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Beilage zur „VeLßeritz-2eikmg" 1V1. Jahrgang Montag, am 30. Dezember 1935 Rr.302 nb- and an- ter. an- nd- «n« ün- md -er ieh. md I!k» ger Ä6, des Gegen falsche Gerüchte Line Feststellung der Reichsbahndirektion Erfurt. Ersurt, 29. Dezember. Ilm im Umlauf befindlichen Gerüchten über die Ursache das; es sich bei dein Personal der Vorspannlokomotive des L-Zuges um gründlich ausgebildete, schon lange im Dienst der Reichsbahn befindliche Leute handelt. Sowohl dem Lokomotivführer als auch dem Heizer wird vor» ihren zuständigen Dienststellen das beste Zeugnis ausgestellt. Leide hatten bisher noch keine Dienststrasen. Der Lokomotiv» sichrer erhielt einmal eine Belolmuna von 20 RM kür Ver- Totenfeier in Apolda Der letzte Weg der 32 Anglücksopfer Die Beisetzung der Tsien /lach Abschluß der erhebenden Trauerfeier zogen in «äugen Ketten die Teilnehmer, die Ehrenabordnungen, die an den Rettungsarbeiten beteiligten Mannschaften und die im Hofe der Horst-Wessel-Schule angetretenen Formatio nen der SA., SS., des NSKK., Abordnungen der Polni schen Letter, der HI., der Technischen Nothilfc, der Reichs bahn, der Sanitätskolonnen und der Feuerwehr an den mit Kränzen bedeckten Särgen vorüber, um den Toten noch einen letzten Gruß zu entbieten. Im Lause des frü hen Nachmittags wurden teils mit der Bahn, teils mit Kraftwagen die Särge in die nahe gelegenen Heimatorte gebracht, wo die Opfer zur letzten Ruhe gebettet wurden ,n- ' 'An Eisenbahnunglücks bei Groß-Heringen die Spitze abzu- brechen, stellt die Reichsbahndirektion Ersurt fest. Erschütternd klang dann die Litanei Schuberts, gesun gen von Fräulein Adam vom Nationaltheater Weimar, auf. Zum Schluß nahm im Auftrage des Führers der Gau leiter und Reichsstatthalter Sauckel das Wort. Der Reichsstatthalter brachte das tiefe Empfinden des gesam ten deutschen Volkes über die Schwere der Katastrophe zum Ausdruck und entbot den letzten Gruß des Obersten Füh rers des Deutschen Reiches. Unter allgemeiner feierlicher Stille legte die Ehrenwache, die vor den Särgen der Toten stand, Kränze als letzten Gruß des Führers nieder. Der Reichsstatthalter wandte sich dann zu den Hinterbliebenen der Toten und versicherte auch ihnen innigste und herzlichste Anteilnahme des Führers. Sie könnten versichert sein., daß er setzt in dieses schweren Stunde unter ihnen' weile. Ein großer Trost und lindernd im schweren Geschick sei für sie alle und für uns die tröstliche Gewißheit unserer großen deutschen Volksgemeinschaft, die in ihrer Gesamt heit Trägerin des Schmerzes sei. Mit dem „Ave verum corpus" von Mozart klang die Trauerstunde aus. In dem stillen Kirchlein in Unterneusulza, vor dem ein Doppelposten der SS. die Ehrenwache für die dort aufge bahrten Opfer des Eisenbahnunglücks hielt, standen 1S Särge, jeder mit dem Namen des darin Ruhenden versehen und mit einem Kranz geschmückt. Aus dem Altar lag ein großer Lorbeerkranz mit breiter Schleife, gewidmet vom Gau Thü ringen der NSDAP. Am Freitagabend hielten große Last kraftwagen, mit schwarzem Tuch verhängt und mit Tannen grün geschmückt, vor der Kirche und vor dem Leichenhaus des Friedhofs, wo weitere 13 Tote aufgebahrt waren, um die sterblichen Ueberreste der Opfer nach Apolda zu bringen. Die Bevölkerung der Ortschaften, durch die sich der Trauer zug bewegte, bildeten während der Ueberführung mit Fak- keln Spalier. Kirchenglocken sandten ihren ernsten Mahn ruf hinaus in die Nacht. So fuhren die 10 Wagen, von einer NSKK.-Mannschaft begleitet, bis an die Stadtgrenze von Apolda, wo die Trauerfeier stattfand. Aus jedem Wa gen hielten zwei SS.-Männer der Stabswache aus Wei mar die Ehrenwache. Die Straßen der Stadt, besonders der Platz vor der Horst-Wessel-Schule, zeigten würdigen Trauerschmuck. Ueberall waren die Flaggen auf Halbmast gesetzt. Der Musikzug des Bahnschutzes und eine Abteilung Bahnschutz in Stahlhelm und mit Karabiner setzte sich an die Spitze des langen Trauerzuges, in dem Abteilungen aller Gliederungen der Bewegung marschierten. Entblößten Hauptes ließ die Menge die Wagen mit ihrer traurigen Last an sich vorllberziehen. Vor dem Eingang zur Horst-Wessel-Schule, in der Reichsstatthalter Gauleiter Sauckel den Zug erwartete, bil deten Fahnenabordnungen Spalier. Mannschaften der Sa- nitätskolönne und des NSKK. trugen die Särge in die Turnhalle der Schule, die gleichfalls eine würdige Aus schmückung erhalten hatte. Auf dem ganzen, mehr als zwei Kilometer langen Weg zur Horst-Wessel-Schule, den die Teilnehmer an dem Trauer akt und der Trauerzug nahmen, sind in kurzen Abständen hohe schwarze Pfeiler mit brennenden Feuerschalen und schlanken Fahnenmasten errichtet. Der Vorraum zu der Trauerhalle