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Beilage zur „Weißeritz-Lcitung" 101. Zahrgaag Montag, am 14. Oktober 1S3S Str. 240 Der Statische vollzieht oder nicht. Das Welturteil über die Genfer Insti tution steht fest. Der Völkerbund hat noch nicht nachzuwei sen vermocht, daß er etwas anderes ist als die Genfer Fi liale der Versailler Mächte unter maßgeblicher Leitung Frankreichs. Das deutsche Volk kann seinem Führer am 14. Oktober 1935 nur besonders dankbar sein, daß er es aus dieser Gesellschaft und allen mit ihr verbundenen Ge fahren heraussührte. Stabschef Luhe im Saarland Vereldlgung der saarländischen SA. Abessinische Gegenoffensive? Provinz Malaie unter italienischer Herrschaft machen. Die Folgen dieses politischen Sieges Italiens sind auch noch nicht abzusehen. Einspruch gegen die Maffenausfuhrsperre Im Völkerbundssekretariat ist eine Role des italieni schen Staatssekretärs Suvich eingegangen, in der gegen di? von der Sanktionskonferenz beschlossene wasfenaussuhr- sperre gegen Italien nachdrücklich Einspruch erhoben wird. Türkische ErNiirnag zur Dardanellenfrag^ Zur Dardanellenfrage gab der stellvertrende türkisch? Außenminister in der Nationalversammlung auf di« Anfrag? eines Abgeordneten folgende Erklärung ab: „Me gegen wärtige Lage in den Dardanellen, so wie sie sich auf Grund- der Meerenaen-Konvention gestaltet hat, stellt eine Beein trächtigung der Verteidigungsmöglichkeit des Landes im all gemeinen und der der Dardanellen im besonderen dar. Di? unruhige internationale Lage verpflichtet uns alle, den Tei len des Landes, die schwach oder unvollständig verteidigt werden können, noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Wir werden nicht müde werden, in den internationalen Zusam menkünften um Verständigung für die Notwendigkeit der Vervollständigung unserer Landesverteidigung zu werben- Wir werden auch nicht zögern, die nötigen Maßnahmen zu ' treffen, falls wir uns vor einer unerwarteten Lage sehen." Der italienische Gesandte verweigert Abreise Die für Sonnabendvormittag in Aussicht genommen? Abreise der Mitglieder der italienischen Gesandtschaft began» unter dramatischen Umständen. Das Gesandtschastspersonal. erschien mit einstündiger Versvätung am Bahnhof. Der Ge sandte Graf Vinci befand sich nicht darunter, er hatte sitz vielmehr in den Keller der Gesandtschaft eingeschlossen. Die Meldung von der Abreiseverweigerung des italie nischen Gesandten wird von amtlicher abessinischer Seite be stätigt. Danach habe Gras Vinci trotz mehrfacher Aufforde rung sich geweigert, das Gebiet der Gesandtschaft zu verlas sen und aus Addis Abeba abzureisen. In seiner Gesellschaft blieb auch der Militärattache Calderini zurück. Es hat den Anschein, als wenn sich diese Angelegenheit zu einem neuen diplomatischen Zwischenfall entwickelt. In diesem Zusammen hang wird von abessinischer Seite die Meldung verbreitet, daß, nachdem das Gesandtschaftspersonal das Gebiet'der ita lienischen Gesandtschaft verlassen habe, sich angeblich die ge samte italienische Askari-Schutzmannschaft in voller Uni form beim Kaiser in Gibbi gemeldet habe. Sie soll sich be reit erklärt haben, für Abessinien Kriegsdienste zu leisten. Der für das Personal der italienischen Gesandtschaft be reitgestellte Sonderzug hat Addis Abeba am Sonnabend um 11 Uhr verlassen, nachdem die ursprünglich für 8 Uhr vorgesehene Abfahrt durch die Haltung des italienischen Ge sandten verzögert worden war. Als sich der Zug schon in Bewegung setzte, kam es zu einem weiteren Zwischenfall. Der Zweite Sekretär der italienischen Gesandtschaft de Gre- net sprang plötzlich aus dem Zug und entfernte sich eiligst vom Bahnhof. Man fand ihn in einem Restaurant, wo ei' sich verborgen hatte und nahm ihm seinen Revolver ab. Dann wurde er gewaltsam in den nächsten planmäßigen Zug gebracht und von einer Wache bis zur abessinischen» Grenze begleitet. Saarbrücken, 14. Oktober. Stabschef