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Beilage Mr „We»ßeritz-2eit«ng" Mittwoch, am 7. August 1938 Nr. 182 101. Jahrgang Kurze Notizen Ler Reichsverband Deutscher Ossiziere hat für seine Landesverbände und für seine sämtlichen Ortsgruppen bis auf weiteres die Sperre der Mitgliederausnahme verfügt. Die „New Vork Times" meldet, daß im Laboratorium des Signal-Korps von Fort Monmouth (New Jersey) Strahlen entdeckt worden seien, die die Feststellung von Kriegsschiffen und Flugzeugen in einer Entfernung von über 50 Meilen von der Küste ermöglichen sollen. , „3'!. 'präg begann die gesetzlich angcordnetc verschärfte Kon- trolle der Ausländer. Nach den gegenwärtigen Schätzungen wer- iden sich weit über 20 000 Personen der verschärften Meldevllichi unterziehen müssen. „ »ur von der Regierung ratifizierte deutsch-argen ¬ tinische Handels, und Zahlungsabkommen aus dem Vorjahr sowie die Handelsabkommen mit Spanien und Brasilien sind jetzt dem Kongreß zur endgültigen Genehmigung überwiesen worden MMerMWWM Während man sich in Genfer Völkerbundskreisen fieber haft um die Entschließungsformel zur Vertagung des italie nisch-abessinischen Streitfalles bemühte, haben französische Völkerbundsdelegierte, wie aus Genf berichtet wurde, zu gleicher Zeit ebenso eifrig jede Gelegenheit wahrgenommen, um auf dem internationalen Parkett wieder die Frage des Donaupaktes anzuschneiden. Um diese Frage war es in den seit der Stresaer Konferenz verflossenen Monaten merkwür- idig still geworden, bis vor wenigen Tagen das Interesse der öffentlichen Meinung ganz unerwartet vom italienisch-abes sinischen Konflikt auf die neuen Donaupaktverhandlungen gelenkt wurde, die Frankreich ins Rollen brachte. Vor etwa zwei Wochen hat das französische Außenministerium den Regierungen von Wien, Budapest, Prag, Bukarest, Belgrad und Rom einen neuen Donaupaktplan unterbreitet, der nicht nur die Paktverhandlungen wieder in Gang bringen, son dern alle treibenden Kräfte zum möglichst schnellen Abschluß des Donaupaktes mobil machen soll. Auch die deutsche, eng lische und polnische Regierung haben von dem neuen Ent wurf Kenntnis erhalten. Der neue Plan, der in der Weltpresse schon zu viel fachen Erörterungen Anlaß gegeben hat — bekanntlich hat man Mussolinis eiliges Interesse dahin gedeutet, daß er den Donaupakt zustande bringen wolle, um beim Konflikt mit Abessinien den Rücken in Europa frei zu haben — ist nichts anderes als ein weiterer Beitrag zu den internatio nalen Besprechungen um die Neugestaltung und Befrie- oung des Donauraumes. Allerdings ist die neue Initiative von der französischen Regierung ausgegangen, die die frühe ren von ihr selbst angeregten Beschlüsse über die Donau frage unter Berücksichtigung der politischen Entwicklung der letzten Monate in eine neue Form gekleidet hat und so einen Entwurf geliefert zu haben hofft, der von allen inter essierten Staaten als Grundlage für die bevorstehende Do naukonferenz angenommen wird. Was den neuen Ent wurf von allen bisherigen Vorschlägen unterscheidet, ist, daß man darauf verzichtet hat, die Idee des gegenseitigen Bei standes gegen Vertraqsverletzer, die das Kernstück der frühe ren Entwürfe war, darin aufzunehmen. Dies ist offenbar geschehen, um den ungarischen Forderungen entgegenzukom men. Die Kleine Entente hat auf solche zweiseitigen Bei standsverträge. die eine gewisse Drohung gegen Dritte in sich schließen, stets als letztes Mittel nicht nur paktmäßiger, sondern kriegerischer Niederhaltung der ungarischen Revi sionswünsche so viel Wert gelegt. Auch sonst scheint man von Paris aus sowohl in Rom wie auch bei den Regierungen der Kleinen Entente ge nügend vorgearbeitet zu haben, um die noch bestehenden Schwierigkeiten und Gegensätze zwischen den einzelnen Staaten beizeiten