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MseMeite ms St. Pierre Die kleine französische Fischerinsel St. Pierre an der Küste von Neu-Fundland hat das eigenartige und von trü gerischem Glanz schillernde Schicksal gehabt, 14 Jahre lang als Königreich der Alkoholschmuggler zu gelten. Während dieser Zeit gab es dort geradezu paradiesische Möglichkeiten des leichten Geldverdienens. Jetzt aber ist das Bootlegger- Königreich von so kläglichem Ruin bedroht, daß die fran zösische Regierung tief in den Beutel greifen muß, um die etwa 3500 Einwohner nicht verkommen zu lassen. In den Zeiten des Alkoholverbots der USA. und auch noch bis vor einigen Monaten herrschte im Hafen von < St. Pierre ein Leben und Treiben, als ob dieser weltver gessene Winkel ein wichtiger Stützpunkt für die internatio nale Handclsschiffahrt wäre. Bis zu zwölf große Dampfer kamen an manchen Tagen an, befrachtet mit alkoholischen Getränken aller Art, die schnell entladen und auf Stapel ge legt wurden, bis in gewagten nächtlichen Fahrten die klei nen, flinken, gepanzerten und vemaffneten Boote der Schmuggler das wertvoll Gut an die nahe amerikanische .. Küste brachten. Auch nach Aufhebung des amerikanischen Alkoholoer- bots lohnte iich zunächß noch dieser wohlorganisierte Schmuggel, denn die lcga'e Einfuhr war mit hohem Zoll belastet. Auf St. Pierre > htete man sich daher auf ein Dauergeschäft ein. So gm die Einwohner als Vermieter, Verkäufer von Lebensm. 'ln, Hotelwirte, Hafenarbeiter s und Mitglieder der Schnn^zlerflotte verdienen mochten, sa viel gaben sie auch aus, vi^ez allerdings zum Ausbau ihres l Hafens und zum Neubau von Lagerhäusern, von denen ! viele so spät fertig wurden, daß sie nicht ein einziges Mal mehr in Gebrauch genommen werden konnten, so schnell nahte das Verhängnis. Auf amerikanische Vorstellungen hin führte nämlich die französische Negierung, lehr zum Nachteil des Absatzes französischer Weine hohe Zollsätze auch für jedes alkoholische Getränk ein, das die Hoheits- ! Zone des Hafens von St. Pierre passierte. Und während I in de» Tagen der Blüte des Schmugglerkönigreichs der Kai- ! perer ver einzigen Bank das eingehende Geld tagsüber aus ! Zeitmangel nur rasch in einen großen Pavierkorb werien i konnte, um es erst nach SchaUerschluß sorgsam zu zählen und zu verwahren, ist die Pleite nun so groß, daß den Ein wohnern auf schnellstem Wege „Erste Hilfe" für den Win ter geleistet werden muß. Dann werden die Bewohner den ! Weg zurück zum Fischfang finden müssen, der ihnen schon i vor der Sumpfblüte des Schmugglerreichs einfachen, aber I ehrlichen Unterhalt gewährte. ! Der Nhein und seine Nebenflüsse steigen Koblenz, 5. Dezember. Die anhaltenden Niederschläge ! der letzten Tage führten zu einem anhaltenden Steigen des ! Rheines und seiner Nebenflüsse. Für die kanalisierte Lahn, die ! Mosel und die Saar mußte bereits das Schisfahrtsverbot l ausgesprochen werden. Im Flußtal der Mosel sind die Uferstrecken stellenweise weithin überschwemmt. Keller mutzten geräumt werden. Zahl reiche Fischernachen und sonstige kleine Fahrzeuge wurden von der Flut mitgerissen. Bei Trabentrarbach sank ein Bagger der von der Strömung abgetrieben worden war. Weiteres Steigen der Mosel ist zu befürchten. Bon der Saar wird Stillstand des Hochwassers gemeldet. Die Lahn und die Nah; haben ebenfalls die Ufer an vielen Stellen überschwemmt. Die Nahe hat seit dem Jahre 1918 kein so verheerendes Hochwasser niehr geführt. Der Rhein hat in seinem Mittel- und Unterlauf noch weiteres Steigen zu verzeichnen, während vom Oberrhein bereits Fallen des Wassers gemeldet wird. In Köln stieg das Wasser von 2,92 am Dienstagmorgen auf 4,12 m am Mitt woch früh. Am Mittwoch wurde für den Rhein das Verbot für die Flotzschiffahrt ausgesprochen. Drei Milliarden Franken Goldverlust Der neue Wochenausweis der Bank von Frankreich Paris, 4. Dezember. Der Wochenausweis der Bank von Frankreich, der am Donnertag veröffentlicht wird, weist einen Goldoerlust von etwa 3 Milliarden Franken auf. In Bank kreisen hatte man mit einem Verlust von 2 Milliarden Franken gerechnet. Der Verlust ist in der Woche vom 21. bis 28. No vember eingettttcn. Man erwartet jedoch, daß der Ausweis für die folgende Woche ein günstigeres Bild zeigt. Zugeständnisse Lavals an die Radikalsozialisten Festigung des Kabinetts Paris, 5. 