der SA., Lutze, vereidigte in Saarbrücken »omburg die saarländische SA. auf den Führer. Auf ! Der 14. Moder» Mit dem 14. Oktober 1935 ist der Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund und aus der Abrüstungskonferenz auch formell gültig geworden. Die nach den Satzungen vorge sehene zweijährige Frist nach der Austrittserklärung eines Völkerbundsmitgliedes ist verstrichen. Daß diese Frist prak tisch ohne alle Bedeutung ist, hat ja schon die auf die ja panische Austrittserklärung folgende zweijährige Periode klar genug gezeigt. Es hat denn auch niemand in der Welt draußen sich jemals ernstlich eingebildet, daß Deutschland nach seinen immerhin siebenjährigen Erfahrungen seit sei ner Anmeldung beim Völkerbund vom 8. Februar 1926 bis LM Herbst 1933 jemals wieder in eine Institution zurück- "Mhren würde, deren führende Vertreter seine Lage in Gens selbst unmöglich gemacht hatten und die Richtigkeit des deutschen Schrittes vom 14. Oktober 1933 auch nach diesem Datum durch ihre Politik gegenüber Deutschland wiederholt bestätigten. Als die nationalsozialistische Regierung den Austritt Deutschlands erklärte, zog sie die zwingende Schlußfolgerung aus der Geschichte des sogenannten Völ kerbundes im allgemeinen und der Geschichte dieses Völker bundes gegen Deutschland im besonderen. Das deutsche Volk hat ja mit der Volksabstimmung vom 12. November 1933 dem Führer aus vollem Herzen die Zustimmung zu dem Schritt vom 14. Oktober erteilt, und es hat damals durchaus nicht an Auslandsstimmen gefehlt, die die deutsche Politik als berechtigt, ja, als abso lut notwendig erkannten. So schrieb beispielsweise damals der angesehene Londoner „Star", daß der Schritt des Reichs kanzlers „ein glänzendes Beispiel politischer Staatskunst" sei, und das Londoner Blatt „Evening Standard" stellte schon damals eine Prognose, die besonders durch die höchst unrühmliche Genfer Haltung gerade in diesem Jahr nach drücklich bestätigt wurde: „Mit Deutschlands Austritt fällt das gesamte europäische System in sich zusammen". Wer auch nur die Ereignisse der letzten drei Monate verfolgt hat, weiß, daß dieses System auf dem besten Wege zu sei nem endgültigen Zusammenbruch ist. Die Frage der deutschen Gleichberechtigung, das ent scheidende Problem, wurde in dem Augenblick akut, als die Regierung Marx-Stresemann den Eintritt in den Völker bund vollzog, der seitdem in der politischen Oeffentlichkeit Deutschlands aufs stärkste hinsichtlich seiner Aussichten um stritten war und blieb. Sechs Jahre lang hat die Politik Frankreichs das Reich hinsichtlich der Verwirklichung der Gleichberechtigung teils mit ausweichenden Phrasen, teils mit offenen Verweigerungen hinzuhalten verstanden, die die Zahl der Vertrags- und Satzungsbrüche der Versailler Staaten gegenüber Deutschland nur noch vermehrten. Am 11. Dezember 1932 schien dann endlich die deutsche Forde rung nach Gleichberechtigung durch die sogenannte Fünf mächteformel erfüllt, deren erster Satz lautete: „Die Regie rungen des Vereinigten Königreiches, Frankreichs und Italiens haben erklärt, daß einer der Grundsätze, die die Konferenz leiten sollen, darin bestehen muß, Deutschland »die Gleichberechtigung zu gewähren . . . Diese Erklärung schließt in sich, daß die Rüstungsbeschränkungen für alle Staaten in dem in Aussicht genommenen Abrüstungsver fahren enthalten sein müssen." Es stellte sich sehr bald her- aus, daß das scheinbare Entgegenkommen der Mächte, in sonderheit Frankreichs, keinen Schritt weiter ging als bis zur Veröffentlichung dieser bloßen luristischen Formel. In der Folgezei» war es in erster Linie die von fana tischem Haß getriebene Einkreisungspolitik Barthous, die den letzten Schleier »von der grenzenlosen Verlogenheit der Völkerbundspolitik zog. Es war Barthou, der den Grund für die später von / Laval ausgebauten Militärpakte gegen Deutschland legte, war Barthou, der am 30. Mai 1934 in