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Dienstag, am 22. Oktober 1938 101. Jahrgang Beilage zur „Weißeritz-Lcitung" Nr. 247 , i Kurze Notizen Die Reichsschulungsburg Kestenhöhe bei Oberursel im Launus ist durch den Reichsorganisationsleiter Dr. Ley im Beisein von Reichsschulungsleiter Dr. Frauendorfer einae- weibt worden. Der Generaldirektor der Pschorr-Bräu-A.-G., München, Geh. Kommerzienrat August Pschorr, starb in München im Alter von 73 Jahren. 53 Jahre stand August Pschorr in den Diensten des von den Vätern übernommenen weltbe kannten Münchener Brauunternehmens. Seit dem Jahre 1894 leitete der Verstorbene den Betrieb. Zwischen dem argentinischen Außenministerium und der deutschen Gesandtschaft wurde das deutsch-argentinische Abkommen über Handel und Zahlungsverkehr vom 28. Sep tember 1934 mit geringen Aenderungcn verlängert. Der dritte Lutherische Weltkonvent In Parts wurde beendet. In der deutschen evangelisch-lutherischen Christus-Kirche fand ein Festgottesdienst statt, an dem die deutschen Vertreter aus dem dritten Lutherischen Weltkonvent sowie die auslandsdeutschen Bi schöfe teilnahmen. Der Vorsitzende des tschechoslowakischen Abgeordnetenhauses Bohumir Bradoc ist im Alter von 54 Jahren gestorben. Im Koa litionskabinett Udrzal hatte Pradac im Jahre 1929 das Porte feuille des Landwirtschastsministers übernommen und war dann im Jahre 1932 in das von Malypetr gebildete Kabinetb.als Ver teidigungsminister eingetreten. In einer Reihe polnischer Städte, so in Lemberg, Wilna. Kielce, Luck, Thorn und anderen sanden öffentliche Ppotestver- sammlungen der Bevölkerung gegen die Bedrückung der polnischen Minderheit in der Tschechoslowakei statt. Aus den Versammlungen wurden Entschließungen angenommen, die sich in schärfster Forni gegen die Maßnahmen der tschechischen Behörden wenden. Wie die Agentur „Rengo" meldet, ist es in der mandschurischen Provinz Kirin südlich von Tayutun zu einem schweren mehrstün digen Gefecht zwischen japanischen Truppen und 250 Freischärlern gekommen. Bei diesem Zusammenstoß sollen die Japaner 14 Tote und 13 Verwundete verloren haben. Vernebelte Diplomatie Die Verhandlungen zwischen England und Frankreich in der letzten Woche haben in und außerhalb Europas einen etwas peinlichen Eindruck hinterlassen. Man hat das bei den Nächstbeteiligten sehr wohl gemerkt, und hat sich daher entschlossen, den Kampfplatz zunächst einmal einzu nebeln. Man tat also sehr geheimnisvoll hüben wie drüben um die französische Antwort und kam überein, sie fürs erste gar nicht zu veröffentlichen. Das ist an sich auch gar nicht nötig. Was in der französischen Antwort steht, wird man schon im Laufe dieser Woche aus den Ereignissen im Mittelmeer und in Libyen sehr leicht ablesen können. Heute gilt es zunächst einmal, in die Verfilzung diplomatischer Aktionen und Gegenaktionen soviel Klarheit zu bringen, als es auf Grund einigermaßen brauchbarer Meldungen aus London. Rom, Genf und Paris — bei aller gebotenen Vor sicht — möglich erscheint. Es hat den Anschein, als ob Laval unter dem bezwin genden Eindruck der englischen Argumente, als da sind: Drohung mit der Revision der Haltung Englands gegen über dem Locarno-Abkommen und mit etwaigem Austritt aus dem sogenannten Völkerbund, ein für England — we nigstens nach außen hin — tragbares Entgegenkommen hat zeigen müssen. Daß seine Forderung, England müsse im Fall französischer Zugeständnisse alle etwaigen weiteren militärischen Maßnahmen der Entscheidung des Völkerbun des unterstellen bezw. nur nach Vereinbarung mit Frank reich dazu schreiten, in London bewilligt wurde, e^cheint nach der bisherigen Haltung Englands ausgeschlossen. Es ist auch bis AUM Beweis des Gegenteils kaum anzunehmen, daß England sich auf einen teilweisen Ersatz der aus dem Mittelmeer zurackzuziehenden britischen Seestreitkräft« durch französische Einheiten eingelassen haben könnte: die mili- iärisHe Aktion Englands im Mittelmeer ist