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Beilage zur „WeiHeritz-Leitung" Dienstag, am 15. Oktober 1935 lOl Jahrgang Rr.241 Kurze Notizen Eine deutsche Abordnung unter Leitung des Ministe- rialdirektors Hedding vom Reichsfinanzministerium traf in ! Warschau ein, um Verhandlungen über ein Doppelbesteue rungsabkommen aufzunehmen. Der Verhandlungsleitei auf polnischer Seite ist der Vizedirettor im Finanzministe rium. Lubowicki. Der dritte lutherische Weltkonoent, der als Gast der -atherischen Kirche Frankreichs vom 13. bis 30. Oktober in Paris tagt, ist eröffnet worden. Insgesamt sind 24 Staa ten beteiligt. Deutschland ist bei dieser Tagung durch meh rere Abgesandte vertreten. Das Organ der Danziger Sozialdemokraten, die „Dan ziger Bolksstimme", ist vom Danziger Polizeipräsidenten aus die Dauer von vier Wochen mit Wirkung vom Sonn abend verboten worden. Wie die Athener Telegraphen-Agentur mitteilt, haben oie Ministerpräsidenten der Türkei und Jugoslawiens sowie der rumänische Außenminister Titulescu die telegraphische Benachrichtigung vom Regimewechsel in Griechenland mit herzlich gehaltenen Telegrammen erwidert An der Warschauer Universität fand bei Eröffnung des neuen Studienjahres eine größere Feierlichkeit statt, bei der der Staats präsident der Universität den Namen „Josef-Pilsudski-Unwersitöt" verlieh. In der Aula wurde eine Gedenktafel mit dem Reliefbild des Marschalls entbüllt. Die türkische Negierung hat sämtliche Freimaurerlogen in der Türkei verboten. Die Lokale der Istanbuler Logen werden poli zeilich gesperrt, darunter 20 türkische, einige jüdische sowie je eine französische und griechische. Das Verbot wurde damit begründet, daß das Vorhandensein jeder Organisation außer der Regierungs partei unzulässig sei. Außerdem seien die Verbindungen mit dem Ausland unkontrollierbar. Der Chef des Protokolls des Beys von Tunis, General Slim Dziri, ist nach seiner Amtsenthebung in Djerba interniert worden. Der Kölltinenl -er WWn Wir wissen aus der Geschichte der jüngsten Zeit, eine wie schwerwiegende Rolle der Besitz großer Eisenbahnlinien in der Wcltpolitik gespielt hat. Der Bau der Bagdadbahn vor dem Weltkrieg brachte uns in einen ähnlichen Gegensatz zu England wie jetzt der Streit um Abessinien Italien. Ein fast unvermeidlich erscheinender Krieg im Fernen Osten ist erst durch den Verkauf der ostchinesischen Eisenbahn in der Mandschurei durch die Sowjets an Japan verhindert oder hinausgeschoben worden. Fast jeder. Kontinent hat seine große strategische Linie, an deren Besitz sehr viel hängt. Die transsibirische Eisenbahn, die Bagdadbahn, die großen Pazifiklinien in Amerika einschließlich der Transandenbahn zwischen Buenos Aires und Saniago de Chile. Nur Afrika hat keine derartige Linie. Es wird jetzt soviel davon gesprochen, daß der Besitz von Abessinien eine „Unterbrechung der Strecke Kapstadt- Kairo" bedeute, der große Gedanke eines Cecil Rhodes, ! den der Weltkrieg schließlich für die Engländer verwirklicht j hat. Aber die von Rhodes gedachte ungeheure Strecke ist auch bis heute noch nicht gebaut worden. Eine normale Fahrt von Kapstadt nach Kairo mit Hilfe der zur Verfügung stehenden Verkehrsmittel dauert auch heute noch 40 Tage. Erst das Flugzeug hat die notwendige Verkürzung gebracht. Man braucht heute von London nach Kapstadt über Kairo mit dem Flugzeug nur 14 Tage, eine ungeheure Zeiterspar nis! Wozu sollte aber auch ein Tourist oder Geschäftsmann 40 Tage lang zunächst auf -er Eisenbahn von Kapstadt nach Bukama am Rande des Kongostaates fahren, um dann zweimal umzusteigen und abwechselnd mit dem Auto und ,oem Kongodampfer bis zum tzllbertsee zu gondeln, um von dort wiederum unter wiederholtem Umsteigen zu Schiff nil abwärts und auf den kleinen Umgehungsbahnen bei den Katarakten bis Assuan zu fahren, wo er erst den Anschluß nach Alexandria erhält? Er bat es ja viel bequemer, un endlich viel billiger