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Beilage zur „Weißeritz-Leitrnrg" Mittwoch, am 13. November 1835 Nr. 265 101. Jahrgang Kurze Notizen Der bayerische Staatsminister des Innern, Gauleiter Adolf Wagner, und der Kommandierende General des VlI. Armeekorps in München, Generalleutnant von Reichenau, E dem Präsidium des Organisationskomitees der vom !v. bis 16. Februar 1936 in Garmisch-Partenkirchen stattfin» denden Olympischen Winterspiele beigetreten. Trebitsch-Lincoln, der berühmte Abenteurer, der zuletzt buddhistischer Mönch geworden ist, soll den Ankauf eines Ter rains auf der Insel Madeira planen, um dort ein Kloster zu errichten. Angeblich hat er bereits eine Jacht gekauft, mit der er, von einer Reihe anderer Mönche begleitet, demnächst in einem chinesischen Hafen in See zu gehen beabsichtigt Landarbeiter und ErreugungsWacht Die Arbeitstagungen in Goslar Wer erkennen will, was alles dazu gehört, die Erzeu gungsschlacht zum Erfolg zu führen, den haben die Arbeits- tagungen des Reichsnährstandes auf dem ReichsbaueAitag in Goslar einen nachhaltigen Eindruck vermittelt. Auf den verschiedensten Gebieten wird ein straffer einheitlicher Wille sichtbar, der das Bauerntum zu der großen Gemeinschafts- leiftung anspornt, die Ernährung des deutschen Volkes sicher zustellen. Das erste Erfordernis für das Gelingen der gro ßen Aufgabe ist die Einsatzbereitschaft aller daran beteiligten Menschen. Zu der bäuerlichen Lebensgemeinschaft, die es zu ver liefen gilt, gehört insbesondere auch der Landarbeiter, gegen den in früheren Zeiten viel gesündigt worden ist. Der Reichsnährstand hat die Aufgabe der Betreuung aller seiner Glieder übernommen, also auch der Landarbeiter und der gesamten Hofgesolgschafl. Bei Behandlung der Richtlinien für die Winterarbeit auf diesem Gebiet wurde insbesondere die Arage des Neubaues und der Verbesserung von Landarbeiterwohnungen erörtert, vor allem muß der Landarbeiter die Möglichkeit des Ausstieges haben. Das Wichtigste neben dem Menschen ist der Boden. Eine neue einheitliche Bestandsaufnahme des Bodens erst bietet die unentbehrliche Grundlage für die Planung und Steuerung der Erzeugung-, ebenso ist sie von entscheidender Bedeutung für die Besteuerung der Landwirt schaft, worüber ebenfalls beraten wurde. Die Auswirkun gen der Steuergesetzgebung muß der Reichsnährstand bis zum letzten Steuerpflichtigen beobachten können. Bei der Regelung der landwirtschaftlichen Geld- und Kreditverhält nisse ist das Ziel des Reichsnährstandes die Selbstfinanzie rung, die in erster Linie für kurz- und mittelfristige Be triebskredite herbeizuführen ist. Auf einer Sondertagung der Hauptoereinigung der deutschen Eierwirtschaft wurde heroorgehoben, daß eine r 'entlich erhöhte und verbesserte Eicr-Erzeu- gung festgestellt werden kann; vor allem ist auch das Auf und Nieder der Börsennotierung abgestellt. Die ge rechte Preisentwicklung gewährleistet eine stetige Hühner haltung. Agrartechnische Beratungen Sonderlagungen des Reichsbauernlages. Goslar, 13. November Die geschlossenen Sondertagungen des 3. Reichsbauern tages in Goslar haben ihren Fortgang mit Fachbesprechun gen gefunden, die vorwiegend agrartechnischen Fragen gal ten. In einer Sondertagung für Geräte- und Maschinen- - wesen wurde die Organisation der Maschinenprüfung und -beratung erörtert. Eine weitere Besprechung über Grundlagen der Be- triebsfllhrung behandelte