nicht nur viel zu umfangreich, sondern auch schon viel zu weit vorgetrie- den, als daß England sich mit einem französischen Schein ersatz begnügen könnte, -er der britischen Admiralität im Ernstfall noch nicht einmal unterstehen würde. Falls Eng land in den nächsten Tagen tatsächlich das ein« oder andere Schiff „zurückziehen" sollte, so dürfte es sich aller Voraus sicht nach lediglich um eine Umgruppierung sdlcher Kampf einheiten handeln, die entweder in den griechischen oder in den Italien unmittelbar benachbarten Gewässern Zur Zeit stationiert sind. Mit anderen Worten, eine Zurückziehung englischer Seestreitkräfte in der Richtung nach Westen dürfte über die Basis von Gibraltar kaum hinausgehen. Es ist dabei-für den Augenblick ziemlich gleichgültig, ob England einen Krieg will, wie es sich die Genfer Augu ren in den Wandelgangen des Völkerbundspalastes und bei Soupers im vertrauten Kreise zuraunen. Für England sind und bleiben zwei Ueberlegungen ausschlaggebend: Er stens kann es seiner Meinung nach selbst eine nur schein bare Gefährdung seiner Indien-Straße so wenig untätig mitansehen wie auch nur die Möglichkeit einer Bedrohung seiner ostafrikanischen Interessen (bekanntlich liegen von italienischer Seite nicht weniger als vier offizielle Erklä rungen über die unbedingte Achtung der britischen Inter essen in Ostafrika vor, wozu logischerweis« auch di« unbe einträchtigte Freiheit des englisch«» Seeweges nach dem Osten gehören würde); zweitens fühlt sich England beun-, ruhigt durch die insgesamt sieben Flottenstützpunkte, die Italien im Laufe der letzten Jahre im Mittelmeer angelegt hat und die dem Vernehmen nach auch eine Rolle bei den vielumstrittenen Abmachungen zwischen Laval und Musso- ! fini vom 7. Januar 1935 gespielt haben. Es ist begreiflich, s Steht alle geschlossen zusammen! Ausruf des Landesbauernsührers Körner an die Bauern und Landwirte „Die gegenwärtige Verknappung auf dem deutschen Butter m a r k t verlangt von allen Volksgenossen, gleich gültig, wo sie stehen, Verständnis, Disziplin und Anpassung. Die Ursachen der bestehenden Spannungen sind bekannt: Die starke Zunahme des Fettoerbrauches, zwei Dürrejahre, die Notwendigkeit, möglichst alle verfügbare Devisen für die Rohstoffbeschaffung einzusetzen. Die Pflichten, die jeder Volksgenosse hat, zeichnet das Ringen unseres Volkes um seine nationale Freiheit eindeutig vor. Der Verbraucher, den die gegenwärtige Butter und Fettknappheit besonders dann hart trifft, wenn er kör perlich schwer arbeitet, muß sich mit Brotaufstrichen verschie denster Art — Obst, Fleisch im eigenen Saft, Hering oder Bückling — begnügen. Er verzichtet stolz und lehnt es, abgesehen von einigen verantwortungslosen und unbelehr baren Ausnahmen, a b, aus dem engen Blickwinkel bür gerlicher Engstirnigkeit zu Hamstern, dadurch die Verknappung noch zu steigern und den weniger kauf kräftigen Volksgenossen noch mehr zu schädigen. Die Molkereien sind gehalten, alle Anlieferungen von Milch soweit wie möglich zu Butter zu verarbeiten; >ie stellen weniger fetthaltige Käse her und mußten die Er zeugung von Kaffee- und Schlagsahne unter die Hälfte der bisherigen Menge beschränken, um so viel Butter wie mög- ich über die Verteiler an die Verbraucher heranzubringen. Die Verteiler erhielten Anweisung, ihre Kunden zleichmäßig zu beliefert- und dabei vor allem darauf zu ichten, daß es den Lohn empfangenden und minderbemiltel- ien Volksgenossen am Wochenende möglich ist, ihren Bedarf in Butter zu decken. Alle milchverarbeitende und milchverteilende Betriebe müssen strengste Preisdisziplin halten, wer ver- mcht, aus der Not der Gesamtheit durch Preissteige rungen persönlichen Nutzen zu ziehen, wird als volksschädlina entsprechend gebrandmarkt und rück- ilchtlos bestraft werden. Und Ihr, meine Bauern und Landwirte, steht elbstverständlich mit in der einheitlichen Front unseres Vol- 'es! Ihr müßt die Not des Verbrauchers mindern, indem Ihr so