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^rksberreckts^kutü: l'unl ll'ürmd-Vv^^, Diallo (Luale) 14) Nachdruck verbalen. Tic beiden Herren machten noc^ r.nen Rundgang durch den Park, und oben am Fenster ihres Zimmers in dem großen Seitenflügel des Schlosses stand Käthe Randolf. Sie sah die Zigarren der Herren wie leuchtende Käfer in der Dunkelheit sich bewegen. Und als einmal der eine der Herren ein Streichholz aufflanuncn ließ, sah sie hell beleuchtet Arndt von Berkens Gesicht. Da ging Käthe ins Zimmer zurück, setzte sich in der Dunkelheit ans ihr Bell und weinte. * Der andere Dag wa. whr ivunig und noch kalt, ^.«e Gäste lamcn und brachlen alle gute Laune mit. Aber dann kam doch ein Wermuistropsen in die Fcststimmung. Frau Baronin Gleiberg mit ihren Töchtern schneite herein, und süßsauer sagie sie. daß sie der lieben Brigitte von Berken doch noch schnell einen herzlichen Glückwunsch anfsageu möchten. Eie müßten aber noch weiter — Ein käufe machen. Tic Damen lrugen aber alle drei Ball kleider, und Brigitte bal sie mit einem resignierten Lächeln, doch dazubleiben. Die Damen wollten nicht und wollten nichl — und dann saßen sie doch mil an der Festtafel. Und die Baronin war froh, den Streich gewagt zu haben. Udo von Bodenstein war da! Dann der schöne Berken selber! Die Riihlhammers hatten ihre zwei Söhne auch mil- gcbrachl. Den einen hätte sie gern für Gisela haben wollen. Nun war der bis heute ledig geblieben — und man konnte nichl wissen. So klappte es jedenfalls nicht gleich wieder. Die Stimmung war sehr gut. Hanna Dirksen haue ein ergebenes Lächeln um den Mnnd und saß nach der Tafel neben den Baronessen Gleiberg, die über sie her fielen und durchaus wissen wollten, woher sie das Kleid bezogen habe, das sic an halte. Hanna lächelte. „Das Kleid? Selber habe ich es mir geschneidert." „Hanna, machen Sie doch nicht solche Scherze. Das ist cin Kleid von Madame Lcrlou oder von Laver Linden- ö^gg." „Ich habe es'tatsächlich selber geschneidert. Alaina brachte mir den ^eidenrest mit. Er gefiel mir, und ich erbat mir von Alaina die Erlaubnis, mir selbst etwas nähen zn dürfen." Die Baronessen sagten nichts mehr. Ungläubig lächelnd saßen sic da, und Hanna blickte unbekümmert in das Gewühl der Gäste. Die Baronessen aber sagten später zu Frau Doktor Weitz: In Dirksenhöhe müsse cs sehr schlecht stehen, die Damen nahten sich ihre Kleider selber. Und man habe da schon dies und das munkeln hörcn. Frau Doktor Weitz, eine liebe alte Dame, die sehr viel auf die Dirksens hielt, sagte achselzuckend: „Wer kann denn das sagen, ob's in Tirksenhöhc schlecht steht oder nicht. Jedenfalls steht so viel fest, daß cs besser wäre, auch astderc Damen nähten sich manchmal ihre Kleider selber. Erstens würden sie dann nicht mehr soviel Zeit zum Klatschen haben und sich um anderer Leute Angelegenheiten zu kümmern. Und zweitens wären die Välcr und Gauen auch besser daran, denn dann brauchten sie nicht mehr so viel Geld zum Fenster hinauswerfcn. Meinen Tic nicht auch, meine Damen?" Die Baronessen waren gelb vor Wut, aber sagen dursten sie nichts mehl. Die alte Dame sah sie gar so verächtlich an. Aber sie beschwerten sich nachher bei ihrer Mutter, die cs dxr Brigitte von Berken steckte, was es für ungehobelte Menschen aus ihrem heutigen Geburlstagsfestc gäbe. Und Brigitte meinte lächelnd, die gäbe cs immer und überall. Es frage sich nur, ob man immer die Nichtigen heraussinde. Und Brigitte hatte zu der alten Frau Doktor Weitz hinübcrgclächelt. Sie hatte die alle Dame nämlich sehr