Volltext Seite (XML)
Beilage zur „Weißeritz-Äeitang" Montag, am 28, November 1835 101. Jahrgang Nr. 274 Kurze Notizen Der bisher mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Luftwaffen-Musikinspizienten beauftragte Obermusikmeister Hans Felix Husadel ist durch den Führer und Reichskanz ler mit Wirkung vom 1. Oktober zum Luftwaffen-Musit- inspizienten ernannt worden. Von einem Wiener Schwurgericht wurden fünf Ratio- nalsozialisten wegen angeblicher Wiederorganisierung der SA. im 20. Gemeindebezirk zu Kerkerstrafen von drei bis achtzehn Monaten verurteilt. Außer diesem politischen Pro zeß beginnt am Montag in Wien ein Hochverratsprozeß ge gen 17 ehemalige SA.-Männer. Die österreichische Bundesregierung hat für die Weih nachtszeit, und zwar vom 23. Dezember bis zum 7. Januar ein Versammlungs- und Kundgebungsverbot erlassen. Der Reichsminister des Innern hat das im Reichsge biet gegen die englischen Zeitungen „Daily Expreß" und „Sunday Expreß" bestehende Verbot mit sofortiger Wirkung aufgehoben. Buch Meldungen der Neglerungspresse erwartet inan dem nächst den Rücktritt des polnischen Iustizmüüstcrs Michalowsti Als voraussichtlicher Nachfolger Michalowskis wird der jetzige Seim-Marschall Car genannt. Die Regierungsblätter nehmen au, daß im Falle der Berufung Cars zum Minister der frühere Mini sterpräsident Oberst Slawek zum Seim-Marschall gewählt werden würde Der brilische Missionar Hayman, der im Oktober in der Bro- vinz Hvnung gemeinsam mit dem Schweizer Missionar Bohärdt von Kommunisten gcsangengcnommen worden war, ist nach einer Mitteilung der chinesischen inneren Mission srcigclassen morden Bossarüt soll sich dagegen noch immer in der Kesangenschast der Kommunisten befinden. Der türkische Arbeitsminister Ali Tschelinraia und der Fi- nan-minister Fund Agroli eröffneten in Gegenwart von zahl reichen Gästen mit zwei Sonderzügen den Berkehr aus der nsu- gebautcn 500 Kilometer langen Cisenbahnsirecke Umanus—Mala- tia—Diarbekir. Wie gemeldet wird, scheint Paraguay bereit zu sein, die boli vianischen Kriegsgefangenen sreizulasscn. Paraguay verlang? lediglich eine Gewähr dafür, daß der Krieg nicht wieder aüf- slackere. Präsident Roosevelt kündigte in dem Heilbad Warmspringo tm Staate Georgia, wo er gegenwärtig zur Kur ist, eine Er höhung der Mannschastsstärke der Flotte um 4000 Mann an. Er werde von dem Kongreß in der nächsten Sitzung 9 Millionen Mar? zu diesem Zwecke anfordcrn. Oie gegenwärtige Stärke der Flotte betragt 90 000 Mann MI SAMOM bis MMW Der Führer ehrl den Erfinder des Stahlhelms. Am 23. November 1915 ist der Stahlhelm im deutschen Heere eingeführt worden. Der Führer und Reichskanzler hat dem Erfinder des Stahlhelms, Prof. Dr. Ing. h. c. Friedrich Schwerd in Hannover, auf Anregung des Neichs- kriegsministers und Oberbefehlshaber der Wehrmacht und auf Vorschlaff des Reichserziehungsministers zur Erinnerung an diesen Tag sein Bild mit Unterschrift überreichen lassen. Die feierliche Beisetzung des Admirals Zellicoe. Die Leiche Lord Jellicoes wird am Montagmittag in einem feierlichen Trauerzug und mit großem Staatsge pränge von der Westminster Abtei nach der St. Pauls- Kathedrale überführt. Außer den beiden. Söhnen des eng lischen Königs, den Prinzen von Wales, und dem Herzog von Jork, werden mehrere Kabinettsminister, Mitglieder des Diplomatischen Korps und Vertreter der britischen, der deutschen und der französischen Flotte an der Leichenfeier teilnehmen. Abteilungen der englischen Leibgarde, der Armee und der Flotte werden im Trauerzug marschieren, unh dsr-btitische Frontkämpfer-Verband 'wird eine Ehren- waÄL-.fMen.- Die Trauerfeier wird auf alle englischen ^RMofunksender übertragen. «egiermgslrile in »ulgarieu Der bisherige Außenminister mit der Kabinettsbildung beauftragt. Sofia, 24. November. Das Kabinett Toscheff ist zurückgelreten. Der bulga rische Ministerpräsident Toscheff war vom König empfan gen worden, um den Rücktritt de» Kabinett» einzureichen. Mit der Reubildnng de» Kabinetts ist der bisherige Außen minister und frühere Lhef der königlichen Kanzlei, küsse- Jwanoff, beauftragt worden. Der Rücktritt des Kabinetts Toscheff ist für die Oeffent- lichkeit nicht überraschend gekommen. Cs war schon vor einiger Zeit bekannt, daß die