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Sieichöscndcr Leipzig Freitag, 28. Januar 0.30: LluS Danzig: Frnbkonzcrl. Musilkorps der Tchutz- polizei der Freien -Ltadi Danzig. - 8 30: AuS München: Frohe» iilnng zur Arbeilspause. Tic Münchener Funkschrainmeln, Hans Kappel «Marimbaphon», Josct Preißler «Akkordion», Alsons Ticsenböck «Klavicrbcglciiung» — 9.30: Besuch denn i Bibabutzcmann. — 10.00: Ans Berlin: Wir gewannen die ! Heimat! — 11.35: Henie bor . . Jahren. — 11.40: Lustige Stalle. — 12.00: Aus Saugcrhauscn: Musik für die Arbeits pause. Die Kapelle der Musikschule Bciuroth. — 13.15: Aus i Saarbrücken: Aüiiagskonzcri. Das Landcssinfonieorchcster. — j 14.00: Zeit, Nachrichten, Börse. Anschließend: Musik nach Tisch. Schöne Stimmen im Ncichsscnder Leipzig. lAusnahmcn des s Reichssenders Leipzig.» — 15.10: Am Tor zur Welt. (Buch- i bericht.» — 15.30: Aus Dresden: Konzcnstundc. Das Faß- I bcnder-Trio — lti.00: Boni Dcnischlandscnder: Musik am Nach- , mittag. Das Unterhaltungsorchester des Deutschlandsendcrs. — >' 18.00: Wissen und Fortschritt. — 18.15: Kleine Kammermusik. tFndustrieschallplatten.» — 18.40: Aus Garmisch-Partenkirchen: ' Internationale Wintersportivuchc. Rundsunkbericht vom l8- « Kilomcicr-Langlaus. — 19.10: Blihgeschichtcn aus dem Sowjet- : Paradies — 19.25: Aus Dberwieseuthal: Ferien vom Alltag, j Ein zünsliger LLinicrabcnd — 21.00: Im Reich der blauen Blume. Eine Stunde denlschcr »Romaniik in Wort und Musik, j — 22.30 bis 24.00: Aiusik aus Dresden. Ruth Meister «Bivlinc». , die Dresdener Philharmonie. 28. Januar. j sonne: A. 7.19, U. 10.38; Mond: A. 5.30, U. 13.51 Uhr. , »14: Kaiser Karl der Große zu Aachen gesl. «geb. >42». — ! l596: Der englische Scesahrer Sir Francis Drake vor Puerto- - ,elto> iu Panama gcst. «geb. um 1540». — 1808: Ter deuneh- istcrrcichische Dichter Adalbert Stifter in Liu, gen. «geb. «805». — 1871: Ucbergabe von Paris. — 1931: Gnnthcr Plu- schow, der „Flieger von Tsingtan" tödlich abgcstürzt. MMlilW Zeil ! Das Deutsche Turn- und Sportfest 1938 iii-Breslau bedarf i einer sehr gewissenhaften Vorbereitung in allen Fragen. Die un- , verbindliche Voran ine Idung aller Vereine gibt der Festfeikung die i ersten Unterlagen zur Einleitung aller weiteren- Arbeiten. Am l 31. Zanuar muß die Voranmeldung von allen Vereinen abgegeben l sein und zwar in einem Stücke an die Festleilung in Breslau und ! in je einem Stück an Gau und KreiS. Die Einhaltung -des gestell- j len Termins ist Voraussetzung für die weiteren Vorbereitungen. Alle sächsischen DAL-Vercine müssen am 31. Januar die Fest- ! stellungen beendet und die Meldungen abgegeben haben. f Vie Gauiaaung des ORL abaesaai Die für den 29. und 3V. Januar angcscntc Gau- tagung des DRL. muhte abgesagt werden. Der neue Termin wird noch bclanntgcgebcn Der Taauugsort bleibt Chemnitz. Eroblampstas in Garmisch Roman Wörndlc und Christl Cranz siegreich. Trotz der wenig winterlichen Witterung können die S«- vcttbewcrbe der 2. Fnternationalen Winierspornvoche in Gar- nisch-Partenkirchcn ungehindert durchgcsührt tvcrden. Alan lalle vorsichtshalber den ersten Großkamps der Skisportlcr den >«il Spannung er«varie«cn Absaimslanj, ans die in höherer Zage befindliche olympische AbsahriSs,recke am Krcnzeck gelegt, rnd so ergaben sich leine Behinderungen, wenn der feuchte rnd klebrige Schnee auch nicht gerade als ideal zu bczcich- icn »var Vor vielen Tausenden von Zuschauern crwicscn dir deul- chcn Absahrtüläuser erneut ihrr tteberlcgcllheit, dkr unsere seil >cn Olympischen Winterspielen sührendc Stettun,« in den llpincn Sportarten noch einmal unterstrich. Bei den Männern iegte Roman Wörndlc (Garmisch-Partcukirchrn), bci den Trauen dir Olyinpiasiegcrin