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Veiwge zur 101. Jahrgang Donnerstag, am S. Dezember 1S3S Nr. 283 vr. Schacht vor -en M8- Walter» Dr. Schacht wies die Möglichkeit einer Inflation Zurück. „Ich garantiere Ihnen", erklärte Nr. Schacht unter brausen dem Veifall, „das; ich diesen betrug niemals milmachen werde, wenn er Irgendwo empföhle-» wird, und Sie, meine Freunde, haben das Wort des Führers dafür, das; er dies niemals Anlassen wird." Das Wesentliche sei die Vermehrung unserer Güter im Rahmen des Möglichen, und wenn man diese Güter beschaf fen wolle, müßte man in erster Linie an die große Zahl von Gütern denken, die mir in Deutschland hätten, die aus der Erde gewonnen werden, die mir verarbeiten, veredeln, zu Maschinen machen usm. Es gebe aber gewisse Güter, die mir in Deutschland überhaupt nicht hätten, und es gebe auch Sachen, die mir in Deutschland nur in einer: ganz geringen Menge besitzen, während sie in anderen Ländern in großen Massen vorhanden seien. Wir müßten also gewisse Dinge aus dem Ausland hereinholen. Hieraus ergibt sich die ab* solute Notwendigkeit, daß wir Außenhandel treiben. Es sei vor allen Dingen notwendig, daß wir Rohstoffe aus dem Auslande beschaffen, und je mehr wir von diesen Rohstoffen hereinschaffen könnten, um so stärker und größer wäre un» sere Arbeitsbeschaffung. Kurze Nottzen Dem Professor Dr. Emanuel Friedländer ln Neapel wurde der Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn wegen Beleidigung Deutschlands entzogen. Der neuernannte Kgl. jugoslawische Gesandte Alexan der Cincar-Markowic traf in Begleitung seiner Gattin in Berlin ein. In Vertretung des stellvertretenden Chefs des Protokolls wurden der Gesandte und seine Gattin bei ihrer Ankunft von Legationssekretär von Reichert willkommen ge heißen. I» Detroit kam es zwischen streikenden Arbeitern der „Motor- products Corporation" und Polizei zu blutigen Zusammenstößen, bei denen zwei Polizisten, eine unbeteiligte Frau und 18 Strei kende verletzt wurden. 800 Streikende stürmten das Fabriktor, wurden aber mit Tränengasbomben zurückgetrieben. Die Polizei erwartet neue Unruhen. Nach der Verhaftung des Führers der Francisten, Marcel Bucard, in Straßburg hat die Pariser Polizei in den Büroräu- men der Francisten und in der Wohnung Bucards in Paris Haus suchungen oorgenommcn. Eine Anzahl Schriftstücke wurde be schlagnahmt. Der schweizerische Ständcrat genehmigte ohne Widerspruch den mit einem Fehlbetrag von 77 Millionen abschließenden Vor anschlag sür 1936. Die Truppenteile des brasilianischen Heeres, die sich an dem Ausstand in Natal. Nccise und Nio de Janeiro beteiligt Hollen, wurden aufgelöst, um aus diese Weise sür immer in der Militär- geschichie das Verbrechen des Aufstandes zu brandmarken. Für die ausgelösten Einheiten werden drei neue Truppenteile gebildet. Var verbot von Rassemijchehen Anweisung über die praktische Anwendung r Dr. Frrck kürzlich die IlmhMN- über die Rein* rläutert hätte, gibt er jetzt durch Erlaß an die Landesregierungen und sonst in Betracht kommenden Stellen Einzelanweisungen zur praktischen An wendung der gesetzlichen Bestimmungen. Danach sind im Geschäftsverkehr folgende Bezeichnungen zu verwenden: Für einen jüdischen Mischling mit zwei jüdischen Großeltern Mischling ersten Grades, für einen jüdischen Mischling mit einem voUjüdischen Großelternteil Mischling zweiten Grades, für eine Person deutschen oder artverwandten Blutes DeutschbliMaer. Einstweilen bestimmt der Minister, daß von deutsch-jüdischen RassennKschehen abgesehen auch Rassenmisch, ehen von Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes (und ebenso von Mischlingen mit nur einem jüdischen Großelternteil) mit Angehörigen anderer fremder Rassen dann verboten sind, wenn daraus eine die Reinerhaltung des deutschen Blutes gefährdende Nachkommenschaft zu er warten ist. Der entsprechende Nachweis wird von einem noch zu bestimmenden Zeitpunkt