Volltext Seite (XML)
Geriehtssaa! Die erste Fahrt wurde zur Unglücksfahrt Als auf seiner ersten selbständigen Fahrt der sieben undzwanzigjährige Oskar Freund am 17. März mit einem gemieteten Kraftwagen mit erheblicher Geschwindigkeit von der Adolf-Hitler-Straße in die Biedermannstraße in Leipzig einbiegen wollte, geriet er mit dem Vorderrad aus Lie Bordkante, wobei ein Reifen platzte. Der Wagen fuhr auf den Bürgersteig und erfaßte ein Ehepaar. Der Mann wurde zur Seite geschleudert und die Frau so schwer ver letzt, daß sie im Krankenhaus starb. Wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung wurde jetzt Freund zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Abwehr heimMWer Anzrisse Zwei katholische Geistliche vor dem Sondergericht. Vor dem Kölner Sondergericht hatte sich der katholische Geistliche Rektor Esser aus Kellersberg bei Aachen wegen fortgesetzten Vergehens gegen das Gesetz zur Abwehr heimtückischer Angriffe auf Staat und Partei vom 20. De zember 1934 zu verantworten. Der Angeklagte hatte u. a., seine Stellung mehrfach dazu benutzt, die Jungen von dem Beitritt zur Hitler-Jugend abzuhalten und auch versucht, die Eltern in dieser Richtung zu beeinflussen. Dabei machte er verleumderische und beleidigende Aeußerungen gegen führende Persönlichkeiten der Bewegung. Außerdem wurde von dem Angeklagten ein Hitler-Junge wegen dessen wie derholten Grußes „Heil Hitler" geohrfeigt. — Nach mehr stündiger Verhandlung, zu der ein größeres Zeugenauf gebot erschienen war, verkündete das Sondergericht das Urteil, wonach der Angeklagte im Sinne der Anklage für schuldig erkannt und zu acht Monaten Gefängnis unter Anrechnung der Untersuchungshaft verurteilt wurde. Der Staatsanwalt hatte 15 Monate Gefängnis beantragt. Gleichzeitig mußte das Sondergericht gegen den katho lischen Pastor Philipp Moog in Blankenrath und seine ledige Schwester Magdalena Moog ebenfalls wegen Vergehens gegen das Gesetz zur Abwehr heimtückischer An griffe auf Staat und Partei verhandeln. Die beiden Ange klagten hatten besonders üble Redereien gegen führende Persönlichkeiten der Bewegngu, die ihnen angeblich durch ausländische Rundfunksender zu Ohren gekommen waren, dritten Personen gegenüber geführt. Das Gericht erkannte gegen Pastor Moog auf eine Gefängnisstrafe von einem Jahr 6 Monaten unter Anrechnung der Untersuchungshaft und gegen die Mitangeklagte auf 5 Monate Gefängnis. Leiletzung von Frau Förster-Nietzsche halle, 13. November. Frau Förster-Nietzsche, die Schwester des großen Philosophen, wurde in ihrem Geburts ort, dem Dorf Röcken bei Lützen, zur letzten Ruhe bestattet. Viele führende Persönlichkeiten der Partei und des Staates waren zur Beisetzung erschienen, u.'a. als Vertreter der Reichsregierung Staatsrat Dr. Ziegler, der Gauleiter von Halle-Merseburg, Staatsrat Jordan, der Intendant des Weimarer Schauspielhauses, der Gebietsführer Reckewerth und der Gauarbeitsführer Simon. Als Vertreter der Nietzsche-Stiftung nahm Staatsminister a. D. Dr. Leutheußer an der Trauerfeier teil. An der offenen Gruft der, Familie Die NSG „Kraft durch Freude", Gau Sachsen, hat sich in den Dienst dieser bedeutsamen Aufgabe der deutschen Kleintierzucht gestellt und eine Reihe von Sonderzügen ein gesetzt, die allen Volksgenossen Gelegenheit geben sollen. Vom 28. November bis 1. Dezember f^ldet' auf dein Ausstellungsgelände in Leipzig die Dritte Reichs-Kleintier schau statt, die in ihrer Art die größte und bedeutendste Schauder Kleintierzucht inEuropa sein wird. Auf etwa 24 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche werden die Reichs oerbände der Kleintierzüchter, Kleingärtner und Kleinsiedler usw. eine reichbaltige KleintiersHau bieten; darunter eine Geflügel-Ausstellung mit 8000 Tieren der Reichsfachgruppe Ausstellungsgeflügelzüchter. In der Halle 8 ist dieSeide n- ba»-Ausstellung, eine bienenwirtschaftliche