durch Besprechungen zu bereinigen und so den Weg zum Donaupakt zu ebnen. Die Hauptlinien des neuen Entwurfs beziehen sich auf die Achtung der Un abhängigkeit Oesterreichs, die Verpflichtung der Unterzeich ner, sich nicht gegenseitig in ihre inneren Angelegenheiten einzumischen, auf Nichtunterstützung eines Angreifers und auf gemeinsame Konsultation im Falle der Verletzung des Vertrages. Cs läßt sich noch nicht erkennen, welche Beweggründe die französische Regierung getrieben haben, den Plänen um den Donaupakt und damit um Oesterreich in solcher Eile einen neuen Auftrieb zu geben. Der Verzicht auf die gegen seitigen Beistandspakte hat darum selbst in Ungarn Miß- trauen hervorgerufen, weil man vermutet, daß hinter den Kulissen noch besondere Militärabkommen zur Vervollstän digung des Paktes abgeschlossen werden sollen und so der Kleinen Entente die Möglichkeit geboten wird, ihre eigenen Interessen mit eigenen Mitteln zu schützen. Man weiß, wie stark sich die Staaten der Kleinen Entente gegen die un garischen Revisionsbestrebungen ausgesprochen haben. Den Forderungen Ungarns auf militärische Gleichberechtigung ist man nicht in der gerinasten Weise entgegengekommen, während andererseits die Kleine Entente ihre Rüstungen in den letzten Jahren ungeheuerlich verstärkt hat. In der ungarischen Presse wird der neue Donauvlan als „ein ledig lich die Wünsche Frankreichs und der Kleinen Entente ent haltender Vorschlag" bezeichnet. Inwieweit dieser Plan für die künftigen Verhandlungen als Grundlage dienen wird, dangt in -er Tat davon ab. ob es Mussolini gelingen wird, Ungarn auf der Basis der römischen Protokolle für eine An näherung an die Kleine Entente umzustimmen. , Grüber hinaus scheint der Düce Frankreich gegen über die Verpflichtung übernommen zu haben, für eine Einheitsfront gegen Quertreiber Die Bedeutung der Ministerreden Die großen Reden, die von Reichsminister Dr. Frick und Dr. Goebbels auf dem Gautage der NSDAP, in Essen gehalten worden sind, haben der inneren Politik des Reiches ihre feste und klare Richtung zugewiesen. Das war deshalb notwendig, weil die Wühlarbeit dunkler Elemente im Jn- lande und die gehässige Spitzfindigkeit der Auslandspresse geflissentlich den Eindruck verbreiten wollten, als befände sich der deutsche Staat in einer Art innerer Krise, der er' nicht Herr zu werden vermöge. Reichsminister Dr. Frick hat mit aller Offenheit die Punkte herausgegriffen, um die sich die Mutmaßungen, Gerüchte und Spekulationen politischer Wet termacher zu knüpfen suchen. Er erörterte die Stellung zum Stahlhelm, zur Judenfrage und zur Selbstauslösung der Freimaurerlogen. Zu jedem dieser Kapitel gab der Reichs- mnenminister die überzeugende Versicherung, daß sich der nationalsozialistische Staat, der bisher der größten Schwie rigkeiten Herr geworden ist, durch nichts abhalten lassen würde, jene Klarheit zu schaffen, die dem Gedanken der To talität innewohnt. Mit besonderem Nachdruck wandte er sich den offiziösen Ausführungen des „Osseroatore Romano" zu, des amtlichen Blattes des Vatikans, das es für nötig befun den hat, die deutsche Gesetzgebung zur Verhütung erbkranken Nachwuchses zu kritisieren und in ihr einen Gegensatz zum göttlichen Recht zu erblicken. Dr. Frick gab darauf die tref fende Antwort, daß die Gesunderhaltung eines Volkes nie mals dem göttlichen Rechte widerstreiten kann, und er fügte mit ebenso klarer Bestimmtheit hinzu, daß der Staat nicht daran denkt, einen Kulturkampf zu entfalten, an dem allen falls einige im Dunkeln tätige Kreise ein Interesse haben möaen. Die Tatlacke. daß aerade in Westfalen, dort wo das Zentrum einmal seine stärksten Bastionen besessen hat, mit gefälschten Flugblättern und üblen Behauptungen gearbei tet worden ist, um die nationalsozialistische