und auch rascher aus einem der vielen deutschen, englischen und italienischen Dampfer, die nur 30 ,Tage und weniger für die gleiche Strecke brauchen. Die Eisenbahnen sind nämlich in Afrika ein wenig überholt . . . Der gesamte ungeheure Kontinent besitzt nur 65 000 Kilometer Eisenbahnstrecke. Das ist ungefähr ebensoviel, wie Deutschland auf seinem im Vergleich dazu lächerlich kleinen Gebietsumfang besitzt. Die bestentwickelten Eisen bahndistrikte sind naturgemäß Süd- und Nordafrika, wo die weiße Bevölkerung am stärksten vertreten und die wirt- fchaftlicke Erschließung am weitesten fortgeschritten ist. Die Franzosen haben auch als erste eine große Küstenbahn von Marokko bis nach Tunis gebaut. Mit der strategischen und wirtschaftlichen Bedeutung dieser Strecke kann die große südafrikanische Bahn von Benguella in Angola bis nach Beira in Portugiesisch-Mozambique nicht konkurrieren. Ein Witz übrigens, daß die beides am wenigsten entwickelten Kolonien, nämlich die portugiesischen, Anfangs- und End station der ersten Transkontiyentalbahn sind. Beinahe wich, tiger ist schon die erst nach dem Kriege geschaffene Verbin dung zwischen dem stark ausgebauten Bahnnetz von Deutsch- Süd-Westafrika und dem Kapbahnnetz. Alle übrigen afrikanischen Bahnen sind mehr oder we niger Stichbahnen. Die großen Plantagenbetriebe in der Nähe der Küste oder im Jnnexn mußten mit der Küste ver- bunden werden,, weil der Traüsport in dem Menschen- und noch mehr pferdearmen Lande ungeheure Summen ver- ischlang. So entstanden die äußerst wichtigen Bahnen In Nigeria, in Deutsch-Ostafrika, in Kenya, in Abessinien, am Senegal und in fast allen den verteilten europäischen En- kläven an der Guineaküste. Aber dieses Stadium der Kü stenbahnen scheint fast abgeschlossen zu sein. I Von immer größerer Bedeutung -wird die Autostraße, s vor -er Gautagung der VAH Wie durch die ganze Presse angekündigt, findet di« große Arbeitstagung der Gauwaltung Sachsen der DAF am Donnerstag, 17. Oktober, bestimmt statt. Im ganzen Reich wie in Sachsen lenkt diese Taguno deshalb die größte Aufmerksamkeit auf sich, als schon immer das Wirken des in jeder Hinsicht führenden und maßgeb lichen Gaues Sachsen allen anderen Gauen Richtschnur und Vorbild in der Geschichte der Bewegung für alle ihre Glie derungen gewesen ist. Neben dieser schon durch Leistung und Tradition bedingten, außergewöhnlichen Anteil- nahmeundWürdigungder Arbeitstagung des Sach sengaues aber ist es der ganz besondere Rahmen, der ihr« Bedeutung in einem bisher unerreichten Ausmaß erhöht. Sind es doch neben den führenden Männern aus allen Gliederungen der Partei nicht weniger als 500 Betriebs führer, 500 Betriebswalter, 500 Ortswalter, alle Kreiswal- ter sowie 5<P Mitarbeiter der Kreiswaltungen, die aus Grund besonderer Einladung an der Tagung teilnehmen werden, die somit alle leitende und führende Männer den gesamten schaffenden Sachsens vereint. Noch weit mehl aber wird die Bedeutung dieser wichtigsten Arbeitstagung des arökten Gaues der DA?x unteritrickien durch die Teil ¬ nahme maßgeblicher führenden Männer aus dem Reich wi« aus Sachsen, von denen u. a. auch folgende Parteigenoffen sprechen werden: Der Reichsorganisationsleiter der NSDAP und Reichs» leiter der DAF, Pg. Dr. Ley. der Gauleiter und Reichs statthalter Pg. Mutschmann, der Leiter des Organisa, tionsamtes der DAF, Pg. Klaus Selzner, der stellvers tretende Leiter des Amtes für Arbeitsfükrung und Berufs erziehung, Pg. Dr. Arnhold, und der stellvertretend« Amtsleiter der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude", Pw Dr. Weiß; außerdem erstattet der Gauwalter der DAZ Sachsen, Pg. Peitsch, den Rechenschaftsbericht über di« in den vergangenen zwölf Monaten auf allen Gebieten von der DAF geleistete Arbeit. Am Donnerstag dieser Woche richten sich die Auge« aller schaffenden Sachsen einmütig voll Erwartung und frohen Glaubens nach Chemnitz zum