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Tageszeitung un- Anzeiger siir Dippol-iswatte, Schmie-eberg v. A. 1 Donnerstag, am 21. Juli 1938 Nr. 168 104. Jahrgang Netteste Zeitung de» Bezirks Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der AmlShauptmannschaft, des Stadlrales und des Finanzamts Dippoldiswalde Anzeigenpreis: Die 46 Millimeter breit« Mtmmeierzeile 6 Rpfg.: Im Tertkell die VS Millimeter breite Milllmeterzetle 18 Rpfg. :: Anzeioenschtnß: 10 Uhr vormittags. :: :: Jur Kit ist Preisliste Nr. 5 gallig. :: Bezugspreis: Für einen Monat 2.— NiA mit Zutragen: einzelne Nummer 10 Rpfg. :: Gemeinbe-DerbanbS-Glrokonto Nr. S :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 40S :: Postscheckkonto Dresden 125 48 :: nein Verständnis in Prag Die tschechische Presse lehnt das Memorandum rundweg ab Die Aufnahme, die das Memorandum der Sudetcn- dcutschcn Partei in Prag gefunden hat, zeigt, daß cs den Tschechen an jedem Verständnis für die Berechtigung der sudctcndcutschcn Forderungen und für die Notwendigkeit einer ehrlichen Lösung fehlt. Noch immer hat man nicht be griffen, daß die Rechte der Volksgruppen endlich anerkannt werden müssen. So erklärt das Blatt „Ccske Slovo", das gute Be ziehungen zur Prager Burg unterhält, in drastischer Weise, cs sei tschechische Pflicht, diese „provokativen Vor schläge" (!) nicht zu beachten und dafür die tschechischen Ziele zu verfolgen. Die dem Außenministerium nahe stehenden „Lidowc Novinh" vermuten, daß der Text des. Vorschlages der Sudctcndeutschen Partei auf Anregung des französischen Außenministers veröffentlicht wurde, um angeblich die Öffentlichkeit aus die Unannehmbarkeit der Berliner und sudctendcutschen Forderungen vorzubereiten. Abgeordnete, mit denen das Blatt am Sonntagabend in Paris gesprochen habe, hätten erklärt, daß dies Ver fassungsprojekt ein „staatsrechtlicher Unsinn" und „in einem unabhängigen Parlamentsstaat nicht durchführbar" sei. Schließlich kolportiert das tschechische Blatt sogar eine an gebliche Pariser Ansicht, wonach dem sudetendeutschen Memorandum die Absicht unterschoben wird, den Staat zu zerschlagen und sich an dem bisherigen, das heißt tschechi schen, Staatsvölk zu rächen. .....Das Tschecho-Slowakische Prcßbüro veröffentlicht seinen üblichen Bericht über den Stand der Verhandlungen über! das Nationalitätenstatut. Danach sind in einer Beratung des' polnischen Kabinettsausschusses „alle Hanptgrundsntze des Na- twnalNätenstatuts" genehmigt worden. Demgegenüber sind ledoch die englischen Korrespondenten in Prag davon über- zeugt, daß, wie die Diuge gegenwärtig liegen, eine allgemeine Regierungskrise mit Neuwahl wahrscheinlicher sei als eine Einigung zwischen den Koalitionspartcicu. Tschechischer Unruheherd Von den italienischen Zeitungen betont „Tevcre" erneut/ daß die Prager Negierung immer nnr darauf spekuliere, Zeit zu gewinne», in der Hoffnung, daß ihr von feiten der Ver bündeten eine „größere und konkretere antifaschistische Soli darität" zuteil werde. Da Frankreich und Sowjetrußland etn Interesse an der Aufrechterhaltung des statu» quo haben, weil sie sich die Tschecho-Slowakei in politischer Abhängigkeit erhalten wollen und glaubte», so den deutschen Wünschen Schach bieten zu können, seien sie bemüht, durch Quertreibereien eine Lösung der Nationalitätenfrage zu erschweren. Wie in Spanien, so erhalte jetzt auch der Konflikt in der Tschecho-Slowakei in ternationale