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We für Sachsens Nnderrelche Familien Im Rahmen der öffentlichen Wintervorträge des «reuerinstituts an der Handelshochschule Leipzig sprach der Staatssekretär im Reichsfinanzministerium, Reinhardt, über „Nationalsozialistische Steuer- und Finanzpolitik ; er teilte unter anderem mit, daß bei der Verteilung der seit dem 1." Oktober 1935 zur Verfügung stehenden Mittel für Bei hilfen an kinderreiche Familien die Landesfinanz amtsbezirke Leipzig und Dresden bevor zugt berücksichtigt worden seien, obwohl die Zahl der Fa milien mit sechs und mehr Kindern in Sachsen niedriger liege als im üvrigen Reich. Man trage aber der gerade in Sachsen noch besonders großen sozialen und wirtschaftlichen Not Rechnung. An die Mitglieder der Aeichsschrllttumslamum in Sachsen Der Präsident der Reichsschristtumskammer fordert in einem Aufruf alle Mitglieder der Reichsschrifttumskammer, Dichter, Schriftsteller, Verleger und Sortimenter, den Jung buchhandel und die Buchvertreter auf, an einer beson deren Winterhilfaktion der Reichsschrifttums kammer mitzuwirken und den notleidenden Volksgenossen Bücher zu spenden. . Daraufhin richtet der Landesleiter der Reichsschrift tumskammer für Sachsen, Will Vesper, an alle Mitglie der der Reichsschrifttumskammer in Sachsen das Ersuchen, in tatkräftiger Weise dieses besondere Winterhilfswerk des geistigen Deutschland zu unterstützen. Die Verleger und Sortimenter erhalten ihre Weisungen durch das „Börsen blatt für den Deutschen Buchhandel . Alle anderen Mitglie der der Schrifttumskammer liefern ihre Büchersvende, ver lockt und mit der Aufschrift „Winteryilfsspende der Reichs- christtumskammer" und ihrer Namensangabe, bei der näch ten Buchhandlung ab. Die Buchhändler leiten die Svende über ihren Kommissionär weiter. Warnung Di? Firma „Confidentia" Verein zum Schutze kaufmännischer Jntercsien In Wien, die in Berlin, Tauentzienstratze 18a eine Zweigniederlassung unterhält, hat dem Vernehmen nach zahlreiche Kunden auch im Deutschen Reich. Nachdem das Geschäftsgebaren sowohl des Wiener Stammhauses wie der Berliner Niederlassung seit Jahren zu stärksten Beanstandungen Anlaß gegeben hat, wes halb vor der Inanspruchnahme dieser Unternehmen gewarnt wor den ist, ist der Inhaber des Stammhauses in Wien, Josef Eugen Kun, vor kurzem wegen Untreue und Unterschlagung verhaftet worden: das Wiener Unternehmen wird voraussichtlich behördlich aufgelöst werden. Der Geschäftsführer und Leiter der Berliner Niederlassung, Andor Kun, der früher In Oesterreich bereits zu <8 Monaten Zuchthaus verurteilt worden ist, wurde kürzlich durch . die 13. Große Strafkammer des Landgerichts Berlin wegen Pe- s trugs und Wuchers zu 8 Monaten Gefängnis, sein Helfershelfer und Rassegenosse Heinrich Lewent in Berlin zu 2 Jahren und 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Es empfiehlt sich für jede i deutsche Firma, die Firma Confidentia In Wien und ihre Zweig niederlassung in Berlin in keiner Hinsicht mehr in Anspruch zu nehmen 8S° 15V Wv Sachsen fahren in Urlaub Mit KdF. eimMW MMO merW SMus M13 M. Als Arbeitsbeginn für das Jahr 1936 fanden sich im Wanderheim der sächsischen KdF-Wandergruppen in Kö nig st e i n a. Elbe die verantwortlichen Männer der Kreis dienststellen der NSG „Kraft durch Freude", Gau Sachsen, zu einer Arbeitstagung zusammen, aus der beson ders die Besprechungen über den umfangreichen Fahrten plan der Abteilung Reisen, Wandern und Urlaub für das Jahr 1936 zu erwähnen ist. Darnach sind vorläufig 155 Urlaubsfahrten geplant, an denen voraussichtlich etwa 150 900 Volksgenossen und Volks- genossinnen teilnehmen werden. Ganz besonderer Wert wird im nächsten Jahr auf die Fahrten innerhalb des Gaues Sachsen gelegt werden, die zu ganz besonders billigen Preisen (etwa 15 bis 1k für eine Woche Urlaub einscyl. Bahnfahrt, Unterkunft und Verpflegung) durchgeführt werden sollen. Aber auch andere Urlaubsaebiete, deren Schönheiten mehr tm Verborgenen liegen unv me noch verhältnismäßig wenig von dem großen Fremdenstrom erfaßt sind, werden in erster Linie belegt, so unter anderem Thüringen, die Lüneburger Heide, die Eifel, das Nahetal, der Hunsrück, die Rhön und der Spessart, der Bayerische Wald und das Frankenland u. a. m. Selbstverständlich steht dem KdF-Urlauber auch wieder die Möglichkeit offen, nach Oberbayern, an den Rhein und die Moselzu fahren, die Nord- und Ostsee auf zusuchen oder an einer Seefahrt mit einem KdF-Schiff teilzunehmen. Es wurde beschlossen, ein Sonderheft heraus- zugeben, das über alle Einzelheiten der Fahrten Auf schluß gibt und die Wahl einer Urlauberreise erleichtern helfen soll. Auch am Wochenende sollen wieder zahlreiche Fahrten durchgesührt werden. Die Wandergruppen beab sichtigen, in noch größerem Umfang als im vergangenen Jahr das Wandern zu vfteaen. Börse Mitteldeutsche Börse in Leipzig vom 12. Dezember Bei stillem Geschäft machte die Abwärtsbewegung Fort schritte. und zahlreiche Werte waren »m 1 Prozent und mehr rückgängig. Am Rentenmarkt ergaben sich auch Verluste. Am Wertpapiermarkt gewannen Schneider 2,5 Prozent. Eeblerwerke 1,5 Maschinen Paschen 3. Nürnberg Herkules 5. Tüll Flöha 2 und Kassel Jute 6 Prozent sGewinnantcilabzug) niedriger. Schöfferbnk «nk Sachsenbooen je l.5 Prozent höher. Devisenkurse. Belga (Belgien) 41,87 (Geld) 41,95 (Bries), dän. Krone 54,66 54,76, engl. Pfund 12,24 12,27, franz. Fran ken 16,41 16,45, holl. Gulden 168,33 168,67, ital. Lira 19,98 20,02, norm. Krone 61,46 61,58, österr. Schilling 48,95 49,05, poln. Zloty 46,80 46,90, schweb. Krone'63,11 63,25, schweiz. Franken 80,54 80,70, span. Peseta 34,02 34,08, tschech. Krone 10,29 10,31, amer. Dollar 2 486 2.49. 14. Dezember. Sonnenaufgang 8.03 Sonnenuntergang 15.45 Monduntergang 10.47 Mondaufgang 20.41 1546: Der schwedische Astronom Tycho Brahe in Knudstrup geb. (gest. 1601). — 1799: George Washington, Begründer der Unabhängigkeit Nordamerikas, in Mount Vernon gest. (geb. 1732). — 1849: Der Komponist Konradin Kreutzer in Riga gest. (geb. 1780). — 1854: Der Radierer Peter Halm in Mainz geb. (gest. 1923). — 1911: Roald Amundsen er reicht den Südpol. — 1914 (bis 24.): Dezemberschlacht in Französisch-Flandern. Namenstag: Prot. und kath.: Nikasius. »««« Müdsunl-Programm Deutschlandsender. Sonnabend, 14. Dezember. 8.30: Sendepause. — 9.00: Sperrzeit. — 9.40: Kleine Turn stunde für die Hausfrau. — 10.00: Sendepause. — 10.15: Gegen hunger und Kälte! Funkberichte von der Herstellung der Winter hilssplaketten. — 10.45: Fröhlicher Kindergarten. — 11.30: Natur- wissenschaftliche Kriminalistik. — 11.40: Der Bauer spricht — Der s Lauer hört. Bom Wildling zur Kulturpflanze. Ansch.: Wetter»! bericht. — 15.15: Und wieder der Aufsatz: „Die Freuden und Lei den des Winters." Schulsorgen des Jungmädels. — 15.30: Wirt schaftswochenschau. — 15.45: Eigen Heim — Eigen Land. — 18,00: Volkstänze — Volkslieder. — 18.40: Sportwochenschau. — 19.00: Lon der Donau bis zur Wolga. Barnabas von Geczy spielt. — 19.45: Was sagt ihr dazu? Gespräche aus unserer Zeit. — 20.10: Juten Abend, lieber Hörer! Eine fröhliche Geburtstagsfeier. —: >2.30: Eine kleine Nachtmusik — 23.00—0.55: Wir bitten zum Tanz! Reichssender Leipzig: Sonnabend, 14. Dezember 9.00 Aus Halle: Jungmädel singen: 10.15 Heinrich der Löwe: ein Hörspiel: 12.00 Buntes Wochenende; 14.15 Allerlei von Zwei bis Drei; 15.00 Blick nach Norden; 15.20 Kinder stunde: Wir Helsen in der Weihnachlswerkstatt; 16.00 Zwei Stunden Münchener Gemütlichkeit; 18.00 Gegenwartslexikon: Methanol. Organisatoreffekt Doppelsterne; 18.15 Deutsches Trdöl; 