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Sächsische Nachrichten Nach der vorlüufigen monatlichen Zusammenstellung der Gebäudebrandschäden bei der Sächsischen Landesbrand versicherungsanstalt waren im November 1935 in Sachsen 194 Gebäudebrandschadensfälle zu verzeichnen geaenuoer 218 im November 1934. Die annähernde Gesamtschaden summe beträgt 139 000 wozu noch 30 v. H. Teuerunas- zuschlag kommen, gegenüber 158 000 im Monat No vember 1934, in dem der Teuerungszuschlag ebenfalls 30 v. H. auswnck»i<» Dresden. 12500 aus Pfennigen. Aus den Pfennigsammlungen bei den Fahrgästen der Stratzen- bahn und Omnibusse find im November 12 500 einge- kommen und dem Winterhilfswerk überwiesen worden; dieser Betrag liegt höher als das Sammelergebnis in den beiden Vorjahren. Dresden. Die Stadt erbte. Der am 18. Oktober 1918 verstorbene Dr. med. Karl Friedrich Ludwig Thieme hatte letztwillig die Stadt Dresden zur Erbin seines Nach lasses eingesetzt. Das bedeutende Nachlaßvermögen ist als Dr. Thieme-Stiftuna zusammengefaßt worden, deren Er trägnisse hauptsächlich zur Unterstützung von Kriegerwitwen und Kriegerwaisen sowie von schwerverwundeten Kriegs teilnehmern verwandt werden. Die Dr. Thieme-Stiftung besitzt ein Kapital von rund 125 000 und wird vom Stadtwohlfahrtsamt verwaltet. Pirna. Der Gendarmerie in Rosenthal-Schweizermühle ge lang es nach monatelangen Ermittelungen, einen Mann aus Pirna scstzustellen, -er seit etwa einem 3ahr« in bäuerlichen Anwesen sorigesetzt Diebstähle begangen hat. Er hat -le Straftaten ver übt, während er geschäftlich bei den Bauern zu tun hatte. Es handelt sich vornehmlich um Gelddiebstähl«. Großenhain. Als der Fleischermeister Gießmann in Mersch witz einen Bullen, den er gekauft hatte, nach seinem Gehöft brin gen und das Tier anbinden wollte, wurde er von dem Bullen an die Wand gedrückt. Gießmann erlitt schwere Brustqnetschungen und inner« Verletzungen, di« am Donnerstag zu seinem Tode führ ten. Der Verunglückte stand im 51. Lebensjahr. Oberlichlenau. Infolge des herrschenden Glatteises blie ben auf der nach der bekannten Bretmühle führenden Land straße l icht weniger als 30 Personenkraftwagen stecken und bildete i eine unübersehbare Kraftwagenkolonne. Unter ihnen befand sich auch der nach Frankenberg verkehrende Personenautebns. Nicht weniger als sechs Kraftwagen wa ren im Straßengraben gelandet und mußten abgeschleppt werden. Geringswalde. Arbeit in Aussicht. Wie bereits gemeldet, war es den Bemühungen der Stadtverwaltung gelungen, eine Zweigniederlassung einer auswärtigen Zigar- renfabrik hierher zu bringen. Diese Zweigniederlassung nahm jetzt mit einer Belegschaft von zunächst dreiundzwanzig Personen die Arbeit auf; man hofft, daß es möglich sein wird, nach und nach bis zu zweihundert Mann zu beschäf tigen. Zwickau. Ein erbhofreicher Bezirk. Im hie sigen Landgericktsbezirk sind von 4364 angemeldeten Bauern höfen 3533 in die Erbhöferolle eingetragen worden. Weißenfels. Verbrecherjagd durchdieSaale. Der wegen Diebstahls zu zehn Monaten Gefängnis verur teilte Herbert Krautz entwich aus dem Untersuchungsgefäng nis des Amtsgerichts, als er zu einem Zahnarzt geführt werden sollte. Krautz verbarg sich in einem Haus in der .hohen Straße, wurde aber entdeckt und von Kriminalbe amten gestellt. Abermals gelang es ihm, zu flüchten. In einem Kahn wollte er über die Saale setzen; da der Kahn ober angeschlossen war, sprang Krauß ins Wasser, um schwimmend das andere Ufer zu gewinnen. Inzwischen 'mien die Kriminalbeamten, die dem Flüchtling Schreck nisse nachjagten, mit einer Fähre zuvor und konnten ihn -nehmen. Böhmisch-Kamnih. 