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Weißeritz-Zeitung : 22.10.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-193810227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19381022
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19381022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1938
-
Monat
1938-10
- Tag 1938-10-22
-
Monat
1938-10
-
Jahr
1938
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 22.10.1938
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Lichter lesen aus ihren Werten Bcranstaltnngcn in Sachsen Mr „Woche dcS Buches" Wahrend der Woche des Buches werden im Gan Sachsen mehrere Dichter-Lesungen durchgeführt werden. In Dresden wird die Iahresschau des deutschen Schrift tums in der Laudcshibliothcl mit einer zweiten Schau „Zeitgeschehen im Bildhuch" eröffnet, während der Ncichs- sendcr Leipzig in der Stunde für die Jugend sächsische Dichter zu Wort kommen läßt. Einer der größten Be triebe in Wcstsachsen erleichtert seinen Gefolgschaftsmit gliedern durch besondere Maßnahmen den Kauf von Büchern, um tatkräftig de» Sinn und Zweck des deutschen Buches zu fördern In Sachsen finden folgende Dichterlesun gen statt: in Dresden am 31. Oktober Wilhelm Pleyer, 2. November Josef Weinheber, 5. November Johannes Linke (außerdem veranstaltet die Hitler-Jugend in einer geschlossenen Vorführung eine Dichter-Lesung von Fritz Helke); in Chemnitz am 3. November Felix Timmer manns; in Zittau am 1. November Josef Weinheber; in Bautzen am 3. November Josef Weinheber; in Plauen am 31. Oktober Josefa Bchrens-Totenohl; in Wurzen am 4. November Johannes Linke; in Zwickau am 5.11. Felix Timmermanns; in Roßwein am 2. November Gott fried Rothacker; in Mittweida am 2. November Felix Timmermanns; in Aue am 31. Oktober Hans Zöbcrlein; am 2. November P. C. Ettighoser; in Freital am 31. Ok tober Gottfried Rothacker; in Freiberg am 2. November Hans Zöberlein. In der Stunde der sächsischen Dichter im Reichssender Leipzig werden Vorlesungen gehalten aus Arbeiten von Kurt Max Grimm aus Zwickau, Wal ter Schäfer aus Chemnitz, Wolfgang Schreckenback aus Leipzig und Andreas Zeidler aus Leipzig- Reichrtheatertage der HI. ' «Nemeinschaftscmpfang in den Theater» ani Montag. Lie feierliche Eröffnung der diesjährigen Reichstheater- rage der HI. in Hamburg wird am Sonntag, dem 23. Oktober, um 19.30 Uhr, im Thalia-Theater zu Hamburg vom Jugeud- führer des Deutschen Reichs, von Schirach, vorgcnommcn. Jin Anschluß daran findet die Uraufführung von Eberhard Wolf gang Möllers „Der Untergang Karthagos" statt. Die Eröff nungsfeier wird vom Reichssender Hamburg übernommen und am Montag, dein 24. Oktober, um 19.30 Uhr, vom deutschen Rundfunk als Reichsscndung übertragen. Am Abend des 24. Oktober versammelt sich die Hitler-Jugend in zahlreichen deutschen Theatern, um die Eröffnungsfeier der Neichstheater- tage im Gemeinschastscmpsang abzuhören. In Anschluß dar an finden in diesen Theatern Vorstellungen kür den Vcran- paltungsring der HI. statt. . Umdlunl-Programm »eickSseuder Leipzig Sonntag, 23. Oktober 8.00: Aus Hamburg: Hafenkonzert. — 8.00: evangelische Norgenseier. — 8.