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Bon gestern bis heute Starhemberg gebietet Schweigen. Fürst Starhemberg hat als Führer der freiwilligen Wehrsront an die Wehroerbände einen Befehl erlassen, in dem es heißt: „Um zu verhindern, daß falsche Auffassungen über die Art und Weise der Zusammenlegung der freiwilli gen Wehrverbände zur „Freiwilligen Miliz — österreichischer Heimatschutz" verbreitet werden, ordne ich an: Sämtliche Führer aller Funktionsgrade der freiwilligen vaterländischen Wehrverbände, das ist des Oesterreichischen Heimatschutzes, der Ostmärkischen Sturmscharen, des Freiheitsbundes, der Wehrabteilungen, der christlich-d.eutschen Turner und der burgenländischen Landesschützen haben sich jeglicher Aeuße- rung über die Art der Zusammenlegung zu enthalten. Nach Fühlungnahme mit den hierzu berufenen Führern werde ich die nötigen Weisungen für die Zusammenlegung ausgeben. Kundgebungen für Atatürk. In allen großen Städten der Türkei finden große Kundgebungen statt, in denen die Empörung über den An schlag auf den Staatspräsidenten Atatürk zum Ausdruck kommt und die unerbittliche Ausmerzung der Verschwörer gefordert wird. Unzählige Ergebenheitstelegramme liefen in Ankara ein, für die Atatürk mit einer kurzen Proklama tion gedankt hat. Im übrigen herrscht im Lande vollkom mene Ruhe und Ordnung. Das Leben geht seinen norma len Gang. Die Zeitungen greifen die französischen Man datsbehörden in Syrien scharf an. Sie beschuldigen sie, die Organisationen der Armenier und Kurden in Syrien zu unterstützen, die so in der Lage seien, den türkischen Staat zu gefährden. Vie Aktion für die kinderreichen Vordringliche Fälle, die zuerst berücksichtigt werden Ler Reichsstnanzminister hat in einem umfangreichen Runderlaß Bestimmungen für die Durchführung der Bei hilfe-Aktion für kinderreiche Familien herausgegeben. Da nach der Verordnung die Eltern, die Anspruch auf eine Bei- - Hilfe erheben. Neichsbürger im Sinne des Reichsbürgerge- ! setze? sein müssen und die Durchführungsverordnungen zum i Reichsbürgcrgesetz noch nicht oorliegen, soll bis dahin bei I der Anwendung der Verordnung über die Gewährung von i Kinderbeihilfen als Reichsbürger gelten, wer die deutsche ! Staatsanashörigkeil besitzt, deutschen oder artverwandten Blutes ist und am 16. September 1935 das Reichstaqswahl- rechr besessen hat. Die Vorlegung von Urkunden über die , arische Abstammung soll bis auf weiteres nur dann verlangt j werden, wenn begründete Zweifel an der arischen Abstam mung der Eltern und Kinder bestehen. Die Gewährung von Beihilfen ist nach der Verordnung auf minderbemittelte Volksgenossen beschränkt. Bei der Be antwortung der Frage, ob diese Voraussetzung gegeben ist. ist die gesamte wirtschaftliche Lage der Familie, insbefondere auch ihre Belastung durch Ausgaben für Mieke, Arzt- und ähnliche kosten, Schuldenzahlung usw. zu berücksichtigen. ! Im Reichsgebiet leben zur Zeit rund 760 000 Familien mit vier und mehr Kindern. Da aus den vorhandenen wcurein monamcy nur an eiwa Familien Beihilfen ge währt werden können, können nicht alle Antragsteller bereits in nächster Zeit Beihilfen erhalten. s Ls sollen deshalb zunächst nur die wirtschaftlich am schwersten belastet«, Familien berücksichtigt werden. Vach der Anockknmg des Tdeichsfinanzirünisters sind daher als vordringlich zu behandeln alle Fälle, in denen die Fa- milie sechs oder mehr zum elterlichen haushalt gehörige Kinder umfaßt, ferner alle Fälle, in denen zwar nur vier oder fünf Kinder unter 18 Zähren im elterlichen haushalt ' leben, in denen jedoch ganz außergewöhnliche Verhältnisse in der Familie eine beschleunigte Hilfe unbedingt geboten erscheinen lassen. Zwischen ehelichen, unehelichen, vorehelichen und