18.35 Ruf der Jugend; 18.45 Aus Halle: Blasmusik: 19.30 Island, ein kleines Volk im Strom der Zeiten: 19.55 Umschau am Abend; 20 00 Nachrichten; 20.10 ..Bitte, recht I freundlich!" Blitzlichter und Schnappschüsse um ein Photo-Album: I -1.00 „Schenk mir Dein Herz heute Nacht!" Uebertragung aus j dem Zoologischen Garten zu Leipzig; 22 00 Nachrichten und I Sportsunk; 22.30 Fröhliche Spende zum Wochenende; Zwischen sendung: Kurzbericht vom Fest der deutschen Sportpresse 1935 I in der Deutschlandhalle. (36. Fortsetzung.) Die Mitfahrenden zogen ihn ins Gespräch, nachdem sie ihn anfangs mit leiser Neugierde und Zurückhaltung gemustert hatten. Er bediente sich bei seinen Antworten unwillkürlich der plattdeutschen Sprache und wunderte sich, wie gut es ihm noch gelang. Eine stille, tiefe Freude darüber erfüllte ihn. Man fragte ihn nach dem Ziel seiner Fahrt, und ob er in Geschäften reise. Nein, er wolle nur einmal ein bißchen durch die Gegend streifen. „So spät noch?" wunderte man sich. Ja, er wolle einen Abendspaziergang daraus machen und nach Osterburg wandern. Auf der letzten kleinen Haltestelle vor Varnhagen stieg er aus. Er ließ das Dorf zur Linken liegen und ging bis zur Chaussee vor, die von Stendal herüberführte. Die Schatten des Abends lagen über den stillen, leeren Fluren. Aer und 5g ri'älc znr Teile des Weges eine Feldscheune ' aus dem Dunkel auf. ' » Nach etwa zwanzig Minuten hatte er die Straßen kreuzung erreicht. Hier blieb-er stehen. Geradeans führte die Chaussee weiter nach Osterburg. Der linke Schenkel der Kreuzung war der Weg nach Varnhagen. Und da zwischen, hinter dem mächtigen dunklen Waldviereck, lag Dornow — die Heimat... Regungslos stand Lutz auf der einsamen Landstraße und starrte in die dunkle Ferne. Ein würgendes Gefühl saß ihm in der Kehle. So nahe war ihm die Heimat — und doch so fern, so unerreichbar fern! Es zog ihn mit aller Gewalt nach Dornow. Aber er gab dem Verlangen nicht nach; es hatte keinen Sinn. Was war denn von der eigentlichen Heimat, dem elterlichen Gut, noch übriggeblieben! Der gesamte Besitz war zer- schlachtet, das Land in Parzellen weitervcrkaust worden, wie er wußte. Das Gutshaus beherbergte schon seit Jahren ein Erziehungsheim. Alles war anders, alles fremd geworden. Nein, es hatte keinen Sinn. Aber Varnhagen gehörte ja auch zur Heimat tm weiteren Sinne. Es war dieselbe Erde, derselbe Wald. Es war die gleiche Luft, die man dort atmete. Und das Aut, das Ursels Mutter seit dem frühen Tode ihres Mannes selbst bewirtschaftet hatte, war Lutz ja immer wie eine zweite Heimat gewesen. Das wenigstens wollte er noch einmal Wiedersehen, und sei es auch nur aus der Ferne. Mit weit ausholenden Schritten folgte er der nach links abzweigenden Chaussee, die zu beiden Seiten von hohen, dunklen Bäumen begleitet wurde. Als vor ihm die ersten dichter des Dorfes aus dem Dunkel auftauchten, bog er ion der Straße ab. Ein Stück altmärkischer Heide schob ich hier von links heran. Braun und dürr und blütenleer ag sie im Abenddunkel da, von vereinzelten Kiefern und Birken bestanden. Die Umrisse einer verlassenen Pferde- koppel hoben sich kaum vou dem duuklen Bodeu ab. Mit unsicheren Schritten nahm Lutz feinen Weg quer durch das herbstliche Heidestück. Da fielen ihm plötzlich ein paar Worte aus einem Liede ein, das Ursel Varn hagen mit ihrer schönen, klaren Stimme manchmal zur Laute gesungen hatte. Es war ein schlichtes Lied im Volkston gewesen Ja, so war es gewesen. Aber die Melodie des Liedes — sie war Lutz entschwunden. Und sie war doch so schlicht und einfach gewesen, daß man sie eigentlich nicht aus dem Gedächtnis verlieren konnte. Lutz suchte fast inbrünstig danach. Aber es war umsonst. Die schweren, harten Jahre hatten sie ganz verschüttet. Nicht einmal Ursels Siug- stimme konnte er