Ä) Orgelmusik, gespielt von Joachim Voigt. - 9.00: Aus Königsberg: Des Mannes bester Kamerad ist die tamcradin! Morgenfeier um die deutsche Iran nach einem Wort von Gorch Fock. — 9.30: Morgcnständchen. Das Bann «rchestcr Leipzig. — 10.00: Lachender Sonntag. lJndnstrie- challplattcn und Ausnahmen des Deutschen Rundfunks.) — 1.10: Sudetcndentsche Dichter der Gegenwart: Gottfried Roth- ickcr. Lesung aus seinem Roman „Das Dorf an der Grenze". - N.30: Mozart Stunde. — 12.00: Aus Berlin: Musik am ; vüttag. Das Klavicrduo Hans Bund, Junghcrrs Akkordion- Neloviker nnd die Kapelle Walter Raatzke. — 14.00: Zeit und ! Wetter. — 14.05: Musik nach Tisch. «Jndustrieschallplatten nnd ' Aufnahmen des Deutschen Rundfunks.) — 15.30: Der Tölpel- urus. Märckym noch H. E. Andersen. — 16.00: Aus Saar- «rückcn: Musik am Nachmittag. — 18.00; Tie Ballade vom ' Wandersmann, Rudolf Alerander Schröder. — 18.20: Musik ; air Unterhaltung. Das Rundfunkorchester und der Stöttcritzcr i Nandolincuverein. — 20.00: Abcndnachrichten. — 20.10: Aus i tarlsbad: Jminer lustig und froh auf Welle drci-acht-zwoo! Ein großer bunter Abend. Das Karlsbader Kurorchestcr und So- s rstcn. — 224)0: .Abcndnachrichten, Wettermeldungen, Sport. — i 2..30: Aus Frankfurt: Unterhaltung nnd Tanz. Melitta Wit- j cnbecher (Sopran), Kapelle Karl Klans. — 240« ms 3 00: >. Nachtmusik. s Montag, 24. Oklovcr ä.:D: Aus Frankfurt: Frübkouzcrt. Musikzug der SA., : gr<lppe Hessen. — 8..30: Aus Breslau: Für Lie Arbeitskamc- l -aden in den Betrieben: Unterhaltungsmusik. Der Ganmnsik- . ug Schlesien. — 10.00: Ans Königsberg: Mümmel Hoppel- nanns Abenteuer. Naturkuudlickrcs Märchen mn das Hascn- wlk. — 11.15: Erzeugung nnd Verbrauch. — 11.35: heule vor . . Jahren. — 11.40: Fremde Hände Helsen mit Hörbericht. - 12.00: Alls Dresden: Mittagskonzcrt. Das Dresdener ?rck>ester. — 14.00: Zeit, Nachrichten und Börse. Anschließend: Nusik nach Tisch. (Jndustrieschallplaltcn und Ausnahmen des deutschen Rundfunks.) — 15.25: Von Dicktcrinalcrn nnd nn- wreu Meistern zweier Künste, — 15.45: Wissen und Fortschritt. - 16.00: Aus Augsburg: Nachmittagskonzert Vilma Lessik Sopran), das Augsburger Unterhaltungsorchester. — 18.00: die Seeschlacht im Wandel der Zeiten: Tsushima. — 18.20: Nusikalisches Zwischenspiel. — 18.25: Abendliche Einkehr. Gc- j üchte von Hermann Claudius. Zum 60. Geburtstag des Tich- ! crs. — 19.00: Unterhaltungskonzert. Gerhard Hofmann (Bari- I on), Willi Althoff (Mandola), Kapelle Otto Fricke. — 20.45: z 4us Dresden: Das LamprcchtShnnscner Wcihcspicl. Kamvs s «nd Not eines deutschen Dorfes in Oesterreich. Von Karl i Zpringcnschmid. — 22.30: Aus Köln: Nachtmusik und Tanz. ! das Unterhaltungsorchester. — 21.00 bis 3.00: Aus Könias- ' »crg: Nachtmusik. > LcutsOlandsenver > Sonntag, 23. Oktober k 6.M: Aus Hamburg: HascukouzcrI. — 8.00: Wencrvcncht ! Anschließend: Eine kleine Melodie. (Jndustrieschallplaltcn.) - 8.20: Petri Heil! Fröhlicher Fischzug mit ernstem Hintergrund I — 9.00: Sonntagmorgcn ohne Sorgen. Kapelle Egon Kaiser. — i 10.00: Gott hilft nur dem, der die Hilse verdient! Morgenfeier — 10.45: Mozart: Sinfonie D-Dur, Nr. 38. (Aufnahme.) — 10.15: Deutscher Scewettcrbcricht. — 11.30: Fantasien auf de, , Wurlitzer Orgel. — 12.00: Aus Wien: Musik zum Mittag. Das Unterhaltungsorchester des Rcichsscndcrs Wien. — 12.55: Zeit, : Zeichen der Deutschen Sccwarte. — 13.00: Glückwünsche. — ! 