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Drkeberrocktn^ckvt"' künkDürme-Verlag, Halle (8aale' Nachdruck verboten. 13) Das ist doch auch voll sind das denn freundlich ein- Ich reise ab!" Aber ich meine, wenn handelt, schwindelst du es sich um so ein kleines Mädel vielleicht doch?" , „Mit dir ist nicht zu reden. „Was hab' ich denn gemacht? deine Geliebte — oder ist sie es nicht?" „Nein!" „Brülle mich doch nicht so an! Was eigentlich für Moden? Erst wird man geladen, und dann wird man angebrüllt. „Udo, sei endlich vernünftig. Ich habe die Kleine lediglich aus einem gefährlichen Beruf herausnehmen wollen. Und sie wollte auch gern heraus. Sie war nämlich nur eine kleine Filmkomparsin — verstehst du? Und sie hatte selber die Sehnsucht, ihren richtigen Beruf wieder ausüben zu können. Sie ist kaufmännisch ausgebildet." „Ist das die Möglichkeit! Wer soll dir das denn glauben?" „Ich lüge nicht." „Gewiß nicht. Sonst nie! Das geb' ich zu. Von dir braucht man qie das große Ehrenwort und so verlangen. Dir hat man «ich so zu glauben. Schon nach drei Wochen war es Käthe, als sei sie nie von hier weg gewesen.. Ganz und gar eingelebt hatte sie sich. Und wenn sie am Abend noch ein Stückchen in den Park ging, dann dachte sie: Wie schön ist Arndt von Berkens Heimat! Wenn ich doch nie wieder hier fort brauchte! Wenn ich doch immer hier bet ihm und feiner Schwester bleiben dürfte! Wenn er doch niemals heiraten würde! Wenn alles bliebe, wie eS heute ist! Küthe liebte den hochgewachsenen Mann völlig Wunsch, los. Sie wollte nichts, was ihr ewig unerreichbar bleiben mußte! Sie wollte nur hier sein dürfen. In seiner Nähe, für ihn arbeite« wollte sie, und wenn er zufrieden mit ihr war, dann war das ihr schönster Lohn. mit allem zu mir kommen. Wenn man Ihnen nicht mit der nötigen Achtung begegnet, dann melden Sie mir das. Ich fahre da mit einem Donnerwetter dazwischen. Ver zeihen Sie, aber das heißt hier so." Käthe Randolf lächelte schwach. Und er dachte: Was für hübsche weiße Zähne sie hat! Dann ging er davon, ihr leicht zunickend. Draußen auf dem Hofe hörte sie ihn mit irgend jemand sprechen. Kurz, befehlend. Und es war doch immer die schöne, tiefe Stimme, die sie so sehr liebte! Käthe arbeitete! Blickte nicht mehr auf. Schrieb und schrieb. War bald genug mit den Briefen fertig, blickte unschlüssig vor sich hin. Er hatte ihr nicht gesagt, wo sie die Briefe hinbringen sollte. Ob sie sich bei Fräulein von Berken meldete? Die Briefe in der Hand, verließ sie das Büro. In spektor Fischer machte ihr galant die Haustür auf. Er mutzte hier herumgestanden haben. Vielleicht hatte er gar auf sie gewartet. Wie häßlich, wie unangenehm das wäre! Sie dankte ihm und schlüpfte schnell an ihm vorbei. Und jetzt schon war sie Arndt von Berken unendlich dank bar dafür, daß er sie drüben im Schloß in einem geschützten Zimmer arbeiten lassen wollte. Denn sie wußte nicht, wie sie sich dann benehmen sollte. Grob durfte sie doch ganz gewiß zu einem Inspektor nicht sein. Und vielleicht wäre hier in dieses Büro doch dieser oder jener von den anderen Leuten, die hier auf dem Wirtschaftshofe zu tun hatten, gekommen. Käthe ging über den Hof. Und da sah sie, wie Herr von Berken drüben durch das Hoftor ritt. Wie schön er zu Pferde saß! Und wie wild das Pferd ausgriff! Wenn — er stürzte? Käthes linke Hand griff nach dem Herzen. „Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihm etwas zu stieße. Schütze ihn, lieber Gott!" Käthe ging schnell zum Schloß hinüber. Arndt von