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Freitag, am 13. Dezember 1935 101. Jahrgang Nr. 290 Kurze Notizen In der ausländischen Presse finden sich wieder ein- mal Mitteilungen darüber, daß Reichsbankpräsident Dr. Schacht angeblich In England Kredite nachgesucht habe. Diese Meldungen sind, wie alle früheren, glatte Erfindungen und völlig unbegründet. Zn Würdigung seiner großen Verdienste um den Auf bau der Deutschen Rechtsfront hat der Reichsleiter des Reichsrechtsamtes, Minister Dr. Frank, dem Reichsschatzmei ster Schwarz die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Rechts- front verliehen. — Außer dem Führer ist der Reichsschatz- melster das einzige Ehrenmitglied der großen deutschen Rechtswahrerorganisation. Von dem Volksgerichtshof in Berlin wurde-der 38 Jahre alte Franz Herda aus Prag wegen Landesverrats zu lebens langer Zuchthausstrafe verurteilt. Der griechische Iustizmlnlster hat beschlossen, die alten unbe nutzten Gefängnisse in Atronauplla (Palamidi In Nquplia) wieder Herrichten zu lassen. Sie sollen ausschließlich zur Unterbringung von Kommunisten dienen. In den Gefängnissen soll die strenge Einzelhaft für Kommunisten durchgesührt werden. Der spanische Staatspräsident beauftragte den Führer der Konservativ-Republikanischen Partei, Miguel Maura, mit der Re gierungsbildung. In politischen Kreisen nimmt man an, daß das Parlament ausgelöst werden wird, wenn Maura die Kabinetts bildung nicht gelingen sollte. Der provisorische Präsident von Kuba, Carlos Mendieta, ist aus Grund eines Streits über die Bestimmungen der Wahl eines verfassungsmäßigen Präsidenten znriiekgstretcn. Die angespannte politische Lage hat dadurch eine neue Berschärsung erfahren. Die Regierung hat den Rücktritt angenommen und den Staatssekretär IosS A. Barnet y Binagres zum Nachfolger Mendietas ernannt. In den nächsten Tagen beginnt vor dem Kiiegsgericht in Pamplona ein Prozeß gegen 172 Spanier, die sich an der Auf standsbewegung in Eibar im Oktober 1931 beteiligt hatten. Bei den Unruhen in Eibar waren sieben Personen ums Leben gekom men. Der Strafantrag lautet aus Todesstrafe für vier, auf 30 Jahre Zuchthaus für 26 Angeklagte. 25 Aufständische sollen frei- gesprochen werden und die übrigen Gefängnisstrafen zwischen zwei und fünfundzwanzig Jahren erhalte». Winterhilfe, wie sie keiner kennt Die Betreuung der Ausländer und Juden Das Außenpolitische Amt der NSDAP, setzte die Reihe seiner Empfänge für Diplomatie und Auslandspresse im Hotel Adlon in Berlin mit einem Vortrag des Hauptamts leiters Hilgenfeldt fort, der über „Die Organisation des Winterhilfswerkes des deutschen Voltes" sprach. Der Ein ladung hatte eine große Zahl ausländischer Diplomaten und deutscher Persönlichkeiten sowie in- und ausländischer Jour nalisten Folge geleistet. Reichsleiter Alfred Rosenberg begrüßte die Erschie nenen und wies auf die Bedeutung des Vortragsthemas hin. Er betonte, daß man früher vielfach die Wohltätigkeit in exklusiver Weise Im Sinne einer Herablassung von oben nach unten ausgeübt habe. Heute dagegen schenke man nicht mehr aus Barmherzigkeit, sondern in dem Bewußtsein der Gleichwertigkeit desjenigen, der Gaben empfange. Der Reichsbeauftragte für das Winterhilfswerk des deutschen Volkes, Erich Hilgenfeldt, sprach über das „Winterhilfswerk, wie es keiner kennt" und vermittelte den ausländischen Zuhörern einen Einblick in dis praktische Durchführung des größten sozialen Hilfswerkes der Welt. Er schilderte das Werden des Winterhilfswerkes, das von der NSV. im September 1933 mit 36 Helfern in der Zen trale begonnen wurde und sich schließlich zu der größten Ge ineinschaftsorganisation des deutschen Volkes gestaltete. Die Millionenzahlen der Leistungen des WHW. verfehlten nicht ihren Eindruck auf die ausländischen Zuhörer, insbesondere aber die Tatsache, daß die Verwaltungsunkosten