13.10: Ans Wien: Musik zum Mittag. Das Kleine Orcbcstei , des Rcichsscndcrs Wien. — 14.00: Der Wolf und die siebe, ' Gcißlcin. Ein Märchcnspicl nach Grimm. — 14310: Werke vor Giacomo Puccini. (Jndustricschallplatten.) — 15.15: Pcic, Tschaikowsky: 5 Sinfonie. Die Berliner Philharmoniker. «'Ans- > nähme.) — 16.00: 'Musik am Nachmittag. Das Orchester des I Dcmschlandscndcrs. Elfriede Harder «Harfe). In der Pausi ' nm 17.00: Reiseberichte, fremde Gesichte. Anschließend: Ein« kleine Melodie. (Jndnstricschaltplallcn.) — 18.00: Groß« ! Deutsche: Zwicgcstirn. Szenen um die Bruder von Humboldt Von Frank Lebcrecbl. — G.30: Gerhard Hüsch singt. OAuß nabiue.) — l!>.00: Musikalische Kurzivcil Als Einlage: Unr nächsten Sonntag Wunschkonzeri! Heinz Goedecke nnd herber- Jäger sprechen nnd spielen — 10.15: Deutschland Svoriccho l hör berichte nnd Spor'.nacbrichien. — :'0.00: »crnsprnch, Kurz- Nachrichten und Wetterbericht. — 20.10: Doktor Faust. Szene« ; ans vorgoetbcschcn Darstellungen nnd Dichtungen. — 20.40: Musik um „Faust" Das Sinfonieorchester und der Chor vor PTT.-Paris. (Nusnahnien von Parts ) — 22.00 Tages-, Wetter, nnd Sportnachrichten. Anschließend: Dcutschlandccho. — 22.30: Eine kleine Nachtmusik. — 22.45: Deutscher Sccwetterbericht — 23.00: Aus deutschen Opern. 'Wanda Achsel «Sopran), Augnsi Scider (Tenor), Herbert Alscn (Baß) die Wiener Symphoniker (Aufnahme.) — 23.50 bis 24.00: Eine kleine Melodie. «Aus nahmen.) Montag, 24. Oktobc» 6.M: 'Ans Frankfurt: Frühkonzcrt. Der Musikzug der SA.- Gruppe Hessen. — 9.40: Kleine Turnstunde. — 10.00: Du Latcrnenträgcr. Ein naturkundliches Spiel von Waldemai Bartelt. (Ausnahme.) — 10.M; Aus Frankfurt: Festliche Musil aus der Nicolai Kirche und der Kirche des KarmclitcrkloslerK — 12.00: Aus Frankfurt: Werke deutscher Meister. Solist: Hell, mnth Schwccbs, das Große Orchester des Reichsscndcrs Frank snrt. — 13.15: Nus Frankfurt: Platzkonzert. Das Mnsikkorps eines Infanterieregiments. 'Als Einlage: Die Frankfurter 'Alt- I stadt, und: 'Aus der Arbeit der NSV. — 15.15: Heiter sei di, k Kinderstube! — 15..3O: Aus Frankfurt: Mit dem FD. 241 ON - durch die Stadt Frankfurt, Anschließend: Programmhinwcise > — 16,00: 'Ans Frankfurt: . wie kann nor en Mensch „et vor 1 Frankfort sei!" Frankfurter Frohsinn und schöne Melodicr laßt jetzt au euch vorüberzichn. Als Einlage: Frankfurt, di, j Stadt Goethes. — 18.00: Ans junger Dichtung nnd Musik (Aufnahme.) — 18.40: Ans Frankfurt: -Die Stadt nm Strom Hörbild von AlsonS Paguet, Musik von Heinz Schröter. - > 19.25: Unterhaltungsmusik. (Jndustricschallplatten.) — 20.10 1 Kauuncrmusik. Das Fritzsche-Quartett. (Ausnahme.) — 21.00 Aus der weilen Welt. Mikrophone berichten von Ländern, Menschen, Gedanken und Geschehnissen. — 23.00 bis 24.00: Nordischer Abend: Schweden, Norwegen. Das Rundfunk t'nsonicvrchcster in Kopenhagen. «Aufnahme.) Küchenzettel vom 23. bis 29. Oktobc Sonntag mittag: Rotkraulsalat, eingelegtes hanunco bratslcisch mit grünen Klößen, Flammeri von deutschem Pud- dingmchl mit Fruchlsaucc; abend: Bauerncssen mit Bückling, grüner Salat. — Montag inittag: Fleischrcst voin Sonn tag mit Porrccgcmüse und Kartoffeln; abend: Gebackene Klöße (Rest vom Sonntag), roter Nübensalat. — Diens- tag mittag: Fischhackbratcn mit Möhrengemttsc und Kar- löffeln; abend: Bnmc Quarkbrotc (Vollkornbrot), Apfcltcc. — Mittwoch: Morgensrühstück: Milchkaffee mit Vollkornbrot nnd Nübensaft; Schulfrühstück: Slrcichbnttcrbrot (Vollkorn brot); inittag: Gemüsesuppe, Quarkstrudel; abend: Gebackene Scllerieschciben, Kartoffeln. — Donnerstag niittag: Ge schmortes Nindcrhcrz mit Kartofsclwickelklößcn; abend: Ztrcichwurstbrotc «Vollkornbrot), Saucrlrautsalat. — Frci- 'tag mittag: Fisch mit Käsctnnke nnd Makkaroni; abcnd: Fischsalat «Rest vom Mittag), Fcttbrot (Vollkornbrot); abcnd: Lcbcrkartoffcln. 23. Oktober Sonne: A. 6.38, U. 16.50; Mond: A. 6.43: U. 16.40. l801: Albert Lortzing in Berlin geb. «gcst 1851). — 1805: Der Dichter 'Adalbert Stifter in Oberplau geb «gcst. 1868). — 1844: Dcr Maler Wilhelm Lcibl in Köln geb. «gcst. 1!>00). 24. Oktober Sonne: A. 6.40, U. 16.48; Mond: A. 7.55, U. 17.12. , >618: Westfälischer Friede zu Münslcr und Osnabrück: Ende dcS Dreißigjährigen Krieges. — 1796: Der Dichter August Graf 1. Platen Hallcrmuud in Ansbach geb. «gcst. 1835). — 1917: Dcsterrcichische und dcnlsche Kräslc durchbrechen die italienische Front am Jsonzo «12. Jsonzoschlachli. — 1918 ,bis 4 Novem ber): Schlack» um Valencienncs. — 1936: 'Anerkennung des > mlie„ische>' Kaiserreichs Aelbiopien durch das Deutsche Reich. Meister LremH 0170 (2. Forlsclzung.) „Glauben Sic mir — davon höre ich das erste Wort!" Sein tiefes Erstannen war unverkennbar. Er grübelte ihren Worten nach. Tatsache war, daß der Vater nie von den Sohrmanus gesprochen hatte. Er sprach das zögernd aus. „Es siel mir nicht aus. Jetzt freilich..." Sein Blick suchte Elses Augen und vollendete den Satz. Aus dem Hoftor trat ein alter Bauer in Joppe und Mütze, die Tabakspfeife zwischen den verkniffenen Lippen. Er paffte große Wolken und wollte an den jungen Leuten vorbei. Inge trat heran, sah den Mann freundlich an und sagte: „Guten Tag! Schön wohnen Sic hier." „Freilich", sagte derAlte bedächtig, „kaascn Sc siech des Bauerszeig dort drüm — cs will kaa Mensch erbn; nochcr bamscs aa su schöcr wie mir..." Der Mund verzog sich zu einem Grinsen, lausend Falten sielten im ledernen Ge sicht. er schlurfte, vor sich hinlacheud, weiter. „Er hat kein Interesse an hübschen Skihasen", lachte Inge. Jobst Franke aber biß sich aus die Lippen, eine Flamme schoß über seine Stirn. Er wandte sich schweigend ab nnd spurte davon. Inge zuckte die Achseln und griff zu ihren Stöcken, Else folgte, gegen ganz unbegründete Tränen kämpfend. Der Weg zu Jobst Fronte schien ihr plötz lich gar nicht mehr so leicht und selbstverständlich. Dunkles wuchs drohend ans der Vergangenheit. Ein Heller Rus des Führers. Die Schlußsahrt begann, cs hieß scharf anspassen. Als sie im Tale ankam, sah Jobst ihr mit.aufgchelltcm Gesicht entgegen, warmer Glanz war in seinen Nngcn. Da wurde sie schnell wieder froh und zu versichtlich. Stark und männlich ist er; er wird schon alles in die Reihe bringen! Inge war weit über seinen Halte Platz hinausgcschosscn nnd winkte ungeduldig „Kaffee!" rief sie durch die hohlen Hände. „Else, können wir einmal allein fahren? Bitte, machen Sic es möglich!" Sie mußte die Lider senken vor seinem Blick. Seine Stimme war weich und zärtlich. „Ja Jobst ", sagte sie nnd glitt