21 Menschen in Gefahr. Nachts brach in dem früheren Gasthof „Zum Dreieck" ein Brand aus, bei dem durch starke Rauchentwicklung einund zwanzig Bewohner des alten Fachwerkgebäudes in die Ge fahr des Erstickens gerieten. Sämtliche Personen, unter denen sich viele alte Leute und Kinder befanden, mutzten über Leitern durch die Fenster in Sicherheit gebracht wer den; auch der größte Teil der Einrichtung konnte auf diesem Weg gerettet werden. Die Frostnebel haben im Osterzgebirge eine 'rachtvolle Winterlandschast hervorgezaubert. Baum und itrauch sind mit bis zu zwanM Zentimeter starkem Rauh eis behangen und bieten ein herrliches Winterbild. Am Donnerstag schneite es den ganzen Tag über bei sechs Grad kälte, so daß die Schneedecke bereits eine Stärke von sünf- ehn Zentimeter erreicht hat. Es bieten sich günstige Aus- Wen für Sportmögtichkeiten am Wochenende. Rauhreif, Frost und Glatteis In der Gegend von Reuth, Dehles und Gesell zeigte sich durch den mit Regenschauern verbundenen Bodenfrost eine starke Nauhreifbildung, die zwar das Landschastsbild reizvoll gestaltete, aber auch großen Schaden verursachte. Durch das Reißen zahlreicher F e r n s p r e ch l e i t u n- ;en und Brechen der Telegraphenmasten war der Fern- prechverkehr mit Plauen erheblich gestört. Der Verkehr mf den Landstraßen war durch Glatteis ebenfalls gestört md balle im Poslautobusverkehr erhebliche Verspätungen Nr Folge. önsolge der Glätte auf den Straßen Dresdens «reigne- kn sich am Donnerstag mehrere Unfälle. Auf -er Nossener örücke, auf dem Schloßplatz und der Leipziger Straße stießen im 'aus« des Nachmittags Radfahrer mit Kraftwagen zusammen; in fiten Fällen wurden die Radfahrer so schwer verletzt, daß sie nach lem Friedrichsstädter Krankenhaus gebracht werden mußten. Auf Marschallstrahe rutschte eine 81 Zähre alt« Frau aus, so daß ie zu Fall kam und der Sanitätsstelle zugeführt werden mußte. !luch auf der Maisenhausstraße stürzte eine 19 Iaht« alte-Haus- ochler infolge des Glatteises. Sie zog sich einen Knöchelbrüch zu nd wurde in ein» Klinik gebracht, insgesamt wurde die Feuer- >ehr siebenmal alarmiert, um an verschiedenen Stellen der Stadt eslürPe Pferd« wieder aufzurrchten. In der Nähe des Gas Hauses Bretmühle bei Ober- ' ch t e 'Frankenberg war die Straße derart daß etwa dreißig Kraftwagen gezwungen waren, Fahrt aufzugeben, darunter auch der Personenautobus "ach Frankenberg. Sechs Kraftwagen, die in den Straßen- Ein Erfolg Aegypten; Berfassung von 1923 wird wiederhergeskellt Der König von Aegypten unterzeichnete ein Dekret, vurch das die Verfassung von 1923 wiederhergestellt wird. Die Unterschrift wurde gegeben, nachdem Ministerpräsident Nessim Pascha im Verlaus einer längeren Unterredung mit dem König sein Rücktrittsgesuch wieder zurückgezogen hatte. Diese Entwicklung in Aegypten deutet nach Ansicht unter richteter politischer Kreise darauf hin, daß es Nessim Pascha gelungen ist, sich die Zustimmung der Engländer zu der Wiedererrichtung der Verfassung von 1923 zu sichern. Wei terhin gilt es als sicher, daß der ägyptische Premierminister von englischer Seite auch die Zusicherung erhalten hat, daß auf der Grundlage des englisch-ägyptischen Vertrages von 1930 Verhandlungen zwischen Aegypten und Großbritannien eingeleitet werden sollen mit dem Ziel, die englisch-ägyp tischen Beziehungen neu zu unterbauen. Weiter wird berichtet, daß die neue nationalistisch-libe rale „Einheitsfront" beschlossen habe, den im Jahre 1930 in London ausgehandeltcn, aber seinerzeit von der Wafd-Par- tei abgelehnten Vertrag anzunehmen. Die Hauptpunkte dieses Vertrages seien: 1. Aegypten wird ein unabhängiger Staat, der berech tigt ist, dem Völkerbund beizukreten. 