viel Milch wie möglich an die Molkereien heranbringt! Wer beute alaubt. seine Wilchiieferuna einstellen ru können, weil er „ein besseres Geschäft mache", wenn er .hintenherum" buttere, ist kein ehrbarer Bauer uud wird mtsprechend belangt werden. Genau so schändlich handelt der Milcherzeuger, der von seiner Molkerei mehr Butter zurückoerlangt, als sein Haus- i>alt und seine beköstigten Mitarbeiter brauchen, und der Satin diese Butter „schwarz" verkauft. Im Gegenteil, wer virkkkchsfich volksoerbunden fühlt, liefert nicht nur, was er kann, an sein«- Molkerei, er schränkt auch den eigenen Ver brauch an Butter ein, stehen ihm doch in seinem Betrieb sie verschiedensten Möglichkeiten des Buttererfatzes offen! and seine Gefolgschaft wird mit ihm am gleichen Strang! stehen, wenn'ihr nur die Aufgabe gezeigt wird, die gegen- värtig die Volksgemeinschaft von jedem fordert. Und wer heute Jungschweine im Stall hat, der hat die! Pflicht, diese in der Mast so schnell wie möglich zu treiben^ nachdem die Kartoffelernte das nötige Grunofutter gebracht hat. Es ist dem Volk nicht gedient, wenn heute Halo» ertige Schweine auf den Markt kommen, leshalb dürft Ihr nur ausgemästete schlachtreife Tiere zum Schlachthof oder zum Fleischer bringen. Die letzten Anord nungen der Hauptoereiniaung der Deutschen Viehwirtschaft! orgen für eine gerechte Verteilung und für die Stetigkeit! )er Preise nach der Erzeuger- wie nach der Verbraucherseite! )in. Tut auch bei Euren Schlachviehlieferungen Eure Pflicht, somit gerade unsere ärmeren Volksgenossen das! notwendige Fleisch und Fett nicht allzu sehr ent- sehren müssen. So müssen alle geschlossen zusammenstehen: oom Er-! zeuger über den Verarbeiter und Verteiler bis zum Ver» rraucher hin, damit unser deutsches Volk mit seiner Eigene rrzeugung möglichst weit auskommt. Tut jeder an seinem! Platz die ihm vorgezeichnete Pflicht, dann wird unser Volk! n stolzer Geschlossenheit weiter den Weg der deutschen Frei-! feit gehen. , , Ich erwarte von meinen Bauern und Landwirten, daß, ie auch in dieser Beziehung durch die lat als Vor-^ , ild wirken und alles tun, daß die früher so verhängnis- ,olle Kluft zwischen Stadt und Land nicht wieder ausbrichk andern endgültig der Vergangenheit angehört. daß England seine Interessen vor den vielleicht bedeutsam- I sten Wahlen der Nachkriegszeit besonders zäh zu wahren entschlossen ist. ' Aber hat nicht eben erst wieder die autoritativste Per sönlichkeit Englands versichert, daß England in keiner ! Weise kriegerische Absichten gegenüber Italien habe? Nun, genau die gleichen Versicherungen wurden bekanntlich be reits vor acht Tagen ausgetauscht, ohne daß in der Beschleu nigung oder in der Intensität der Fortführung der militä rischen Maßnahmen Englands auch nur di« leiseste Minde rung eingetreten wäre. Ueberdies fiel, gerade in der Zeit zwischen diesen beiden Erklärungen jene Aeußerung Chur chills, England habe historisch wie politisch ein unbedingtes Recht auf die Beherrschung des Mittelmeeres, und Chur chill wiederholte die Betonung des angeblichen britischen Rechtes im gleichen Zusammenhang noch ein zweites und ein drittes Mal. Das ist deutlich genug, und Herr Chur chill dürfte sich seine Worte um so genauer überlegt haben, als er erhebliche Aussichten hat, bei der Kabinettsumbildung nach den Wahlen Kriegsminister zu werden. Was Frankreich, genauer gesagt, Herrn Laval be trifft, so dürfte er sich darüber klar sein, daß selbst ein scheinbares englisches Einlenken nur darauf zutückZuführen wäre, daß sein Sturz in diesem Augenblick für England durchaus unerwünscht sein muß,' obwohl sein persönliches Prestige in London wohl restlos dahin ist. Daher denn auch die Geheimhaltung der Einzelheiten der französischen Antwort, deren Bekanntgabe in Frankreich einen neuen Sturm gegen ihn entfesseln könnte. Die Karte Laval wird im englischen Spiel noch gebraucht. Nichts mehr und nichts weniger. Italien selbst kann der weiteren