Abteilung, eine Butter- und Käse-Schau der Ziegenzüchter untergebracht. Eine Hundeschau sowie eine Kaninchen- und Pelztierschau mit Erzeugnissen dieser Fachgebiete werden gezeigt. Besonders zu erwähnen ist noch oieLehrschaudesStabsamtes des Reichsbauernführers in der Halle 9 und die Rei^shahnenversteigerung, die am 30. November, 9.30 Uhr, Vie Reichr-llleintierfchau in Leipzig NSG „Kraft durch Freude" läßt stark verbilligte Sonderzüge fahren nach Leipzig zu kommen; es verkehren vorläufig folgende vielte SütlMkgirM: ab Dresden Hin-und Rückfahrt 2,90, Döbeln Hin-und Rückfahrt 1,80, Chemnitz Hin-und Rückfahrt 2,10, Zwickau Hin- und Rückfahrt 2,20. Selbstverständlich können auch Volksgenossen aus be nachbarten Kreisen an dieser Fahrt teilnehmen und auf Grund, ihrer Sonderzugskarte zum Abfahrtsort des Son derzuges fahren. Im übrigen können die Sonderzüge auch von solchen Volksgenossen benutzt werden, die nicht unsnsttel- bar zur Ausstellung fahren, sondern bei dieser Gelegenheit einmal Leipzig kennenlernen wollen. Es werden verbilligte Eintrittskarten für die Reichs-Kleintierschau zum Preis von 50 cH/ ausgegeben. Die Sonderzüge fahren am Sonnabend, 30. November, und am Sünntag, I. Dezember. Meldun gen zur Teilnahme sind an die Ortswaltungen der Deut schen Arbeitsfront oder die Kreisdienststellen der NSG „Kraft durch Freude" bis zum 15. November abzu geben. Nietzsche hielt Superintendent Förster-Zeitz, ein Nesse der Verstorbenen, die Grabrede. Unter Glockengeläut wurde der Sarg nach der Einsegnung durch Pfarrer Thörel in die Gruft am schlichten Lofkirchlein gesenkt, wo die -Tote an 8er Seite der Eltern und ihres großen Bruders, ihrem Wunsche entsprechend, ihre letzte Ruhe gefunden hat. Tausend Fahre Freihettskamps . Ausstellung über das Bauerntum in Zittau ' Zum Verständnis der großen Ereignisse unserer Zeit und im besonderen der Maßnahmen und Gesetze des natio nalsozialistischen Staates brauchen wir eine Geschichtsschrei bung, die in jeder Hinsicht gegenwartsbezogen ist; nur dann bildet sie für den handelnden Menschen einen Schlüssel zum Verständnis der Weltgeschichte. Kennzeichnend für die Volks verdummung und Entartung der liberalen Geschichtsschrei bung ist die Tatsache, daß sie nicht vermochte, ein inneres Verhältnis zu dem Urquell unseres völkischen Lebens, zum Bauerntum, zu gewinnen. Wenn wir die Geschichte richtig, das heißt nationalsozialistisch, sehen, zeigt sie uns ganz deutlich, daß der Kampf der Bauern in den letzten tausend Jahren nichts anderes gewesen ist als der Kampf des deut schen Volkes um die Erhaltung der Rasse und des aus ihr entspringenden Rechtes. Die große Ausstellung, die die Landesbauernschaft in Zusammenarbeit mit der Kreisleitung der NSDAP und der Kreisbauernschaft Zittau vom 20. bis 27. November in den Lindenhofsälen in Zittau veranstaltet, wird in einer ausgezeichneten Sonderschau „Vom Odalsrecht zum I Rerchserbhofgesetz" Ausschluß geben über die tiefe- ' ren Zusammenhänge in der deuticken Veraanaenbeit. Daneben veransckaulicht diese Ausstellung, Lie ein beson deres Ereignis für die Lausitz zu werden verspricht, das außerordentlich wichtige Gebiet der Marktordnung. Ausgezeichnete Darstellungen über die Erzeugungs schlacht, über die N e übildung deutschen Bau erntums und verschiedene für den Städter und für den Bauer wichtige Sonderschauen vermitteln den Besuchern der Ausstellung das Wissen, über das jeder deutsche Volks genosse unserer Zeit verfügen muß. Eins wird in dieser Ausstellung klar herausgestellt: Bauerntod bedeutet Volkstod! Das Schicksal des Bauers ist das Schicksal des Volkes! Der Weg in die Freiheit führt über die Gesundung des deutschen Bauern tums. Jeder Lausitzer sollte deshalb diese Ausstellung be suchen, um sich ein klares Bild über die Fragen zu machen, die jeden Deutschen angehen. Arbeitsbücher beantragen! Lom 1. Juni bis 30. September