außer ehelichen Kindern findet keine Unterscheidung statt. Für je des Kind derselben Familie soll der gleiche Beihilfebetrag gewährt werden. Ausnahmsweise kann der Minister Bei hilfen auch gewähren, wenn nicht alle Voraussetzungen er-j füllt sind. Als solche Ausnahmefälle werden insbesondere wlche angesehen, in denen ganz außergewöhnliche Verhält nisse in der Familie vorliegen, in denen zum Haushalt der Familie Adoptiv- oder Pflegekinder gehören sowie Fälle,j in denen sich ein Elternteil oder beide Eltern im Kampf um das nationalsozialistische Reich besondere Verdienste erwor-i den haben. kommunistische Geheimpropaganda in Aegypte: Ein von der „Depeche Algerienne" im Wortluu» Faksimile veröffentlichtes Rundschreiben der Kommunisti schen Partei Algeriens an ihre Funktionäre hat großes Auf sehen hervorgerufen. Nach der kürzlich in Oran ausgedeckten internationalen anarchistischen Organisation für Nordafrika ist dies der zweite Fall, daß man einer staatsfeindlichen Geheimpropaganda in Algerien auf die Spur kommt. Die Regierung erblickt in diesem kommunistischen Rundschreiben einen Anschlag gegen die Sicherheit des Staates und ist zu schärfstem Vorgehen gegen die Urheber entschlossen. Hafenarbeiterstreik in den Südstaaten. In Port Arthur im Staate Texas kam es zwischen strei kenden Schauerleuten und Streikbrechern zu schweren Aus schreitungen. Ein Mann wurde getötet, während mehrere andere schwer verletzt wurden. Zwei der Beteiligten wer den noch vermißt. Man vermutet, daß auch sie getötet worden sind. Auch im benachbarten Staate Louisiana ge rieten in Lake Charles Hafenarbeiter und Streikbrecher an einander. Ein großes, mit Maschinengewehren ausgerüste tes Polizeiaufgebot zwang schließlich die Streikenden, den Zier zu verlassen. Nichtorganisierte Arbeiter begannen dar aufhin, unter dem Schutz der Polizei die Ladung eines schwe dischen Dampfers zu löschen. Einzelhandel, es geht dich an! „.... soll man annehmen, daß ein Geschäftsinhaber nach erfolgreicher fünfundzwanzigjähriger Führung seines Geschäftes in jeder Beziehung seiner kaufmännischen Kennt nisse und seines Wissens vollkommen ist. Wie irrig aber eine derartige Einstellung ist, muß jeder Betriebsführer erkennen, wenn er an einem Lehrgang teilgenommen hat." Gemeint sind von diesem Betriebssichrer die Arbeitswochen für Betriebssührer und leitende Angestellte aus dem Ein zelhandel, deren letzte in diesem Jahr vom 3. bis 9. Novem ber durchgeführt wird. Die Wirtschaftsgruppe Einzelhandel und die Deutsche Arbeitsfront haben gemeinsam nach den Möglichkeiten gesucht, die den Kaufleuten des Einzelhandels in ihrem schweren Existenzkampf den Weg ebnen sollen. Die beste Sicherung liegt in der Leistungsfähigkeit der Be triebe, die wiederum in der Tüchtigkeit der Leiter begrün det legt. Diese Arbeitswochen sehen die Schulung der Teil nehmer in Fragen des Einzelhandels: Einkauf, Lagerhal tung, Unkosten und Umsatz, Kalukulation, peuzeitliche"Buch haltung, Werbung und Verkauf vor; ferner sind eine Reihe von Einzelvortrügen seitens führender Männer der Wirt schaftsgruppe und der Deutschen Arbeitsfront vorgesehen. Die Schulungswoche wird im landschaftlich wunderschön ge legenen Bielatal bei Königstein in der Sächsischen Schweiz durchgesührt. Werbeblätter, in denen alles Wis senswerte enthalten ist, sind bei der Deutschen Arbeitsfront. <28. Fortsetzung.) z t Armgard konnte sich nicht helfen. Sie schüttelte sich vor , Lachen, als sie diesen Brief las. . Es war das herzliche Lachen eines Kindes, das einen > guten Streich gelingen steht. , Umgehend schickte sie eine Briefkarte. „Lieber Herr von Richtleben! - Haben Sie denn ganz und gar vergessen, daß Sie nur eine reiche Frau heiraten wollen? Wissen Sie, ob ich nicht