und Weltmeisterin Christl Cranz Frcibnrg». Es gab einen prachtvollen Kamps vor Tausenden von Zuschauern. Hatte man bei den Frauen eine schwere AnScin nidcrsctzung Deutschland—Schweiz erwarte«, so bewies die Dlympiasiegerin Christl Cranz wieder einmal, daß sic von einer anderen Läuferin erreich« wird Mi« < : R»,8 Min. er- cichle sie eine Bestzeit, hinter der die Zweite des Wenbcwcrbs, Lisa Resch «Partenkirchen», nm nahezu süns Sekunden zurnck- >licb. Mit weiteren 14 Sekunden Abstand jolaie dann erst die >cste Schweizerin Erna Sleuri vör Kälbc Graseggcr. Hinreißend «var der Kamps bci dcn Männcrn. Lcider ielen von den Oesterrcichern so starke Lanser wie Anion See- oS, Walch und Rudi Man wegen Verletzungen ans. Als Vester erweis sich schließlich Roman Wörndlc ans Garmisch- Partenkirchen. der mil 4 :22,1 Alin eine prachtvolle Rekordzeit :rziclle Mit unheimlichem Schneid war der TcNischc über die «ercisten Hänge gerast und Hane stnrnrci alle Schwierigkeiten >er Strecke gemeislerl. Mit 4 :27 Alin kam ihm der beste >sterreicher, Kncißt. noch am nächsten. Ten deinen Platz be- egic der Hnlcrjunge «!« «haniner ans Wiessec. der I : 30 Alin. icnötigte. Weltmeister Allais «Frankreich) verlor einen Ski md mußte aufgeben. Olympiasieger Franz Psnür und mancher mdere verloren viel Zeit durch Stürze. Lcider gab cs auch wei Unfälle, da sich der Italiener Sertorelli und die Schwei-- crln Faggi bei Siürzen Beinbrüche zuzogen. Tie Tculsche Mcistcrschasi im Viererbob mußte wegen Be- chädignng der Bahn verlegt werden. Beim nächtlichen Ski- pringcn im Scheinwerferlicht aus der Kleinen Olympiaschanze rziclie Toni Eisgrubcr mit 55 Meter den weitesten Sprung >or McerganS und Haselwandtcr. Tic JnternaNvnalc Sternfahrt nach Monte Carlo hat dc- zonnen, Von Palermo, Reval. Stavanger und anderen Orten Europas sind die zahlreichen Teilnehmer gestartet. Sieben leuischc AnioS sind beteilig!, von denen fünf in Palermo ge- tarici sind, ivährend die anderen beiden in Reval und Stavan- ,cr ans die Reise gegangen sind, Gabriels wurde Weltmeister. Der ausgezeichnete belgische Villardspieler Renö Gabriels Hal in Antwerpen das Turnier im die Melimeisterschasi im Eadrc 45/2 als einziger ohne- »liedcrlagc beendet und wnrdc damit Weltmeister, nachdem er ine ganze Reihe von neuen Weltrekorden ausgestellt hatte. ?er deutsche Meister Joachim belegte den 6. Platz. TcuniSmcistcrfchaftcn in Australien. Bci den TcnniSmci- lcrschaslen m Australien, die die letzte Etappe der verkürzten Weltreise unserer Tcnnismeister bilden, konnte Gottfried von 5ramm bereits durch einen Fünssatzsicg über den Australier NcGralh die Vorschlußrunde erreichen. Das deutsche Doppel > Gramm Henkel, durch die Verletzung Henkels stark behindert, »alte eindn schweren Stand gegen die australischen NachwnchS- picler Elcmengcr-Harper. Bei einem Staude von 6:4, 3:6, j ;: t, 3 : <!, 10 : 10 mußte der Kamp« weaen Dunkelheit abge- ! «rochen werden. Bor dem Boxkampf Schmeling—Ben Foord. Weltbild (M) Links der deutsche Meister aller Klassen, der jetzt sein Training zum Abschluß brachte und in bester Farm am 30. Januar in der Hamburger Hanscatenhalle seinen Vorkampf für die Weltmeisterschaft gegen Ben Foord (rechts) bestreitet. (28. Fortsetzung.) , Und noch einmal war etwas Aehnliches passiert: Katja wollte nun Wolfgangs Brillantanhänger nicht täglich tragen. Er war zu auffällig und die Gefahr des Verlustes m groß. Den Ring hingegen trug sie intmer an der Hand, vis Wolfgang sie eines Tages brüsk fragte, ob ihr denn ver Ring so viel mehr wert sei als sein Geschenk. Es war immer derselbe eisige Ton gewesen, den Wolf- « zang jeweils diese drei Male angeschlagen hatte, als von » Ritrikoff gesprochen wurde oder von