ZUR EINFÜHRUNQ Carl Maria von Weber (1786—1826). Weber ist der erste große Vertreter der musikalischen Romantik. Seine Musik beruht nicht auf Geist oder Effekt, er schreibt Musik, die in der Seele singt. Seine Ouvertüre zur Oper „Oberon“ bereitet mit ihrem feurigen Schwung, ihrem Klangzauber und ihrer Märchenpoesie auf die Begebenheiten der Oper vor. Im einleiten den Adagio ertönt Oberons Horn und die zarten Stimmen der Elfen ant worten. Dazwischen huschen lustige Kobolde. Auch ein kleiner, leiser Marsch der Haremswächter geistert vorbei. Der nächtliche Zauber wird durch einen Fortissimoschlag verjagt. Und dann setzt rauschend dasi Allegro ein in schwungvollen Steigerungen. Zwischendurch erklingt wieder Oberons Horn, eine lyrische Melodie schildert die Liebe Hüons, schließlich übernimmt die Jubelmelodie Rezias die Führung und läßt die Ouvertüre in strahlender Freude ausklingen. Johannes Brahms: Violinkonzert D-Dur op. 77 (1833— 1897). Johannes Brahms schrieb sein Konzert für Violine und Orchester, op. 77, im Sommer des Jahres 1878 in Pörtschach. Wie sich in die 2. Sinfonie die beglückenden Erlebnisse in jener schönen Natur hineingefunden haben, so ist auch im Violinkonzert zu spüren, welchen belebenden und erquicken den Einfluß die Landschaft am Wörther See auf ihn ausübte. Brahms hat dieses Konzert seinem Jugendfreunde Joseph Joachim gewidmet, der es auch zuerst lange Jahre als einziger gespielt hat. Heute ist das Konzert Gemeingut aller Geiger geworden, die zur Spitzenklasse gehören wollen — und die Schwierigkeiten, die einst nur Joachim meisterte, werden heute von vielen Virtuosen bewältigt. Joachim hat Brahms manche Anregungen und Ratschläge in Hinsicht auf violintechnische Fragen gegeben — aber aus jeder Note heraus ist zu spüren, daß das Werk ein echter Brahms ist. Das Konzert ist dreisätzig, obwohl Brahms, entgegen allen Gepflogen heiten, zuerst vier Sätze konzipiert hatte. Im ersten Satz ist die große sinfonische Exposition, die Aufstellung der beiden Themen und des gesamten übrigen Materials zu bewundern, ehe er die Solovioline einsetzt. Und nun läßt er nicht wörtlich die Themen von der Geige wiederholen, sondern verändert sie sofort und gestaltet sie frei um. Ein Beweis dafür, daß Brahms doch nicht der strenge Formalist