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Die neue Tagung des Arbeitsausschusses der Sanklions- konferenz, der am 29. November zusammenlreten und über die Erweiterung der Verbotsliste für Rohstofflieferungen ! nach Italien beschliehen sollte, ist auf Antrag des französi- § fchen Ministerpräsidenten Laval verschoben worden. i Laval hat, wie verlautet, seinen Schritt mit der in nerpolitischen Lage Frankreichs, die ihm eine Reise nach Genf unmöglich machen würde, begründet. Der Vorsitzende der Sanktionskonferenz, de Basconcellos, wird in den nächsten Tagen einen neuen Zeitpunkt festsetzen. Nach einer Mitteilung des Pariser „Journal" hat Laval sich bei seiner Anregung von der Erwägung leiten lassen, daß eine Verhandlung über eine so wichtige Maßnahme wie die Sperrung der Oelzufuhr nach Italien nur möglich sei, wenn alle beteiligten Regierungen in der Lage seien, die volle Verantwortung für ihre Beschlüsse zu übernehmen. Die französische Negierung aber stehe am Vorabend sehr wichtiger innerpolitischer Beratungen — der „Quotidien" hält sogar den Sturz Lavals am Donnerstag für möglich — und müßte daher zunächst den Ausgang der Kammeraus sprache abwarten, ehe sie sich auf so wichtige außenpolitische Beschlüsse einlasse. „Petit Parisien" behauptet, daß der Entschluß Lavals auf außenpolitische Erwägungen zurückzu- führen sei. Frankreich versuche nach wie vor, den italienisch abessinischen Streitfall auf friedliche Weise zu lösen. Aehn- lich urteilt der Sonderberichterstatter des „Echo de Paris", der bei dieser Gelegenheit noch berichtet, bei der letzten Un terredung des italienischen Regierungschefs mit dem eng lischen Botschafter in Rom sei nicht nur von dem Gleich gewicht im Mittelmeer und von der Zurückziehung weiterer italienischer Truppen aus Libyen die Rede gewesen, sondern zugleich habe man sich erstinals auch über die Regelung des italienisch-abessinischen Krieges selbst unterhalten. Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Tele graph" schreibt, um ein wirksames Oelausfubrverbot zu ZanktionLkonferenz verschoben Neue Vermittlungsversuche Lavals vor dem Sturz Lavals? Alarmbereitschaft Paris, 26. November. Der „Quotidien", der von Beginn an gegen die Re gierung Laval eingestellt war, rechnet bestimmt damit, daß das Kabinett am kommenden Donnerstag gestürzt wird. Das Blatt versucht, diese Ansicht an Hand von Zahlen zu recht fertigen und geht dabei von der Abstimmung aus, die bei der Erteilung der außerordentlichen Vollmachten auf finanz politischem Gebiete im Juni in der Kammer stattfand. Da mals habe man der Regierung Laval diese Vollmachten mit 324 gegen 160 Stimmen erteilt. 107 Abgeordnete hätten sich der Stimme enthalten, 20 seien abwesend gewesen. Bevor man also überhaupt gewußt habe, wie die Regierung diese Vollmachten anwenden würde, habe es bereits 160 Gegner und 107 Zweifler gegeben. Man könne also annehmen, daß sich nach den inzwischen gemachten Erfahrungen mindestens 267 Stimmen aeaen die Neaieruna aussvrechen würden. In sichern, sei die uneingeschränkte Mitarbeit von Sowsetruß- land, Rumänien, Holland, Venezuela und den Vereinigten ! Staaten unentbehrlich. Infolgedessen rufe der Aufschub, der durch die Lage in Frankreich verursacht sei, keinen wesent lichen Unterschied hervor. j Rach Berichten aus Pari» wolle Laval die neue Atem pause zu weiteren Versöhnungsbemühungen benutzen. Seil einiger Zeit habe er es sich angelegen sein lassen, Mussolini der außerordentlich freundschaftlichen Haltung Frankreichs gegenüber Italien zu versichern. Diese Annäherungen hat- j len zur Folge gehabt, daß die Zusicherungen, die Laval im 1 letzten Monat über eine Unterstützung Großbritanniens im i Mittelmeer gegeben habe, merklich verwässert worden seien. , Frankreich habe Italien versichert, daß