12. In gutunterrichteten parlamentarischen Kreisen verlautet, Staatsminister Herriot habe bereits die Zu stimmung des Ministerpräsidenten Laval zu den von der radikal- sosialistischen Kammergruppe geäußerten Wünschen erreicht. Laval soll zwar aus Gründen der Landesverteidigung eine Abtrennung der Mobilgarde vom Kriegsministerium abgelehnt, aber dem Innenminister das Recht eingeräumt haben, ohne vorherige Anfrage beim Kriegsministerium nötigenfalls die Mobilgarde anzufordern. Ferner soll er sich bereit erklärt haben, sofyrt einen Gesetzentwurf ausarbeiten zu lassen, der Aufforderungen in der Presse zum Mord streng bestraft. Auch über den Bericht Cauvin scheint eine Einigung erzielt worden zu sein. Gegebenenfalls dürfte der Ministerpräsident in seiner Rede vor der.Kammer seine Zustimmung zu den Wünschen der Radlkalsozialisten wiederholen. Es ist vorauszusehen, datz di« Zahl der Gegner der Regierung im Lager der Radikal- sozialisttn dadurch abnehmen wirh. Möglich ist aber auch, daß Laval» Zugeständnisse auf Widerstand bei einem Teil der Rechten stoßen werden, doch kann man vorbehaltlich un- vorhergesehtner Zwischenfälle eine Festigung de« Kabinetts fZlstellen. Arthur Günther u. seine Filmb«ßten zum Film „Die Hsilige u. ihr Narr" der ab Freitag in Sei» „Ak Ri"-Lichtspicl«n läuft Nans Llllws unä Oarl krksrcl Uaräl in äom Ostormoz-r-IiNm öor Uko Die HeiÜLe unä ikr Harr" f^Anhur Günther, dcr schon sei! vielen Zähren sein zeichnerisches und bauliches Können dem Filin widmet und der uns durch viele gute und geschmackvoll von ihm ousgestaUeie Filme bekannt ist, gibt uns auf Grund dieser beiden Totlachen, niehr aber noch durch seine klare und zielsichere Arbeit, Veranlassung genug, diese zu- fammenfassend zi würdigen. Sie hat sich im Lause der Zohre ver dichtet und unver kennbare Chakokierzüge angenommen, nicht anders als sich ein Menschenantlitz nach und nach seinen Ausdruck prägt. Es war noch während des Krieges im Oktober >918, da er In dem Film „Der Adier von Flandern" zürn erstenmal die be sondere Lust des Ateliers atmete und sich schnell akklimatisierte. Er erinnert sich noch aut, wie sehr man damals schon, im stummen Film, mit Ernst und Forscherdrang die noch jungen Erfahrungen auszubauen und zu erweitern trachtete. Die Bauten aus der damaligen Zeit muten recht vorsintflut lich an. Wenn wir uns Günthers Bilder und Bauten aus dem Film „Boheme" onseken, der im Zohre 1923 gedreht wurde, dann müssen wir zwar den Zdeenreichtum der damaligen Zeit bewundern. Gleichzeitig aber erkennen wir auch, daß man sich manches leichter machte, als es heule erlaubt ist. Wir begegnen beispielsweise fast nur gemalten Dekorationen. Mik Sluck und Brldhauerei in die Plastik hineinzuarbeiien, hielt man — zum Nachteil der Bild- Wirkung — noch nicht für nötig. > Demgegenüber bcdculet der oiie Frtedericus Film, den Günther in Gemeinschaft mit Arch. Hans Deyer ausstattete, ein solides und illusionslrächliges Gefüge, das In der Konstruktion plastisch bis ins Detail ausgcarbeilct war. An dem bekanntenSpstsesaal vonSans- souci erkennt man nicht das geringste, was an das Atelier, an Holz, Gips und Farbe erinnern könnte, Zn die Realität des Vor bildes ist der darin beschlossene SNmmnngsgehait zart hinein- Komponiert. Mil Geschmack und Finger spihengcsühl sind die Valeurs verteilt. Der Film „Die törichte Zu nasrau" von Schneider-Eden koben stellt Günther, der hier gemeinsam mit Benno von Arent r für die Dekorationen veraniwvrtlich zeichnet, vor die großen Probleme der Filmarchitektur. Es handelt sich um eine Stadt ln der Halle, um Haustronten, Straßen, Kanäle, Brückchen und Land- schaflsdurchbiicke. Hler kommt es vor allem auf das perspektivische Gefühl und auf empfindsamste Abtönung der Hintergründe an, um tllustonSstarke Effekte zu erzielen. Um für den Fltm „Httterjunge Quex", ebenfalls ein« Ge meinschaftsarbeit mit Arent, eine naturgetreue Kulisse schaffen ZN können, begab sich Günther zuerst mit der Letka aus Obsektfang. Er photographierte sein Milieu Im