schnell davon. Da setzte auch er sich mit kräftigem „Juhu" in Be wegung. „Quatsch: jnhn! Kasscc will ich trinken", ries Inge und schnallte die Bretter ab. Zweites Kapitel Franz Adlcr, der Gemeindevorsteher des Dorfes Feld- Hausen, ging einige Wochen danach bedächtig durch den launischen Vorfrühlingstag der Musikstadl zu. Jagende Wolken schütteten plötzlich schrägen Strichregen hernieder, der ibn zwang, den Kragen der Joppe hochzuschlagcn und den Kopf cinzuziehen. Minuten später lachte wieder die i Sonne und die Landschast gebärdete sich frühlingshaft. Aber cs Ivar Trug, denn die Bäume reckten kahle Aeste zum ! unzuverlässigen Himmel, die Grasnarbe der Wiesen und ; Hänge lag gelb und grämlich, trübes Schmelzwasser füllte : den Teich am Wege, die Stare flatterten mißmutig, nnd § schmutziger Sch nee re st hielt sich hartnäckig in sonucnarmcn s Winkeln und Gräben. I Der Gemeindevorsteher stopfte sich im Gehen eine neue ! Pfeife, setzte sie in Brand und brummelte vor sich hin. Er hatte einige sechzig Jahre aus dem Buckel. Das Brummelu j war nichts anderes als lautes Denken. Er sprach im All- ! tag wenig, sammelte schweigend seine Erfahrungen, j münzte sic in Lebensweisheit nm nnd wartete auf besondere ' Gelegenheit, sie von sich zu geben. Tas geschah ab nnd zn ! in den Gemcinderatssitzungen. Wenn daraufhin der Mci- ! nnngsstrcit wogte, saß er unberührt, mit einem fast vcr- ! sichtlichen Schimmer in den Wasserbetten Augen unter den 1 buschigen Brauen. Alle „Fürs" und „Widers" hatte er ! nicht eilig mit dem Mundwerk hin- und hcrgezogen, son- j dcrn mit dem Verstand abgewogen und formuliert. Nein, j der Adler war nicht dumm, das wußte mau nicht nur in i Feldhausen. Er war auf dem Wege zu seinem alten Schulkameraden > Andreas Christian Franke. ! Bald stand er vor einem geräumigen, zweistöckigen j Hans mit großem Torbogen, der aus einen gepflasterten j Hof sahne, lieber dec E.usayct war ein großes Firmcn- ' schild angebracht: A. CH. Franke. ; Adlcr schüttelte verwundert mit dem Kopf. Das tat er - immer, wenn er — selten allerdings — vor diesem Hause s stand. Der Christian war — vcrdimmig! — ein großer ! Mann geworden. Unter dem Namen stand zu lesen; l „Mnsilinstrumcntcn - Saitcnsabrik", „Engros" „Export", j Die Fenster des Erdgeschosses hatten Milchglasscheibcn, in denen die Schutzmarke der Firma prangte. Es wollte dem Gemeindevorsteher nicht in den Kops. ! Der Christian wollte das brüderliche Erbe nicht antrcten, , den väterlichen Hof in Fcldhausen nicht nehmen? Das wäre doch gelacht! Er gab sich einen Ruck, ging über die ' Straße und sah sich im Torbogen suchend um. Kisten ; standen an der einen Wand ansgcstapelt, an der anderen wiesen Juschtiftcn nnd Pfeile: „Zur Ablieferung", „Zum ! Kontor", „Eintreten, ohne anzuklopfcn!" ! „Als ib icch oaklopfcn tät...", brnmmte Adler und ging ' durch die Tür. Er stand in einem großen Raum, der aber bis in alle ' Ecken ausgcnützt war. Mädchen klapperten aus Schrcib- i Maschinen, ein Mann mittleren Alters saß aus einem - Trcbstuhl vor längst unmodernem, hohem Pull und hatte ; unförmige Bücher vor sich. Er schielte mißmutig über die , Brille hinweg zur Tür, wo der Bauer vor einem quer- gestellten Ladentisch haltmachcn mußte. Ein Jüngling schlängelte sich