Leistungsap pell und zur Parole ausgabe der Deutsche» Arbeitsfront, die neuerdings vom Segen des Zusam menwirkens aller Kräfte in der Ausrichtung zur Gemein schaft "des großen, schaffenden Deutschlands zur Tagung im stärksten Gau Kunde und Zeugnis abstattcn wird Weltb- W. Der erste Lintopfsonnlag in Berlin. > Auf dem Potsdamer Platz in Berlin werden die Eintopf- s geruhte ausgegeben. Man kann heute säst durch alle großen Kolonien mit dem Auto auf ausgebauten Straßen fahren. Und darin ist auch der Kap-Kairogedanke vorbildlich verwirklicht worden. Wo zu sollte man auch für die wenigen Massengüter und die -paar Weißen eigens Bahnen - und wären es auch nur Feldbahnen — bauen ? Die Autostraßen sind billiger. Man .kann für ihren Bau die Eingeborenen billig heranziehen. -Die ungeheueren Kosten und Menschenopfer, die die jüngste Bahn Afrikas von Brazzaville am Kongo — von den Fran zosen nach Pointe Noire an der Küste zur Ueberwindung der Kongomündung gebaut — gefordert hat, sind wirklich ein „schwarzer Punkt" So ist es zum Beispiel durchaus abwegig anzunehmen, daß die Italiener nun etwa eine Bahn zwischen Eritrea und Somaliland 2000, Kilometer lang über lehr steile Ge birge und durch eine furchtbare Wüste bauen würden. Der Bau der nur 750 Kilometer langen Linie von Djibouti nach Addis Abeba hat enorme Summen verschlungen und 30 Jahre lang gedauert, nicht zuletzt, weil die Ingenieure und Aufseher von Wüstenstämmen abaeschossen wurden und sich bald niemand mehr in das Durstland meldete. Der Bau von Autostraßen ist billiger und praktischer. Selbst Länder wie Angola besitzen heute schon ihre 25 000 Kilometer gute Autostraßen. Es ist kaum anzunehmen, daß die Franzosen jemals eine Transsaharabahn bauen werden. Nicht nur we gen der ungeheuren Kosten und der niemals zu erwarten den Rentabilität dieser Strecke, sondern vor allein, weit sie langst eine gute Autoverbindung hergestellt haben und der Bau der Eisenbahn überflüssig wäre. Aber auch diese Wendung zum Auto ist fasi schon eiu wenig überholt durch dis ungeheure Popularität des Flug zeugverkehrs. der vor allem in der Südafrikanischen Union einen kaum glaublichen Aufschwung nicht zuletzt auch mit Hilfe der deutschen Junkers Flugzeuge genommen hat. Das Flugzeug wird in der Tak das VerkehrKnstru-nen: der wei ßen Rasse werden. Es entspricht auch ihren Bedürfnissen weitaus mehr als die Eisenbahn, denn die wenigen Weißen ermöglichen niemals eine Kalkulation mit Massentrans- portcn Dr. Frick i» Weftmarlenga» Der Abschluß des Besuches. Trier, 15. Oktober. Im Anschluß an die Massenkundgebung auf dem Palast platz in Trier besichtigte Reichsinnenminister Dr. F r i ck ein gehend die zahlreichen und einzigartigen Kulturdenkmäler des alten Trier. Am Abend, fand im Großen Saal des Zivil kasinos am Kornmarkt ein kameradschaftliches Zusammen sein statt, zu dem Gauleiter Staatsrat Simon die Führer der Bewegung in der Westmark sowie die Vertreter der Reichs-, Staats- und Kommunalbehörden, die Führer der großen Betriebe Triers sowie eine Reihe alter Kämpfer ein geladen hatte. Die umliegenden Gebäude waren reich illu miniert. Reichsminister Dr. Frick unterhielt sich lange mit den Parteigenossen, die ihm auch hier einen herzlichen Emp fang bereiteten. Dr. Frick gab seiner großen Befriedigung über den glänzenden Verlauf der Massenkundgebung sowie über die vorzügliche Stimmung und den vorbildlichen na tionalsozialistischen Geist der Bewohner des Westmarkaaues Ausdruck. Abends verließ Reichsminister Dr. Frick in Begleitung des Gauleiters Staatsrat Simon die Stadt, um sich nach Köln und von dort nach Berlin zu begeben. Vom Aestschmaus im Berliner Sportpalast. Reichsminister der Luft fahrt, General Göring, im Gespräch mit dem Zimmerpolier Franz Hecht, dem Sprecher beim Richtfest am Neu bau des Reichsluftfahrt ministeriums. Links der Baumeister, Professor Dr. Sagebiel; rechts: Reichsminister DarrL. Weltbild (M).