2. England erhält gewisse Verantwortlichkeiten für die Verteidigung Aegyptens, die velange von Ausländern und die velange von Minderheiten. ; 3. England hat da» Recht, den Sudan zu verwalten. Mit der Entscheidung des Königs — so berichtet Reuter ! — hätten die ägyptischen Nationalisten und Liberalen ihren langen Kampf mit dem König zu ihren Gunsten entschieden. Die nicht parlamentarische Regierung von Tewfik Nessim! Pascha werde vorläufig an der Macht bleiben, sie werde aber eine Neuwahl kaum überleben. Englands Stellung in! Aegypten werde durch diese Entwicklung noch schwieriger! gestaltet, denn die vorherrschende Nationalistische Partei setze' dem gegenwärtigen ..Vasallentum" Aegyptens bittersten Widerstand entgegen England ist einverstanden Das vom König unterzeichnete Gesetz über die Wieder- ! einführung der Verfassung ist Donnerstagabend veröffent licht worden. Wie verlautet, hat der britische Oberkommissar das Einverständnis Londons zur Wiedereinführung der Ver fassung erhalten und dieses Einverständnis unverzüglich dem Ministerpräsidenten mitgeteilt; darauf ist die Aenderung der Rücktrittsabsichten der Regierung zurückzuführen. - In Kairo herrschte tagsüber bis auf einige Zustim mungskundgebungen Ruhe. graben gerutscht waren, mutzten abgeschleppt werden. Per sonen kamen nicht zu Schaden. Der scharfe Frost richtete auch in den Waldungen sowie an den Licht- und Kraftleitungen in Nordböhmen außerordentlich schweren Schaden an. Die Gemeinde Schönborn ist seit Mittwoch früh ohne Licht und Kraft, weil dort neun Stromleitungsmasten infolge der Rauhreifbela stung zusammengebrochen sind; durch die umstürzenden Masten ist auch mehrfach Häuserschaden entstanden. Da in dem betroffenen Gebiet auch an dreißig Telephonmasten umgerissen wurden, sind die Fernsprechleitungen von Warnsdorf, Rumburg und Schluckenau unterbro chen. Der Fernsprechverkehr nach Reichenberg und anderen tschechoslowakischen Städten war am Donnerstag nur über die reichsdeutsche Linie Zittau—Reichenberg möglich. Der bisher in den Wäldern festgestellte Windbruch und Rauh reifschaden wird auf über 500 Festmeter geschätzt. Infolge des Glatteises ist das Befahren der Straßen äußerst gefähr lich. Jie Wichen MWsWlle Nachts ereigneten sich auf zwei Bahnübergängen Kraft wagenunfälle, die bei gebührender Vorsicht der Krastwagen- fahrer hätten vermieden werden können Am Staatsstraßen- übergang zwischen Grumbach bei Wilsdruff und Kesselsdorf konnte ein aus Mohorn stammender Personen kraftwagen wegen des Glatteises nicht rechtzeitig an gehalten werden, wurde von einer Lokomotive erfaßt und sieben Meter weit geschleift. An der Haltestelle Pirna -Süd verließ sich ein Kraft wagenfahrer aus Gottleuba auf Grund feiner Kenntnis des Fahrplanes darauf, daß jetzt ein Zug den Uebergang der Zehistaer Straße nicht durchfahren würde, ohne daran zu denken, daß durch Zugverspätungen oder Sonderfahrten der Fahrplan geändert werden kann; er konnte im letzten Augenblick seinen Wagen Herumreitzen und fuhr an die Böschung der Bahnlinie. In beiden Fällen wurden die Bochumer Verein (M) Die Olympia-Glocke. Die fertige Olympia-Glocke wird am 14. Dezember von ihrei Herstellungsstätte, der Stahlgießerei des Bochumer Verein^ zum Rathausplatz in Bochum geleitet. Hier wird sie bi< zum 26. Dezember ausgestellt und tritt dann ihre Fahrt naH der Reichshauptstadt an. Kraftwagen schwer beschädigt, während die Insassen mit dem Schrecken davonkamen. In Rositz bei Altenburg fuhr ein Lastzug aus der Zuckerrassinerie. Als er die Anschlußgleise in die Anhaltischen Kohlenwerke überquerte überfuhr ein Zug den Uebergang. Der Lokomotivführer konnte durch scharfes Bremsen den Zug zum Halten bringen, aber nicht mehr verhindern, daß der Anhänger des