lieb, und die wiederum ging am liebsten nach Bcrkenhofen, wenn sie wirklich einmal ihr schönes, kleines Landhaus verließ und unter Menschen ging. Udo tanzte hernach wie ein Wahnsinniger mit den beiden Baronessen Gleiberg. Da er leine bevorzugte, blieb die Angelegenheit ein dummer Witz, wosür ihm die Baronin am liebsten eine Ohrseige verabreicht hätte, denn sie sah ihre Töchter bloßgestellt. Und man konnte dem Windbeutel doch nicht das Tanzen verbieten, das war das Schlimmste, denn dann hätten Ehrcnfrieda und Gisela wohl die meiste Zeit über gesessen. Lothar Nühlhammer, der sich vor Jahren einmal vorübergehend ein bißchen für Gisela interessiert hatte, der tanzte heute gar nicht. Er hatte den Professorcntitel, tat sehr würdig, und Halle sich in ein Gespräch mit Herrn Doktor Weitz vertieft. Und man sah es von weitem, daß die beiden vor Schluß des Festes nicht auseinanderkommen würden. Das war sehr, sehr ärgerlich, und die Baronin pirschte sich an Arndt von Berken heran, fragte: „Udo Bodenstein ist ein netter Mensch. Hat er sich eigentlich wieder mit seinem Vater ausgesöhnt?" „Er war nicht mil seinem Väter zerfallen, soviel mir bekannt ist, Frau Baromn. Und jetzt ist ja auch ein Grund da, den alten Herrn zu versöhnen. Er hat immer gern gewollt, daß Udo sich mit der Tochter eines Landwirts verheiratet." „Meinen Sic wirklich, daß er es tun wird?" fragte sie mit glitzernden Augen., „Er hat sich in Berlin so gut wie verlobt. Mit einem netten, jungen Geschöpf, das in seiner Frohlaune zu ihm paßt." »Ja — ja? Dann muß man ihm also Glück wünschen." Die Baronin rauschte hoch aufgcrichtet davon, und Arndt von Berken sah ihr lächelnd nach. Aha!, dachte er, für Gisela Lothar Nühlhammer und für Ehrenfricda den lustigen Udo! Ein Bild, das einen wild machen könnte. Run, sic hat es ja nun wohl endlich gemerkt, die fürsorgliche Dame, daß ihre Bemühungen vergeblich sind. Herr Dirksen hatte einen holländischen Meister gekauft: „Tulpcnfelder." Es war eine erstklassige Sache. Er hatte vorhin Arndt von Berten davon erzählt. Der hatte irgend wie im Gedächtnis, daß in einem der unbcnützten Zimmer auch noch ein alter holländischer Meister hinge. Wenn er sich recht erinnerte, war's auch ein Blumengemälde. Er wollte sowieso mal auf ein paar Minuten hinaus. Und da konnte er ja gleich einmal sehen, ob seine Vermutung stimmte. Einer der Diener konnte das Gemälde dann in sein Arbeitszimmer hinüberbringen, und er, Arndt, konnte den alten Herrn Dirksen mal mit hinübernchmen. Unbemerkt verließ Arndt den großen Gartensaal, wo man tanzte und fröhlich war, und wo die Baronin Glei berg ihrer Enttäuschung freien Lauf ließ. Arndt ging in das Zimmer, das nicht bewohnt wurde uud von dem er wußte, daß hier einige gute Gemälde hingen, unier denen er den Holländer vermutete. Aber er war sehr enttäuscht. Tas elektrische Licht funktionierte nicht. Er stano plötzlich im Dunkeln, tappte sich zur Tür zurück. Ter Mond schien hell ins Zimmer. Tas war gut. lind wie von irgend etwas angczogen, schritt Arndt noch einmal gucr durchs Zimmer bis zum Fenster hin. Traußcn lies die alte geschnitzte Holzgalerie am Schlosse hin. Es kam wohl höchstens einmal der alte Kastellan hierher, weil ihm die Reinigung der un bewohnten Zimmer oblag. Der Mond beschien ganz hell die schmale Holzgalerie. Und da sah Arndt von Berken eine schmale Gestalt an dieser Galerie, au der Brüstung sah er diese Gestalt lehnen. Das Holz war vielleicht morsch. Es hätte längst untersucht werden müssen. Aber cs kam ja eben nie jemand hierher. Nie kam jemand außer dem Kastellan, und der wußte am besten, daß er sich nichl gegen das Geländer zu lehnen hatte. Tenn der war ja schon weit über achtzig Jahre alt und war als junger Bursch nach Schloß Berken- Hofen gekommen. Wer war das dort draußen? Ein großes Tuch verhüllte Kopf und die r...