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I Aston Villa ging durch Broome bereits nach sieben Minuten in Führung. Die veutsche Els halte in der Folgezeit vielfach rechi viel Pech, so daß manche Torgelegenheit nutzlos vergeben wurde. Andererseits lies besonders die linke Seile des deutschen Sturms immer wieder in die englische Abseits- falle hinein. Endlich tlavple es aber doch einmal. Neumer flankte zn Stroh, dessen Schutz von dem englischen Tormann abgewehrt wurde, aber Binder sprang Hinz» und knallte den Ball ins Netz. Großer Jubel erfüllte das Stadion nach diesem schönen Erfolg, bei dem es bis zur Pause blieb. Nach Halbzeit flaute der Kamps erheblich ab. da alle Spieler unter der Hitze litten. Später war es dann Shell, der Aston Villa 25 Minuten nach Wiederbeginn mit 2:1 in Führung brachte. Ein Alleindurchbruch von Broome erhöhte die englische Führung sogar auf 3: l. Erst ganz kurz vor Schluß tonnte die deutsche Mannschaft das Ergebnis etwas günstiger gestalten, als der schnelle Hahnemann den englischen Tormann überwinden konnte. Bei 3:2 für Aston Villa blieb cs dann bis zum Schluß, so daß der englische Fußball damit seinen zweiten Sieg erfochten hatte. „DentWaMlig M8" Ein Aufruf von Korpsführcr Christiansen. Anläßlich deS bevorstehenden Deutschland fluges i hat der Korpsführcr dcs NS.-Flicgcrkorps Christiansen folgenden Aufruf an die Förderer dcs NS.-Flicger> torpS gerichtet: ' Zum zweiten Male seit Bestehen des Nationalsozialistischen Fliegerkorps findet in der Zeit vom 22.-29. Mai 1938 die größte mowrslugsportliche Veranstaltung des Jahres, der '.Deutschtandflug 19 38" statt. Waren cs im vcrgange- ucn Jahre noch 180 Maschinen, so sind cs in diesem Jahre 390 Flugzeuge, die am 22. Mai 1938 von den 15 Startplätzen innerhalb des Grotzdeutschen Reiches zu dem größten luftsport lichen Ereignis der Welt starten. Der gewaltige Ausstieg, den das NS.-Fliegerkorps in sei nem einjährigen Bestehen erleben konnte und der jetzt so klar im Dentschlandslug 1938 zum Ausdruck kommt, ist Verpflich tung für uns, unsere ganze Kraft auch weiterhin zum Gelingen unserer Aufgabe einzusetzen. Dentschlandslug 1938! Dieses Wort ist der Inbegriff dessen, was wir alle in der Zeit vom 22. bis 29. Mai erleben werden. Förderer des NS.-Fliegerkorps! Euch rufe ich auf, tat kräftig mit teilzünehmen an dieser gewaltigen lustsportlichen Veranstaltung. Stellt euch znm Bodcndieust aus den verschie denen Wertungs- und Uebernachtungsplätzen zur Verfügung und tragt somit Schulter an Schulter mit deu Aktiven zum Gelingen dcs Dcutschlandfluges 1938 bei. Nur so, daß Booen- dienst und fliegende Besatzung in engster Kameradschaft zu- . sammenarbeiten, ist die Durchführung des Deutschlandsluges sichergestellt. Es ist mein Wunsch, daß Förderer und Aktive stets eine innige Gemeinschaft bilden und diese Verbundenheit gerade zum Deutschlandflug so recht zum Ausdruck kommt. Besucht daher die Startplätze, nehmt teil an den Flugveranstaltungen und zeigt euch verbunden mit den Deutschlandsliegern! Der Deutschlandslug 1938 soll Zeugnis ablegen von dem unerschüt terlichen Aufbauwillen im NS.-Fliegerkorps im Interesse der deutschen Luftgeltung und auskltngcn in dem Dank an unse ren Führer Adolf Hitler, der uns diese Aufgabe stellte. Der „DeulWandßm, 1838" Der Start in Dresden-Klotzsche Am 22. Mai, 8 Uhr morgens, starten vom Flughafen Dres- ven-Klotzsche aus neun Verbände von je drei Flugzeugen zum Deutschländflug. Gemeinsam mit den Flugzeugen des NS.