Berliner Norden und Osten mit verständnisvoller Liebe zum Detail in zahlreichen Bildern, die er alsdann mit so vollkommener Treue nachbildete, daß man auf den eisten Blick hier eine Destille, dort einen Hof, einen Laden oder eine Toreinfahrt „wiedereikannte". > Aus dem Ufa Tonfi m „Die Insel" sind uns einige Architek turen wegen ihres starken Eindrucks uuvergcßlich geblieben. Auch die Dekorationen zu dem großen Erfolgsfilm der Ufa „Viktor und Viktoria" stammen aus der Gemcinschaftsaibcit der beiden Künstler. s Dle gleiche Sparsamkeit und lineare Klarheit versolgl Günther ! bei der Ausstattung des Ufa-Tonfilms „Die Heilige und ihr ! Narr", dessen bauliche Ausgestaltung Ihm diesmal allein anver- trau! wurde. Auch hier erreicht er In seinem Thronsaal mit den einfachsten Mitteln eine überzeugende Festlichkeit und Prachlenk- faltung, die bedeutend unterstrichen wird durch die großen Wand gemälde seines Malers und Mitarbeiters WUli Eplrnrus. Selbst in den intimsten Räumen dieser an sich leicht romantischen Atmo sphäre herrscht die Klarheit und Sauberkeit, die Günther eigen tümlich ist. Obwohl er nichts Wesentliches außer acht läßt un) sich In der Verwendung des Rcqalslis sehr wählerisch und zurück hallend zeig!, erreicht er doch ohne jede Ueberladung — und vielleicht gerade darum um so eher — einen beinahe.absolut gültigen Biideind-nck. VUot. Uk, klnnsi Knotook unä keppo Krem in „Dio Uviligs uuä idr tlarr" Die Neujahrsempsänge am italienischen Königshof abgesagt Rom, 4. 12. Nach eincr amtlichen Mitteilung sind die am italienischen Königshof üblichen Neujahr-cmpfänge des diplomatischen Korps und der- Behörden für das kommende Jahr abgesagt worden. Diese Absage geht zweifellos auf die durch die Sühnemaßnahmen geschaffenen Lage und den damit verbundenen italienischen Abwehrkampf zurück, in den fest liche Empfänge dieser Art auch nach dem Volksempfinden nicht Hineinpassen würden. Abkommen zwischen der Bank von Eng land und dem italienischen Auslands- währungsinslitut London, 4. Dezember. Zwischen der Bank von Eng land und dem italienischen Auslandswährungsinstitut ist ein Abkommen abgeschlossen worden, das eine Fortsetzung der Zahlungen zwischen Italien und Großbritannien gemäß dem italienisch britischen Zahlungsabkommen Vorsicht. Die Zahlungen sollen so lange fortgesetzt werden, bis das Pfundkonto in London ausgebraucht ist. Italien und die Frage der Erdölsperre Große Vorräte für Heer und Flotte Rom, 4. Dezember. Zur Frage der Erdölsperre gegen Italien wird von zuständiger italienischer Seite unverändert die Ansicht vertreten, daß nach dem Abrücken der kanadischen Regierung von dem entsprechenden Vorschlag ihres Genfer Vertreters von keiner Seite ein neues Vorgehen in dieser Richtung zu verzeichnen sei. Sollte der 18er-Ausschuß trotz dem in seiner nächsten Sitzung die Erdölsperre gegen Italien beschließen, so würde davon vorerst nur die Zivilbevölkerung betrossen werden. Nach weiteren italienischen Angaben sollen in der Tat Heer, Flotte und Luftflotte Italiens , und seiner Kolonien über so ausgedehnte Vorräte versügen, daß Italien einer Erdölsperre für eine geraume, aber nicht näher anzu gebende Zeit entgegensehen könne. Schon aus dieser Sachlage allein ergebe sich die Unrichtigkeit amerikanischer Meldungen über die Errichtung eines Erdölmonopols, das Italien dec New Yorker Standard Oil zugestanden habe. Hauptschristleiter: FeNx Zehne, Dippoldiswalde, zugleich verant wortlich für den gesamten TeztteU «inschl. Bilderdienst, stellvertr. Aauplschriftleiter: Werner Kuntzsch, Allenberg. Verantwortlicher Anzeigenleiler Felix Zehne, Dippoldiswalde. D.-A. Xl 35: 1192. Druck und Verlag: Carl Zehne, Dippoldiswalde. Zur Zelt ist Preisliste Nr. 4 gültig. Mchften Sonntag-- kintopf Deutschland soll eine frohe und glückliche, gesunde und tüchtige Iugend haben. Deshalb: Freizeit der Landjugend! wieviel wird Kupfernen Sonntag in der Ladenkasse sein E Das hängt sehr viel mit davon R ab, wie Sie werben, Herr Ge- schästsmann! Lassen Sie Ihre W» Weihnachts-Angebote rechtzeitig und regelmäßig im Anzeigen teil der „Weitzeritz-Zeiiung" er- Hl scheinen, dann werden Sie auch ein gutes Weihnachtsgeschäft haben.