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Das erste Neudauerndors in Sachsen Taufe durch den Reichsstalthaller Wie bereits gemeldet, findet am 26. und 27. Oktober anläßlich der Weihe des ersten sächsischen Neubauerndorfe» in Hof-Naißen bei Oschatz eine Schulungstagung des Bannes 215, Os«'itz, der Bann- und Jungbannführer der Inspektion Nord, )er agrarpolitischen Referenten und Fahr- tenstellenleiter de, Banne sowie der gesamten Bezirks- und Kreisjugendwartc ''es Reichsnährstandes statt. Weit mehr als zweitausend Führer und Kameraden werden an dieser Tagung teü «men. . . . . - . Die Taufe de neuerstandenen Dorfes wird Sonntag, 27. Oktober durch Reichsstatthalter Mutschmann vollzogen werden Bei diesem Gelegenheit wird neben dem Landes- bauernf'ührer Kör er auch der Gebietsführer der sächsi schen Hitler-Jugend. Wilhelm Busch, sprechen. Durch die Teilnahme erbringt die HI den Beweis, daß sie sich ernst lich mit dem Gedm ken der Neubildung deutschen Bauern- i tmns befaßt und gewillt ist, ihr? jungen Kameraden in dieses Gedankengut einzuführen.— Sachsens HI lampst mit! i „Kameraden! Der Führer hat den Winterseldzug 1935/36 gegen Hunger und Kälte eröffnet. Seine Parole zur Eroberung des deutschen Volkes ist uns Befehl und vornehmste Pflicht. Die vom Nationalsozialismus ge einte deutsche Jugend hat, wenn'es um das Volk ging, immer in vorderster Front gestanden. Und diese Pflicht I wird sie sich auch in diesem Kampf nicht nehmen lassen; sie j wird immer dann einsatzbereit sein, wenn die Bewegung : sie braucht. ' Wir Jungen wollen keinen Weg scheuen, den es für > das deutsche Volk zu gehen gilt. Bis in die kleinsten Dach stuben der Hinterhäuser wollen wir durch unsere Tat bei der Mthllfe am WHW die Idee Adolf Hillers tragen und somit zu unserem Teil mithelfen an der siegreichen Vollen dung des Eroberungsfeldzuges unseres Führers. Heil Hitler! Der Führer des Gebietes 16, Sachsen, HI gez. Wilh. Busch, Gebietsführer. SätWsche Beiriede spenden j Dem Winterhilfswerk überwiesen sächsische Betriebe folgende Spenden: Dittersdorfer Filzfabrik, Dittersdorf, 2800 Gas werk Engelsdorf bei Leipzig 400 Bank für Mittel sachsen, Mittweida, 300 Kosa, Niederoderwitz, 15 000 Gebr. Moras, Zittau, 2000 Fritz Zorn, Sieg mar, 1500 Gebr. Gräßler, Dresden, 1030 Jung und Lindig, Freiberg, 2000 C. Hermann Nendel, Chemnitz, 1000 Friedrich M. Vogel, Hartmannsdorf bei Chemnitz, 1000 Alfred Höhnsch, Niederfrohna, 500 Societätsbrauerei in Zittau 500 F. F. Ger sten Nachf., Oederan, 400 Ferd. Livfert. Annaberg, wer ist ein Angreifer? Abkommen zwischen der Kleinen Entente, der Türkei und Sowjetrutzland Las Gesetz- und Verordnungsblatt des tschechoslowaki schen Staates veröffentlicht in seiner Ausgabe vom 21. Ok tober 1935 das Abkommen über die Bestimmung des Be griffes des Angreifers, das zwischen der Tschechoslowakei, Rumänien, Südslawien, der Türkei und Sowjetrußland am 1. Juli 1933 abgeschlossen worden ist. Vach diesem Abkommen betrachten die genannten Staa ten al» Angreifer jenen Staat, der 1. einem zweiten Staat den Krieg erklärt, 2. mit bewaffneter Macht, wenn auch »Hue Kriegserklärung in das Gebiet eines zweiten Staates eindringt, Z. mit irgendwelchen Streitkräften das Gebiet, die Flotte oder die Flugzeuge eines anderen Staates, wenn mch ohne Kriegserklärung überfällt, 4. wer die Küste oder einen Hasen eines anderen Staates blockiert, S. der bewaff neten Banden Vorschub leistet, die sich aus seinem Gebiet Rlden Und in das Gebiet eines anderen Staates eindrin- zen, oder wenn ein Staal es ablehnt, trotz Ersuchen des