- Fliegerkorps nimmt an dem diesjährigen Deutschländflug dl« Luftwaffe mit einer aroken Zahl von Verbänden teil. Nack den Ausfahrüngsbestimmüngen werden folgende' Ketten von Dresr den-Klotzsche aus starten: Kennzeichen Dienststelle. Verbandssuhrer und Muster L1 RLM-T-Amt, Hauptmann v. Voßberg, Bücker Bü 131 b; V6 Luftkriegsschule Dresden-Klotzsche, Hauptmann Hackbarth, Focke-Wulf FW «4 G 7 RLM. Flieger-Hauptingenieur Biechteler, Focke W. FW 44; K6 Kommando der Fliegerschulen und Flieger-Ersatzabteilun- gen Dresden. Hauptmann Defsner. Focke-W-, FW 44; R2 NSFK.-Etandarte 37 Chemnitz. NSFK.-Sturmbannsührer Neubürger. Focke-Huis FW 44; S1 NSFK.-Eruppe 7 (Elbe-Saale), NSFK.-Gruppenführer Zimmermann. Focke-Wulf FW 44; 8 2 NSFK.-Standarte 39 Leipzig. NSFK.-Obertruppführer Schmutzler, Klemm Kl 25; V3 NSFK.-Standarte 3K Halle, NSFK.-Mann Schlegel, Klemm Kl 25; Z 3 Reichsschule für Motorsportflug, Chemnitz, NSFK.-Sturm- führer Götz, Klemm Kl 25. Das Training für den Deutschland-Flug ist nunmehr abge- schlossen. Eine letzte Ueberprüfuna der Maschinen findet statt, und dann ist der Lag nicht mehr fern, an dem der Korpsführer der NS.-Fliegerkorps, Generalleutnant Christianfen, der auch in diesem Jahr wieder aktiv teilnimmt, über alle deutschen Sen der den Befehl -um Start gibt. Neue deutsche Weltbestleistung im Segclflug. Dem NSFK.- Obertruppführer Kraft von der Neichsschule für Segelflug sport Hornberg gelang es, den Weltrekord des Sturmsührers Beck im Zielslug mit Rückkehr zur Startstelle ohne Zwischen landung zu überbieten und damit eine neue internationale Bestleistung aufzustellen. Ob.-Trs. Kraft startete von Horn berg nach Ansbach und kehrte ohne Zwischenlandung wieder nach Hornberg zurück. Die durchflogene Strecke beträgt 168 Flugkilometer bei einer Flugzeit von 6 Stunden 30 Minuten. — Der alte Weltrekord betrug 135 Kilometer Jetzt wieder Hanna Reitsch. Der erst am letzten Freitag oon dem NSFK.-Obertruppsührer Kraft ausgestellte Welt- rekord im Segelzielslug mit Rückkehr zur Start- stelle von 168 Kilometer ist 24 Stunden später durch Flugkapi tän Hanna Neitsch, die in 5'/2 Stunden von Darmstadt zur Wasserkupve und zurück flog, aus 2 50 K i l o in c t c r verbessert worden. Französin siog 4158 Kilometer Die französische Fliegerin Elisabeth Lion hat mit ihrem „Aiglon"-Renauld-Apparai von 100 PS den Welt rekord im Langstreckenslug für Frauen gebrochen, der bis her von der verschollenen englischen Fliegerin Ametta Earhart mit 3939 Kilometer gehalten wurde. Die Fran zösin hat die 4150 Kilometer lange Strecke Marseille— Abbadan (Persischer Golf) in etwa 21 Stunden znrück- gelegt. , UM Kilometer in K2.2Z Stunden Flugwcltrekord eines japanischen Flugzeuges. Der Super-Eindecker des Forschungsinstituts für Luftfahrt an der Kaiserlichen Universität in Tokio errang aus einer Rund st recke über Ostjapan mit Tokio als Mittelpunkt einen neuen absoluten Weltrekord im Langstrcckenflug. Auf geschlossener Rundstrecke mit 11 600 Kilometer in 62,23 Stunden wurde der bisherige Welt rekord der Franzosen Bossoutrot und Rossi, der vom 23. bis 26. März 1932 ausgestellt worden war, um fast 1000 ' Kilometer überboten. DäS Flugzeug startete am 13. Mas ' um 4 Uhr 05 Minuten und landete am 15. Mat um 19 Uhr Rundfunk Deutschlandseuver Dienstag, 17. Ma. 6.30: Aus Freiburg: Frühkonze.ri. Das Musikkorps eines Ankanterieregiments. - 8.30: Aus Köln: Morgenmusik. Das Kölner