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bleiben in Addis Abeba gestatten wollen. Der Gesandte habe aber die ihm gewährte Gastfreundschaft dazu mißbraucht, um einen Sender in Betrieb zu halten und der abessinischen Regierung innere Schwierigkeiten zu verursachen. Die ita lienische Gesandtschaft in Addis Abeba sei ein Spionage zentrum und ein Herd von Intrigen und Komplotten gegen die öffentliche Ordnung in Abessinien geworden. Die Note versichert zum Schluß, daß die abessinische Regierung alle Maßnahmen zur höflichen Behandlung und zum Schutze der italienischen Beamten bei der Ausreise aus aus dem abessinischen Gebiet treffen werde. Milche MM endiebt gelabt Millionenschwindel mit 1000-Zloky-Nolen aufgedeckk. Danzig. 9. Oktober. Bor ungefähr 15 Jahren verschwand im Danziger Hafen auf einem englischen Dampfer, der in England yergestellte 1000-Zloty-Banknoten auf dem See wege mit sich führte, ein Paket dieser Noten im Werte von einigen Millionen Zloty. Da der Diebstahl unaufgeklärt blieb, wurden sämtliche in London hergestellte Zloty Bank noten aus dem Berkehr gezogen und für ungültig erklärt. Bor einigen Tagen konnte nunmehr von der Danziger Kri minalpolizei eine Frau festgenommen werden, die auf einer Bank zwei 1000-Zloty-Noten einwechseln wollte, wobei es sich herausstellte, daß es sich um Noten aus dem damaligen Diebstahl handelte. In Verfolg der Angelegenheit ergab sich, daß die Frau, um Devisen zu Hamstern, diese Noten vor der Guldenabwertung von der staatenlosen Jüdin Frieda Lubfanitzki gekauft hatte. Diese Frau, die als Tochter des Wahenbäckers Moses Bernstein in New Dort geboren ist. wollte die Scheine von einem gewissen Schmul Samuel erhallen haben. Daraufhin verhaftete die Polizei diese Jüdin, die dann auch nach an fänglichem Leugnen eingestand, die Noten zusammen mit ihrem Mann, dem staatenlosen Juden Lubfanitzki, bewußt in den handel gebracht zu haben. Bei der Haussuchung fand die Polizei in der Wohnung des Juden noch weitere 37 1000-Zloly-Scheine, die sämtlich von dem damaligen Dieb stahl herrührten. Bon gestern bis hente Vor dem Prozeß gegen die Mörder pierackis. Der in Polen mit größter Spannung erwartete Prozeß gegen die Mörder des polnischen Innenministers Pieracki ist auf den 18. November vor dem Warschauer Bezirksgericht angesetzt worden. Die Untersuchung der Mordtat, die im Juni 1934 stattfand, ist streng geheim geführt worden, so daß erst jetzt die Namen der Angeklagten bekannt wurden und ebenso erstmalig auch der Name des eigentlichen Täters Maciejko. Maciejko selbst ist es gelungen, ins Ausland zu fliehen: er ist bisher nicht aufgefunden worden. Wegen Vorbereitung und Beihilfe bei der Ermordung des polnischen Ministers bzw. wegen Erleichterung der Flucht Maciejkos sind 12 Leute im Alter von 20 bis 30 Jahren angeklagt, darunter zwei Frauen. Bei sämtlichen Angeklagten handelt es sich um ukrainische Studenten. Hauptangeklagter ist Stefan Vanders, der den Attentatsplan ausgearbeitet hat. Aus demGerichtssaal Darlehensvermittlungs-Schwindeleien. Die 6. Große Strafkammer des Berliner Landgerichts crat in einen umfangreichen Prozeß gegen 13 Angeklagte ein, denen Darlehnsvermittlungs-Schwindeleien im größten Ausmaße vorgeworfen werden. Sie sollen nach dem Er mittlungsergebnis rund 200 Personen in verschiedenen Tei- Fortsetzung.) „Als Fahrer oder als Ehestandskandidat?" „Als beides... Vergiß nicht, du nimmst ihn mit!" „Vergib nicht: er soll es nicht wissen!" „Bewahre! Wozu auch? Wer von den beiden fährt denn besser?" „Richtleben I" „Natürlich! Schwester Armgard, ^cyweger Armgard!" „Wenn du eine Ahnung vom Fahren hättest, Helma! Richtleben fährt weich, mit dem leisesten Druck regiert er den Wagen. Er fährt rücksichtsvoll, weicht aus, wo er kann, läßt das Signal nicht zu oft und nicht zu laut tönen... Er hat Mut und fühlt sich sicher. Heimann ist undiszipliniert im Fahren wie wohl auch im Leben. Bald hupt er zu laut und zu oft, bald gar nicht — mal rast er draus los, ms wäre er auf der Flucht... dann macht ihn jedes Hindernis nervös. Ein geschickter Fahrer ist er ganz gewitz nicht..." „Ach, du!" machte ein bißchen überlegen Helma — und, die Decke über den Kopf ziehend, dachte sie verächtlich: Die gute Armgard ärgert sich nur, daß er sich aus ihr so gar nichts macht! Zu eben dieser abendlichen Stunde stand in Mullen hosen der alte Inspektor Vogt in dem vertragenen Arbetts- anzug, den er vor allem deshalb so liebte, weil er wußte, Helma schämte sich seiner, wenn er ihn trug, auf dem Hofe, rauchte sein Pfejfchen und gab sich rebellischen Ge danken hin. Er haue