Bedeutung. Begünstigt durch die Freimau rerei, verbündeten sich die Dritte und die Zweite Internatio nale zur Verteidigung des tschecho slowakischen statu, quo. Wenn die mit unglaublicher Obstruktion und systematischer Hinhaltung geführten Verhandlungen nicht zu einer befrie digenden Lösung führen werden, müßte man annehmen, daß die ideologischen Ausstrahlungen des Konfliktes in den Vor dergrund treten werden. Das fei der Hauptgrund, der die be-! reilwillige Aufnahme der sudetendeutschen Forderungen an-- rate. Wer den Frieden in Europa aufrichtig wolle, könne das! Fordanern einer so gefährlichen Spannung nicht begrüßen. Der Sonderberichterstatter des Pariser WirtschaftsblatteS! „Les Capital", der von seiner Reise durch die sudetendeutschem Gebiete nach Paris zurückgekehrt ist, schreibt, es sei schwer,! noch weiterhin optimistisch zu bleiben. Wenn die Tschechen^ aufhören wollen, ein Unruheherd zu sein, so müßten sie den! Sudetendeutschen letzten Endes das, was sie ihnen schulden/ zngestchcn. Im Interesse des Friedens müsse Europa selbst dafür ciutrctcn, daß eine schwere Ungerechtigkeit wiedcrgutge-! macht werde. s WMüraNe am lausenden Band Tschechische Staatspolizei verurteilt „nach Belieben" ' Von der Staatspolizeistelle Sebastiansberg im Erz gebirge wurde der Gastwirt Albrecht Gräfner aus Nat- schung im Bezirk Komotau unter der Beschuldigung, reichs deutsche Gäste durch Erheben der rechten Hand begrüßt zu haben, mit einer Geldstrafe von 400 Tschechenkronen oder fünf Tagen Arrest belegt. In der Anzeige heißt es n. a.: „Durch den Hitlergrußwird öffentliches Aergernis erregt (I)! und die Ruhe bei den Staats bürgern gestört, die treu hinter der demokratisch-republi kanischen Form des tschecho-slowakischen Staates stehen." Bei dieser Verurteilung handelt es sich wieder ein mal, nm eine reine Wtllkürmatznahme einer untergeordneten tschechischen Behörde, denn es existiert in der Tschecho-Slowakei gar kein Verbot des Grüßens mit der rechten Hand. M-ll Mnt M dtmSMMM Dippoldiswalde. Eine öffentliche Beratung des Bürger meisters mit den Ratsherren wird am nächsten Dienstag, 20 Uhr, mit folgender Tagesordnung staltfinden: Kenntnis nahme von der Entlaslungserteilung zu verschiedenen Iahres- rechnungen: Haushaltplan für 1938. — Infolge des mengenmäßig geringen Ausfalls der Wein ernte im Jahre 1937 haben sich die zuständigen Stellen ent schlossen, in diesem Jahre das „Fest der deutschen Traube und des Weines" nicht slattfinden zu lassen. Dresden. Der Leiter der LandesversicherungsanstaltSachsen, Präsident Dr. Möbius, ist durch Verfügung des Rcichsarbeits- ministers vom 15. 6. 1938 zum stellvertretenden Leiter der Gemeinschaftsstelle der Landesversicherungsanstalten, die im Zuge der Aufbaugesetzgebung auf dem Gebiete der Reichsver sicherung beim Reichsvcrsicherungsamt in Berlin gebildet worden ist, berufen worden. Präsident Dr. Möbius behält die Leitung der Landesversicherungsanstalt Sachsen bei. Chemnitz. Da eine unmittelbare Nachtverbindung von Chemnitz mit Berlin nicht besteht, konnte eine späte Postauf- liefcrung in Berlin den Empfängern erst im 2. Zustellgang behändigt werden. Am diesen Zustand zu beheben ist jetzt auf der Reichsautobahn ein Kraftpostkurswagen eingesetzt wor den, der die Post aus I) 52 Berlin—Dresden nach hier über bringt, Dresden um 2,10 verläßt und in Chemnitz um 3,40 eintrifft. Der Wagen hat 90 km Stundengeschwindigkeit, ist 13,7 m