es bereits in der ! Frage der Anwendung von Sühnemaßnahmen bis zu der beabsichtigten Grenze gegangen sei. Im Falle von Oel und kohle werde Frankreich keine wirksame Aktion zu unter nehmen brauchen. Inzwischen seien Anzeichen bemerkbar, daß die britische Negierung, nachdem sie vom Lande eine neue Vollmacht er- , halten habe, entschlossen sei, bei ihren Beziehungen mit Rom eine unabhängigere Rolle zu spielen als bisher. Dies sei das logische Ergebnis der Erlaubnis, die der Völkerbund am 3. November gegeben habe, als Großbritannien und Frank reich ersucht wurden, ihre Bemühungen um Herstellung des Friedens fortzusetzen. Während der letzten drei Monate habe die britische Negierung sich damit begnügt, Laval die Initiative bei den Nachforschungen nach einer Friedens grundlage zu überlassen. Der unerwartete Besuch des bri tischen Botschafters bei Musjolmi am Sonnabend habe an scheinend zeigen sollen, daß auch unmittelbare Besprechun gen zwischen Italien und Großbritannien möglich se en. Die Anregungen des Botschafters seien bestimmt gewe en, den Weg für einen Beistand Großbritanniens bei der Wieder herstellung des Friedens auf einer gerechten Grundlage zu ebnen; man rechne aber nicht mit positiven Ergebnissen vor Ablauf eines oder zweier Monate. der Marxisten diesem Falle wurde das Kabinett also noch über eine Mehr heit von 57 Stimmen verfügen, wenn nicht inzwischen Dinge eingetreten wären, die das Ansehen der Negierung endgül tig untergraben hätten. Die Frage der kampsbünde habe alle Linksgruppen auf den Vlan gerufen, während sich im Huni nur 73 Radikal sozialisten gegen die Regierung ausgesprochen hüllen, könne man nach Aussagen eines führenden Mitgliedes dieser größ ten französischen Partei diesmal damit rechnen, daß min destens 135 Radikale gegen die Regierung stimmen werden. Unter diesen Umständen sei mit „mathematischer Sicherheit" mit dem Sturz des Kabinetts zu rechnen. Das Büro der sozialistischen Landesgruppe des Seine- Departements hat an alle seine Untergruppen ein Rund- ichreiben gerichtet, in dem die allgemeine Alarmbereitschaft angekündigt wird. Urteil im SchuiMsetzprorek i« «rillt« Brünn, 26. November. In dem Schutzgesetzprozeß gegen vier ehemalige Mit glieder des Vereins „Deutsche Falkenschaft" in Brünn wurde vom Kreisgericht das Urteil verkündet. Der Anklage lag die in solchen Prozessen übliche Be hauptung zugrunde, die Angeklagten Hütten sich zu Anschlä gen gegen die tschechoslowakische Republik vereinigt und seien zur Erreichung dieses Zieles mit reichsdeutschen Stellen in Verbindung getreten <!). Der Hauptangeklagte Heinrich Fröhlich wurde zu 15 Monaten schweren Kerkers mit einer monatlichen Verschär fung und zu einer Geldstrafe von 1000 Kronen verurteilt. Hermann Klein und Eduard Anlosch erhielten Kerkerstrafe» von je einem Jahr mit Verschärfungen und Geldstrafen von je 1000 Kronen. Schließlich wurden alle drei zum Ver lust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Der vierte An geklagte Anton Wittek wurde sreigesprochcn. MstmWMMiHs WM j Eröffnung durch Reichsminister v. Liß Rübenach. Reichspostminister Freiherr o. Eltz - R übenach er- ! öffnete in der Berliner Universität die 19. Post- und Tele- ! graphenwissenschaftliche Woche, die in Verbindung mit dem j Reichspostministerium von der Verwaltungsakademie Berlin für mehr als 500 Postbeamte, Angestellte und Arbeiter aus dem ganzen Reich vom 25. bis 30. November durchgeführt wixd. Der Reichsminister betonte, daß die wissenschaftlichen Wochen im nationalsozialistischen Staat vor allem den Zweck verfolgten, das Vertrauensverhältnis zwischen Führung und Gefolgschaft der Deutschen Neichspost fester zu gestalten. Der Minister wies die Teilnehmer darauf hin, daß ihre Einbe rufung zu dieser Woche für sie eizze Auszeichnung