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Beilage zur „Weißeritz - 2 citang" 101. Jahrgang Nr.249 Donnerstag, am 24 Oktober 1»38 Karze Rottzen Im Programm des Winterhilfswerks tritt folgend, Aenderung ein: Der Tag der Nationalen Solidarität wirt nicht am 14., sondern bereits am 7. Dezember abgehalten Die erste Straßensammlung findet am 3. November statt Auf Veranlassung des französischen Innenministeriums ist gegen den früheren Privatsekretär des Erzbischofs von Rouen, den Domherrn Bertin, Anklage wegen Vertrauens- mißbrauchs, begangen zum Nachteil mehrerer katholischer Einrichtungen, erhoben worden. Eine Haussuchung bei dem Domherrn 'führte zur Beschlagnahme zahlreicher Abrech nungsbücher. Marschall Petaln ist zu dreitägigem Aufenthalt in London emgetroffen. Er wurde auf dem Bahnhof von dem französischen Botschafter und dem Militärattache begrüßt. Petain wird der Gast der Vereinigten Verbände Großbritanniens und Frankreichs sein. In Lodz ist ein langwieriger Prozeß gegen 83 Mitglieder einer Bande zu Ende geführt worden, die sich mit dem „Menschen schmuggel" nach dex Sowjetunion befaßt, d. h. Flüchtlinge über die grüne Grenze geschafft hatte. 42 der Angeklagten wurden zu Ge fängnisstrafen zwischen 1 und 3 Jahren verurteilt. Dos Ausweisungsgesetz der neuen griechischen Negierung ist In Kraft gesetzt worden. Das Gesetz bedroht jeden, der gegen die Sicherheit und Ordnung des Staates verstößt, mit Ausweisung. Cs ist vor allem gegen die Kommunisten gerichtet. Wie amtlich gemeldet wird, wurde aus Anlaß seines fünf zehnjährigen Bestehens das bisherige autonome Gebiet der Kal mücken durch eine von Kalinin unterzeichnete Regierungsverord nung in die „Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Kal mücken" umgewandelt. Der philippinischen Gendarmerie ist es gelungen, einen Füh rer der Sakdalisdas, der philippinischen Unabhängigkeitsbewegung, zu verhaften. Die Behörden sind der Ansicht, daß sie mit der Ver- oastung dieses Mannes den Ausbruch eines neuen »NMandes der Sakdalisdas vereitelt ha^en. 8. WeitsWOGlMie Rundsunkansprache des Reichsschahmeisters. Der Reichschatzmeister der NSDAP., Schwarz, hielt über sämtliche deutschen Sender folgende Ansprache: „Da deutsche Volk hat in den 2X- Jahren unter der starken Hank Les Führers Leistungen vollbracht, die das Staunen der ganzen Welt erregen und das grenzenlose Vertrauen des ge samten Volkes zum Führer beweisen. Ewigkeitswerte wur den und werden geschaffen, seien es die Deutschland umspan nenden Autostraßen oder die mächtigen Dämme, durch die wir den Volksgenossen auf den Inseln der Nord- und Ost see die brüderliche Hand reichen, sei es das Land, das in harter Arbeit dem Meere abgerungen, Tausenden als Sied lungsstätte eine neue freie Heimat werden wird. Dem staatlichen Vorbild folgte erfreulicherweise auch die Privat wirtschaft, überall neue Arbeitsplätze schaffend, und damii die Arbeitslosenzahl vermindernd. Neben dem Ausbau und der Arbeit im Innern hat uns aber der Führer auch nach außen durch die Einführung der Wehrpflicht wieder Ehre und Freiheit und Weltgeltung zurückgegeben. Außergewöhnliche Leistungen erfordern auch außerge wöhnliche Mittel. Gerade die Arbeitsbeschaffung als Pro blem des ganzen Volkes und jedes einzelnen mußte deshalb nicht nur vom Staat allein, sondern auch durch die freiwil lige Mithilfe aller Volksgenossen gefördert werden. In ihrer Verbundenheit mit dem Staat hat deshalb die Ra tionalsozialistische Deutsche Arbeiter-Partei den Meg der frei willigen Hilfe beschritten, als sie auf Wunsch -es Führers und als Unterstützung für die Durchführung des Arbeils- beschaffungsprogramms das großartige Werk, die Arbeils- beschaffungslotlerle, ins Leben rief. Fünf solcher Lotterien wurden bi» jetzt durchgeführt, und alle fünf brachten sie dank der opferwilligen Mithilfe aller Volksgenossen einen schönen Erfolg. Mit dieser hohen Zielgebung ist die Arbeitsbeschasfungslotterie über jede an dere Lotterie und über den Zweck einer Lotterie überhaupt hinausgewachsen. Die Form der Miltelbeschaffung durch eine Lotterie kann ich nur als glücklich bezeichnen, da sie nichl nur ein wertvoller Faktor im Aufbauprogramm geworden ist, sondern auch da und dort den Volksgenossen kleine und große Gewinne brachte, die sich wiederum segensreich in den