vielleicht blutarm bin oder gar Anhang von armen Verwandten habe, für die Sie dann auch noch aufkommen müssen? Sie heiraten, fürchte ich, etwas zu sehr ins Blaue! Schwester Armgard!" j Postwendendes Schreiben: „Liebe Armgard! ! Wie kannst Du nur mein törichtes, in hoffnungsloser Stimmung hingeworfenes Wort ernst nehmen! Oder: nimmst Du es gar nicht ernst? Willst Du mich nur necken? Deine pekuniären Verhältnisse sind mir völlig gleichgültig. Quäle mich nicht, sondern sage, daß Du mich lieb hast und zu mir kommen willst. i Dein Manlius." Und Armoord: i „Lieber Manlius! Ja, ja, und nochmals ja! (Vorm Altar brauche ich es allerdings nur einmal zu versichern! Dir aber möchte ich es deutlich einprägen!) Denn Du mußt noch ein ganz klein wenig Geduld haben. Ich bitte Dich, mir nicht eher zu schreiben, bis ich von mir hören lasse. Ich ! erkläre Dir dann alles. Bis dahin bleib schön vernünftig : und geduldig und vergiß nicht Deine Armgard!" j Wieder hat das Mädel vergessen, mir. ihren Namen zu , zchreiben!, kopsschüttelte Richtleben, als er diese Zeilen las. Nun kann ich nicht einmal Mutter und Ilse einweihen - Die halten mich ja für nicht recht klug, wenn ich eine Brau j habe und nicht einmal weiß, wie sie mit Vatersname, j heißt... Nun, bald würde er es ja erfahren... * * i Auf Müllenhofen war Hochzeit geiyesen... i Gerade bevor die Ernte begann. ! Krau Oberförster Schreiber hatte dk Hände über dem ' Kopf zusammengeschlagen. Was für eine Verschwendung Helma schien den Wert des Geldes nicht mehr zu kennen. Ein großes Zelt war auf dem sogenannten „Grashof" Hinterm Hause aufgeschlagcn worden — zum Tanzen.. . Aber zuerst auch zur Verpflegung der Dorfle ulk nicht nur, sondern eines jeden, dem es einfiel zu kommen. In gewaltigen Kesseln war tagelang gekocht worden Lieferautos hatten Säcke und Pakete gebracht... De, alte Waltershausen schüttelte zufrieden den Kopf. Faß war sein Laden leer! Machte nichts! Für drei Tage übernahm ja die Hochzeiterin die Verpflegung aller Leute, schickte sogar den zwei oder drei Kranken und Alten... Eine Bauernhochzeit alten Stils hatte Helma ein gerichtet. Man sollte noch lange von den guten Tagen reden, die sie dem Dorf verschafft... Bierfässer wurden herangerollt... An nichts war gespart worden. Trotz eines gewissen bäuerlichen Geizes, wie ihn Helma besaß — hier ging es um die Ehre ihres Hofes. Da war ihr nichts zu schade! Für die städtischen Verwandten ihres Verlobten war im Hause gedeckt und serviert worden... mit all dem schweren Silber, kostbaren Porzellan und geschliffenem Kristall, das Frau Heimann bewundert hatte. Helma selbst aber hatte sich nach der Trauung, bei der sozusagen das ganze Müllenhofen in der Kirche gewesen war — die Ziviltrauung hatte man in aller Stille und Eile erledigt, sie galt sozusagen nichts am Ort —. bald zu den Dorfleuten gesetzt. Das rechnete man ihr hoch an. „Die is eine von usen und blisft eine von usen...", sagte man befriedigt. Ihre „Zicken" würde sie sich ja nun auch abgcwöhnen. Mit der Heirat pflegt ein Mensch vernünftig zu werden. Wilfried mußte wohl oder übel mit. Er zog darüber eine saure Miene, solange er vor den Verwandten war. Draußen aber zeigte er sich voller Licbenswürdiakeit. Alle Frauen waren entzückt von ihm. Und Frauen prägen das Urteil. Doch, Helma ihrer war ein Kerl. Gar nicht hochmütig. Gar nichts wollte er rausbeißen. Mit dem würde sich leben lassen... Sofie und Marie tanzten mit ihren Schätzen.. Linmal herum, zweimal, dreimal... Dann kam der neue Herr, der die Pflichttänze erledigt hatte, und nahm sie in den Arm. Hei, wie der einen über die Bretter führte.. Die Dorfburschen, die es auf die Mädchen abgesehen alten, machten zwar lange Gesichter... So drückte man denn doch nicht