ab durch das Eh «taug - lichkeitszeugn t s erbracht ' In Zukunft hat jeder Verlobte vor der Eheschließung dem Standesbeamten, den Nachweis seiner Abstarnmuna zu ,- vranrrelch würde gern die Festsetzung der Ftottenftar- ken nach dem Globalsystem (siehe oben) sehen. Dem briti schen Vorschlag auf Herabsetzung der Schiffsgrößen würde es wahrscheinlich zustimmen, obgleich es bereits zwei Schiffe von je 35 000 Tonnen bewilligt hat. Die Franzosen verlan gen vor allem freie Hand mit Bezug aut den Bau von leichten Ueberwasserstreitkräften und von ll-Booten, d. h. einer Handelezerstörungsfkotte. Italien verlangt Flottengletchheit mit Frankreich, was, Öfteres nach wie vor ablehnt. Dieser Gegensatz war 1930 hon schuld daran, daß Frankreich und Italien sich von dem Londoner Abkommen ausschlossen. Wie man sieht, sind an sich schon die Ansichten der fünf andere überträgt. Jeder Volksgenosse gebe durch seines Beitrag dem Staat die Mittel in die Hand, und zwar in dreifacher Form, indem er dem Staat Steuern zahle, seine Anleihen kaufe und seine Noten, sein Papiergeld in Zah- lung nehme. Jeder, der sich überlege, welche Mittel der Na tionalsozialistische Staat für seine verschiedenartigen Auf gaben benötige, würde verstehen, daß der Staat versuchet müsse, soviel an Steuern zu erhalten, wie nur möglich sei. Unter diesen Umständen sei es verständlich, wenn esc zur Zeit noch keine Steuerherabsetzungen gebe. Auch -ee Nationalsozialismus könne nicht an der Tatsache vorbei gehen, daß wir unerhörte Opfer zu bringen haben Der zweite Tag der 5. Arbeits- und Schulungstagung der DAF. in Leipzig erhielt seine besondere Bedeutung durch eine große Rede des Reichsbankpräsidenten und Reichsministers Dr. Schacht. In seiner Rede nahm Dr. Schacht Gelegenheit, den -1000 DAF.-Waltern die Zusam menhänge von Wirtschaft und Arbeit und die Erkenntnis wirtschaftlicher und finanzieller Fragen nahezubringen. Er gab einen Einblick in die Schwierigkeiten der Probleme, vor denen wir alle täglich stehen. Wer alle die Probleme mit der gleichen Kraft zur gleichen Zeit durchführen wollte, würde wahrscheinlich auf so ungeheure Schwierigkeiten stoßen, daß der Staat darunter leiden würde. Darum sehe man auch immer wieder, daß der Führer aus der Fülle der Probleme einen Teil herausgreife, um die Kraft der Na tion auf dieses herausgegriffene Ziel zusammenzufassen. Diese Konzentrierung sei kn den ersten Jahren der Bewe gung und des Wiederaufbaus in erster Linie auf die Ar beitsbeschaffung gerichtet, das heißt auf die Eingliederung des großen Teils von Volksgenossen, die im alten System arbeitslos geworden seien, in den Wirtschaftsgang. Dieses Programm der Arbeitsbeschaffung sei allmählich ausgebaut worden zum Problem der Wehrhaftmachung. Dr. Schacht erklärte weiter, daß man den von allen Nationalsozialisten aus das schärfste bekämpften Kapitalis mus nicht mit dem Wirtschaftssystem verwechseln dürfe, das sich der fortschrittlichen Werkzeuge und Maschinen bediene, um den Erfolg der Erzeugung auf ein möglichst großes Er gebnis zu steigern. Mau könne nicht mit dem Spinnrad in der.Spinnstubs einen modernen Staat aufrechterhalten. Dr. Schacht wandte sich gegen jede Gleichmacherei. Denn dar über sei Klarheit, daß auch bas deutsche Volk immer einen großen Teil wohlhabender Leute werde brauchen müssen. Man könne niemals Kunst und Schönheit in die Welt Hin einbringen, wenn man nicht die Menschen habe, die ihr Geld dafür gerne ausgcben wollten. All dies dem Staat allein zu überlassen, fei eine Unmöglichkeit. Wir seien daher aus die Freiwilligkeit des einzelnen angewiesen. Auch er Hosse, daß der Wohlstand unseres Volkes in den breiten Massen steigen möge, das sei auch der Wunsch jedes anständigen deutschen Menschen und durchaus selbstver ständlich. Dr. Schacht sprach weiter über die ungeheure Ge- fckhr, die in einer Verwechslung von Geld und Kapital läge. Es würden täglich neue Maschinen gebaut, neue