Röten des Alltagslebens auswirkten. Die Arbeitsbeschaffungslotterie geht Hand in Hand mit dem Winterhilfswerk des deutschen Volkes. Beide haben große Aufgaben zu erfüllen, die sich gegenseitig ergänzen. Aus diesem Grunde habe ich angeordnet, daß am 1. Okto ber die b. Reichslotterie für Arbeitsbeschaffung aufgelegt wurde. Wenn ich Sie hiermit in meiner Eigenschaft als Ge neralbevollmächtigter des Führers in allen vermögensrechl- lichen Fragen der Partei ausrufe zur freudigen Mithilfe am Gelingen dieser Arbeitsbeschaffungslotterie, so tue ich das in der Gewißheit, daß auch Sie, meine Volksgenossen, mit dem Führer einig sind in dem unerschütterlichen Wil len zum Aufbau unseres Reiches. Helfen Sie also, daß auch der 6. Reichslotterie für Arbeitsbeschaffung ein voller Erfolg beschieden sei! Tragen Sie dazu bei, denjenigen unserer Volksgenossen, die durch die Katastrophenwirtschaft der Systemzeit unverschuldet arbeitslos geworden und in Not geraten sind, wieder Arbeit zu geben. Sie sollen nicht weiterhin das Brot des Mitleids essen, sie sollen wieder durch eigener Hände Fleiß in freier Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen können. Das ist der Wunsch und Wille des Führers." während der Atempause London, 24. Oktober. Der politische Korrespondent der „Financial Rews" schreibt, trotz der Erklärung Sir Samuel Hoares, daß mili tärische Sühnemaßnahmen von der Regierung nicht in Er wägung gezogen worden seien, werde in amtlichen Kreisen betont, daß Sühnemaßnahmen dieser Art nicht völlig aus geschlossen worden seien, wenn die Erfüllung britischer Verpflichtungen unter der völkerbundssahung militärische Sühnemaßnahmen erfordere, dann sei es kaum zweifel haft, daß sie Anwendung finden würden, vorausgesetzt, daß sie kollektiv seien und daß andere Mitglieder des Völker bundes den ihnen zukommenden Anteil übernehmen würden. Die Aeußerung Hoares, daß, militärische Sühnemaß- ' nahmen nicht erwogen worden seien, erkläre sich aus einer späteren Stelle der Rede, wo er auf das vollständige Ver- s trauen der Regierung zur Wirksamkeit wirtschaftlichen Druckes hingewiesen habe. Der diplomatische Korrespondent der „Morningpost" sagt, es werde erwartet, daß die britischen Dominions, Frankreich und möglicherweise auch Griechenland und die Türkei dem britischen Beispiel folgen und das Neutralitäts gesetz auf italienische Schiffe anwenden würden. Die le gale Lage sei verwirrt durch die Tatsache, daß die Krieg führenden keinen Krieg erklärt hätten. Die britische Regie rung vertrete aber den Standpunkt, daß Großbritannien - als Teilnehmer an Sühnemaßnahmen das Recht habe, die > betreffende Klausel der Haager Konvention zur Anwendung § zu bringen. Eine andere Klausel dieser Konvention gebe - den Kriegführenden das Recht, neutrale Schiffe nach Kon- I terbande zu durchsuchen. Im Falle Italiens werde aber i dieses Recht von Großbritannien bestritten, weil Italien - zum Angreifer erklärt worden sei. Es sei zweifelhaft, ob ' Italien dies als rechtlich bindend betrachten würde; man s erwarte jedoch nicht, daß es von dem Durchsuchungsrecht ! Gebrauch machen werde, da die daraus entstehenden Ver- ! Wicklungen so schädlich sein dürften, daß jeder Vorteil ver- s lustig gehen würde. ZurüühaUung in Natten Die Rede des englischen Außenministers wird in Rom mit Zurückhaltung besprochen. Die Turiner „Stampa" schreibt, die Aeußerungen Hoares über die Haltung der bri tischen Regierung seit der lleberreichung der ersten italieni schen Note am 29. Januar ds. Js. und bei der Konferenz von Stresa seien weder aufklärend, noch hätten sie eine Rechtfertigung gebracht. Man wolle aber nicht polemisie ren, sondern die Elemente heraussuchen, die für eine Besse rung der Atmosphäre geeignet seien und gegebenenfalls eine befriedigende Lösung vorbereiten könnten. Der Londoner Berichterstatter des „Messaggcro" erklärt, das Gefühl der Erleichterung, das sich in ganz Europa nach den Erklärun gen Drummonds und Baldwins zeigte, habe sieb beträchtlich verstärkt. Obwohl Sir Samuel Hoare nichts Neues sagen konnte, habe er doch die Kritik der fanatischen Völkerbunds freunde, aber auch die der Välkerbundsgegner energisch zurllckgewiesen und dabei besonders drei Umstände von we sentlicher Bedeutung betont: 1. keine Erörterung weder innerhalb noch außerhalb Genfs über