überfallenen Staates, aus eigenem Gebiete alle Schritte zu unternehmen, die in seiner Macht sind, solchen Banden jede Hilfe oder Schutz zu nehmen. In einem Anhang wird weiter erklärt, daß keine An griffshandlung gerechtfertigt werden kann durch innere Ver hältnisse eines Staates, z. B. durch seine politische, wirt schaftliche oder soziale Zusammensetzung, durch Mängel sei- ner Verwaltung, durch Unordnungen, die aus Streiks oder einem Bürgerkrieg entstehen könnten, ferner durch das inter nationale Verhalten des Staates, z. B. durch Verletzung der Materiellen oder der moralischen Rechte und Interessen des stemden Staates oder seiner Bürger, durch Abbruch der Rplomatischen oder wirtschaftlichen Beziehungen, durch wirtschaftlichen oder finanziellen Boykott oder durch irgend welche Grenzzwischenfälle, die unter den obigen fünf Fällen nicht angeführt sind. Erster Sächsischer Presselag Der Landesverband Sachsen im Reichsverband der Deutschen Presse (Körperschaft des öffentlichen Rechts) ver anstaltet am 11. und 12. Januar 1936 zum erstenmal nach der Neuordnung im deutschen Pressewesen durch-das Schriftleitergesetz einen Pressetag, dessen Schirmherrschaft Reichsstatthalter Pg. Mutschmann bereitwilligst übernom men hat. Den Auftakt zu diesem Ehrentag der sächsischen Schrift leiter bildet am 11. Januar der Presseball des Bezirksvereins Dresden in sämtlichen Räumen der Ausstellung. Für die Veranstaltungen am 12. Januar ist folgendes vorläufiges Programm vorgesehen: 11 Uhr: Festakt im Neuen Rat haus; 12.30 Uhr: Gemeinsames Mittagessen; 14 Uhr: Son- oertagungen der Fachausschüsse; 15 Uhr: Arbeitstagung des Landesverbandes im Stadtverordnetensitzungssaal; es spricht aller Voraussicht nach der Leiter des Reichsoerbandes der Deutschen Presse, Gruppenführer Pg. Weiß. Die Veran staltung wird nach Möglichkeit mit einer Festvorstellung in der Staatsoper oder im Schauspielhaus abgeschlossen wer den. Die Vorarbeiten zum ersten Sächsischen Pressetag, der die Verbundenheit der sächsischen Schriftleiter mit dem natio nalsozialistischen Staat bekunden soll, sind bereits in vollem Gange. Börse Mitteldeutsche Börse in Leipzig vom 23. Oktober Än der Mittwochbörse gaben die Kurse bei im allgemeinen kleinem Geschäft wieder nach. Färberei Glauchau 2 Prozent fester. Phdto-Aktien 4,5 und Just L Co. 8,5 Prozent Verlust. Rentenwerte bis etwa 0,50 Prozent verändert. Turnen und Sport > Schach-Mannschastsmeisterschast. In den Kämpfen um die i Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Schach hat es einige über raschende Ergebnisse gegeben. Die erste Entscheidung zwischen j Brandenburg und Mecklenburg mit 6)4:1^ für die Provinz , Brandenburg in Saarow sowie der Sieg Bayerns über Schwaben . in Ulm mit dem gleichen Ergebnis waren zwar zu erwarten. Ueber- raschend wirkt aber die Krefelder Nachricht, daß Köln dort mit' 5:3 den spielstarken Niederrhein bezwungen hat, und ebenso konnte man nicht erwarten, daß der Bezirk Weser-Ems in Bre men selbst mit Hilse von Carls und Antze zu einem glatten 6:2- Siege über Westfalen kam. Die S. Partie der Schachweltmeislerschaf«. Im Schachweltmei- fterschaftskamps zwischen Aljechin und Euwe wurde in Amsterdam die 9. Partie gespielt. Aljechin eröffnete mit dem Königsbauern. Euwe verteidigte sich französisch. Beide spielten von Anfang an scharf aus Angriff, und es ergaben sich sehr schnell interessante Ver- Wicklungen, aus denen schließlich Aljechin mit einem überlegenen Endspiel hervoraing. Nach 40 Zügen mußte Euwe, da er auch! noch mit einer Figur im Nachteil war, die Partie aufgeben. Der ! Stand des Wettkampfes ist nunmehr Aljecbin 5, Euwe 2, remis 2.! 