anderer Leute Mädchen an sich. Aber Wilfried hatte schon etwas zu viel Wein genossen. Er vergaß seine sonst sorgfältig' geübte Vorsicht... Die Burschen fingen an zu murren. Aber die Alten berübiaten ne... Abteilung für Arbeitsführung und Bcrufscrzichung, Dres- den-A. 1, Platz der SA 11. abzusordern Sächsische Betriebe spenden Dem Winterhilfswerk spendeten folgende sächsische Be triebe: Rhenania-Ossag, Zweigniederlassung Chemnitz, 1000; Gustav Barthel, Dresden, 1000 Deutsche Werk stätten Dresden 900 Richard Bredt, Werdau, 750 Wilhelm Müting, Dresden, 750 Willi Lüssenhoff, Dres den, 600 Barthel, Lang L Co., Chemnitz, 600 Gebr. Oelsner, Leipzig, 600 Buchdruckerei Jachner L Fischer, Leipzig, 600 Paul Kruppa, Leipzig, 500 Gustav Mierich, Leipzig, 500 R Tröltzsch L Sohn, Reichenbach, 600 Olbernhauer Wachsblumenfabrik, Olbernhau, 500 ^2^; Sächsische Bauvereinsbank Dresden 500 Elt-Metall, Dresden, 500 Hermann Straube, Leipzig, 500 R. Tagmann, Leipzig, 300 Spin nerei und Weberei A.-G. Ebersbach 300 ^2^; Richard Klippgen L Co., Chemnitz, 300 Titel L Krüger, Leip zig, 15 000 Thür. Wollgarnspinnerei, Leipzig, 10 000 Kammgarnspinnerei Stöhr Q Co.. Leipzig, 5000 A.-G. für Glasindustrie, Dresden, 5000 Dresdner Handelsbank, Dresden, 2400 Kossak L Böhme, Leip zig, 2000 Gg. Bartsch, Nerchau, 2000 Cominunal- bank f. Sachsen. Leipzig. 1875 Wächtler L Lange. Mitt- Hochzcit... Schcrzzeit... Und Helma, die Braut, lachte auch dazu. Sie kannte keine Eifersucht! Was waren die armen Dienstmägde gegen sie, die Gutsbesitzerin? Warum sollte Wilfried sich nicht, auf seine derbe und hierher nun doch einmal gehörige Art, beliebt machen? Später kamen dann auch die Stadtgäste dazu. Für die war das ländliche Treiben etwas ganz Neues Bald waren sie alle mit dazwischen. Der Oberförster und seine Fran sahen sich an und schüttelten die Köpfe. Steckte nicht in jedem auch noch so zivilisierten Städter ein unverwüstliches Stück Natur, das nur auf die Ge legenheit wartete, entfesselt zu werden? Und zeigte sich der entfesselte Städter nicht ungebärdiger als der Land mann? Feuerwerk prasselte in die Luft, sobald es dunkel genug war. Die Musikanten fiedelten ununterbrochen, denn Helma hatte zwei Ensembles gemietet. Eins löste das andere ab. Und inzwischen taten sich die anderen gütlich. „Was würde Armgard zu solch einem Hochzeitstrubel sagen!" flüsterte Frau Schreiber ihrem Gatten zu. „Gut, daß sie nicht gekommen ist. Auf ihrer Hochzeit wird es einmal stiller zugehen, obwohl sie doch auch eine Masse Leute zu traktieren haben wird." »Ist ja gar nicht zu vergleichen...", brummte der Oberförster, „und ist ja auch noch nicht soweit..." „Wenn sie wirklich ihren alten Vetter heiraten wird... Schade wär's um sie... Der Mann ist über vierzig und hat sich schon völlig ausgelebt..." „Glaubst du, daß Armgard den nehmen wird, bloß um ihn zu restaurieren? Die überrascht uns eines Tages mal mit einer ganz unvermuteten Verlobung!" „Sie wird doch um Gottes willen keinen Bürgerlichen nehmen?" fragte erschrocken Frau Schreiber. „Ach, du hast ja einen Vogel", erwiderte derb, aber herzlich der alte Herr... Helmas Hochzeit war ein großes und etwas wildes Volksfest gewesen. Nun hatte das ganze Darf einen Kater. Die fremden Gäste waren abgcreist. Das Dorf hatte noch einen Abend wcitergefeicrt. „Die Reste" abgcgesscn. getanzt, gesungen, geküßt und alles getan, was bei ländlichen Festen getan zu werden pflegt. Helma und Wilfried waren erst um fünf Uhr ins Beti gekommen, hatten fast den ganzen anderen Tag verschlafen, und nur die Eidam, verkatert, kratzig, blaß und Unbehagen nicht nur empfindend, sondern auch verbreitend, wirt schaftete im Hause herum und versuchte, oberflächliche Ordnung zu schaffen. Aorksetzuna xolgt.) ,