militärische Sanktionen, 2. militärische Sank tionen wären auf jeden Fall unmöglich, weil sie nicht die Zustimmung einer ausreichenden Zahl von Völkerbunds- slaaten erhalten würden und Z. in der gegenwärtigen Atem pause, die der Anwendung der Wirtschaflssanktionen vor aufgeht, sollte ein weiterer versuch zur gütlichen Beilegung ves Konfliktes möglich fein, um so mehr, als Italien noch Mitglied des Völkerbundes ist. Unterstrichen wird schließ lich auch die Stelle, wonach England niemals an einen Kampf oder eine Demütigung des faschistischen Regimes ge dacht habe. Ruhe an den Frönten Vie Abschaffung der Sklaverei Von den ostafrikanischen Fronten wird nicyis wesem- lich Neues gemeldet. Ueberall herrscht völlige Ruhe Unter der Bevölkerung des besetzten Gebietes hat eine starke Filmpropaganda eingesetzt, um ihr die Bedeutung Italiens vor Äugen zu führen. Auf italienischer Seite unterstreicht man die große politische Bedeutung, die die Unterwerfung koptischer und muselmanischer Kirchenvertreter besitzt. Auch von der Abschaffung der Sklaverei verspreche«» sich die Italiener günstige Wirkungen. Die nunmehr be freiten Sklaven können zwar aus Wunsch bei ihren Herren bleiben, dock) müssen si? zu ihnen in einem Anaesielltenoer- hältnis sichen. Die früheren Sklaven, die nicht bei ihren Herren bleiben wollen, werden von den italienischen Behör den zu öffentlichen Arbeiten herangezogen oder in der durch die kriegerischen Ereignisse aufgeblühten Industrie untergebracht. Die aus Addis Abeba stammenden Meldungen, wonach die Bevölkerung Aduas von den Italienern als Sklaven be handelt, Männer und sogar Kinder zu Straßenbauten ohne jede Entschädigung gezwungen worden seien, ferner italie nische Truppen Viehbeschaffungen durchgeführt hätten, ob- wohl die Bevölkerung von Hungersnot bedroht werde, sink» nach einer Meldung der „Agenzia Stefani" in vollem Um fange unwahr. Der italienische Propagandaminister Graf Ciano, dev als Geschwaderchef in Ostafrika weilt, gab der Presse eine Erklärung ab, in der er die Behauptungen, die italienischen Flugzeuge hätten offene Ortschaften beschossen oder Gift gase angewendet, als unwahr bezeichnet. Er erklärte, es sei stets das Bestreben der italienischen Truppen gewesen, die Bevölkerung nicht unnütz zu erregen. Im übrigen sei, es für die italienischen Flugzeuge ein leichtes, die abessini schen Streitkräfte, die außerhalb der Ortschaften zu kam pieren pflegten, zu erkennen. Mit Wirkung von Mittwoch ab ist in Addis Abeba durch kaiserliches Dekret ein Requirierungsausschuß gebil det worden, der alle zur Landesverteidigung notwendigen, beweglichen und unbeweglichen Güter sicherzustellen hat. Die requirierten Güter sollen bar bezahlt werden. In Ab wesenheit des Eigentümers soll der Gegenwert auf der Bank hinterlegt werden. In Addis Abeba treffen ständig Meldungen aus Ma kale ein, in denen die dortigen militärischen Führer mit teilen, daß Bewohner der von den Italienern besetzten Gebiete in großer Zahl in Makale eingetroffen feiert. Wäh rend die Männer in die Kampftruppen eingegliedert wer den, die bei dem bevorstehenden abessinischen Gegenstoß ein gesetzt werden sollen, werden die Frauen in besonderen Lagern untergebracht. Es wurde eine Verlautbarung ausgegeben, in der es heißt, daß weder an der Rord- noch an der Südfront ein? Schlacht stattgefunden habe. Es seien lediglich Vorstöße .vopc llufklärungslrupps und Beunruhigungsunternehmunaen der Italiener zu verzeichnen. Lie „Emden" ans MslmdMtt Wilhelmshaven, 24. Oktober. Kreuzer „Emden" trat bei strahlendem Sonnenschein eine 6. Auslandsreise an. Zur Verabschiedung des Schiffes satten sich die Leiter der Marine- und Parteistellen sowie die Bürgermeister der Iadestädte und der Patenstadt in Wilhelmshaven eingefunden. Der Kommandierende Admiral der Nordseestation, Vize admiral Schulze, richtete eine Ansprache an die Be satzung, in der er sie ermahnte, daß auf dieser Reise stets die Augen des Führers und des ganzen deutschen Volkes auf sie gerichtet seien. Ueberall, wohin die Besatzung käme, solle General Göring über gibt den Erbhof Brüssow. Im Auftrage des Füh rers und Reichskanzlers übergab Ministerpräsi dent General Göring dem Generalfeldmar schall von Mackensen die ehemalige preußische Domäne Brüssow im Kreise Prenzlau als Erbhof. Weltbild (M).