Rundfunkorchester. Leitung: Leo Eisoldt. — 9.30: Sendepause. - 10.00: Aus Breslau: Das alte Puppenspiel »om Doktor Johann Faust. — 11.35: Heute vor . . . Jahren. — 11.40: Vom tätigen Leben. — 1200: Aus München: Mit tagskonzert. Das Kleine Rundfunkorchester und die Münchener Kundfunkschrammeln. - 14.00: Zeit, Nachrichten und Börse. Anschließend: Musik nach Tisch. lJndustrieschallplatten und Ausnahmen des Deutschen Rundfunks.) - 15.00: Maria Theresia, die Mutter ihres Volkes. - 15.30: Aus Dresden: ^onzertstunde. Jorgo Chartofilax «Mändoline), Paula Köhler Mavier). — 16.00: Vom Deutschlandsender: Musik am Nach mittag. Das Unterhaltungsorchester des Deutschlandsenders. — 17.55: DaS Deutschtum in der Dobrudscha. — 18.15: Spa- lische Musik. — 18.40: Studenten im Grenzdorf. Hörberichte. — 19.10: Aus Dresden: Der Waldgänger. Eine Adalbert- Stifter-Hörfolge. Von Erich Fortner. — 20.10: Aus Plauen: Lustig und froh auf Welle Drei-Acht-Awo! Großer bunter Abend mit der Rundfunk-Arbeitsgemeinschaft Gau Sachsen, »er Kapelle Otto Fricke und Solisten. — 22.20: Wissen und Fortschritt. — 22.35: Aus Hamburg: Unterhaltung »r.d Tanz. Ler Mandolinenklub „Favorit" und die Tanzkapelle des Neichssenders Hamburg. — 24.00 bis 3.00: Aus Wien: Nacht musik. ReichSfender Leipzig Dienstag, 17. Mai. 5.05: Aus Königsberg: Musik für Frühaufsteher. Ein Königsberger Schrammel-Sextett und das Akkordion-Qnartctt„ — 6.30: Aus Donaueschingen: Frühkonzert. Das Musikkorps eines Jnsanterie-Neginwnts. — 10.00: Aus Königsberg: „Wahre Enkelheimat schaffen wir." Hörfolge um den ostdeut schen Landarbeiter. — 10.30: Fröhlicher Kindergarten. — 11.00: Sendepause. — 12.00: Aus Karlsruhe: Musik zum Mittag. Das Landesorchester Gau Baden und die Tanzkapelle Theo Hollin ger. — 15.15: Heinrich SchluSnuS singt «Jndustrieschallplatten).! — 15.40: JSland — Gegenwart und Geschichte. Die Romane von Gudmundur Kamban. Buchbesprechung. Anschl.: Pro grammhinweise. — 16.00: Musik am Nachmittag. Das Unter haltungsorchester des Deutschlandsenders. In der Pause um 17.00: „Hochwassergeschichte." Eine Erzählung von Herbert Reinhold — 18.00: Walzermelodien «Aufnahmen). — 18.35: Die „tote Viertelstunde" — eine merkwürdige Störungserschei- nung der Kurzwellen. — 18.55: Die Ahnentafel. — 19.10: Und setzt ist Feierabend! Liebeszauber im Mat. — 20.00: Otto Dobrindt spielt lAusnahmen). — 21.00: Deutschlandecho: Poli tische Zeitungsschau. — 21.15: Aus Köln: Alles tanzt mit. Ein bunter Abend für jung und alt. — 22.30: Eine kleine Nacht musik. — 23.00: Aus Köln: AllcS tanzt mit. Ein bunter Abeckd für jung und alt. (Fortsetzung.) — 24.00—2.00: Aus Wien: Nachtmusik. Dazwischen 0.55—1.06: Zeitzeichen der Deutschen Seewarte. 17. Mai. Sonne: N. 4.02, U. 19.51; Mond: U. C12, A. 22.36 Uhr. 800: Der Bildhauer Ernst von Bandel, SHops^ des Her- nannsdenkmals im Teutoburger Wald, in Ansbach A. Mt. 876) — 1933: Adolf Hitlers Friedensappell im Deutschen Reichstag. (19. Fortsetzung.) VieULLZ LAPILLI, Werner Laatz hatte an dem Abend, da er mit Claudia und Wolfgang von seinem Wiedersehen mit Brigitte Leichsenring gesprochen, seine Erlebnisse in Hamburg wesentlich anders dargestellt, als sie sich in Wahrheit zu getragen hatten. ' Tatsächlich war er tags zuvor zu einem einmaligen Gastspiel an dem künstlerisch hochwertigen Stadttheater In der schönen Hansastadt gewesen. Ein sonnenklarer Herbstmorgen lag an jenem Tage ge rade über der schönen Elblandschaft, die alten Leichsen rings saßen