lang, 2,5 m breit und 3,1m hoch, besetzt ist er mit 1 Fahrer, 1 Beifahrer und 4—5 Beamten, die während der Fahrt im Wagen arbeiten. Leipzig. Immer wieder Unfälle. An der Ecke Goethcstraße und Brühl stießen zwei Personenkraft wagen zusammen. Außer Sachschaden wurde dabei zu nächst kein weiteres Unheil angerichtct. Durch den Unfall mußten zwei zum Hauptbahnhof fahrende Straßen- bahnzuügc hallen. Ein in der gleichen Richtung fahrender oritter Straßenbahnzug fuhr jedoch auf den zweiten so heftig auf, daß dieser gegen den vor ihm stehenden Zug gedrückt wurde. Bei dem Zusammenprall wurden zehn Personen verletzt. Das Dach Pes einen Straßenbahn wagens fing Feuer. Die Feuerlöschpolizei löschte den Brand. Waldheim. Tödlich verunglückt. Als der 34 Jahre alte Maurer Arno Geißler aus Ehrenberg auf dem Fahrrad zur Arbeitsstätte fahren wollte, kam er unterwegs plötzlich zu Sturz. Mit einem schweren Schä- oelbruch wurde er ins WaldHeimer Krankenhaus cinge- liefert, wo er kurz darauf starb. Reichenbach. Leichtsinniger Schütze. Ein Bewohner der Randsiedlung schoß auf seinem Garten grundstück mit einem Luftgewehr. Er ging dabei mit der Waffe so unachtsam um, daß eine 45jährige Frau im Nachbargrundstück von einer Kugel in den Unterleib ge troffen wurde. Die Verletzte mußte nach Zwickau ins Krankenhaus gebracht werden. . Crimmitschau. Dachdecker abgestürzt. Kurz vor Arbeitsschluß ist der hiesige Dachdeckergehilfe Neh ring bei Ausführung von Arbeiten an einem Wohnhans in der Zwickauer Straße abgestürzt. Der 17 Jahre alte Lerungluckte hat bei dem Unfall einen Oberschcnkelbruch vavongetragen und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Oelsnitz i. B. W e r 1 v o l l e Funde. Der Plauener Vorgeschichtsforscher Amandus Haase konnte bei Ausgra bungen an der Ruine Stein unterhalb von Planschwitz wertvolle Funde machen, die dem Vogtländischen Heimat- museum eingegliedert worden sind. Es handelt sich um vie Spitze einer Armbrust, eine Spinnwirtel, einen Fin gerhut aus Bronze, einen böhmischen Silberpfennig aus dem 14. Jahrhundert, venezianisches Glas und eine Me- talllchn»-- Zwickau.. Blitzschäden. Durch Blitzschlag ein- gcäschert wurde im benachbarten Bockwa eine Scheune des Muldenhofba'uers Friedrich Sarfert, die mit zahl reichen Maschinen ein Raub der Flammen wurde. In Zwickau-Marienthal wurde eine Scheune von einem kalten Schlag getroffen, so daß das Dach einstürzte. keliiugnk lür den Lmnibusladrer Das Urteil im Prozeß wegen deö Rostocker Omnibusunglücks. Im Schnellverfahren wegen des Rostocker Omnibus»^ Mcks verkündete das Rostocker Schöffengericht folgendes Urteil: Der angeklagte Weichenwärter Hutfi lz a»S Rostock, der inzwischen bereits wieder aus der Haft entlasten war, wird frelgesprochrn. Der Parchimer OmnibnSsahrcr Rehmer "ird wegen Vergehens der bernfSfahrläsflgcn Tötung, schwerer !'"d leichter Körperverletzung und Transportgefährdung mit > Zuwiderhandlung gegen die RrichSftraßenverlehrSordnuna zu! einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und drei Monaten vcr- »rtcilt. Zwei Wochen Haft gelten infolge der Untersuchungs haft als verbüßt. Rehmer hatte am 6. Juli einen mit 30 Parchimer Schülern mit» Schülerinnen sowie deren Lehrer und Lehrerin besetzte» Omnibus gelenkt. Beim Bahnübergang an der Rostocker Zuckerfabrik wurde der Omnibus von einem Zuge ersaßt und kV Nieter weit milgeschleift: dabei wurden 21 Schulkinder ver letzt, von lenen eins