Bewegung zu schädigen, ist der stärkste Beweis für die Gefährlichkeit ihres Treibens. Reichsminister Dr. Goebbels hat solchem Tun ein bestimmtes „Halt" entaeyengerusen. Der Staat und die Be wegung haben lange Zeit die Hoffnung gehabt, daß sich die Quertreiber der Aussichtslosigkeit und der Verantwortlich keit ihrer Propaganda bewußt werden und endlich davon ab lassen. Das deutsche Volk ha« durch das Schicksal der konsessio- nellen Spaltung in seiner nationalen Entwicklung derartige Nachteile gehabt, daß es aus innerer Ueberzeugung dem großen Ziele zustimmen kann, jegliche Vermischung von Politik und Religion zu vermeiden. Daß die kirchlichen In teressen und die religiösen Bedürfnisse unseres Volke» durch den heutigen Staat jede Unterstützung und Förderung sin- den, ist hundertfach bewiesen worden. Sein ersolgreicher Kamps gegen die kommunistische Gotllosenbewegung ist der stärkste Beweis dieses Wollens. Wenn in Westsalen oder in anderen Gegenden Deutschlands die Dunkelmänner auf ihr Treiben trotzdem nicht verzichten wollen, so wissen sie jetzt, daß sie die Folgen zu tragen haben werden. Sie werden hossenllich noch in letzter Stunde daraus die Lehre ziehen, daß es zwecklos ist, sich der nationalen Einigkeit der Deut schen noch länger in den Weg zu stellen. Entspannung in den Beziehungen zwischen Italien und der Kleinen Entente, vor allem Jugoslawien Sorge zu tragen. Will man einer bisher immer gut unterrichieten Stelle glau ben, so winken hierfür Italien wirtschaftliche Vorteile über die. wie es dort heißt, „die Verhandlungen scbon beendet sind". Die Gespräche zwischen Rom und dem Balkan wer den also in der nächsten Zeit lebhafter werden, und bezeich nend für Mussolinis diesbezügliche Bemühungen ist seine Ansprache an tschechoslowakische Journalisten bei einem Be such in Rom, wo er betonte, daß „das gute Verhältnis zwischen P?aa und Rom immer enger werden solle". Daß man sich zwischen Paris und Rom Garantien, die sich sowohl auf den Brenner wie auf den Rhein beziehen, gegeben hat, scheint ebenso festzustehen. Hinter den Kulissen ist also zwischen den Staatsmän nern der an der Donausrage interessierten Mächte eine eifrige Aussprache gepflogen worden, und von italienischer offiziöser Seite wurde bereits mitgeteilt, daß die Bemühun- gen um die Ausgleichung der bestehenden Differenzen zwi schen der Kleinen Entente „von Erfolg gekrönt" seien. Die gleiche italienische Stimme hebt aber mit Nachdruck hervor, daß in der ganzen zur Lösung stehenden Donaupaktfrage I jeder Optimismus unangebracht wäre, solange nicht die , Hauptfrage, nämlich die Teilnahme Deutschlands, geklärt I sei. „Von Deutschland hängt zum größten Teil die zukünf- > tige politische Orientierung des Donauraumes ab." Diesen Aeußerungen der dem italienischen Ministerpräsidenten nahestehenden Stelle ist entgegenzuhalten, daß Deutschland es nie abgelehnt hat, sich an einem Donaupakt zu beteili gen, daß es aber vorher genau wissen will, wohin der Weg geht, wenn es seine Unterschrift gegen soll. Der Führer und Reichskanzler hat in seiner historischen Rede am 21. Mai ausdrücklich kundgetan, daß Deutschland an Konferenzen nicht teilnimmt, wenn „es an deren Programmaufstellung nicht von vornherein mitbeteiligt" gewesen ist, und unter diesem Gesichtspunkt sind nach Herkunft und Charakter auch alle italienisch-französischen Bemühungen um den Donau pakt zu werten. AMW -er KmumW LeMWand das erste Angriffsziel Die Kommunisten haben nach einer Meldung eng lischen Ursprungs beschlossen, die gesamte krast der kom munistischen Propaganda jetzt aus Deutschland zu vereini gen. Das Hauptziel müsse jetzt sein, eine Vereinigung aller Oppositionskräste gegen das „Naziregime" zustande zu brin gen. Diese Parole habe der deutsche Kommunist Florin unter größtem