bedeute, und daß sie das Gedankengut, das ihnen hier vermittelt werde, bei ihren Arbeitskameraden weiterzuverbreiten hätten. Der Führer des Reichsbundes der deutschen Beamten, Regierungsrat Neef, hob hervor, daß viele Beamte sich früher von der Teilnahme an wissenschaftlichen Wochen Be förderung und materielle Vorteile versprochen hätten. Heute müsse sich jedoch jeder verpflichtet fühlen, seine Leistungs fähigkeit Au erhöhen. Die Reihe der Borlesungen wurde darauf eröffnet durch einen Vortrag des Staatssekretärs im Reichspostministerium, Lr. Ohnesorge, über „Die deutsche Aufgabe". Der Staats sekretär behandelte das Werden des deutschen Volkes als Gemeinschaft des Blutes und der Rasse. Als nächster Vor tragender gab Ministerialdirektor Nagel einen Ueberblick über die Sozial- und Personalpolitik der Deutschen Reichs post, wobei er insbesondere die Umstellung der Personal- oolitik im nationalsozialistischen Sinne unterstrich. „Das wehrhafte Deutschland' Wehrhaftigkeit und Schrifttum in der deutschen Geschichte Die Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrift tums, die Preußische Staatsbibliothek und die Deutsche Hee resbücherei zeigen gemeinschaftlich in den Räumen der Preußischen Staatsbibliothek vom 23. November an die Buchausstelluna „Das wehrhafte Deutschland". Die dort ausgestellten Werke geben Zeugnis davon, daß wehrhafte Gesinnung einen Grundzug deutschen Wesens in Geschichte, Schrifttum und künstlerischer Gestaltung darstellt. Deutscher Geist und deutscher Wehrwille bilden eine innere Einheit. So wie große Feldherren und Soldaten großartige Schöp fungen auch auf geistigem Gebiet vollbrachten, weckten deutsche Musiker kämpferische Gesinnung. Dichter haben ihr Leben im Dienst mit den Waffen eingesetzt und hingegeben, und auf den Lippen jeder Truppe lebt das ewige Soldatenlied. Aus allen Zeiten hat uns das Schrifttum Kunde von Kriegen und Kämpfen übermittelt. Bodenfunde und Wehr anlagen zeugen vom wehrhaften Geist germanischen Volks tums in vorgeschichtlicher Zeit. Bis auf spärliche Reste aus einer sehr viel späteren Zeit ist der einst reiche Niederschlag dieser Gesinnung in Heldendichtung und Volkssage völ lig untergegangen. Längst ist der Heerbann aller Freien im Großstaat des hohen Mittelalters durch den allein waffen tragenden Wehrstand abgelöst. Ritterlich-ständische Gesin nung lebte auf ragenden Burgen, beherrschte Waffenspiel und Wafsenbrauch und fand ihren dichterischen Ausdruck in der ersten Blütezeit deutscher Literatur. Und wieder ist es eine neue Zeit des Kampfes, die eine Erweckung der deutschen Sprache mit sich bringt, die Er hebung des deutschen Geistes in den Glaubenskriegen. Doch die Erneuerung erreicht nicht ihr Ziel. Im Dreißigjährigen Krieg liehen die deutschen Kaiser gegen Landesherren, Ter ritorien gegen Städte in Fehde, der Wehrwille der Nation sinkt. Widerstandslos können ausländische Heere aus aller Herren Länder deutsche Gaue überfluten. Mit ihnen hal ten Ausländerei und Nachahmung fremder Sitten im deut schen Heerwesen und in der deutschen Dichtung Einzug. Unter dem Eindruck dieses Elends ertönen nach langer Zeit wieder völkische Klänge. Die Waffentaten des jungen brandenburgischen Heeres gebieten im Norden dem Landes- seind Einhalt, während durch den endgültigen Sieg über die seit Jahrhunderten anstürmenden Türken die Südostmark fest in deutsche Hände kommt. Das unbeschränkte Landes- sürstentum hat den Staat wieder ausgebaut. Es schafft sich in dem stehenden Heer ein zuverlässiges Instrument feiner Machtentfaltung, nachdem Kriegsschriftsteller und Theoreti ker schon längst die Mängel einer ungleichmäßig ausgerüste ten und nur befristet angeworbenen Söldnertruppe darge tan hatten. Die Kriegsartikel machen aus der Soldateska die Truppe und aus dem Söldner den