^ ^pchts- hälste. War es eins von den Mädchen? Aber da hatte auch keins frei. Wenn einmal ein Fest in Berkenhosen war, dann hatten sie alle zu tun, hatte niemand frei. Berken ging plötzlich schnell wieder zur Tür. Er wußte, wer dort draußen lehnte. Und es war ganz gut, daß er heule in diesen verlassenen Flügel des Schlosses gegangen war. Run wußte er wenigstens wieder, daß er sofort diese morsche Galerie erneuern lassen mußte. Denn er hatte ja immer geglaubt, hier gehe niemand spazieren, hier oben. Und er hatte auch eine Antipathie gegen Er neuerungen an alten Barockbauten. Man wurde durch solch eine Erneuerung meist enttäuscht. Aber nun mutzte es gemacht werden. Das Bild hatte er vergessen. Er mußte jetzt vor allem die kleine Käthe Randolf aus die Gefahr aufmerksam machen, der sie sich aussetzte. „Fräulein Randolf, erschrecken Sie bitte nicht! Aber ich sah Sie hier und muß Sie warnen. Das Geländer ist nicht mehr fest — lehnen Sie sich nicht dagegen!" Käthe stand vor ihm. Weiß leuchtete das schmale Ge sicht, und die Augen waren auch übernatürlich groß. Hell schien der Mond auf die Galerie, und gespensterhast hielten die beiden menschlichen Schatten, der große, wuch tige, und der kleine, schmale, an der Hellen Wand des Schlosses. „Ich danke Ihnen. Ich war schon einige Male hier oben. Allerdings hatte ich keine Ahnung, daß es gefährlich sein könne. Ich werde aber nicht mehr hierher gehen." „Es 'ist in Ihrem eigenen Interesse, Fräulein Randolf." Plötzlich besann er sich. „Fräulein Randolf, meine Schwester batte Sic ein geladen, ein bißchen mit hcrübcrzukommcn. Nun stehen Sie einsam hier. War cs Ihnen schon den ganzen Abend nicht gut?" „Doch! Es war mir soweit ganz wohl. Aber ich wollte die Güte des gnädigen Fräuleins nicht noch weiter aus nützen. Ich gehöre nicht in die Gesellschaft." „Sie hätten ruhig kommen können." Er hing dem Klang seiner Worte selber ganz erstaunt nach. Wie weich er das letzt aelaat batte! Wie sonder bar das war, daß er dem kleinen Mädel immer und immer wieder etwas Liebes antun wollte, ohne daß er sich selber darüber klar war. Das war wirklich seltsam genug. Der Mond schien noch immer hell und freundlich. Da sagte Berken: - " „Kommen Sie, ich führe Sie hinunter. Gehen Sie lieber noch ein wenig in den Park, wenn der Mondschein Sie lockt. Aber erkälten Sie sich nicht." Und sie gingen die schmale Treppe hinunter, die in den Park führte. Irgendwie nahte der Frühling. Man spürte ihn! Und das Mädchen schritt wie in einem schönen Traum durch einen Märchengarten! Arndt von Berken ging neben ihr! Sprach mit ihr! Und seine Stimme klang so seltsam weich! Bildete sie es sich nur ein? Dann mochte es auch so sein. Wenn sie nur diese Stimme hörte! Wenn sie nur wußte, daß er bei ihr war! Und er schritt neben ihr weiter, immer weiter in den Park hinein, der voll Frühlingsahnen war! Und dann, nach langer Zeit — wie lange mochte es wohl gewesen sein? Ta reichte er ihr die Hand. „Bleiben Sie nich, zu lange im Part. Ich muß jetzt wieder zurück. Morgen früh brauchen Sie erst gegen zehn Uhr im Büro zu sein — ich Witt es so. Denn der Trubel unten läßt Sie ja doch nicht schlafen. Auf Wiedersehen!" „Auf Wiedersehen!" Seine hohe Gestalt bog um die Ecke de5 Schlosses. Und