weniger als 1 v. H. der eingekommenen Spenden ausmachten, was vor allem den ehrenamtlich tätigen 1H Millionen Helfern und-j Helferinnen zu verdanken sei. Mit besonderem Nachdruck betonte HauptamtsleiteH Hilgenfeldt, daß die Betreuung des WHW. ohne Rücksicht auf die Konfession oder politische Einstellung vorgenommech werde. Auch in der Betreuung der Ausländer und Jude» werde keine Ausnahme gemacht. Im Gegensatz zu gewisser» Meldungen ausländischer Korrespondenten würden auch di» Juden in Deutschland betreut. Er habe aber aus Gründer» der Vernunft eine Aenderung der Organisation der Be* treuung der Juden vorgenpmmen und damit gewisse Rei^ bereien ausgeschaltet. Die Betreuung der bedürftigen Juden» sei nunmehr den jüdischen Wohlfahrtsvereinen und der zeni traten Wohlfahrtsstelle deutscher Juden zugewiesen. SIH werde aber unter der Ueberwachung der NSV. vorgenom-t men. Im WHW. 1934-35 wurden insgesamt 29108 Juden! betreut, davon in Groß-Berlin allein 13 818. Um den aus-c ländischen Zuhörern weiterhin einen Begriff von der Reu-t tratität des WHW. zu geben, gab er bekannt, daß im Ver« lauf des letzten Minters 69 336 Ausländer und Staatenloses betreut wurden, davon in Berlin 8054 Personen. Hauptamtsleiter Hilgenfeldt schloß mit der mit herz- lichem Beifall aufgenommenen Feststellung, daß das WHW. der schönste Vertrauensbeweis des deutschen Volkes an deit Führer sei und darüber hinaus ein Beweis für die große sittliche Idee, die alle Völker verbinden und zueinanderführenl solle. IMMM MS E«lML Iahresessen der Deutschen Handelskammer für Groß- brilamnen. Die Deutsche Handelskammer für Großbritannien, die um die Jahreswende gegründet wurde, veranstaltete im Hydepark-Hotel ihr erstes Jahresesten. Nachdem der Präsi dent der Deutschen Handelskammer, Dr. Markau, bas Hoch auf den König von England und den Führer und Reichs kanzler Adolf Hitler ausgsbracht hatte, wies der deutsche Botschafte?v on Hoesch auf die Bedeutung der Deutschen Handelskammer hin, die lrotz der kurzen Zeit ihres Be stehens nach Uebsrwindung der ersten Schwierigkeiten be reits festen Fuß gefaßt habe. Der Staatssekretär des Ucberseehandelsdepartements, Wallace, beglückwünschte die Kammer, der es gelungen sei, in einem einzigen Jahr bereits rund 500 Mitglieder, darunter 200 englische Mitglieder, zu werben. Die Bedeu tung der Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern werde zur Genüge durch die Tatsache gekennzeichnet, daß Großbritannien Deutschlands zweitbester Kunde sei und daß Deutschland einer der wichtigsten ausländischen Märkte Großbritanniens sei. Die Belebung der gegenseitigen Han delsbeziehungen werde zweifellos auch von wohltuenden Folgen für die allgemeine Weltwirtschaftslage sein. Dann ergriff der Regierende Bürgermeister von Ham burg, Krogmann., das Wort zu einer in englischer Sprache gehaltenen Rede über die deutsch-englischen Han delsbeziehungen. Er wies zunächst auf die Notwendigkeit eines starken und gesunden Handels mit England und dem britischen Imperium hin und fuhr dann fort: „Ich weiß und betone es ausdrücklich, daß es nicht nur der Wille der Reichs- regierung, sondern auch vor allem des Führers selbst ist, gute und starke Handelsbeziehungen mit England herzu stellen. wenn heute ein Zustand besteht, der nicht Ihren wün schen in England und auch nicht den unsriqen in Deutschland entsprich» und letzten Ende« keinem Volke der Welt dient, so ist der Grund dafür nicht der Mangel an gutem willen, sondern der Grund ist der, daß die Weltwirtschaft zur Zeit noch von Kräften beherrscht wird, die außerhalb des Willens unserer beiden Völker liegen und die durch die Vergangen heit bedingt sind. ! Ich hoffe, daA Meine aufklärenden Worte dazu beitragen mögen, die Freundschaft zwischen unseren beiden Völkern zu vertiefen, eine Freundschaft, die rassisch bedingt ist, die der Weltkrieg kurze