26. Oktober. Sonnenaufgang 6.43 Sonnenuntergang 16.44 Mondausgang 5.48 Monduntergang 15.48 1757: Der Staatsmann Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein in Nassau geb. (gest. 1831). — 1800: Graf Hel muth von Moltke in Parchim geb. (gest. 1891). — 1828: Der Landwirt Albrecht Thaer in Möglin gest. (geb. 1752). — 1919: Der preußische Generalfeldmarschall Gottlieb Graf von Haeseler auf Gut Harnekop gest. (geb. 1836). — 1929: Der Dichter Arno Holz in Berlin' gest. (geb. 1863). Namenstag: Prot.: Amandus; kath.: Lvaristus. Draußen waren schon Vie fremden Zimmerleute wieder tätig. Ihre Axtschläge tönten über den .Hof. Sie brachen das Zelt ab, das ja nun seinen Zweck erfüllt hatte. Marie und Sofie gingen umeinander herum wie zwei mit Sprengstoff geladene Katzen. »Du hast was mit dem Herrn.. .", zischelte Marie der i Sofie'zu. „Ich sag's der Helma!" „Was ich denk und tu, trau ich anderen zu", patzte Sofie zurück. „Er hat mit mir nicht öfter getanzt als ' mit dir!" „Aber dich hat er fester gedrückt", t-nchte eifersüchtig die vollblütige Marie. Die Eidamsche kam herzu. Sie mutzten schweigen... , Am nächsten Morgen, früh um vier Uhr, satz Helma ! im Sattel und kommandierte die Leute. j Die Ernie war reif, der Schnitt begann. j Eitzen Dag hatten sie Rühe gehabt, sich von dem Fest zu Molen. Jetzt forderte sie unerbittlich die frische s A«Mskraft der Leute... Und man gehorchte ihr. Das große Fest hatte ihnen allen imponiert. Helma hatte sich auch bet ihnen fest in den Sattel gesetzt. Jetzt, als „ver- > heiratet", respektierte man sie sowieso mehr... Im Dorf galten ledige Weibsbilder kaum die Hälfte... "sten Wochen ihrer Ehe sahen sich Helma ! und Wilfried eigentlich selten. .! Dennoch blieb Wilfried ununterbrochen auf Müllen- Hofen. ... ' Helma, soweit sie Zeit hatte, darüber nachzudenten, freute sich Er liebte alfo doch das Landleben! Es zog ihn nicht in die Stadt und in ihre Vergnügungslokale... Es hielt ihn auch in ihrer Nähe... < Eigentlich hatte sie angenommen, er habe sie nur ihres Besitzes wegen geheiratet. Es hatte sie eher mit Stolz erfüllt, als daß es sie beleidigt hätte. Auf dem Lande ailt der Besitz fast noch mehr wie in der Stadt. Sie satz von früh bis spät im Sattel. Der alte Onkel Vogt war nicht mehr so recht auf der Höhe. Selt zwei Jahren schon leitete sie ganz selbständig die Erntearbeit. Der Onkel blieb meist zu Haus und sah auf dem Hof nach dem Rechten. Oder nach dem Unrechte«. »»MUND 'M Ohne datz der es ahnte — denn vr» eine war ein Meister in der Verstellung! — spionierte er Wilfried nach. Kannte bald alle seine Methoden, sich mit den Mägden zu treffen und tüit ihnen zu schäkern... merkte auch bald, datz er sich keineswegs mit den beiden vom Gut begnügte. Da war bei Oberförsters eine Richte von ihm zu Besuch... Ein feines Fräulein, das studiert hatte, den Doktor titel führte und sich auf ihre Gelehrsamkeit zwar nicht viel, aber doch allerlei zugute tat. Wilfried hatte sie bei Schreibers kennengelern.. Er hatte sich ganz sachlich mit ihr unterhalten übe» alle möglicher« mehr wissenschaftlichen Dinge. Sie war Chemikerin. Fachlich trafen sich hie und da ihre Inter essen. Wilfried hatte Helma gesagt, datz er die junge Danie ab und zu mal zu einem Waldspaziergang abholen wollte, und Helma war das lieb gewesen. Dann langweilte sich Wilfried doch nicht. Ach nein, langweilen tat sich Wilfried wirklich nicht. Auch das studierte Fräulein hielt sich nicht zu gut, mit dem Gatten einer anderen schön zu tun... Ein Küßchen