Dingen, die mit ihm ! zusammenhingen. So hatte Katja, als sie ihre Reise antraten, Ring und Brillantanhänger in ein kleines Kästchen verschlossen. Da lagen sie nun beide, und es war ihr, als würde sich eines Tages eine Hand aus dem Kästchen strecken, den uralten Fluch zu vollenden, der am Gold hing. Immerhin war sie durch diese Erfahrungen klug ge worden. Sie nahm sich vor, in den nächsten Jahren kein Gort mehr mit Wolfgang über Ritrikoff und was mit ihm zusammenhing, zu sprechen. Nein, die Tragödie um den Fürsten, der so menschlich und groß an ihr gehandelt hatte, trug sie von da ab still in sich. Natürlich konnte sie Wolfgang verstehen, tonnte ihm nachsühlen, wie er jahrelang darunter gelitten haben mochte, daß der Fürst sie um sich haben konnte, wann und wo er wollte, während er, Wolfgang, sich mit den kärg lichen Stunden begnügen mußte, die eben übrigblieben. Doch Katja ahnte wohl kaum, daß Wolfgangs Gefühl gegen Ritrikoff sich im Laufe der Jahre zu einem un bändigen, fressenden, krankhaften Haß gesteigert hatte. ! Sein Haß gegen Ritrikoff war der Haß gegen sein I trauriges Schicksal schlechthin. Er identifizierte die beiden ! einfach. Er hatte niemals nach Ritrikoff gefragt, ihn »uch nie erwähnt! Hineingcfressen hatte er die Qual des ! Beiseitestehens, des Wartcnmüssens zwei lange, lange ! Jahre! Daß Katja ohne diesen Mann nie nach Berlin ge kommen wäre, wollte er nicht sehen. Er sah nur, daß da einer auf einem großen Sack glitzernden Goldes saß, einer mit einer grinsenden asiatischen Fratze, und Katjas Dienste ! kaufen konnte. Wenn er pfiff, mußte sie da sein. Wenn ihm der Leib weh tat, mußte sie da sein. Wenn er ein I Buch vorgelesen, einen Bries geschrieben, einen Weg ge- > macht haben wollte, immer mußte sie du sein! Er be- l zahlte sie ja gut! Freilich! Wolfgang mit seiner Musik lockte keine» Hund hinter dem Ofen hervor; aber wenn der I Großfürst pfiff, kamen sic alle! Außerdem war er krank. Das gab der Sache noch einen moralischen Hintergrund. Er brauchte Mitleid. Pflege, Geduld. Um den Gesunden verlohnte sich diese Mühe nicht. Der konnte in seiner Bude warten, was von des Reiche«« Tisch fiel, und wenn er nachts aufwachte in Schmerzen und Nöten, die vielleicht nicht weniger grausam waren, als die des Kranken in Dahlem, konnte er nicht läuten und Katja, seine Katja, antanzen lassen. Wie oft war Wolfgang in den Nächten aufgewacht und hatte in verzerrten Bildern und Vorstellungen seine Qual vergrößert und eine Wunde in seine Seele gebrannt, die so schnell nicht ausheilen konnte. Nein, es war wahrhaftig besser für Katja, nicht mit ihm über Ritrikoff und sein Geschenk zu sprechen. Die Zeit würde das ihre tun — und Katja nahm Wolfgangs Hand in ihre, Hand und streichelte sie, bis sich das Gemüt des ungestümen kindlichen Mannes beruhigte und sie fried lich heimkehrten durch die friedliche Nacht. Am übernächsten Tage war die Trauung. Die Kirche war mit Girlanden geschmückt, mit grünen Zweigen und Tannen, die Kinder sangen, und als Ka«ia ihr „Ja!" sagte, hielt sie wie einen Talisman das kleine Medaillon des Vaters in der Linken umklammerr. Nach der Zeremonie begann ein großes Fest im „Löwen". Das halbe Dorf war beteiligt. Sie saßen im Garten an langen Tischen und tafelten. Eine Zither, drei Trompeten, eine Kesselpauke, sine Klarinette und ein« Trommel spielten auf. Der Trommler vor allem war feierlich gestimmt. Sein infernalisches Getöse verscheuchte die Rehe im Walde, und wenn längst die anderen Instru mente schwiegen, der Trommler wußte, was er den Gästen aus Berlin schuldig war. Wolfgang hatte nicht gespart, und die Klein- und Groß-Urtelbacher tafelten und zechten, daß sich die Tische bogen. Als aber die Jugend um