Entwicklung zunächst noch mit einiger Gelassenheit entgegensetzen, weniger des halb, weil es jetzt insgesamt 1 200 000 Mann mobilisiert hat, als vielmehr deshalb, weil trotz der Genfer Sanktions beschlüsse sich erst 15 Staaten zu dem Waffenembargo be- , reit erklärt haben und ihm schon allein die Haltung Oester- , reichs unk Ungarns Zufuhren von Nordosten her ermög lichen. Von den Vorbehalten weiterer Staaten und der Hinausschiebung der Wirtschaftssanktionen aus den 31. Ok tober gar nicht zu reden. Deutscher Tagi« Loburg Einweihung des Ehrenmal». In Fortsetzung der Führertagung des Nationalsoziali- ! stischen Kraftfahrkorps nahm Korpsführer Hühnlein in ! Coburg in Anwesenheit der aus ganz Deutschland zusam mengekommenen höheren Führer seines Korps einen Ap pell ostbayerischer Motorverbände ab, bei dem er eine An sprache hielt, die zugleich an alle anderen der nach Tau- - senden zählenden Motorstürme seines Befehlsbereiches ge richtet war. Dann versammelte sich ganz Coburg vor den Arkaden des Coburger Schloßberges zur Einweihung des Ehrenmals für die mehr als 900 im Weltkrieg gefallene» Söhne Coburgs. Inmitten des zu einer Ehrenhalle umge- : stalteten Gewölbebaues der alten Schloßwache ist ein von Flammenschalen flankierter breiter Marmorblock errichtet mit der schlichten Inschrift: „Den Helden zum Gedächtnis, der Nachwelt zum Vermächtnis!" Der fahnengeschmücktr Vorplatz war von den Ehrenstürmen aller Gliederungen de» Bewegung, insbesondere von einer Ehrenkompagnie der Co burger Garnison umsäumt. Nach dem feierlichen Einmarsch der Fahnen des alten Infanterie-Regiments 95 und nach einem Dankwort des Oberbürgermeisters Dr. Schmidt an alle Spender und Mit gestalter des Ehrenmals hielt Staatsrat Schwede die Weiherede, die in der Aufforderung an das heutige Ge schlecht gipfelte, der Einsatzbereitschaft und dem Opferwillen des Weltkrieges nachzustreben und ein Tatleben zu führen für das wiedererstandene Deutschland. Dann trat Generalleutnant Höfer oyr die geweihte Stätte, zog mit der linken Hand seinen . Säbel, senkte ihn langsam und gedachte namens der alten Wehrmacht mit soldatisch kernigen Worten der gefallenen Krieger. Hier auf legten unter den Klängen des Liedes vom guten Ka meraden alle Führer sowie die Anverwandten der toten Helden Kranzspenden In der Ehrenhalle nieder' Segen «eoormWdvsg Hür eine selbständige Außenpolitik Belgien». Brüssel, 22. Oktober. L-er katholische flämische Landbund hat auf seinem diesjährigen Kongreß in Antwerpen zur Außenpolitik Stel lung genommen und in einer Entschließung die Kündigung des belgisch-französischen Militärabkommens gefordert. Bel gien müsse, heißt es m der Entschließung, im Interesse sei ner eigenen Sicherheit und zur Befestigung des Friedens in Europa im Rahmen seines internationalen Rechtssta tuts eine Politik der Selbständigkeit und Neutralität füh ren. Der Kongreß sei der Meinung, daß alle einseitigen Bindungen, welche einer solchen Politik Abbruch tun, auf gehoben werden müssen. Bon gestern bis heute Stahleck am Rhein als Jugendburg. Die Jugendburg Stahleck ist feierlich eingeweiht wor-! den. Das Innere des alten Burghofes zeigte ein präch» tiges Bild. HI., BdM. und SA. hatten mit ihren Fahnen Aufstellung genommen. Nachdem die Uebertragung der Rede des Reichsjugendführers bei der Einweihung der Paul-von-Hindenburg-Jugendherberge in Hannover gehört worden war, sprach Oberbannführer Conrad-Düsseldorf allen Förderern und Beteiligten am Aufbau der Jugendbury sei nen Dank aus. Sodann ergriff Gauleiter Staatsrat Simon! das Wort. Der Redner erinnerte an die Geschichte der Burg Stahleck und erklärte, es dürfe niemals wieder vor kommen, daß fremde Eindringlinge, die 1689 Stahleck ver nichteten. wieder ins Rheinland einfiele'' Auflösung der Danziger Landespolizei. Die Pressestelle des Danziger Senats teilt mit: Im Zuge der Sparsamkeitsaktion und der Vereinfachung der Verwaltung hat der Senat sich zu einer weiteren einlchnei-