mit ihrer Tochter wie gewöhnlich in dem ge räumigen, mit solider Eleganz ausgestatteten Veranda zimmer des Erdgeschosses von „Haus Brigitte" beim ersten Frühstück. Brigitte blätterte die neueste Ausgabe des „Hamburger Fremdenblattes" durch, als ihr Blick im Vcr- gnügungsanzeiger durch eine große Ankündigung gefesselt wurde. Hamburger Stadttheater Freitag, den 12. Oktober, abends 8 Uhr „Tpsc a" Eavaradossi: Kammersänger Werner Laatz von der Berliner Staatsoper a. G. Nur mit Mühe vermochte das junge Mädchen einen Rus der Ueberraschung zu unterdrücken. Das Herz klopfte ihr bis zum Halse. Er ist hier! Dieser Gedanke stürmte immer wieder aus sie ein und machte es ihr schwer, den Eltern gegenüber unbefangen zu bleiben. Seit ihr Vater, bald nach ihrer damaligen Rückkehr von Amerika, in seiner geraden, ehrlichen Art das Gespräch auf den Kammer sänger gebracht und sich durchaus eindeutig dahingehend ausgesprochen hatte, daß Laatz zwar sehr nett singen könnte, im übrigen aber in seinen Augen ein eitler Fatzke wäre, seit Papa Leichsenring mit eindringlichen Blicken und Worten der Tochter zu verstehen gegeben hatte, daß er seine Tochter für vernünftig genug halte, sich nicht jedem an den Hals zu Wersen, der ihr ein paar verliebte Blicke zuwerfe, seit dieser, wenn auch etwas einseitigen Aussprache, hatte Brigitte gcslissentlich vermieden, die Rede von sich aus auf den Sänger zu bringen. Und auch Die Mutter hatte/ bei aller anfänglichen Sympathie für den k eleganten jungen Mann, ihr wachsendes Befremden dar- ! über zum Ausdruck gebracht, daß der Kammersänger bis her „keinerlei Anstalten" gemacht hätte, sich um Brigittes Hand offiziell zu bewerben. So hatte das liebliche Mädchen ihre Sehnsüchte und Hoffnungen tief in ihr Herz verschlossen und mit keinem . Wort und keiner Miene je ihre große Liebe zu Werner Laatz zu erkennen gegeben. Sie glaubte an Werners Treue und die Ernsthaftigkeit seiner Absichten und überließ es ihm, wann er den Zeitpunkt für gegeben halten würde, in aller Form um sie anLuhalten. Daß dieser Augenblick je doch früher oder später eintreten würde, ja müßte, deß war sie völlig gewiß. Zwei» oder dreimal hatte sie bereits von Laatz postlagernde Grütze beim Hamburger Hauptpostamt in Empfang genommen, mehrfach ihm solche ohne Wissen der Eltern zukommen kaffen. Und nun würde er hier am Stadttheater auftreten, und sicher würde er es einzurtchten wissen, ihr ein paar Stunden zu widmen! Brigitte faltete nachlässig die Zeitung zusammen und schob sie ihrem Vater hinüber, dann be merkte sie leichthin, sie wäre heute abend bei ihrer Freun din Grete Timm in Uhlenhorst eingeladen, und fragte, ob ! sie wohl den Wägep bekommen könnte. Der Vater unter brach einen Augenblick die Lektüre des Kurszettels und überlegte. Dann nickte er seiner Tochter ein Ja zu und vertiefte sich wieder in die Börsenbeilage. Der Mutter aber erklärte das junge Mädchen, man sollte abends nicht mit dem Essen auf sie warten und erhob sich vom Früh stückstisch. Brigitte verließ das Verandazimmer, warf einen Blick in die Küche und rief dem Mädchen zu: „Wenn ich angerufen werden sollte, dann stellen Sie zu mir hinauf." Damit sprang sie leichtfüßig die Treppen hoch in ihr kleines Paradies, das Turmzimmer. Das ge räumige, hochgelegene Gemach war seit Jahren zum „Kuen retiro" der jungen Künstlerin geworden. Hier ver brachte sie den größten Teil des Tages, saß an ihrem kleinen Stutzflügel oder am Schreibtisch, kuschelte sich