Mitternacht hinaufschlich zum Brautgemach, um einen Budenzauber zu veranstalten, fandest sie die Bude leer. Oben aber, am Saum des Berges, ging ein Mani« mit einer Frau in weißem Kleid. Der Fuß der Frau be rührte kaum den Grasteppich, auf dem sie schritt. Es war, als schwebte sie unwirtlich und traumhaft zu dem Tall der «tickenden, schweigenden Tannen, die sich in« Dunkel auflösten. Sie waren noch einige Tage in ihren« Schwarzwald dorf geblieben, die alten, lieben, vertrauten Wege über die Kornfelder und blühenden Wiesen, zwischen Baum- ricsen und an murmelnden Bächen gegangen, und daun waren sie weiter gefahren. Neber Freiburg, Basel, Luzcru, die Axenstraße längs des Vierwaldstätter Sees, in dessen durchsichtig blauem Spiegel die Bcrgricscn ihr Bild warfen. Waren über die Teufclsbrückc und Andermal« den Gotthard in endlosen Serpentinen hinaufgcfahren und hatten die schweigenden Firnen der ewig weißen «MX».» - m IIMIE IMZM-»«WM »-'BtwN'WIilNYWWIElM Majestäten mit leisem Schauer gegrüßt. Und wieder in -ndlosen Schleife«« war es die gewaltige Paßhöhe abwärts ! ins Tessiner Tal gegangen, nach Airolo, wo sich der blaue Himmel des Südens zum ersten Male über ihnen wölbte, in märchenhafter Fahr» am Lago Maggiore vorbei über Lugano und Como nach Mailand, wo sie lange vor Leonardo da Vinzis „Abendmahl" gestanden hatten, und anderntags, spät abends, waren sie, angefüllt die Herzen von den Schönheiten der weiten Welt, in Venedig an- zekommen. Es war dunkel, als sie einfuhren, und sie sahen nichts mehr von der marmornen Stadt. Heute aber lag sie in' gleißendem Licht einer blendenden Psingstsonne wie eine Fata Morgana vor Wolfgangs trunkenen Augen und grüßte ihn ans den gewaltigen Kehlen der Glockentürme von San Giobbe, San Salvatore, Santa Maria della Talute, vom Campanile, vom Palazzo Farsetti, Vendra- inin, Cada Mosto und Fondaco de Turchi — von der am Horizont verschwindenden Insel jenseits des Canale ^di S. Marco: von den Barockkuppeln Sai« Giorgie Maggiore. Wolfgang reckte plötzlich die Arme in die Luft. Ein gewaltiger Freudenschrei durchriß die Stille und flog über vie noch ausgestorbcne Piazetla. Katja war erschreckt aufgefahrett und richtete sich im Bett auf. Wolfgang und Katja verlängerten ihren Aufenthalt in Venedig. Sie gingen durch diese leuchtende, singende, musizierende Stadt wie in einer Traumwelt. Venedig hatte Wolfgang mit mächtigen Zauberarmen umfaßt, und als er in der sengenden Hitze, die er so liebte„ vei« weilen Blick vom Campanile oben hinüber zum Fest land schweifen ließ, erschien ihm die alte Legende Wahr heit, daß in der Lagune Polyhymnia, die Muse der Musik, zum ersten Male vom Himmel her die Welt betreten habe. Im selben Hotel wie sie wohnte ein junger Mann, der sich ihnen vor zwei Tagen vorgestellt hatte und sie nun häufig auf ihren Streifzügen begleitete. Er war vor einer Woche aus Rom angekommen, hatte im Hotel Quartier genommen und saß während der Mahlzeiten an einem, ilatjas Platz gegenüber liegenden Tischchen. Er konnte da- nirch das junge Ehepaar gut beobachten und machte davon :ifrig Gebrauch. Wolfgang war wenig begeistert. Dis Art des jungen Mannes bot Kaijas spottsüchtiger Laune üne dankbare Zielscheibe. Sie schielte über ihren Teller zu ihm hinüber und berichtete Wolfgang, der von seinem Piatz aus vcm Objekt der Unterhaltung den Rücken zu- 'chrte, eingehend und «reffend ihre Beobachtungen. „Unser sunger Freund trägt heute die rotgcstreifte Krawatte zu icr beigefarbenen Hose. Dazu das weiße Teidenhemd und vas dunkelblaue Sakko, ganz auf Taille. Eine weiße Nelke in Knopfloch. Gestern war cs eine rosafarbene. Nnr^die knallgelben Schuhe und die rotscidenen Socken schlagen sich." Wolfaang mußte lachen.