zunächst die Bedeutung und Durchführung der Bodenschätzung unter rechtlichen und tech-' nischen Gesichtspunkten und dann die gegenwärtig gegebenen Wege der landwirtschaftlichen Selbstfinanzierung. Zeitgemäße Marktfragen wurden in den Tagungen der „Hauptvereinigung der deutschen Getreidewirtschaft" und der „Hauptvereinigung der deutschen Kartoffelwirtschaft" klargestellt. Die Juristen des Reichsnährstandes zusam men mit den Hauptstabsleitern und den Verwaltungsabtei lungsleitern klärten die schwebenden Fragen der Verwal tung im Reichsnährstand. Auch die weltanschaulichen Erörterungen der Reichs hauptabteilung 1 fanden ihre Fortsetzung mit Vortrügen von Stabsleiter Ries über den „Sippengedanken im Bauern tum", von Stabsleiler Dr. Senf über die „Aufgaben des bäuerlichen Sippenbuches" und von Stabsabteilungsvor stand Dr. Wünsch über „Bauerntum und Wappenführung". 12S-8ahr-Ftier der Ariedrich-Wilhelm-Universilä« Berlin. In der neuen Aula der Friedrich-Wilhelm-Universitüt Berlin fand in Anwesenheit vieler Vertreter der Wehrmacht, her Partei und der Behörden — man sah Reichsminister Frank, Reichssportsührer v. Tschammer und Osten u. a. — ein Festakt anläßlich der 125-Iahr-Feier der Berliner Uni versität statt. Nach einer kurzen Begrüßunasansprache des Rektors Prof. Dr. Krüger, in-der er aus die Gegenwart als eine Zeit großer geistiger Läuterung und Rückkehr zum Volks tum hinwies, hielt der Prorektor Prof. Dr. Hoppe die Festrede: Er knüpfte an das Festereignis, die Gründung der Universität und den Sinn ihrer Errichtung an, neben den Kämpfern mit der Waffe den nationalen Geist zu erziehen. Er wie? dann auf den ganz andersartigen Ur- lleberraschungen und Widersprüche Eben noch haben gewisse Teile der ausländischen Presse den Italienern oorgerechnet, daß sie in einem überaus kost spieligen, schwierigen und auf drei Fronten verteilten Feld zug selbst nach vier Wochen beispielsweise an der Nordfront noch nicht mehr als etwa 150 Kilometer Tiefe zu besetzen vermocht hätten — da kommen schon die überraschendsten Meldungen nicht nur von einer, sondern gleich von allen drei ostafrikanischen Fronten. Und an allen drei Fronten ist plötzlich ein geradezu lebhafter Vormarsch im Gange. Im Norden sind die Italiener bereits über Makalle hinaus gedrungen und haben Schelikot besetzt. Der Vormarsch geht in so schnellem Tempo weiter, als das zunehmend zerklüf tete Gelände es überhaupt gestattet. Soweit die Erkun dungsflüge der Italiener überhaupt einen Anhalt über dke gegnerischen Bewegungen erbringen konnten, stellten sie fest, daß von der wiederholt angekündigten ausaebauten Wider standsstellung der Abessinier unmittelbar südlich von Ma» kalke keine Rede sein kann, daß bestenfalls vielleicht d«: etwa 120 Kilometer weiter südlich liegende Aschangi-S<e ein Punkt ersten ernstlichen Widerstandes der Abessinier sein könnte und daß die italienischen Vortrupps zur ZAt geradezu ins Leere vorstoßen. Diese letztere Tatsache gilt übrigens für alle drei Fron ten. An der Ostfront ist allein Anschein nach das bisherige Haupthindernis für die Italiener, das mächtige Bergmassiv des Mussa Ali, trotz gelegentlicher abessinischer Teilangriffe überwunden. Ja, den Italienern soll sogar bei ihrem nach Süden gerichteten Vormarsch längs der Westgrenze von FranzösÜch-Somaliland die Vereinigung mit den Truppen des Fürsten von Aussa gelungen sein, womit ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Wege