Beifall aus dem Kominternkongreß aus gegeben. Er habe hinzugefügt, die deutschen Kommunisten seien jetzt im Begriff, eine Einheitsfront aller Gegner des „Naziregimes" einschließlich der katholischen Arbeiter zu bilden. Die Hauptleitung der Propaganda für Deutschland liege in den Händen von Dimitroff und Pieck. Unter der formellen Kennzeichnung als „Aussprache über den Bericht des Genossen Dimitroff" wurden auf dem Kominternkongreß die Losungen durchberaten, die der ehe malige Angeklagte im Reichstags-Brandstifter-Prozeß sei nen Gesinnungsgenossen zur schnelleren Herbeiführung der Weltreoolution ausgegeben hat. Dimitroff hatte als vor dringliche Aufgabe für die ausländischen Sektionen der Ko mintern den „Uebergang von der Verteidigung zum An griff" bezeichnet. Eine afrikanische Kommunistin bezeich nete die Kolonialfrage als ein besonders geeignetes Objekt im Kampfe gegen die „Imperialistischen Mächte und für die Revolutionierung der Mässen". Dimitroffs Hinweis, daß die Komintern sich mit den Massen der kolonialen und halb kolonialen Völker verbinden müsse, um den herrschenden Mächten auch hier Schwierigkeiten zu bereiten, werde in den Kolonien begrüßt werden. Von Interesse war die Er klärung dieser Kommunistin, daß der Einfluß der faschisti schen Ideen sich auch in den Kolonien zunehmend bemerk bar mache. Als besonders radikal entpuppte sich ein Ver treter der französischen Kommunistischen Partei, der ver sprach, sich für die „internationale Einheit des Handelns", d. h. für den zwischenstaatlichen Zusammenschluß der revo lutionären Gewerkschaften einzusetzen. MM EreMihetze Verleumdung des deutsche Frauenarbeilsdienstes Vom Leiter des Aufklärungs- und Außenamtes bem. Reichsarbeitsführer, Oberarbeitsführer Müller (Branden burg), wird mitgeteilt: In dem kanadischen Blatt „Edmon ton Bulletin" vom 18. Juni 1935, Seite 8, ist ein Aussatz veröffentlicht, der sich mit dem deutschen Frauenarbeits- dienst beschäftigt. Der Aufsatz ist ein ausgesprochenes Greuelmärchen. Es wird in ihm behauptet, daß im Mädel arbeitslager Rügenwalde ein Drittel aller Mädel der Mut terschaft entgegensähe, und daß neun von den Mädels be reits Selbstmord begangen hätten. Die Väter sollen in einer benachbarten SA.-Schule und in benachbarten Arbeitsdienst- lggern Hausen. Es wird zu diesen ungeheuerlichen Behauptungen fest gestellt, daß sie von A bis Z erlogen sind. Der Aufsatz ist ein typischer Beweis, mit welcher Gewissenlosigkeit die Ehre deutscher Menschen in den Dreck gezogen wird, alles nur. um da« deutsche Volk und seinen nationalsozialistischen Staat v-r den Auaen der Welt zu verdächtigen. , Agitation in Syrien Die „Times" melden aus Beirut, daß trotz der Be mühungen der Polizei und schwerer Strafandrohungen di« . kommunistische Agitation in allen Teilen von Syrien an dauere. Am Freitag seien kommunistische Zeichen mit roter Farbe an die Mauern des britischen Konsulats gemalt wor den mit dem Begleitwort „Nieder mit der britischen Kolo- nialpolitikl" Die Polizei habe mehrere Verhaftungen vor- genommen. Eerlane SMmmn ! Die bevorstehende Dreimächte-Zusammenkunst. Die englische Presse erwartet, daß Datum und Ort der Dreimächte-Zusammenkunst erst nach dem nächsten französi- scheu Kabinettsrat festgesetzt werden, der am Donnerstag abgehalten werden dürste. Da die Zusammenkunft in Frank reich erfolgen soll, sei die Entscheidung über diesen Punkt Sache der französischen Regierung. Man nimmt allgemein an, daß die Zusammenkunft am Montag oder Dienstag nächster Woche Ist oder bei Parts beginnen wird. Bis zur Abreise der britischen Abordnung nach Paris wird im Aus wärtigen Amt und im Kolonialministerium lebhafte Tätig« keit herrschen. Ende dieser oder spätestens Anfang nächster Woche dürste ein Kabinettsrat abgehalten werden. ,