Soldaten. Sie stellen ihn unter eiserne Disziplin und verleihen ihm Ansehen und Ehre. Der Adel findet im Dienst seiner Landesherren reiches Feld seines kriegerischen Willens. Allerdings gelingt es nicht, alle Wehrfähigen zu erfassen. Nur ein Teil des Heeres besteht aus Landeskindern. Die Macht der Idee des Volkes ist noch nicht beherrschend in die Herzen der Menschen jener Zeit eingedrungen. Einer bahnt den Weg für Deutschland, Friedrich der Große. Er führt die von seinem Vater ae- ichaffene Armee zum Kamps und Erfolg. Sein kriegerischer Genius verschosst seinen Truppen unvergänglichen Ruhm, sein zäher Wille sichert seinem von allen Seiten von Kein- den umaulerten Staat den Bestand als europäische Groß macht. Sein Beispiel erfüllt ganz Deutschland mit kriegeri scher Gesinnung. Doch leine Nachfolger sind nicht wie er zugleich Soldaten und Schöpfer großer Ideen, sondern er schöpfen sich in der Weiterführung des Geschaffenen. Das in der Entwicklung zurückgebliebene Heer Friedrichs des Großen bricht vor den jungen Truppen Napoleons zulam- Weltbild lM). Ehrung Svea Hedin«. Sven Hedin, der berühmte Forscher, der sich zur Zeit in Berlin aufhält, besichtigt mit seiner Schwester Alma die Treptower Sternwarte. Sven Hedin und seine Schwester wurden zu Ehrenmitgliedern der Gesellschaft der Freunde der Sternwarte ernannt. men, und wieder einmal wird es um Deutschland tiefe Nacht . . . Verzweifelte Ausbrüche verraten den schlum mernden Wehrwillen. Unter dem Zwange bitterer Not wächst die Wehrbereitschaft des deutschen Volkes. Dichter rufen zum Kamps, wagemutige Feldherren nehmen ihn auf, und zum erstenmal wieder nach langer Zeit scharen sich Frei willige um die Fahnen. Später bildet in Preußen die Einführung der allge meinen Wehrpflicht den Ausgangspunkt einer weitgehen den Umgestaltung, die aus dem geworbenen oder freiwilli gen Heer das Volk in Waffen schafft. Die moderne Kriegs führung mit ihren Massen und der Vielgestaltigkeit der Waf fen führt zu einem neuen Bereich des Schrifttums, den wehr- wissenschaftlichen Büchern. Bon Clausewitz und Moltke sind die ersten großen Vertreter dieser neuen Literatur. Aus den Schlachtfeldern besteht die von Moltke oorgebildete und ge leitete Armee die Probe, und ihr Sieg sichert die Einigung der deutschen Stämme. Diese Hinweise auf die Einheit zwischen Wehrkraft und Wehrgeist in Geschichte und Schrifttum enthalten nur eine» kleinen Teil der Kenntnisse, die der Besucher der Ausstel lung „Das wehrhafte Deutschland" erwirbt. Insbesondere gibt der zweite Teil über die geschichtlichen Zusammenhänge hinaus einen Ueberblick über das gegenwärtige Schrifttum, das in Dichtung und sachlicher Darstellung den kämpferj- chen Einsatz sür das Leben und die Freiheit des Volkes ge-> taltet. St. Mz. / Was eia veheimtraaspart verrät weshalb die amerikanische Riesenfernrobrlinse erst im Dezember transportiert wird. Vor einigen Tagen wurde aus den amerikanischen Cor ning-Glaswerken mitgeteilt, daß jene Riesenfernrohrlinst von fünf Metern Durchmesser, die für das Observatorium des Instituts für Technologie auf dem Mount Palomar be stimmt ist, bereits auf Zimmertemperatur abgekühlt sei. Das bedeutete aber, daß man alle Transvortvorbereitunaen für die Verschiffung durch den Panama-Kanal nach Kalifornien umgehend in die Wege leiten müsse. Aus besondere Wei sung wurden jetzt jedoch die Transportdispositionen verscho ben. Man nimmt jetzt an, daß die Riesenfernrohrllnse erst zwischen dem 15. Dezember 1935 und 1. Januar 1936 ver schifft werden soll. Hinter dieser Verschiebung des Abtrans portes verbirgt sich ein interessantes militärisches Geheimnis. In Santa Monica in Kalifornien baut nämlich die Douglas-Aircraft-Company an einem Riesenflugzeug, das von dem Armee-Lustkorps der USA. in Äuftraa gegeben