Berken aber jagte weiter. Immer weiter. Der wilde Ritt tat ihm wohl. Käthe aber meldete sich bei Brigitte. Die sah ein bißchen erstaunt auf. Sie saß am Fenster und hatte eine große Brille auf. Sie hatte ein dickes Buch auf dem Schoß liegen und schrieb da etwas hinein. „Sie wünschen, Fräulein Randolf?" Es klang sehr freundlich. Käthe sagte: „Herr von Berken hatte mir Briefe diktiert. Ich bin gewöhnt, sehr schnell zu schreiben. Nun bin ich fertig. Herr von Berken aber ist fortgeritten. Darf ich um neue Arbeit bitten, gnädiges Fräulein?" »Hm!" Brigitte legte mit einem merklichen Laut der Erleichte rung das dicke Buch auf den Tisch. „Ja, liebes Fräulein Randolf — hier, mein Wirt schaftsbuch. Da ist so vieles liegengeblieben, was alles noch hinein muß. Ich hab' zu so etwas nie Lust gehabt. Wenn Sie sich mal ein bißchen damit beschäftigen möchten, wäre das hübsch von Ihnen. Aber Sie können gleich ein wenig hierbleiben, das Büro ist so kahl und unfreundlich. Und mein Bruder kommt dann hierher, da kann er seine Briefe ja gleich begutachten. Kommen Sie, hier am Fenster ist ein nettes Fleckchen. Ich gehe einstweilen mal in die Küche." Brigitte wußte gar nicht, wie lieb und nett sie war. Daß sie es war, die die kleine Käthe behandelte, als gehöre die längst mit hierher. „Ja, da können wir gleich noch eine andere Frage erledigen. Wo möchten Sie essen? Das Personal ißt für sich im großen Speiseraum unten. Die beiden Inspektoren und unsere alte gute Mamsell essen zusammen neben den» großen ^in einem kleineren Raum. Möchten Sie mit den Letztgenannten zusammen essen, oder ziehen Sie es vor, auf Ihrem Zimmer zu speisen?" „Wenn es nicht unbescheiden ist, dann möchte ich auf meinem Zimmer essen, gnädiges Fräulein. Wenigstens vorläufig. Sie sind mir alle so fremd, die vielen Leute, und — und ich bin gern allein." „Ra, da ist die Sache ja geklärt", fügte Brigitte sehr befriedigt. Dann ging sie hinaus. Käthe aber vertiefte sich in Brigittes dickleibiges Wirtschaftsbuch. """"" 1 ' - . ... .... - - . .-4 . ... kommen unverständlich, wenn einer sich so dumm anstellt. Nimmt sich das schöne kleine Blondküpfchen mit nach Berkenhofen, und nun — nee —, ich bin dazu zu dumm, um das begreifen zu können." „Dir wär' das sicher nicht polstert, mein lieber Udo!" „Nee! Nie!" „Menschen sind verschieden." „Das weiß ich seit langem. Aber mit dem Mäderi — sag' mal —" „Wollen wir nicht lieber davon aufhören? Sie ist hier, bleibt hier, und für meine etwaigen leichtsinnig ver anlagten Gaste hat sie nicht da zu sein. So liegt die Sache!" „Leichtsinnig veranlagt? Damit meinst du sicherlich mich! So ein Unrecht mir anzutun! Wo es in Berlin keinen solideren Menschen mehr geben kann wie mich. Bis.zu meiner Hochzeit hab' ich allerdings noch viele Besuche zu machen. Ich muß doch aufräumen — nicht wahr? Aber meiner Frau bin ich dann treu, ich schwör' dir das!" „Gut so! Räume aber schnell aus. Deine Schwieger mutter könnte auf den Gedanken kommen, dir mal ein bißchen nachspionieren zu lassen. Für wenige Mark erhält man einen wunderschönen Lebenslauf über jede Stunde des armen Opfers." „Mußt du mir denn alles verekeln? Ich tu doch nichts?" tat der andere schwer beleidigt. „Können wir zu Brigitte gehen? Sie wartet sicherlich . Aon mit dem Abendbrot. Du bist nämlich ihr einziger Zeburtstagsgast, den sie bereits für heute Hebelen hat." „Das muß ich noch extra gutmachei». Also gehen wir. Wir können doch deine liebe, verehrt- Schwester nicht noch länger warten lassen. Obendrein habe ich