Er findungen gemacht, um den Produktionsprozeß zu bessern und auch die Lage des Arbeiters in der Produktion zu heben. Hierzu benötige man Mittel. hinter dem deutschen Gelde stehe das höchste, was das deutsche Volk an Werten besitze, nämlich das Vertrauen des deutschen Volkes zur Führung und untereinander. Die Reichsbank sei sozusagen nur der treuhänderische Vermitt ler einer finanziellen Aktion. Das Geldpapier habe niemals einen inneren Wert in sich. Das Papiergeld sei ein Tauschmittel, ein Mittel, um irgend etwas aus einen anderen zu übertragen, so wie der elektrische Leitungsdraht Strom von einer Stelle an die nur noch weiter und lehnt auch die sogenannten Taschen- ! oder Küsten-U-Boote ab. Japan verlangt kategorisch Flottengleichheit mit den beiden anderen Seemächten, wobei es bei den bisherigen Verhandlungen hat durchblicken lassen, daß es gegen eine Herabsetzung der bisherigen Flottenhöchststärkeu,nichts ein- -aß ihm Flottenglfchheit zu-. Mtlich der bisherigen Vor-- sosehr geschickt den Vorschlag: § „ ugzeugträger, die eine aus gesprochene AAtzrkffswaffe wären, aufzugeben. Daran denken aber weder Amerika noch England. erbringen. Die praktische Anwendung der gesetzlichen Vor schriften muß in einer Weise erfolgen, die unnötige Erschwe- runaen für den ganz überwiegenden Teil des deutsche», Volkes, der deutschen oder artverwandten Blutes ist, aus schließt. Die Anforderungen an den Nachweis der Abstam mung müssen, so bestimmt der Minister, deshalb auf das unbedingt Notwendige beschränkt werden. Dies sei um so eher möglich, als die Verletzung der einschlägigen Vorschrif ten durchweg mit schweren Zuchthausstrafen geahndet werde. Zum Nachweis der Abstammung sind beim Aufgebot außer den Geburtsurkunden der Verlobten die Heiratsurkunden ihrer Eltern (bei unehelichen Kindern die Geburtsurkunde der Mutter und, falls der Vater bekannt ist, auch dessen; Geburtsurkunde) oorzulegen. Die Verlobten haben ferner schriftlich oder zu Protokoll zu versichern, was ihnen über die Rassezugehörigkeit und die Religion ihrer Großeltern bekannt ist und zu erklären, daß sie die Angaben nach be stem Wissen gemacht haben. Nur wenn der Standesbeamte bestimmte Tatsachen kennt, die ihm weiteren Nachweis er forderlich erscheinen lassen, darf er Insbesondere die Hei- ratsurkundön der Großeltern verlangen. Wenn der Stan desbeamte seine Mitwirkung bei einer Eheschließung wegen jüdischen Bluteinschlags verweigert, mutz er dem Minister- unverzüglich eingehend berichten. Er selbst Hobe noch nie einen Arbeiter gefunden, deA ,!cht verstanden hätte, wein» man ruhig und sachlich übeü ie Notwendigkeiten dieses Lebens mit ihm gesprochen hätte^ aß dos, mos geschehen müsse, wichtig sei, und daß er sei-Ü -en Teil zu oll diesen Dingen beitragen müsse. Es hält« mnchmal gewisse Ideologen in unserer Arbeiterschaft ge^' -eben, zum Beispiel Leute, die an den Pazifismus geglaubt» ätten. Er hoffe, daß ihre Zahl nach den Erfahrungen, dio uir mit Versailles gemacht hoben, sehr viel geringer gcwor^ )en sei. Aber gerade der durch den Nationalsoziolismus wlitisch aufgeklärte Arbeiter würde sich niemals etwas vor reden lassen. Dr. Schacht sprach weiter über seine Anleihe^olitik undl j .klärte, daß die Spargelder nirgends so sicher seien wie bei : unseren Sparkassen, und zwar aus dem einfachen Grunde» ! weil alle Anleihen, die die Sparkassen hätten, jederzeit voi» ! der Reichsbank wieder mit Geld bestehen oder in Geld um- j gesetzt werden könnten, wenn der „kleine Mann" fein Gely s r.