starb, während sich die übrigen auf dem Weae dr Besserung befinden. Schwere BergwerlsunWe in LstoberWeflen Bisher fünf Tote und fünfzehn Verletzte Der ostoberschlcsischc Bergbau wurde von mehrere» schweren Unglücksfällen heimgesncht, die bisher fünf Tote Und fünfzehn Verletzte gefordert haben. Auf der Wolfgang-Grube in Nuda ging infolge eines Gebirgsschlagcs eine Strecke in etwa achtzehn Meter Länge zu Bruch. Die vierzehn vor Ort arbeitenden Bergleute wurden eingeschlossen. Nach vierstündigen Rettungsar- beiten konnten zwölf Bergknappen freigelegt werdest, die sämtlich Verletzungen, zum Teil schwere, erlitten haben. Eine Stunde später wurde die Leiche eines weiteren Ver unglückten geborgen. Der vierzehnte verunglückte Arbei ter befindet sich noch in der cingestürzten Strecke. Es besteht wersig Hoffnung, ihn lebend zutage zu bringen. Das zweite folgenschwere Unglück trug sich auf der Renard-Grube in Sosnowitz zu. Bet einem Pfeilersturz wurden hier sechs Bergleute verschüttet. Fünf der Ver unglückten konnten geborgen werden. Drei waren bereits tot, die beiden anderen haben so schwere Verletzungen erlitten, daß sie in hofsnungslosem Zustand darnieder liegen. Der sechste Bergknappe dürfte kaum noch am Leben ^^Ein fünftes Todesopfer forderte der Bergbau schließ lich auf der Dubeuko-Grube im Kreise Nybmk. Bei Ar beiten auf der Halde wurde ein Bergarbeiter von plötzlich in Bewegung geratenen Kohlenmassen begraben und ge tötet» 28« indische Lauern verwundet In Punjab (Indien) kam eS zu einem folgenschweren Zusammenstoß zwischxn Polizei und Demonstranten des Sikh-Stammes, bet dem 280 Bauern verwundet wurden. Hausverwaltungen lein Sandelsobjett ' Gegen jüdische Abfindungsgeschästc. Nach den neuen gesetzlichen Bestimmungen ist Juden und^ jüdischen Unternehmungen auch die gewerbsmäßige Verwal-! tung von Haus- und Grundeigentum verboten. Die Verwais tungstätigkeit darf nur noch bis zum 31. Dezember be trieben werden. Die Frist soll die ordnungsgemäße Abwick lung ermöglichen. Wie das Amt „Haus und Heim" in der Deutschen Arbeitsfront mitteilt, versuchen gegenwärtig die von den gesetzlichen Bestimmungen betroffenen Mischen Kreise ihre Ve'rwaltungstätigkeit gegen zum Teil sehr hohe Entschädi gungssummen an arische Verwaltungen abzugeben. Das Amt warnt ausdrücklich davor, derartigen Anerbieten zu folgen. Die Hausverwaltertätigkeit sei kein Handelsobjekt, das Gegen stand derartiger Abfindungsgeschäste sein könnte. Ein Haus- nnd Grundstücksverwaltcr werde vielmehr für seine bekanntlich kündbare Arbeitsleistung bezahlt, die keinen selbständig ver äußerlichen Wert darstellt. Schon aus Gründen der Preis politik dürfe der Hansverwalterberuf nicht mit geldlichen Vorleistungen belastet werden. UINMWWMWNM!IWLl«!!!U» WMM-lllMvMMttMGS Ausgabeort Dresden für Freitag: Mäßige Minde aus westlichen Richtungen. Abnehmend« Bewölkung und vorwiegend trocken. Tagsüber etwas wärmer als am Donnerstag. Wetterlage. Gegen die kühleren Meeresluftmassen, die unser Gebiet seit einigen Tagen beherrschen, dringen von Westen her etwas wärmere Lufkmassen vor: ihre Grenz« hat heute früh bereits die Elbe überschritten. 3m Bereiche der milden Luft bewegt sich eine allerdings schwache Hoch-! druckwelle ostwärts, die für Freitag ein etwas freundlicheres Wetter erwarten läßt. Die Temperaturen werden infolge der zeitweilig auftretenden Sonneneinstrahlung tagsüber um etwa 3—4 Grad höher liegen als heute. v