20jähriges Jubiläum. Neben den Sinfoniekonzerten erfüllt das Orchester „hinter geschlossenen Türen“ seine speziellen Rundfunkaufgaben, die darin bestehen, das ge samte klassische Repertoire bis zum zeitgenössischen Schaffen auf Tonband zu spielen. Dazu gehören nicht nur die sinfonische Literatur, sondern auch die Bereiche der Oper und Chorsinfonik. Diese Aufnahmen, seit 1965 vor wiegend in Stereo, dienen zunächst dem Sendebedarf des Deutschen Demo kratischen Rundfunks. Durch die internationalen Verbindungen, die zu Rundfunkstationen in aller Well gepflegt werden, gelangen die Aufnahmen des Berliner Rundfunk-Sinfonie-Orchesters zu Hörern in allen fünf Konti nenten. Ein Programm mit Werken von Beethoven, gespielt vom Berliner Rundfunk-Sinfonie-Orchester, wurde von 80 Rundfunkstationen ge wünscht, ein Programm mit Werken von Hanns Eisler von 106 Rundfunk stationen, darunter sind beispielsweise alle Stationen der Sowjetunion, nordamerikanische und lateinamerikanische Stationen, Japan, Australien, arabische und afrikanische Stationen. Begeisterte Zuschriften ausländischer Rundfunkstationen geben Zeugnis von der hohen künstlerischen Qualität der Aufnahmen des Berliner Rund funk-Sinfonie-Orchesters. In einer Kritik der „North American Broad casting Corporation“ heißt es: „. .. das Orchester hat professionellen Schliff, der durch die Vir tuosität (Igor) Oistrachs noch erhöht wird, dessen Violinkonzert von Tschaikowski eine der besten Interpretationen dieses Stückes ist, die wir je gehört haben.“ Das Programm, von dem diese Kritik spricht, enthielt neben Tschaikowskis Violinkonzert die X. Sinfonie von Max Butting. In jüngster Vergangenheit wurden folgende Aufnahmen des Orchesters, zum Teil unter Mitwirkung der Chöre des Berliner Rundfunks ausge- strahlt: BBC-London: Beethoven: Klavierkonzert Nr. 5 mit Annerose Schmidt Schostakowitsch: 12. Sinfonie Dänemark: Dessau: Requiem für Lumumba Warschau: Mendelssohn: Musik zu „Ein Sommernachstraum“ Konzert für Violine und Orchester mit Heinz- Helmut Klinge Helsinki: Butting: X. Sinfonie Australien: Mozart: Sinfonia concertante KV 364 Händel: „Judas Maccabäus“