mächtigen Hunger. Ich roch so etwas wie gebratene Hühnchen. Die esse ich doch so gern." , „Aus diesem Grunde wird's wohl auch so etwas geben." Sie langten dann bei Brigitte aü, die heute in einem dunkelblauen Kleide ein bißchen netter aussah als sonst. Sie wartete tatsächlich schon mik dem Essen. Und dann pähte Udo umher, ob er nicht etwas von dem Blöndch' ehen könne. Nichts! Na, dann morgen! Ihr würde er bestimmt ein bißchen auf den Zahn fühlen. Sie würde sich schon verraten, die kleine Dame. Was verraten? Arndt halte gesagt, oaß er dem Mädchen fernstand — er hatte ihm zu glauben. Aber, du lieber Gott, kaum zu glauben war's! Nach dem Abendbrot saß man gemütlich beisammen. Brigitte rauchte sogar eiste sein?, belle Zigarre. Unh ihre blauen Ringe waren bestimmt kunstvoller als die der Herren. Ustd dann spielte Udo von Bodenstein Noch ein wenig Klavier ustd sang dazu. Das war auch sehr hübsch und unterhallend. Das hgtte er schon öfter hier getan und in anderen Gesellschaften auch. Brigitte hörte ihn sehr gern, ustd sie fxeute sich, Patz er heute wieder Leben und Frohsinn mitgebxacht hatte. Später verabschiedete sie sich von den beiden Herren. „Ich bin früh Vie erste. Da mutz ich natürlich abends nicht gerade die letzte sein — Nicht wahr?" sagte fie launtp Sie nickte den Herren zu und verschwand. ' " «Fortsetzung folgt)» Letzteres hätte er wohl nicht gesagt, wenn er nicht den Blick unaussprechlichen Hasses gesehen hätte, den Julchen Mittrasch auf Käthe Randolf geworfen hatte. Julchen ging langsam durchs Zimmer, knickste, aber der Schloßherr sah nicht mehr zu ihr hin. Nachsicht und Freundlichkeit waren hier nicht mehr am Platze, das sah er ein. Inspektor Graf zahlte im Vorraum der Mittrasch das Geld aus. Und da sagte sie gehässig: „Meint der gnädige Herr etwa, man weiß nicht, was hier los ist?" „Quittieren Sie, Fräulein Mittrasch — und im übrigen möchte ich Ihnen doch empfehlen, lieber ein bißchen vor sichtiger mit Ihren Worten zu sein." Da unterschrieb die Mittrasch und nahm das Geld an sich. Dann lachte sie häßlich und ging. Drinnen aber sagte Arndt von Berken bedauernd: „Nun sieht das kleine Mädel ganz blaß aus, auf den häßlichen Auftritt hin. Niemand, weder meine Schwester noch ich, hat daran gedacht — gestern abend meine ich —, daß heute hier Fräulein Mittrasch ihre Aushilfestunden absolviert. Ich hätte Ihnen das ersparen sollen. Ver zeihen Sie und vergessen Sie die Sache! Es ist nämlich dem Fräulein Julchen Mittrasch bestimmt kein Unrecht geschehen. Bitte, weinen Sie nicht, ich mag Tränen nicht." Es waren zwei große Tränen langsam die schmalen Wangen heruntergerieselt. Käthe wischte sie schnell fort, schämte sich, setzte sich still ans Fenster an den kleinen Tisch, auf dem die Schreibmaschine stand, und wartete, was er sagen würde. Er blickte sie unschlüssig an, sah sich unbehaglich in dem kahlen Raum um und meinte dann: „Wie gesagt, nur ein paar Tage, dann wird's gemüt licher. Ich werde das Büro drüben einrichten. Es ist da ein nettes, kleines Zimmer, das nie benutzt wird. Ich habe hier einige Briefe zu diktieren. Wir können anfangen. Ach so, Fischer, was wollen Sie noch?" Der jüngere Inspektor hatte dagestanden, hatte immerzu auf Käthe Randolf gesehen. Inspektor Graf war auch wieder eingetreten. „Ja, meine Herren, ich denke, daß Sie die paar Sachen, die Sie zu schreiben haben, auch mit der Hand erledigen können. Ich kann auch noch für drüben eine Schreib maschine beschaffen, so daß die alte hierbleiben kann. Lieber Graf, Sie