sich noch richtig vorstellen. Das war alles wie verweht. Aber ihr Bild hatte er mit schmerzlich-süßer Klarheit plötzlich wieder vor Augen. Ursel und die .Heimat — das gehörte zusammen, war unnennbar miteinander ver bunden. ' Liebe kleine Ursel — was mochte aus ihr geworden sein? In tiefen Gedanken erreichte Lutz das Dorf von der Rückseite her. Ein unbekanntes Gebäude ragte vor ihm aus dem Dunkel auf. Eine Rampe war davor. Ein hoher Schornstein schob sich in den Abendhimmcl. Dem Anschein nach war es eine Molkerei, die erst in neuerer Zeit gebaut worden war. Und dort hinter dem weiten Garten lag Ursels Vater haus. Vor der Hecke, die den Garten abschloß, blieb Lntz stehen und sah nach dem tm Dunkel des Abends liegenden Hause hinüber. Im linken Flügel des Erdgeschosses waren ein paar Fenster erhellt. Das war die Küche. Lange stand Lutz unbeweglich und sah hinüber. Ihm war es, als müßte er wie in vergangenen Zeilen hinein gehen und sagen: „Grüß Gott! Da bin ich wieder mal!" Hinter ihm tm Dunkel wnrden Stimmen laut, zwei Männer kamen heran. Da setzte er sich wieder in Be wegung, um nicht gesehen zn werden. — Wie ein Ver brecher, »D die Menschen und das Tageslicht zu scheuen hat!, dachte er bitter. Er ging den schmalen Seitenweg nm das Gut herum, bis er auf der Dorfstraße stand. Jetzt hatte er die massigen Giebel der Stallgebäudc vor sich. Da war noch das hohe, breite Hostor, daneben die schmale Pforte. Seitlich davor schimmerte dunkel der Wasserspiegel des kleinen Teiches. In diesem Augenblick kam ein junger Dnrsch? ui t einem Handwagen die Straße her. Nach kurzem Zögern hielt Lutz ihn an und fragte, ob Frau Baruhagcu noch in dem Gute wohne. Der Bursche bejahte die Frage. Lutz griff in die Tasche ünd schenkte dem Verdutzten eine Handvoll Zigaretten. Eine stürmische, überqucllende Freude ersüllte ihn mit einem Male, sein .Herz schlug wie rasend. Tante Varnhagen wohnte noch hier! Man brauchte nicht wie ein Fremder, Verfemter heimlich um das Hans zu schleichen — man dürfte dies Stück Heimat getrost und frohen Herzens wieder einmal betreten...! Konnte cs auf der ganzen Welt etwas Schöneres geben? Wenige Sekunden darauf stand Lutz auf dem mächtigen . Hof. „Grüß Golt! Da bin ich wieder mal!" jauchzte es in ihm. Er hätte es laut iu den Abeud Hinausrufen mögen, daß es Haus uud Hof alarmierte. ! Stimmen schallten über den Hof. Ein paar Laternen flackerten. Kettengerassel und Hufstampfen klang aus den , Ställen. Lutz erschien es wie Musik. Mit raschen Schritten I ging er geradeswegs auf das Haus zu. Er nahm wie i früher gleich mehrere Stufen auf einmal. Einen Angen- I blick zögerte er vor der Haustür, dann drückte er mit festem Griff die Klinke nieder. l > Die Diele war durch eine Ampel matt erhellt. Ursels , Mntter kam gerade aus einem der Vorderzimmer, nm sich . in die Küche zu begebe». Ueberrascht und ein wenig er schrocken wandte sie sich um, als die Haustür so plötzlich j aufgerissen wurde. Mit etwas verängstigten Augen starrte sie den späten Besucher verwundert und fragend an. i Lutz sah eine müde, blasse Frau vor sich. Das schlicht gescheitelte Haar war stark ergraut. Ticke Runen durch zogen das schmal gewordene Gesicht. Lutz stockte das Wort iu der Kehle. i „Tante Varnhagen...!" Das war alles, was eri^,. hervorbrachtc. ... Murde schwer Ganz still stand die Frau. Ihre A"" ' in fassnngslosem Staunen. bestshende Plan des Baues „Mein Gott — ist es de« nunmehr, nachdem die Frage derFi- von ihren Lippen. ist. seiner Verwirklichung entgegen. Mit Erschüttert trat Stückes dieser Straße dürfte in kürze be» j „Ja, Tante Va, nur wieder ,dw - — > - — — LL°^w-»7Mi>nliie de; WAMMM Er hatte ft Äusgabeort Dresden nommen. Dw für Sonntag: „Ach Gott drehend« Wind«. Vorwiegend bedeckt mit Schnee- ,Wic schön basten der Temperaturen.