auf das weiche Sofa und las ein gutes Buch oder hörte Radio und Schallplatten. Nach allen vier Himmelsrichtungen ge statteten hohe Doppelfenster einen weiten Blick über Land und Elbflutz, und Brigitte fühlte sich hier oben, „über der Welt", wie sie sagte, wie eine Königin. Im heißen Sommer ließ sie den milden Wind in ihr Reich hinein wehen, im Winter aber vermochten die eisigen Stürme durch die gut abgedichteten Doppelfenster nicht den leisesten Eingang zu finden, und die wärmenden Rohre der Zentral heizung durchzogen auch das Turmzimmer wie heiß pul sierende Adern. Das junge Mädchen nahm ein aufgeschlagenes Buch ! vom Schreibtisch: „Briefe Richard Wagners an Mathilde Wesendonck" und ließ , sich aus dem alten Sofa nieder. Brigitte liebte dieses Bändchen wie wenige von ihren - Büchern. Gewiß, es gab eigentlich nicht die mindesten Parallelen zwischen dem Leben des Genies Wagner und dem ihren, dennoch boten ihr diese unsterblichen Zeilen des Meisters an seine heißgeliebte Freundin oft Trost und Er bauung. Auch dort mußte eine unbändige Liebe zweier Menschen verschlossen werden vor der Umwelt und gab dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, dem Leben beider so starke Form und tiefen Inhalt. „Ich fühle Erfrischung und endlich Ruhe, süße Ruhe: ich bin geliebt — erkannt!" so jubelt noch der Siebenundvierzigjährige seiner Ge liebten zu. Und wie diese große Liebe des Meisters einst zu Tönen wurde, so drängt es Brigitte, nun sie die Nähe des Ge liebten beinahe körperhaft spürt, diese von Mathilde Wesendonck befruchtete Musik Richard Wagners in ihrem stillen Turmzimmer zu tönendem Leben zu erwecken, und sie entnimmt ihrem Notenschrank den Klavier-Auszug zu „Tristan" und spielt jenes von urtriebhaftem Liebes werben und -verströmen erfüllte Vorspiel. Und als gegen Schlutz des Tonstücks, mitten in die klagende Alt-Oboe- Melodie des Liebesmotivs hinein, plötzlich mißtönend das Telephon schrillt, da wird diese klangliche Dissonnanz für die junge Künstlerin zur strahlenden Gefühlsharmonie. „Er ist's!", so jauchzt sie in holder Vorahnung nnd fliegt vom Instrument zum Schreibtisch, hebt den Hörer von der Gabel und meldet sich: „Brigitte Leichsenring!" Und eine männliche Stimme knarrt in der Muschel, bis oas Mädchen frohlockt: „Werner!! ! — Ich soll heute abend in die Oper kommen?! — Und du? — Ja, natürlich, du singst! — Und danach? — Hast du Zeit für mich! — Du Lieber, du! Ich bin ja sooo glücklich!! — Nein, meine Eltern wissen, nichts. — Du hast recht, Werners- Nein, ich schütze den^ Besuch einer Freundin vor, in Uhlenhorst... Also, die Karte liegt aus deinen Namen beim Bühnenportier?! — Du hast noch eine Verständigungsprobe? — Tschüs, Liebster — auf Wiedersehen!" Brigitte hängt ab, ihre Augen leuchten, als sie an den, Flügel zurückkehrt und sich in freundlichen Fantasien! verliert. * Podzuhn, das langjährige Faktotum bei Leichsenrings, Hausmeister, Gärtner und Chauffeur zugleich, hatte mit der geräumigen Limousine älteren Jahrgangs das gnädige Fräulein zum Stadttheater gebracht nnd wartete nun aus dem Parkplatz das Ende der Vorstellung ab. Der rüstige Sechziger ging für Fräulein Brigitte durchs Feuer, und das junge Mädchen, das schon als Kind manch harmloses Geheimnis bet ihm wohlbehütet gewußt hatte, durfte davon überzeugt sein, daß Podzuhn morgen den Eltern, bei etwaiger Nachfrage, fest versichern würde, sie! wären nach Uhlenhorst zu Grete Timm gefahren. (Fortsetzung folgt.)