hier und da — was war dabei? Wilfried spielte den unverstandenen Mann mit ge wisser, geschmackvoller Diskretion... Das alternde Mädchen, längst nicht so hübsch und frisch und herb wie Helma, aber eben eine Abwechslung für Wilfried und eine Errungenschaft für seine Eitelkeit, fühlte sich endlich ein mal geliebt und ließ einer dezenten Zärtlichkeit freie Bahn. Aber der alte Vogt hatte es bald heraus, schlich ihnen nach, und die beiden, die sich mitten im Walde unbeobachtet glaubten, hatten den Lauscher im Nacken. „Verfluchter Kerl, verfluchtes Weidszeug", dachte der alte Mann. Und er segnete seine Klugheit, sich nicht ver mählt zu haben. Die Hilleste Erntezeit war vorbei. Eine abgemagerte Helma, mit kühnen, blitzenden Augen, hübsch, unnahbar und stolz, blieb aus der arbeits reichen Zeit zurück. Ihr kraftvoller Körper überwand die Anstrengung wie ein unterhaltsames Spiel. Dabei gab ihr das Gefühl Schwung, für Zukünftiges mitzuwirkeu. Der Hof würde einen Erben bekommen. Sie spürte di« Anzeichen und freute sich unaussprechlich. Sie begann, Wilfried richtig lieb zu haben, war weicher gegen ihn und weiblicher. Wilfrieds Eitelkeit triumphierte. Na also! Da kroch ihm die eigeneIrüu denn doch auch ans den Leim! Wäre ja auch seltsam gewesen, wenn nicht... Er fühlte sich unwiderstehlich und schwamm in der Seligkeit einer befriedigten Selbstüberhebung. Auch der alte Vogt bemerkte Helmas verändertes Wesen. Auch er bemerkte es mit Freuden. So würde seine Rache noch vollkommener sein, nicht nur den Stolz, sondern auch das Herz der verhaßten Nichte treffen... An einem heißen Tage gegen Ende August hielt er die Zeit für gekommen, zum großen Schlag auszuholcn. Helma war ein bißchen müde, aber sie strahlte so offen sichtlich vor Glück, daß den Beleidigten die Wut packte... Die... Wenn d i e wüßte... Nun sollte sie erfahren... Helma hatte am Abend vorher Wilfried ihr Geheimnis mitgeteilt, und der Leichtfuß war doch innerlich betroffen gewesen. Der Gedanke, daß er Vater werden sollte, erfüllte ihn mit einem seltsamer« Respekt vor sich selbst, der mit seiner gewöhnlichen Eigenliebe nichts zu tun hatte. Er empfand mit einem Male Verpflichtung... Die ganze Nacht lag er sinnend da. Das Liebeln mußte nun aufhören. Wenigstens seine Schätze hier auf Müllenhofen mußte er abwimmeln... Das Fräulein Doktor. .. das reiste sowieso bald ab, war auch am leichteste,« loszuwerden... Sie waren ein ander auch nicht allzu nah gekommen.. Aber die Sofie! Aber die Marie! Als indes die Morgensonne ins Zimmer schien und ihm die dralle Marie auf dem Flur schon zärtliche Augen machte, schmolz mit seinem widerstandslosen Herzen auch sein besserer Entschluß wieder dahin und er kniff sie ver- traulich in den Arm, tätschelte, was an ihr zu tätscheln war, und nickte zu ihrem geflüsterten Verabreden „auf heute abend" ein nur leicht behindertes Ja... Nach dem Frühstück, während Helma mit der Eidam verhandelte, schlenderte er in den Stall. Er sah erst einmal nach dem Wagen, der in letzter Zett nicht allzu oft benutzt worden war... Die Tenne lag unweit des Kälberstalls. Im Kälberstall wirtschaftete Sofie. Sofie hatte wundervolle, weiche, schwarzbraune Augen. Sie wußte sie zu gebrauchen. Vor ihnen wurde Heimann einfach zum Waschlappen. Er folgte ihnen und ihren Winten, und es dauerte nicht lange, so feierten die beiden — nicht mehr auf dem Heu boden, denn der war zur Zeit leer! — aber im Holzstall ein gemütliches Schäferstündchen... „Ja, Onkel, was ist?" „Ki/mm voch mal eben mit, Helmas „Ist es eilig, Onkel?" „Eilig und wichtig!" (Fortsetzung folgt.)