aus der Ecke heran und tat sehr gewandt. „Womit kann ich Ihnen dienen?" „Wu is n der Chef — icch hätt' mit ne zu reden?" „Schön, mit wem haben wir die Ehre?" „Sog: der Adler von Feldbaus»« wär do. „Will mal scheu .sagte der Jüngling beleidigt uuv oerschwand im Nebenzimmer. A. CH. Franke stellte keine ortsansässigen Angestellten ein. Seine Rede war: die lernen nur, guckeu die Adresse» ab, mache« sich später selb ständig, drücken die Preise, weil sie weniger Spesen haben als ein großes Haus, und wir kommen noch mehr ans den Hund als wir schon sind. Der Jüngling wand sich wieder ans der Tür; als er sie leise und respektvoll schließen wollte, wurde sic von innen temperamentvoll geöffnet. Ter Kommis geriet leicht ins Schwanken. Eine laute, herrische Stimme rief: „Komm 'rein, Franz!" Andreas Christian, in einem lackbcschmicrten Arbeits kittel, fuhr sich nervös durch die dichten grancn Haare. Die Gestalt war ein wenig massiv, das Gesicht hatte grobe, jedoch nicht unschöne Züge. Ein grauer Schnurrbart über volle» Lippen, lebendige, scharfe Augen nnd eine auf fallend Hobe Stirn schufen einen Kopf, der halb der eines Landsknechts, halb der eines Künstlcrkopss war. Man sah ihm den Bauernsohn nicht mehr an. Auf drei Jahren Wanderschaft und späteren unzähligen Geschäftsreisen hatte er den Hcimatdialckt stark ins Hoch deutsche verbessert, wie er überhaupt — ein tüchtiger Mcuscb und Heller Kopf — einen glücklichen Weg gegangen war, dem niemand ehrlos seine Anerkennung und Ächtung absprcchcn konnte. Das ycißt, der Weg war nur glücklich, soweit cs den wirtschaftlichen Aufstieg betraf. Sonst — na ja... Franz Adlcr sah sich nnschlüssig um, während der Meister den Hörer vom schrillenden Tischtclephon abhob und ein Gespräch führte. Büroschränkc an den Wänden, Regale mit grünen Vorhängen, Bilder, Diplome hinter ! Glas nnd Rahmen, große Landkarten und Pläne. Zwei moderne Schreibtische waren mit der Rückwand gcgcn- cinandergcstcllt. Christian Franke zog sich mit dem Fnß den Stuhl an sein Pult heran, während er den Hörer wieder aus die Gabel legte. Wüst sah es aus der Tischplatte aus: Kataloge, Schnellhefter, Aktendeckel, Kontobücher, Schmierzettel, Federhalter, Stifte, geringelte Saiten, Holzbrcttchen mit Lackproben, Mikrometer, Zirkel, Lupe, Meßinstrumente. Das Pult gegenüber war blank, auf geräumt und im Gegensatz zum ersteren beängstigend leer. „Setz dich, Franz!" Der Blick des Meisters glitt dabei über die eilig tickende Uhr an der Wand. Adlcr sah das gcnan. „Kaa Angst — icch halt dich net lang aus...' „Is schon recht...", erkannte Frankc an, der genau wußte, was der Schulkamerad von ihn« wollte. i „Is des wahr, daß du «e^Waldhos net ucmmc willst?" „Das ist wahr", sagte Franke, durch den Ton des Bauern gereizt. (Fcrlschung folgt.) Lie Forstliche Hochschule in Hannoversch Münden, ncbcu ebcrswalde die zweite preußische Forstliche Hochschule, wird zum 1 April 1939 aufgehoben und als forstliche Fakultät der Universität Göttingen cingcgliedert. Tic forstliche Abteilung der Universität Gießen wird mit Wirkung vom 1. November 1938 aufgehoben. Tic Tradition Gießens wird in Göttinge« jortgcjuhrt, wo ci» großzügiger Ausbau der forstlichen Fakul tät geplant ist.
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