zum Angriff gegen die Djibouti-Bahn getan wäre. Gleichzeitig haben die Italie ner im Süden durch energischen Einsatz ihrer leichten Tanks binnen drei Tagen einen Geländegeminn von rund 200 Kilometern zu verzeichnen, so daß sie nunmehr, ungefähr dem Lauf des Tugsar-Musses folgend, die wichtigen Etav- penorte Salsa Baneh und Dagahbur besetzt habim. Die wegungen der Ost- und der Südarmee der Italiener sM also dem Ziel ihrer Vereinigung um das Kampfobjekt der Eisenbahn binnen 48 Stunden ganz erheblich näher gerückt. Um so auffallender ist aus der anderen Seite die Hal tung der Abessinier, die neuerdings an keiner einzigen der drei Fronten nennenswerten Widerstand leisten, ja selbst von den italienischen Fliegern meistens gar nicht mehr fest zustellen sind. Das erklärt sich zum Teil natürlich daraus^ daß die Abessinier, durch Fliegerbomben klug geworden, es seit einiger Zeit veri den, am Tage in größeren Verbän den zu marschieren. Andererseits haben die italienischeir Vortrupps an allen drei Fronten in den letzten Tagen über haupt keinen Widerstand mehr gefunden. Man weiß buch stäblich nicht, wo nun eigentlich die abessinischen Armeen von. 200 000 bis 300 000 Mann stehen sollen, und wo sie sich, endlich zur Ausnutzung des Geländes entschließen werden. Die gegenwärtige Lage auf abessinischer Seite wider spricht den bis in diese Tage hinreichenden wochenlanaen Meldungen über den ununterbrochenen „Aufmarsch" der Abessinier. Dieser W-' spruch besteht auch dann noch, wenn man berücksichtigt, do' üe Abessinier teilweise Entfernungen! bis zu 500 Km. zur legen haben, daß die Mehrzahl deru Stämme, die an di . .mt rücken, zunächst einmal in Addis! Abeba mit Gewel > ausgerüstet wird und daß die durchs endlosen Troß beft cten abessinischen Kriegerscharen größ tenteils keine feste '.tarschordnung kennen. Zahlreiche ausländische Beobachter fragen sich bereits«! wie lange die größeren abessinischen Truppenverbände ihre ständigen Rückzugsdewegungen eigentlich noch fortsetzen! wollen, ohne daß sie den Italienern schließlich das ganze Land überlassen. Diese ständigen Rückzüge der Abes sinier an allen drei Fronten sind um so unverständlicher, als sie ja dem angeblichen ständigen Zustrom von Kriegern nach den Fronten entgegenkommen und daher von Tag zn Tag stärker werden. jprung der früheren deutschen Hochschulen hin und betrach tete die Entwicklung der Universitäten Deutschlands unter dem Gesichtspunkte nationaler Gebundenheit. Erft mit Hum boldt und seiner Zeit wurde die Idee lebendig: Die Wissen schaft als Stütze des Staates, und aus ihr entstand dann die Berliner Universität. Prorektor Hoppe zeichnete dann die Entwicklung der Berliner Universität in den 125 Jahren bis zu der Stunde, die eine Wiederbelebung des nationalen Verantwortlichkeits- gefühls auch für Studentenschaft und Hochschulen brachte. Nach ihm überbrachte die Grüße und Glückwünsche der Deutschen Hochschulen und Universitäten der Rektor der Technischen Hochschule Berlin, Prof. v. Arnim. Die Feiern wurden eingcleitet durch eine schlichte Toten ehrung vor dein Ehrenmal im Garten der Universität. Un ter den Klängen des „Guten Kameraden" senkten sich die Fahnen, und der Rektor der Universität legte gemeinsam mit den Vertretern der Gefolgschaft und der Studenten schaft Kränze am Mahnmal nieder. Dann hielt Gauarbeits- sührer Dr. Decker, der Angehöriger des Lehrkörvers der