Regierung nicht Imstande war, die ihr vom König gestellten Aufgaben der Ausarbeitung einer neuen Verfassung und einer Wahlordnung zu erfüllen. Man nimmt allgemein an, daß die neue Regierung noch im Laufe des Sonnabend oder Sonntag gebildet werden kann. Der mit der Regierungsbildung beauftragte bishe rige Außenminister Kttsse-Iwanoff gilt als besonderer Ver trauensmann des Königs. Sofia, 25. November. König von Bulgarien vollzog die Ernennung des neuen Kabinetts, das folgende Zusammensetzung hat: Mini sterpräsidium und Aeußeres: Küsseiwanow; Inneres: Gene ral a. D. Sapom; Finanzen: der bisherige Vizegouverneur der Bulgarischen Nationalbank, Gunew: Unterricht: General ff. D. Jowow; Krieg: Divisionskommandeur General Lu- kpw; Oeffentliche Arbeiten: der bisherige Staatssekretär die ses Ministeriums, Ingenieur Ganew; Verkehr: Ingenieur Stojanow; das Wirtschaftsministerium ist wieder wie bis zum Staatsstreich vom 19. Mai 1934 zweigeteilt worden: Landwirtschaft: Professor Atanasow; Handel: Großtauf- mann Walew. Vie Mission der Bewegung Reichsminister Dr. Goebbels in Kassel Eine einzigartige Kundgebung, die in ihrer Größe und Geschlossenheit ein beredtes Zeugnis von der Stärke des Nationalsozialismus ablegte, fand in den weiten Räumen der Kurhesjen-Halle in Niederzwehren bei Kassel statt. Dr. Goebbels sprach zum erstenmal nach der Machtüber nahme zu der kurhessischen Bevölkerung. Ueber 25 000 deutsche Volksgenossen hörten dabei die richtungweisenden Ausführungen des Ministers. Immer wieder durchbrausten Begeisterungsstürme die bis auf den letzten Platz gefüllte Kurhessen-Halle und unterstrichen so die Ausführungen des Redners. „Politik ist die Kunst, mit allen geeigneten Mitteln die Interessen eines Volkes zu vertreten," so begann Dr. Goeb bels seine Ausführungen. Er gab dann einen Rückblick aus die Zeit des vergangenen Systems. Es sei zwei Minuten vor 12 gewesen, als der Nationalsozialismus die Macht er griffen habe. Da Hütten die Probleme den Männern der neuen Negierung unter den Fingernägeln gebrannt. Sie mußten Händeln, ohne noch lange zu zaudern und zu über legen. Es mußte sofort etwas getan werden, auch auf die Gefahr hin, daß dieser oder jener Fehler dabei gemacht wurde. Es gebe freilich Meckerer, die selbst nichts tun, sich .aber eben darum erbosten, wenn andere etwas täten. Diese hätten zu allerletzt das Recht zur Kritik. „Während dis Welt immer mehr in Unruhe versinkl, während Streiks, Revolutionen und Kriege die Welt durch- ! loben', so konnte Dr. Goebbels unter dem stürmischen Bei fall der Bersammiung feMelte-.;, „ist Deutschland zu einer „'nsA der Disziplin und Ordnung, des Friedens und der Arbeit geworden." Dr. Goebbels würdigte dann die Verdienste der Alten Garde, der „kleinen Hitler", an alt dem. was bisher erreicht worden ist. Der Nationalsozialismus sei eine Sache der inneren Ergriffenheit. Er sei keine politische Lehre, son dern eine Weltanschauung, die alte Dinge van einem be stimmten Gesichtspunkt aus anfshe. „Der 'Nationalsozia lismus ist keine Angelegenheit der Bücher, sondern eine Sache der Praxis, eine Lehre für das Leben, lind darum ist die Parte, die einzige Hüterin des politischen Lebens. Aus ihr allein werden in Zukunft die politischen Führer der Na- ton hervorgehen." Wer Geschichte machen wolle, dürfe sich auch nicht an den Aengsleu des Spießers stoßen. Er müsse die Ration zu einheitlicher Stoßkraft znsammenraffen, um ihre Interessen verlieren zu können. Wit Senkimcnlalilät könne nicht Welt- Politik gemacht werden. „Uns geht es nicht um die Inler-» essen Italiens oder Abessiniens, sondern allein um die In teressen unseres eigenen Volkes." Der Minister behandelte dann das Verhältnis von Armee und Partei, die beide ganz verschiedene Aufgaben nach außen und innen hätten. Die Armee wirke nach außen genau so friedenerhaltend wie die Partei nach innen — allein durch ihr Dasein. Dr. Goebbels kam auch wieder auf die augenblickliche Knappheit an Butter und Schweinefleisch zu sprechen und , fertigte mit beißender Ironie jene kleine Zahl von Kriti- i kastern ab, die nicht bereit seien, auf etwas Butter zu ver- l zichte», um dadurch hungernden Erwerbslosen wieder zu ! Arbeit und damit zu Brot zu verhelfen. Wenn manche heute l fragen, wer denn