Lastkraftwagens zertrümmert wurde; Per sonen kamen nicht zu Schoden. An einem schrankenlosen Uebergang in Aubachtal bei Greiz wurde die 68jährige schwerhörige Paula Weiter- mann, die das Nahen des Zuges nicht bemerkt hatte, von d->- Malckine erfaßt und getötet. Mit 345 gegen 191 Stimmen nahm die französische Kammer den vom Finanzminister eingebrachten Gesetzent wurf an, der eine beschleunigte Behandlung des Haushalts planes vorsieht. Letzte Nachrichten Ewwfton in einem Munttionsiager Paris, 13. Dezember. Das Munitionslager der Kaserne der Republikanischen Garde in Leronville bei Saint Mikiel ist nachts in die Lust geflogen. Die Lagerräume wurden völlig vernichtet. Als Folge der Explosion brach in der Ka serne Feuer aus, das jedoch bald gelöscht werden konnte. Deutsche KrMahrer beim Führer Der Führer empfing in der Reichskanzlei am Donners tagmittag die Meister des deutschen Kraftfahrsports, die ihm von Korpsführer Hühnlein, dem Führer des deutschen Kraft fahrsports, vorgestellt wurden. Der Führer beglückwünschte die bekannten Kaftsahrsportler zu ihren Erfolgen; unter den Fahrern befanden sich unter anderem der Europameister C a r r a c i o l a, der deutsche Bergmeister Hans Stuck, der deutsche und Europameister für Krafträder (250 ccm), Geiß, sowie die Fahrer der deutschen Motorrad- und National mannschaft, unter diesen der Weltrckordmann Henne. Im Anschluß an den Empfang waren die Meister des Kraft- fahrsvorts Gäste des Führers in seiner Wohnunp W l Dos englische Oberhaus sitzt zu Gericht London, 12. Dezember. Unter unerhörter Prachtentfaltung und begleitet von feierlichen Zeremonien fand am Donnerstag im englischen Oberhaus di« Gerichtsverhandlung gegen den 28 jähri gen Lord Clifford statt, der der fahrlässigen Tötung bei einem Kraftwagenunfall angeklagt war. Da nach alter Ueberlieferung ein Oberhausmilglied nur vom Oberhaus selbst belangt werden kann, war der an sich geringfügige und" uninteressant« Fall der Anlaß zu einer mehrstündigen Sitzung, die schließlich zum Frei spruch des Angeklagten führte. Seit 1776 haben nur 4 derartige Gerichtsverhandlungen im Oberhaus stallgesunden, von denen die letzte im Aahre 1901 abge- hallen wurde. Die Lords, die dem heutigen Zeremoniell beiwohn ten, waren mit alten scharlachroten und pelzverbrämten Roben und mit Perrücken angetan. Die Galerien waren mit Rcgie- rungsmitgliedern, Diplomaten und Unterhausabgeordneten gefüllt. Beim Urtellsspruch mutzte jeder einzelne Lord sich erheben und, indem er die Hand aufs Herz legte, sein „schuldig" oder „nicht- schuldig" aussprechen. Neue innerpolitische Schwierigkeiten in Griechenland Athen, 13. Dezember. Durch den Entschluß des früheren Ministerpräsidenten Tsaldaris, die Nationalversammlung einzube- rusen, sind neue innerpolitisch« Schwierigkeiten in Griechenland entstanden. Tsaldaris, der der Regierung Demerdzis das Recht, ohne Nationalversammlung zu arbeiten, verweigerte, hat Anwei sung gegeben, die Unterschriften von 150 Abgeordneten zu sam meln, die nach dem Gesetz für einen Antrag auf Einberufung der Nationalversammlung notwendig sind. Demerdzis ist entschlossen, in diesem Falle vom König die Auflösung der Nationalversamm-. lung zu fordern. Falls der König Ler Auflösung zustimmt, wer den in Kürz« Neuwahlen stattfinden, falls der König jedoch die Auflösung verweigert, ist mit einer Regierungskrise zu rechnen. Der König von Griechenland berief am Donnersta!' den Kul tusminister zu sich und sprach ihm seine Verwunderung darüber aus, daß so viel kommunistische Lehrer an den staatlichen Schulen Unterricht erteilen. Hier müsse sofortige Abhilfe geschaffen wer den, da Kommunisten als Erzieher der Jugend nicht geeignet seien.