Genf eine derart ausfallende Hetzrede gegen Deutschland hielt, daß diese korrigiert erscheinen mußte und z. B. das Barthousche Zitat'Mirabeaus, der Krieg sei die nationale Industrie Preußens, aus der Rede verschwieg. Der gleiche Barthou hatte eine Woche später die Stirn, Deutschland die Rückkehr nach Genf nahezulegen und dabei von der „Gleich- heit der Rechte" ^sprechen, eine Formel die dann im offi- zielten Text der Rede — ebenfalls gestrichen war! Parallel mitder Verweigerung der Gleichberechtigung lief die Verweigerung der vertragsmäßigen Verpflichtung der Mächte zur Abrüstung, die von Frankreich damals wie heute planmäßil sabotiert wird. Es kam Io weit, baß Hen derson, der Präsident der seit dem 2. Februar 1d32 tagen den Abrüstüngs onferenz, Engländer immerhin, am 6. Ium 1934 in Genf ökfentttch erklärte: „Ich werde berichten, daß vrantretch für den Zusammenbruch der Abrüstungskonfe renz verantwortlich zu machen ist." Vergessen wir da bei nicht, daß die sogenannte „Vorbereitende Abrüstungs kommission" genau wie die spätere Abrüstungskonferenz sich bis zum 2. Februar 1932 bereits sechs Jahre lang als Or ganisation der Versailler Mächte zur Verhinderung ihrer Abrüstung und zur dauernden Niederhaltung Deutschlands betätigt hatte. Im Oktober 1933 hielt der damalige Außen minister Sir John Simon in Genf eine Rede, die den letz ten Anstoß zum Austritt Deutschlands gab. Nach den bei spiellosen Vorleistungen Deutschlands auf dem Gebiet der Abrüstung bis zur völligen Wehrlosigkeit, nach seiner end losen Geduld gegenüber allen seinen Rechtsansprüchen aus dem Versailler Diktat lallte dem Reich damals, im Oktober 1933, noch die weitere Diskriminierung einer achtjährigen „Probezeit" zugemutet werden! Das Maß war voll. ! Am Abend des 14. Oktober 1933 erklärte Adolf Hitler in einer Rede, die durch den Rundfunk in alle Welt ver breitet wurde, nach einem Hinweis darauf, daß „die Ver träge in geradezu fanatischer Treue von Deutschland er füllt" seien, u. a. folgendes: „Die Deklassierung zu einem nicht gleichberechtigten Mitglied einer solchen Institution oder Konferenz ist für eine ehrliebende Nation von 65 Mil lionen Menschen und eine nicht minder ehrliebende Negie rung eine unerträgliche Demütigung . . . Indem wir aus den Erklärungen der offiziellen Vertreter einer Reihe von Großstaaten entnommen haben, daß von ihnen an eine wirk liche Gleichberechtigung Deutschlands zur Zeit nicht gedacht wird, ist es diesem Deutschland zur Zeit auch nicht möglich, sich weiterhin in einer so unwürdigen Stellung anderen Völkern aufzudrängen." Die Geschichte des Völkerbundes ist auch nach dem Aus tritt Deutschlands bis in die unmittelbare Gegenwart hin ein «ine Geschichte der absoluten Willkür gegenüber seinen eigenen Satzuntzen und gegenüber den in Genf registrier ten Verträgen geblieben. Es ist gleichgültig, ob dieser oder jener Staat «vielleicht In absehbarer Zeit seinen Austritt . md in Homburg „»>> >em Befreiungsfeld in Saarbrücken waren 16 000 SA.-! Männer angetreten, in Homburg 5000 SA.-Männer. Beide z vädte zeigten reichen Flaggenschmuck. In seiner Ansprache »etonte Stabschef Lutze u. a.: Was wir wollen, da» ist nicht Krieg, wenn wir einer» Krieg führen, dann ist das, das sei allen ausländischen Hetzern gesagt, der Krieg gegen hunger und Kälte. Was wir vollen, das ist die Mitarbeit für Arbeit und Brot. Denn vir wollen innerpolilisch die Volksgemeinschaft, auhenpoli- isch die Ehre -es deutschen Volkes. Gruppenführer Luyken verlas anschließend die Eidesfor-, mel, die von den 16 000 SA.-Männern mit einem „Ich ge-j lobe" bekräftigt und bestätigt wurde. Nach der Vereidigung, segab sich der Stabschef zu dem Ehrenmal sowie in das! Mrental, wo er Kränze niederlegte. Im Rathaus, wo sich Stabschef Lutze in das Goldene Buch eintrug, wurde dem Ltabsmes eine Grubenlampe mit Widmung überreicht. Auf dem Rathausvorplatz fand ein Vorbeimarsch der 16 00h SA.