Zeit unterbrach, der Weltkrieg, der durch ein Mißverstehen entstand und der in der Weltgeschichte der einst als der größte Fehler Europas gebrandmarkt werden wird." SendarmerleSommandeur s Berlin, 13. Dezember. Nach längerem Leiden verstarb oer preußische General der Gendarmerie i. R., Paul Schoepplenberg, im S7. Lebensjahr. Das preußische Gen darmeriekorps und die gesamte deutsche Polizei betrauert in ihm einen Beamten von hervorragendem Wissen und. un ermüdlicher Arbeitskraft, dessen Name stets auf das engste mit der Geschichte der Gendarmerie überhaut verbunden sein wird. Am 27. Januar 1934 wurde Paul Schoepplenberg durch den preußischen Ministerpräsidenten Göring zum Gendar meriegeneral und Kommandeur des preußischen Gendarme- riekorps ernannt. Am 1. Oktober 1935 trat General Schoepp lenberg in den wohlverdienten Ruhestand, nachdem ihm der Führer und Reichskanzler für seine treuen Dienste leinen Dank ausgesprochen hatte. Sozialismus ist straft Dr. Ley spricht in der Deutschlandhalle Berlin, 12. Dezember Vor zwei Jahren noch wäre es kaum möglich gewesen, ,mt einem Mitgliederappell einer Orlsverwaltung der Deut schen Arbeitsfront ^en Sportpalast zu füllen. Heute, wo fast alle Arbeiter der Stirn oder der Faust, der Deutschen Ar beitsfront angehören, war es ein Leichtes, die größte Halle von Europa, die Deutschlandhalle, mit dem Geueralmitglie- derappell einer einzigen Ortsverwaltung, der Ortsverwal- tung Siemensstadt der DAF., bis aus den letzten Platz zu besetzen. Unter den 20 000 waren alle Berufe vertreten, die ein Großindustriewerk beschäftigt. Außerdem sah Man den Chef des Hauses, Dr. Karl Friedrich vou Siemens, den Generaldirektor Dr. Koettgcn, und den Neichsorganisations- leiter und Reichsleiter der DAF. Dr. Ley. Vorträge der Sie menskapelle, der Singschar und des Sprechchors der Kabel werke umrahmten die Kundgebung. Neichsorganisationsleiter Dr. Ley zeigte in einer groß- angelegten Rede einleitend die Entwicklung der Deutschen Arbeitsfront auf, die vom Schicksal genau vorgeschriebeu war, und betonte. Sozialismus sei nicht Mitleid, sondern Kraft, Stärke, Aufrichtigkeit, kurzum: Gerechtigkeit. Und letztes Ziel für alle Volksgenossen müsse lein Deutschlands Ewigkeit. Der Nationalsozialismus erfülle mit dieser Ziel setzung eine Mission, und immer müsse man sich fragen, ob das, was wir tun, Deutschland zum Nutzen sei. Deutschland 1 sei der Alltag, .also auch unser Volksgenosse und Arbeits- s kamerad. Was ihnen schade, was unanständig sei, das sei! auch von Schaden für Deutschland. i Das deutsche Volk wolle nicht im Schatten leben, s denn es sei ein Lichtvolk, und es habe ein Anrecht darauf, > als eines der ersten Völker der Erde gewertet zu werden. Aber dieser Platz werde nur durch Arbeit und Leistung er- j ober», und unsere Armee solle uns Hann diesen Platz zu I halten helfen. Der beste Bundesgenosse in diesem Kampfes sei der Glaube des Volkes. Dann letzte Dr. Ley die Ziele der DAF. auseinander und betonte dabei, daß die Mitgliedschaft zur Deutschen Ar beitsfront immer eine freiwillige sein werde. Wer nicht die Absicht habe, der DAF beizutreten, beweise, daß er sich außerhalb der Volksgemeinschaft stelle. Im übrigen sei eins betont: daß Wirtschaftlichkeit und Sozialismus keine Gegen- > fätze, sondern nur Ergänzungen seien. - , Dr. Ley ermähnte, daß heute in seinem Beisein der! Führer die Pläne für das große Seebad der DAF. auf der! In el Rügen begutachtet Hobe. In zwei Jahren würden in j die em Bad 20 990 Volksgenossen Unterkunft und Erholung s finden, und in einem Jahre würden 500 OÜÜ deutsche Ar-! bester dieses Bad besuchen können. Die Hauptstadt Abessiniens. Weltbild (M). der abessinischen Hauptstadt Addis Abeba rechnet mau stündlich mit einem Bomben angriff italieni cher Flugzeuge. Ein großer Teil der Bevölkerung hat daher die Stadt bereits verlassen.