Käthe lehnte sich gegen die kühle Mauer. Sie schloß die Augen, dachte: Wie schön war doch dieses Eeburtstagssest Fräulein Brigittes! Wie wunderschön! An diesem Abend halte es allen sehr gefallen. Nur die Baronin Gleiberg zog wütend über alles her, als sie mit den Töchtern nach Hause fuhr. Diese schwiegen mürrisch, und die Wut der Mutter richtete sich letzten Endes noch gegen die beiden. „Alles war vergeblich. Ihr benehmt euch wie Gänse. Was sage ich: wie richtige ausgewachsene Idiotinnen! Ihr habt ja nicht das geringste Geschick, euch einen Mann einzufangen. Dumm seid ihr! Dumm! Dumm! Dumm!" Sie schwieg erschöpft. Und da sagte Ehrcnfrieda: „Als mich vor zehn Jahren der Jnspckwr Faber haben wollte, da hat er mich nicht beMumen. Und cs wäre doch so gut gewesen. Faber war ein erstklassiger Landwirt, und ich hätte einen Mann bekommen, statt mich aus jedem Vergnügen auslachen zu lassen." „Ein Inspektor kommt nicht in Fra'ge", entschied die Mutter hart. „Dein Standesdünkel ist auch etwas wert. Dann mache uns aber bitte nich, immer Vorwürse, Mama Gisela halte es schroff, hastig gesagt. Es kribbelte der Mutter in den Händen. Aber sie bezwang sich. Sah starr zum Fenster des Wagens hinaus. Ehrensrieda und Gisela aber hielten sich bei den Händen. Zwei, die das Leben unv vielleicht noch mehr — eine Erziehung um jede Hofsuung gebracht hatte. Zehntes Kapitel. „Nora Stetten ist heimgekommcn!" Brigitte sagte es dem Bruder, als er vom Felde heim- kam, wo er mit den Inspektoren die Wintersaat besichtigt hatte. „Nora Stetten? Da wird sich ja ihr Vater freuen!" Es klang gleichgültig. Aber eine leise Erregung hörte Brigitte doch aus der tiefen Stimme. Sie sah ihn an, sagte leise: ' „Du hast dich früher sehr für Nora interessiert — ich wciß cs." „Warum soll ich es denn abstreiten? Das liegt mir gar nicht. Aber verbindest du etwa besondere Gedanken mit dieser Heimkehr Noras?" „Ja! Sie soll noch genau so wunderschön sein wie vor Jahren." „Warum sollte ihre Schönheit gelitten haben? Sie hat doch nie Sorgen gehabt. Sie ging doch damals hier forr, weil Norbert von Stetten sich hier auf dem Lande nicht wohl fühlte. Eine Frau muß ihrem Gatten folgen." „Arndt! Nora von Stetten ist heute frei! Ihr Mann starb vor anderthalb Jahren." „Du hast also doch einen Zweck mit deiner Mitteilung verbunden, Brigitte. Ich aber muß dir leider sagen, daß Nora für mich nicht mehr in Frage kommt/ „Weshalb nicht?" „Sie hat damals den schönen Stetten mir vorgezogen. Heute ist in mir kein Verlangen mehr, Nora zu heiraten!" „Das ist ja deine Sache, Arndt. Nur — den Verkehr meiden werden wir nicht können. Neuen Klatsch wird's auch geben. Es hat damals allgemein geheißen, du wärst so gut wie mit ihr verlobt. Nun bist du so lange ledig geblieben. Was weiter, als daß man jetzt erlvartet, daß ihr nun noch ein Paar werdet!" Er lachte. „Das überlasse mir, Brigitte! Und seit wann machst du dir etwas aus dem Tratsch unserer lieben Nächsten?" „Seit ich weiß, daß Nora wieder da ist." Da sagte er nichts mehr. Aber sein Gesicht spiegelte, für Brigitte deutlich erkennbar, eine innere Erregung Wider. Er blätterte in einem Buche, brannte sich dann eine Zigarre an, lächelte: „Verzeih, Brigitte, ich hab',dich gar nicht gefragt, ob cs dir angenehm ist." „Laß dir deine Zigarre schmecken — ich bin keine Zimperliese. Wenn du gestattest, dann rauche ich nämlich gleich eine mit." Und Brigitte rauchte eine ihrer kleinen, leichten Zigarren. Und beide sprachen-nicht mehr von Nora. Aber sie dachten beide an sie! * * tKortlekuna!olat>