können doch so ein bißchen tippen?" „Ja, gnädiger Herr — das ist so eine Sache. Ich schreib' da lieber doch mit der Hand." „Dann bleibt's dabei. Die Herren machen mir Ihre Abrechnungen hier fertig, und drüben wird dann alles geprüft." ( Kürt Fischer, der jüngere Inspektor, blickte mißmutig drein. Nun hatte er sich so sehr gefreut, ab und zu mit 'diesem schönen, blonden Mädel sprechen zu können, und ! jetzt kam es so! Inspektor Gras aber dachte: Aha! Die Mittrasch ist gar nicht so dumm. Aber sagen darf sie nicht so offen, was sie denkt. Und ob's wirtlich stimmt, weiß man ja auch noch lange nicht. — Die beiden Inspektoren verließen die Stube. Grüßend, sehr höflich. Und Arndt von Berten blickte ihnen nach. Ganz genau wußte er, was jeder von den beiden dachte. Und in seine Augen kam ein Grübeln. Hatte er das Mädelchen in eine verfängliche Situation gebracht? Wieso? Käthe Randolf stand drüben im Schloß unter dem Schutz Brigittes! Das genügte. Brigitte würde auf passe«. Sie hielt zu ihm durch dick und dünn. Mit Be merkungen mochte ihr ja keiner in die Quere kommen; der konnte etwas erleben. „Ja, also wir fangen an. Hier ist Papier. Drüben in Ihrem eigentlichen Arbeitszimmer richten Sie sich alles handlicher ein. Hier ist nun mal noch das Reich Ihrer Vorgängerin. Also, es muß einstweilen gehen." Und Arndt wartete noch ein Weilchen, dann aber diktierte er. Und als die ersten zwei Briefe fertig waren, bei denen er übrigens Rücksicht genommen und langsam diktiert hatte, da betrachtete er unauffällig den gesenkten, blonden Mädchenkopf. Gaitz kühl und kritisch betrachtete er das goldig schimmernde Haar. , Echt ist'sl, dachte er befriedigt. Das Haar hat noch nie den Farbentopf zu kosten bekommen. — Käthe war fertig, legte die Schreiben neben die Ma- fchiKk- Er nahm einige andere Notizen zur Hand, und gleich dqrauf jvar er mitten drin in einem rücksichtslosen Diktat. Es war eine Sache, die ihn ganz und gar gefangen nahm. Er sprach sehr schnell, und Käthe schrieb und schrieb. Der vierte Brief schien ihm nicht so wichtig; er diktierte wieder langsamer, und vielleicht war es auch des halb, weil er sich plötzlich besonnen, wie rücksichtslos schnell er gesprochen hatte. Dann waren die Briefe fertig. Er blickte noch ein Weilchen auf den blonden Mädchenkopf, und dann ging er zur Tür: „Rch nun sehen Sie, wie Sie zurechtkommen, Fräulein Pattdolf. Und — was ich noch sagen wollte: Sie können Neuntes Kapitel. „Natürlich bin ich gern gekommen. Nach Elses Heimar fahre ich erst in drei Wochen. Da wird Verlobung gefrier,. Die Mama hält auf alte gute Sitten, und es ist gut so. Es ist sehr gut, daß es noch Mamas gibt, die der guten alte« Leit entstammen, MdPie nicht noch mit sechzig Jahren an SchlitWuhkonkürrenzen teilnehmen. Ja, aber Freund meines Herzens, hab' ich da eigentlich recht ge sehen? Den Hast du dir denn da mitgebracht aus Berlin? Das ist MM dlMe FNmnachivüchs!" „Ist er — jawohl!" „Seit wänn werden bei euch in Berkenhofen Filme gedreht?" „Sie ist meine Sekretärin!" „Was?" „Du hörst doch nicht schwer, Udo!" „Deine Sekretärin? Heiliger Bim! Wenn da dein». Schwester Brigitte dahinter kommt, gibt's was!" „Sag' mal, was denkst du dir denn eigentlich?" Der andere sah ihn starr an, dann lachte er. Lachte! „Hör' mit Lachen auf! Du denkst nämlich falsch! Brigitte ist vollkommen mit dem Hiersein der kleinen Randolf einverstanden. Das heißt also so viel, daß Brigitte alles weiß und mir dennoch vertraut." „Wundervoll umschrieben! Ist die kleine Filmschönheit