alles das bezahle: Die Autobahnen und die s großen Bauten, die Wehrpflicht und die Arbeitsdienstpflicht, so gab Dr. Goebbels unter stürmischem Beifall die Antwort: „Das bezahlen wir alle, indem jeder sich etwas ein- s schränkt. Wenn wir uns andere Völker ansehen, die heule l um der Interessen der Nation willen viek größere Opfer auf sich nehmen, bann müssen die Klagen um Butler und , Schweineschmalz schnell verstummen." i Zur Außenpolitik gab Dr. Goebbels zu bedenken, was s heute aus uns geworden wäre, wenn der Führer nicht jene t zwei entscheidenden außenpolitischen Entschlüsse gefaßt Hütte, > den Austritt aus dem Völkerbund und die Proklamierung der Wchrfreiheit. Wir wären ein Splclball in den Händen. . der anderen. - Zum Schluß wandte sich der Neichspropagandaleiter s noch einmal an die Partei und die Alte Garde. „Was dieser Leute bedeuten, das merkt man am deutlichsten, wenn wer- von ihnen stirbt." Wenn diese Partei an das Volk appel liere. so sei das Volk da und bekunde seine Uebereinstim- mung mit der Führung. Keiner habe das Recht, heute pes simistisch zu jein und sich in den Schmollwinkel zurückzu- ziehen. „Wir haben das Recht dazu, unsere Taten vor dev Geschichte zu verantworten." Nachdem Reichsminister Dr. Goebbels seine Rede be endet hatte, ergriff Staatsrat Gauleiter Weinreich zu einer- kurzen Ansprache das Wort. Er gab dem Wunsche Aus druck, daß Dr. Goebbels den, Führer von dem ehrlichen unk» wahren Volke der Kurhessen berichte, das geschlossen hinter ihm stände. Mit einem dreifachen Siegheil auf den Führer und dein Gesang der beiden nationalen Lieder schloß die gewaltige Kundgebung. Ein Wink Aoms Oeljperrs würde feinbfcUge Handlung bedeuten. Rom, 24. November. Nach mehr als zweiwöchiger Pause hat zwischen dem britischen Botschafter Sir Eric Drummond und Mussolini wieder eine Unterredung stattgesunden. Zweck der Begeg nung, die kaum 20 Minuten dauerte, war nach Auskunft von britischer Seite, die in den beiden letzten Unterredungen erfolgte Fühlungnahme wiederaufzunehmen. Bekanntlich galten diese beiden Gesprächs hauptsächlich der Frage eines teilweisen Abbaus der beiderseitigen Streitkräfte im Mittel meer und an der libysch-ägyptischen Grenze. Das „Echo de Paris" berichte», daß Italien eine Sper rung der Oelzusuhr als feindselige Handlung anfehen würde. , Diese Ansicht hätten auch die Botschafter Italiens in London, Washington und Moskau sowie die italienischen Gesandten in Bukarest und im Haag mitgeteiit. Nach dem Urteil des Außenpolitkkers des „Echo de Pa ris" könne sich aber der Genfer Verbindungsausschuß nur 'chwer mit milden Sühnemaßnahmen begnügen, wenn er nicht gegen den Artikel 16 verstoßen wolle. Frankreich ge höre nicht zu den Ländern, die Petroleum ausführen, es kaufe vielmehr selbst im Ausland seinen Petroleumbedarf. Deshalb brauche sich auch Frankreich nicht in den Mittel- punkt oer Aussprache ziehen zu lasten, sondern es könne öiese Angelegenheit Rom, London, Washington, Moskau, Bukarest und dem Haag überlassen. ' Die Benzinluapphett in Italien Das nach Auslandsnachrichten als unmittelbar bevor stehend angesehene Benzinausfuhrverbot der sanktionsfüh renden Staaten nach Italien, dem sich auch die Vereinigtem Staaten anschließen werden, muß zwangsläufig für Italien eine große Benzinknappheit bringen. Nachdem die Preise bereits erheblich gestiegen sind, werden jetzt einschnei dende Sparmaßnahmen erwartet. Zahlreiche Au tobuslinien in Rom wurden bereits eingestellt. An sämt liche Kraftwagenbesitzer Italiens ergeht die Aufforderung, ihre Wagen nur zu den dringendst notwendigen Geschäfts- führten zu benutzen und auf jegliche Vergnügungs fahrten zu verzichten. Man spricht davon, daß ein^ Vorschrift erlassen werden wird, die die Benutzung von Autos am Sonntag verbietet. D-Zug öberMrt Autobus Paris, 24. November, wie aus Marseille gemeldet wird, ist ein aus Marseille kommender D-Zug an einen» Bahnübergang bei Manduet mit einem Autobus zusam- mengeslshen. Acht Menschen kamen ums Leben. Der „Göring-Kanal' vor dem Abschluß. Auf Berliner Gebiet geht die Anlage eines für Schiffahrt und Was sersport bedeutungsvol len Kanals ihrer Voll endung entgegen. Der etwa 3,8 Kilometer lange Wasserweg soll den Namen „Göring- Kanal" tragen. Weltbild (M)