Universität ist, die Traueransprache. LLelttiild <M) Rekordflug eines amerikanischen Stratosphärenballon». Der in Rapid City (Dakota) gestartete Stratosphärenballon „Explorer" erreichte eine neue Weltrekordhöhe von über 22 000 Metern. Die amerikanischen Hauptleute Stevens (links) und Anderson in der Gondel ihres Stratosphären ballons. Bon gestern bis heute Internationale Polizei-Aunk-Tagung. . Der Funk-Fachausschuß der „Internationalen Krimi nalpolizeilichen Kommission" trat im Festsaal des preußi schen Innenministeriums in Berlin zu seiner ersten Arbeits tagung zusammen. Außer den deutschen Vertretern haben Frankreich, Litauen, Polen, Ungarn, Tschechoslowakei, Hol land, Rumänien, Oesterreich, Spanien und die Schweiz Po lizeifunkfachmänner zu dieser für die internationale Verbre cherbekämpfung überaus wichtigen Konferenz abgeordnet. Der Befehlshaber der deutschen Polizei, Generalleutnant Dqluege, eröffnete im Namen des Reichs- und preußischen! Ministers des Innern die Tagung . Berufung. , Nach Ausscheiden des bisherigen Leiters der Reichsstelle! j für Landbeschaffung im Reichskriegsministerium ist durch! den Reichskriegsminister im Einvernehmen mit dein. Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft in diesem Stelle der Sonderbeauftragte im Reichs- und preußischen! Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Staats»! Minister Riecke, berufen worden. Ferner ist Staatsministsrj Riecke durch den Reichsminister für Ernährung und Land-i Wirtschaft die Leitung der Reichsstelle für Umsiedlung über», trogen worden, Südslawiens neuer Gesandter in Berlin. Der bisherige Gesandte Südslawiens in Sofia, Alexan-i der Tzintzar-Markowitsch, der zum Gesandten in Berlin er nannt wurde, hat die bulgarische Hauptstadt verlassen. En wird sich zunächst zu einem kurzen Aufenthalt nach Belgrad! begeben. Gesandter Tzintzar-Markowitsch, der noch in die-j sem Monat seinen neuen Posten antreten wird, äußerte seine besondere Freude über seine Entsendung nach Berlin. Sein neues Wirkungsfeld sei ihm keineswegs fremd, da er einen großen Teil seiner Studienzeit in Deutschland ver», bracht habe und dort viele persönliche Freunde besitze. Vor! allem aber freue er sich darauf, das neue Deutschland! kennenzulernen Aussehenerregende Verhaftungen in Bukarest. Die Polizei nahm in Bukarest aufsehenerregende Ver haftungen vor. Es handelt sich um drei sehr angesehene Persönlichkeiten, den General im Ruhestand Radescu, den Leiter der größten chirurgischen Klinik in Bukarest, Pro fessor Dr. Gerota, und um einen bekannten Bukarester- Rechtsanwalt Vasiliu Cluj. Die drei Verhafteten sind Mit glieder der Volksportei des Marschalls Averescu. Die Ver haftungen sollen angeblich deswegen erfolgt sein, weil die drei an der Herausgabe der Veröffentlichungen beteiligt sein sollen, die sich in irreführender Weise mit den Angelegen heiten der höchsten verfassungsmäßigen Stelle befassen. Eine amtliche Erklärung über die Verhaftungen und ihre Hinter gründe liegt bisher noch nicht vor. Anarchistcnrazzien in Japan. In Tokio, Osaka und Kobe wurde eine große Polizei aktion gegen anarchistische Elemente durchgeführt. Insge samt wurden 85 Anarchisten und ihr 26jähriger Führer ver haftet. Der Polizeibericht weist darauf hin, daß von den Anarchisten Ueberfälle auf Banken, Postämter und Ge schäftshäuser geplant wurden. Da 600 Personen verdächtig find, rechnet man mit weiteren Verhaftungen.