-rauche. Ls brauche also niemand Sorge zu haben, wenn er; - sein Geld zur Sparkasse trage, daß er nicht jederzeit seini j Geld wiederbekäme, wenn er es für seine eigenen Bedürf nisse brauche. Von Konteradmiral o. D. B r ü ninghaus Die Vertreter der fünf am Washingtoner Vertrag ve teiligten Seemächte, England. Amerika, Japan, Frankreich und Italien, werden sich am 9. Dezember zu einer Seeab rüstungskonferenz, der vierten nach dem Weltkriege, in Lon don zusammensinden. Japan hat am 26. Dezember 193 l die Flottenverträge von Washington (1922) und London (1930) fristgemäß gekündigt, so daß, wenn nicht eine neue Regelung getroffen wird, Ende 1936 alle Bestimmungen der genannten Verträge außer Kraft treten mit Ausnahme des Teils IV des Londoner Abkommens, der ohne Zeit befchränkung weiterläuft. Nach den Bestimmungen dieses Teil IV, den England, Amerika und Japan angenommen und ratifiziert haben, dürfen sich die Unterseeboote im Han delskrieg nur so verhalten wie Ueberwasserschisfe. Der un eingeschränkte U-Bootskrieg, den Deutschland seinerzeit als Vergeltung gegen die völkerrechtswidrige Sperrung der Nordsee führte, wird damit ausgeschaltet. Deutschland hat sich nach dein deutsch-englischen Marineabkommen dieses Jahres dieser Einschränkung freiwillig angesch'osscn. Die überragende Bedeutung, die die Seemacht aus die Geschicke der Völker ausübt, ist selten so stark nach außen in die Erscheinung getreten wie gerade jetzt. Es genügt, das Wort „Mittelmeer" auszusprechen, um deutlich zu ma chen, daß letzten Endes auch das koloniale Unternehmen Italiens von der Stärke der schwimmenden Streitkräfte ab hängen wird. Die Aussichten für die neue Abrüstungskonfe renz sind ausgesprochen schlecht. Großbritannien, das In der Zeit von 1922 bis heute recht bittere Erfahrungen gesammelt hat, hält nach wie vor eine proportionale Beschränkung der gesamten Schiffston- nage für das Gegebene, und zwar entweder nach einzelnen Sckiffskategorien, d. h. einer bestimmten Anzahl Tonnen für Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Zerstörer und U- Bovte, oder nach dem Globalprinzip, -as Frankreich schon -seil Liner RLihe von Jahren verficht, darin bestehend, daß »jede Kriegsmarine eim 6isttmM«-MzM MMm^MSM Zen zugewiesen erhält, die sie dann unter Berücksichtigung der geopolitischen und militärischen Lage selbst auf die ein zelnen Schiffsklassen verteilt. Auch beim Globalsystem, würde England auf Sicherungen dagegen drängen, daß etwa eine Seemacht sich nur überwieaend oder gar aus- chlietzlich dem Bau einer bestimmten Kategorie von Schis- en zuwendet. Dabei ist wohl in erster Linie an ein zu star- es Anwachsen der U-Bootflotte gedacht. Weiter hält Eng- ! and die in Washington festgesetzte Höchstgrenze von 35 000 Tonnen für Sch achtschiffe für zu hoch und wünscht eine Her absetzung auf e ne obere Grenze von etwa 25 000—27 000 Tonnen. Auch die in Washington zugelassene Höchstkaliber grenze von 40,6 Zentimeter müsse vermindert werden. Diese beiden Vorschläge stehen naturgemäß In einem ursächlichen Zusammenhang. Daß an sich England nach den Erfahrun gen des Weltkrieges und nachdem sein befreundetes Gegen über, Frankreich, sich in aller Ruhe die stärkste U-Bootflotte der Welt zugelegt hat, am liebsten die U-Boote ganz abschast fen würde, ist ohne weiteres ve^tändlich. Da dieser Vor schlag aber sicher von Japan und Frankreich abgelehnt wird, scheint es. daß England Nunmehr Anstrengungen nach der Richtung macht, die U-Boote durch Einschränkung ihrer Größe und ihres Fahrbereichs lediglich auf die Küstenoer. teidiguna zu beschränken, sie also durch ihre technisch-militä rischen Beschränkungen für die Kriegführung auf hoher See, aus gut deutsch, für den Handelskrieg auszuschalten. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika bestehen, vorläufig wenigstens, darauf, daß an der jetzigen Stärke- verhältniszahl zwischen ihnen, England und Japan, nämlich 5:5:3, nichts geändert wird. Sie wollen also das Ueber- gewicht von 40 Prozent gegenüber den japanischen Schlacht- schlffürnjcht «Heben. Bas^berlW^ wes- halb Japan, die Flöttenabkommen gekündigt hat. Ikn,G^ gensatz zu England wünscht Aniertka die Beibehastungder zur Zett gültigen schon genannten Höchstgrenzen für Ton nage und Kaliber. Bezüglich der U-Boote würde Amerika jich Vorschlag Großbritanniens anschließen. Es aekt