sind die Arbeitsbücher für die Arbeiter und Angestellten der folgenden Betrievs- gruppen ausgestellt worden: Industrie der Steine und Er den, Eisen- und Stahlaewinnung, Metallhütten- und Metall halbwerkzeuge, Herstellung von Eisen-, Stahl- und Metall waren, Maschinen-, Apparate- und Fahrzeugbau (auch mit Gießerei), Elektrotechnische Industrie, Optische und feinme chanische Industrie, Chemische Industrie, Papierindustrie, Leder- und Linoleumindustrie, Kautschuk- und Asbestindustrie, Baugewerbe und Baunebengewerbe, Großhandel, Einzel handel, Verlagsgewerbe, Handelsvermittlung und sonstige Hilfsgewerbe des Handels, Geld-, Bank-, Börsen- und Äer- licberunasmelen. «Bitte zu entschuldigen — ich arbeite in der Garage und hatte nicht Zeit, mich genügend zu säubern." Sie hob die feine Nase ein wenig, schwieg aber. Dann wandte sie sich zur Seite und nahm die Schale wieder zur i Hand. „Das Silberputzen scheinen Sie nicht gelernt zu ! haben", sagte sie scharf und deutete auf einen schwachen Fleck, der am unteren Rande der Schale zurückgeblieben und nur bei genauer Musterung zu sehen war. Lutz stieg bei diesem herrischen Ton das Blut zu Kopf. Der Vorwurf an sich konnte ihn nicht berühren, denn er wußte genau, daß der alte Donath diese Schale geputzt hatte. Aber er dachte selbstverständlich nicht daran, die Schuld von sich zu-weisen. Mit mühsam beherrschter Stimme entschuldigte er sich. Sibylle warf den Kopf zurück. „Ich bitte mir aus, daß so etwas nicht wieder vor kommt!" Lutz wußte nicht, wie er wieder hinausgekommen war. Die erlittene Demütigung fraß in ihm. Wie kam das junge Mädchen überhaupt zu der offensichtlich feindlichen Einstellung ihm gegenüber? Er hielt sich doch in jeder Beziehung korrekt und versäumte auch nichts, was den Dienst betraf. Er wußte nicht, daß Sibylle ihm regungslos und mit starren Blicken nachsah. Sie atmete heftig. Plötzlich griff sie mit den Fingern der Rechten in das dunkelglänzende Haar und verließ mit raschen Schritten das Speisezimmer. „Was war denn?" empfing der alte Donath Lutz draußen. „Es herrscht heute wohl schlechtes Wetter?" „Anscheinend. Es hat eine kleine Abreibung gegeben. Eine Silberschale war nach Ansicht des gnädigen Fräu leins nicht einwandfrei geputzt." „Na, das wollen wir nicht allzu schwer nehmen..." „Ich denke auch nicht daran", lächelte Lutz schwach und würgte das quälende Gefühl der Demütigung hinunter. Er ging wieder an feine Tlrbeit, aber seine Gedanken kamen nicht von dem eben Erlebten los. Noch immer schwang die offenbar beabsichtigte Kränkung in ihm nach, noch immer beschäftigte ihn die Frage, was Sibylle Eict- stedt eigentlich gegen ihn haben mochte. Wie schön sie übrigens wieder gewesen war, trotz allem! Wie ein un ¬ begreiflicher, verwirrender Rausch ging es von ihr aus. Lutz richtete sich plötzlich auf und warf den Schrauben schlüssel, den er in der Hand hatte, in den Werkzeugkasten. Was ging ihn Sibylle Eickstedt an! s Am Nachmittag des folgenden Tages ließ sie ihn wieder rufen. Sie saß in der hohen, geräumigen Diele und hatte sich tief in den seidenbezogenen Korbsessel zurückgelehnt. Die zierliche, wundervoll ebenmäßige Ge stalt war ganz in Weiß gekleidet. Die schmalen, unwahr scheinlich kleinen Füße wurden von einer leisen, heimlichen Unruhe beherrscht. Das aufgelockerte Haar strömte einen feinen Duft aus. Sie strich mit den Fingerspitzen der linken Han^ über die Lehne des Sessels. Ihre Stimme war weicher als sonst und nicht ganz sicher, als sie mit abgewandtem Gesicht sagte: „Ich habe in der Buchhandlung von Bergmann ein paar Bücher bestellt. Wollen Sie so gut sein, mal nach- zufragen, ob sie eingetroffen sind..." Lutz glaubte nicht recht zu hören. Der Ton verriet eine deutliche Wandlung. Tat es ihr leid, daß sie gestern so ausfallend geworden war? Sie hätte cs ja überdies weit einfacher haben können, hätte sich nur telephonisch