ist bis zur Decke in Tannengrün gehüllt. Der erste Blick in die wundexvoll ausgeschmückte Halle selbst fällt auf die m drei langen Reihen aufgebauten, schwarzen, mit Mattsilber-EMblemen beschlagenen Särge. Inmitten der ersten Reihe hebt sich rührend in Weiß und Silber ein Kin- dersara heraus, zu dessen Seiten die Bahren der Verwand ten stehen, die das Kind mit.auf die Reise nahmen. Kurze Notizen Die von der Nordischen Gesellschaft veranstaltete Reise! des isländischen Dichters Gunnar Gunnarsson war ein großer Erfolg. Gunnar Gunnarsson hat auf dieser Reise viele Teils Deutschlands kennengelernt. Bei seiner Abreise au» Deutschland stellte der Dichter dem deutschen Winterhilfs» werk einen Teil seines Bortragshönorars zur Verfügung: Der Arbeitgeberverband der mechanischen Werkstätten, Eilens yütten und Gruben in Schweden hat den beteiligten Gewerkschaft ten und der Schiedskommission mitgeteilt, daß er eine Aussper», runo der Arbeitnehmer beschlossen habe. Bei den Werkstätten tritt die Aussperrung am 7. Januar, bei den Eisenhütten und Gruben am 12. Januar in Kraft. Um den drohenden Bergarbeiterstreik abzuwehren, hat derl englische Kohlenhändlerverband beschlossen, den Kohlenpreis lm! Einzelhandel um zwei Schilling je Tonne zu erhöhen. Dadurch soll ein Teil der Summe hereingebracht werden, die erforderlich- ist, um die Lohnforderungen der Bergarbeiter zu befriedigen. Die^ Preiserhöhung tritt am kommenden Mittwoch in ganz England! in Kraft. Wie aus Kalkutta gemeldet wird, kam es im Deschabandir Park zu schweren religiösen Zusammenstößen zwischen Hindu» und Mohammedanern. Zwei Personen wurden getötet und 1k schwer verletzt. Die Gegner benutzten Stöcke und schwere Steine als Wassen. Ein großes Polizeiaufgebot mußte eingesetzt werden,- uni die Ordnung wiederherzustellen. Der Traueralt Zu Häupten der Sargreihen erhebt sich bis zu halber Höhe eine Hecke von frischem Grün und leuchtenden Chry santhemen. Zwischen vielarmigen Kerzenleuchlern stehen unbeweglich die Ehrenposten mit umflorter Armbinde. Hin ter dem schwarz verhangenen Rednerpult hängt mit Flor überdeckt, die Nationalflagge. An den Wänden liegen die Kränze des Gaues Thüringen mit rotleidenen Schleifen. Vor den Särgen sind in Stuhlreihen die Plätze für die Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden, die Angehörigen der Opfer, die unermüdlichen Helfer bei der Bergung und die Ehrenabordnungen der Formationen angeordnet. Wenige Minuten vor 11 Uhr nehmen die SA.-Stan- darte Thüringen und die SS.-Standarte Gera sowie die Fahnenträger aller Ehrenabordnungen zu Häupten, die NSKK.-Männer aus Bad Sulza, die an den Rettungsar» ' beiten so hervorragenden Anteil hotten und den Trauerzug - nach Apolda geleiteten, an den Seiten der Särge Aufstel ¬ lung. SS.-Männer der Stabswache Weimar betreten ge messenen Schrittes die Trauerhalle. Sie tragen große Kränze mit weißen Syringen als letzten Gruß des Führers in den Händen. Die Schleifen in den Farben der National flagge tragen sn Goldbuchstaben die Worte: Der Führer Adolf Hitler. Der ganze Raum ist in ein einziges Meer von Blumen verwandelt, unter denen die Särge völlig ver deckt sind. Die brennenden Christbäume In den Ecken wer fen ein tröstliches Licht In die überfüllte Halle. Von der Empore klingt Schuberts bewegende Klage „Der Tod und das Mädchen^ auf, gespielt vom Streichquar tett des Nationaltheaters Weimar. Dann tritt der Präsident der Reichsbahndirektion Erfurt, Lammertz,an das Red- . nerpult und verliest bei allgemeiner Bewegung die Namen der bedauernswerten.32 Todesopfer, die hier zur setzten , Ruhe gebettet sind. ' . ' Generaldirektor der Deutschen Reichsbahngesellschaft, Dr. Dorpmüller, gedenkt in seinem Nachruf der glanz vollen Hundertjahrfeier der Deutschen Reichsbahn, auf die nun als schwerer Schatten der fürchterliche Schicksalsschlag des Heiligen Abends gefallen Ist. Die Opfer, die das Un glück gefordert habe, seien für die Reichsbahn eine ernste Mahnung, immer wieder gegen die Hnglücksfälle anzukämp fen. Die Sorge für die Hinterbliebenen und die Schwer- verletzten sei für die Reichsbahn nicht nur eine heilige Pflicht, sondern innerstes Herzensbedürfnis. Im Namen des Reichs- und preußischen Verkehrsmini steriums und des Präsidenten des Verwaltungsrates der Deutschen Reichsbahngelellschaft hob Staatssekretär Kö- - nigs hervor, daß den Leidtragenden ein Trost sein möge, daß das-ganze deutsche Volt an ihrem Schmerz innigsten . Anteil nehme. Für das Land Thüringen sprach Ministerpräsident Marsch! er die Anteilnahme des ganzen thüringischen Voltes dus, das durch das Unglück besonders schwer betrof fen wurde. Trauerakt stattfand. Weltbild (W. Weltbild (Ms Trauer um die Toten de- Thüringer Zugunglück».