-Männer vor dem Stabschef statt. Kurze Nottzen Die deutsche Regierung hat die rückständigen Mitglieds beiträge von ungefähr fünf Millionen Schweizer Franken an das Völkerbundssekretariat überwiesen. Im Auswärtigen Amt hat der Austausch der Ratifika tionsurkunden des Deutsch-Schweizerischen Verrechnungsab kommens vom 17. Avril 1935 stattaetunden Wie von belgischer Seite verlautet, ist der belgische Ge sandte in Berlin, Graf de Kerchove de Denterghem, zum Botschafter in Paris ernannt worden. Ein Mitglied der ukrainischen Terrororaanisation ist jetzt in Stanislau zu lebenslänglicher Gefängnisstrafe verurteilt worden. Der Verurteilte hatte auf Befehl der Terrororganisation einen pol nischen Dorfoorsteher ermordet. Er war als Täter von der Or ganisation durch das Los bestimmt und unter Drohungen zur Ausführung der Tat gezwungen worden. Die Arbeiterführer im mexikanischen Staate Mcatan haben die verfassungsmäßige Staatsregierung gestürzt und eine Verwal tung aus Arbeitern und Bauern eingesetzt. In abessinischen Kreisen verlautet, daß sich die drei Heerführer Ras Seyoum, Ras Kassa und Ruch! vereinigt haben und an der Rordsront mit 100 000 Mann einen Ge genstoß vorbereiten. Die Bewegungen der abessinischen Streitkräfte haben die Einschließung von Adua zum Ziel. Der Zusammenstoß mit den italienischen Truppen wird ! wahrscheinlich am Oberlauf des Mareb stattfinden. Auch ! an der Ostfront sollen abessinische Angrisssvorbereitungen im Gange sein. Die italienische Fl egertätigkeit, die in Bombenabwürfen und Maschinengewehrfeuer zum Ausdruck kommt, hat sich besonders an der Südsront erhöht. Die Erfolge sollen aller dings schwach sein. Der Kaiser wird vorläufig in Addis Abeba verbleiben. Hingegen hat der Kriegsnunister sein Hauptquartier in Dessie aufgeschlagen. Wie „Reuter" berichtet, ist die Lage auf dem Kriegs schauplatz in Abessinien säst unverändert. An der Nordfront rückten die Italiener ein wenig in Richtung auf Makale vor. Im Süden gab es einen leichten Vormarsch italienischer Kolonnen westlich von Dolo. Nach der Aufhebung des Waf fenausfuhrverbots nach Abessinien ist es sehr wahrscheinlich, daß die Italiener ihren Vormarsch im Süden und Norden auf die Eisenbahn von Djibuti beschleunigen werden, um zu verhindern, daß sich die Abessinier mit Waffen von Osten her versorgen. Vie Rachrichk über die italienische Riederlagc bei Adua > muß mit einer gewissen Skepsis ausgenommen werden, ob- j wohl ein abessinischer Minister in Addis Abeba diese Rach- l richt bestätigt hat. Man glaubt, daß ein Angriff auf Adua I stattgefunden hat. f Dieser Reuter-Bericht zeigt wieder, wie außerordentlich l schwierig es ist, sich über die Kampfhandlungen ein auch nur einigermaßen zuverlässiges Bild zu machen. Irgendeine Bestätigung der Reutermeldung über die Wiedereinnahme von Adua durch die Abessinier liegt nicht vor. Schwager des Negus ergibt sich Im Hauptquartier des Generals de Bono ging nach einem Aunkspruch des Kriegsberichterstatters des DRB. der offizielle Unterwerfungsakt des Gouverneurs des östlichen Tigre-Gebietes vor sich, des Halle Selassie Gugsa. Gugsa war in europäischer Generalsuniform erschienen und war voll bewaffnet. Asmara, 12. Oktober. (Funkspruch des DNB.-Kriegs- berichterstatters.) General de Bono reist nach Adua, wo ein feierlicher Einzug stattfinden wird. Fast sämtliche Bewohner Aduas sind inzwischen zurückgekehrt und haben sich den Be hörden gestellt. Die meisten hatten an ihren Häusern Zettel hinterlassen mit der Bitte, nichts anzurühren. Durch die Unterwerfung des Ras Selassie Gugsa kam ganz Ost-Tigre in italienische Hände. De: Ras ist schon längst als Jtalienerfreund bekannt gewesen, und der Negus wollte treue Truppen zu ihm entsenden, um ihn zum Ein greifen gegen Italien zu zwingen. Dadurch wurde der Ab fall des Ras be chleunigt. Es ist allerdings noch nicht bekannt, ob alle Gefolgsmannen des Ras mit ihm gemeinsame Sache