beim Buchhändler zu erkundigen brauchen. Daß sie ihn kommen ließ, war also nur ein Vorwand. Zweifellos wollte sie den Ausfall vom vergangenen Tage wieder gutmachcn. Lutz hatte das Gefühl, als ob plötzlich eine dunkle Last von ihm abfiele. Die Sonne schien mit einem Male helleren Glanz bekommen zu haben. „Jawohl, gnädiges Fräulein, sofort!" verbeugte er sich und machte Anstalten, zu gehen. Aber Sibylle hielt ihn zurück. j „Ucbrigens —" Sie stockte. Dann richtete sie sich plötzlich auf und jay ihm voll ins Gesicht, mit einem Blick, der ihm die Schläfen heiß werden ließ. „Ich war gestern garstig zu Ihnen!" fuhr sic hastig fort. „Nehmen Sie cs nicht tragisch. Es gibt eben Stunden, in denen man nicht ganz Herr über sich ist." Lutz trank ihren Blick förmlich in sich hinein. Er ahnte, welche Uebcrwindung diese Worte für das stolze, herrische Geschöpf bedeuteten, und war weit davon entfernt. Genug tuung darüber zu empfinden. „Aber ich bitte, gnädiges Fräulein...!" stammelte er. „Im Dienst darf man nicht empfindlich sein. Es war ja auch gar nicht so schlimm." Er wußte nicht, ob er die richtige Antwort gewählt hatte; er dachte auch nicht darüber nach. Ihm war zumute ' wie einem Knaben, dem plötzlich ein unerwartetes Geschenk in den Schoß gefallen war. Als er ging, sah Sibylle ihm wieder mit einem langen, I weiten Blick nach. Aber cs war ein anderer Ausdruck in ihren Augen als am Tage zuvor. Die feingeschwungenen Linien um ihren Mund waren ungewohnt weich. Mit raschen, leichten Schritten ging Lutz durch die stillen Straßen des vornehmen Viertels dem belebten Zentrum der Stadt zu. Er sah die Tatsache jetzt etwas nüchterner an; aber es blieb doch die stille Freude darüber, daß Sibylle Eickstedt den Menschen in ihm achtete. Und wieder fragte er sich, was sie wohl gegen ihn gehabt haben mochte. Aber er fand keine Antwort daraus. Die Bücher waren eingetroffen. Der Buchhändler hatte sie gerade durch einen Boten schicken wollen. Als Lutz damit zurückkam, saß Sibylle noch immer in der Diele. Sie löste die über dem Knie verschlungenen Hände, und nun sah er sie zum ersten Male lächeln. Da stand er schon wieder unter dem unbegreiflichen Bann dieses unbegreif lichen Geschöpfs. „Ach, das ist schön!" sagte Sibylle mit weicher Stimme. „Ich danke Ihnen!" Sie nahm ihm die Bücher ab. Dabei streifte ihre lebens warme Hand die seine. Es war wie ein schmeichelndes Tasten. War es nur ein Moment? War es eine Ewigkeit? Lutz wußte es nicht. Eine heiße, dunkle Welle strömte von dieser zarten Hand auf ihn über, überflutete sein Herz, und stieg ihm wie ein jäher Rausch in den Kopf. Wie durch einen Schleier sah er Sibylles Gesicht sich leise röten. Ihre Augenlider sanken plötzlich herab. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, als dürsteten sie nach etwas Fernem, Unerreichbarem. , . Lutz vergaß, wer er war — vergaß, wen er vor sich" hatte. Er dachte überhaupt nichts. Unbeweglich stand er da und ließ sich von dem Rausch des Augenblicks cinhüllen. Langsam hob Sibylle die Augen wieder. Ein dunkles Licht brannte darin. Mit einem tiefen Atemzug wandte sie plötzlich das Gesicht ab. „Danke! Sie — können gehen!" kam es wie ein Hauch von ihren Lippen. Wie ein Betrunkener ging Lutz hinaus. Es dauerte Stunden hindurch, bis sich der Sturm in seinem Innern gelegt hatte. Er war in höchstem Grade mit sich unzufrieden und schalt sich selber, daß er sich dein unsinnigen Einfluß eines Augenblicks hingegeben hatte. Es durfte nicht wieder vorkommen. Das Leben setzte Grenzen, die man nicht überschreiten tonnte und durste. Er mochte an diesem Abend nicht allein sein und setzte sich nach dem Abendessen zu Donath und dessen Frau in den Garten. Sie plauderten auf einer Bank, die auf der Rück seite des Gartenhauses stand. Im Gespräch mit den ein fachen, gutherzigen Menschen fand er seine Ruhe vollends wieder. . (Fortsetzung folgt.)