— 722 — Lorenz, somit der Patron der Armen wie auch gegen Fe gefeuer und Brandwunden, hatte es den Glashütter Berg leuten besonders angetan. Sie selbst lebten in bescheidenen Verhält nissen und erhofften durch die Fürbitte ihrer Heiligen vom Himmel reiche Almosen, nämlich immer neue Erzanbrüche In der Tiefe. Sie selbst waren in ihrem Berufe, bei der Verhüttung der Erze, steter Ge fahr durch Feuer und Brand ausgesetzt. Was lag da näher, als sich des vornehm st en Feuerpatrons zu erinnern, eben des Hl. Lorenz? Ls ist anzunehmen, daß der Gedächtnistag des Heiligen, der 10. August, in katholischer Zeit auch in Glashütte besonders feierlich begangen wurde und daß, wie anderwärts, die abergläubischen Bergleute vielleicht auch hier an diesem Tage vormittags zwischen 11 und 12 Uhr irgendwo in die Erde gruben, um dort auf Bodenschätze zu stoßen. Nachdem die Kirche fürs Erste natdürftig unters Dach gebracht und eingerichtet worden war, scheint der Fortgang des Innenausbaues aber empfindlich gestört worden zu sein. Daran schuld mag einerseits der Re ligionsstreit um Seydler gewesen sein, andererseits aber dergesunde Ehr geiz der Bergleute, in Hoffnung auf reiche Silberanbrüche, die nur lei der immer mehr und mehr ausblieben, eine möglichst stattliche Kirche zu besitzen. Der spätgotische Hallenbau läßt dies noch heute bei aller äußeren Stattlichkeit erkennen: Dreischifsig geplant, wurde er nur einschiffig ausgebaut und der Turm in seinen Unterteilen (die Oberteile stammen aus dem Jahr 1580) erst 1535 zur Zeit des letzten katholischen Ortsgeistlichen Iohannes Stützel ausgeführt. Dieser endliche Aus bau der Glashütter Kirche wenige Jahre vor Einführung der Reformation in Sachsen ist wahrscheinlich nur dem persönlichen Eingrei fen Herzog Georgs, des unbeugsamen Verfechters der katholischen Lehre, des Gründers und Förderers der Stadt Glashütte im besonderen, zu verdanken. Als bleibendes Ehrenmal stiftete darum der Herzog 1539 (siehe die noch vorhandenen Kirchenrechnungen dieses Jahres!) kurz vor seinem Tode und kurz vor der Reformation seiner lieben Kirche ein Gtasgemälüe, das 1837 wieder hergestellt wurde und noch heute das südliche Chorfensler ziert. Jenes zeigt auf rotem Grunde das große zwölffeldige h e rz o g l i ch - s ä ch s i s ch e Wappen, von den drei Helmen des sächsischen, thüringischen und meißnischen Schildes ge krönt und mit der Unterschrift: George — von — Gottes — Genaden — Herczog — zu — Saxen — Margraf — zu — Meißen — Landgraf — in Detng (Thüringen). (Sollte dieses Wort vor der Wiederherstellung - des nur teilweise erhaltenen Wappens nicht richtiger Diring geheißen haben?) Daß der vor der Wiederherstellung fehlende Name des Herzogs nur der Name Georgs gerpesen sein kann, ist ganz ohne Zweifel. Möglicherweise wurde 1535 nach dem endlichen Ausbau der Kirche eine nochmalige Weihe durch den Bischof Johann VH. von Schleinitz oder seinen Vetter Johann von Mallitz vorgenommen, der ihm seit 1534 als Coadjutyr beigegeben war und als Bischof Johann VIII. von Maltitz sein Nachfolger im Bischofsamt (1537—49) wurde. Das Datum des beendigten Kirchenbaues nimmt man auch (eigentlich nicht ganz zu Recht) als Ausgangsjahr für die Alters-