Helma nie leiden mögen, von klein auf nicht. Las hatte seinen Grund darin, daß sie ihn um das Erbe des Hofes gebracht hatte. Der Bruder war lange Junggeselle geblieben. Nie mand hatte an eine späte Heirat des grilligen, geizlgeo Alten gedacht. Da hatte er sich eines schönen Tages von einem jungen und feinen Fräulein einsangen lassen, die so gut wie ihn jeden anderen hätte bekommen können, wett Italien verhaMungrbemt? - Die Erörterungen in Gens Genf, u. Oktober. Baron Aloisi hat an den Präsidenten des Völkerbunds- rates ein Schreiben gerichtet, worin er nochmals dagegen protestiert, daß der Rat einen Beschluß über die Feststellung des Angreifers gefaßt habe, ohne daß der italienische Ver treter zu einer ausführlichen Stellungnahme Zelt gehabt hätte. Lr behalte sich alle weiteren Schritte vor. Die unmittelbare Bedeutung dieses Schreibens ist, daß Aloisi darauf verzichtet, eine neue Ratssitzung zu beantra gen, in der er, wie ihm anheimgestellt wurde, nachträglich seine Bemerkungen hätte vorbringen können. Wie der diplomatische Mitarbeiter der „Morning Post" berichtet, soll in London von der Möglichkeit die Rede ge wesen sein, daß Mussolini anbieten werde, über eine Ver einbarung auf Grund der Besitzergreifung von Adua und eines Teils oder der ganzen Provinz Tigre zu verhandeln. Angesichts der psychologischen Bedeutung der Wegnahme von Adua und der Rache für die Niederlage von 1896 sei dies nicht ausgeschlossen. In amtlichen Kreisen würden keine grundsätzlichen Einwendungen erhoben, doch werde darauf hingewiesen, daß der Negus seine volle Zustimmung zu einer solchen Entscheidung geben müßte. Gegenwärtig deute nichts darauf hin, daß er bereit sei, die Abtretung von Tigre zu erwägen. Von den verschiedenen Kommentaren der italienischen Presse zur Besetzung von Adua ist derjenige in der „Gaz- zetta del Popolo" beachtenswert, da er vielleicht einen An haltspunkt für die Methoden gibt, die man nun einzuschla gen gedenkt. Italien gebe allen, die guten Willens sind, zu verstehen, so schreibt das Blatt, nachdem es die italienische Niederlage von Adua im Jahr 1896 berührt hat, daß es heute leichter mit Italien zu verhandeln sei als gestern, weil nach der Lösung der delikatesten Frage der Ehre und des Prestiges, die nur eine Austragung mit den Waffen zuließ, über die anderen Probleme immer Verhandlungsmöglichkeilen be standen haben. Natürlich sei es nicht Sache Italiens, zu einer Beschleunigung zu treiben oder Angebote zu machen. Der Dienstag war in Genf vorbereitenden Besprechun gen zwischen den maßgebenden Vertretern über die Frage der Sühnemaßnahmen gewidmet. Zur Beratung der fran zösischen Abordnung ist der Leiter der handelspolitischen Ab teilung des Außenministeriums, Coulondre, in Genf einge troffen. Laval und Eden hatten am Dienstaamittaa eine Zusammenkunft. In abessinischen Kreisen ist man trotz der Entschließung des Völkerbundsrates nicht ganz beruhigt. Man befürchtet, daß die Mächte ein weiteres Borrücken der italienischen Truppen begünstigen, um bei der Endregeluna einen stärkeren Druck auf Abessinien ausüben zu können. Andererseits erhält sich hartnäckig das Gerücht, daß zwischen England, Italien und Frankreich vertrauliche Verhandlungen über die abessinische Frage im Gange seien. Ler Eindruck ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, daß derartige Gerüchte von interessierter Seite verbreitet wer den, um die Stimmung für die Versammlung, in der sich eine gewisse Unlust gegen tatsächliche Sühnemaßnahmen zeigen dürste nnrrube>-eiten Frankreich ist nicht wohl rn MM Die geschichtliche Bedeutung des Beschlusses des Böl- kerbundsrates wird von der Pariser Presse voll gewürdigt. Man verhehlt dabei nicht, Englands treibende Rolle in der Angelegenheit gebührend herauszustellen, um das „Ja" La vals um so rücksichtsvoller zu übergehen. Die Tatsache, daß der Völkerbund zum erstenmal seit seinem Bestehen den Ar tikel 16 in Anwendung bringen will, wird von fast allen Blättern mit der Feststellung begleitet, daß der Völkerbund weder im Mandschureistreit noch im Chaco-Streit und auch nicht bei der „deutschen Vertragsverletzung infolge Einfüh rung der Wehrpflicht" sich zum Artikel 16 bekannt habe. Allerdings müssen die Blätter zugeben, daß bei der klaren Sachlage und angesichts der vorliegenden italienischen Kriegsberichte der Völkerbund kaum anders Hütte handeln können. Da in Paris nach wie vor eine starke Abneigung gegenüber Sühneinaßnahmen besteht — von der Linken ab gesehen — zeigt man eine leichte Befriedigung, daß die wirtschaftlichen und finanziellen Sühnemaßnahmen nicht automatisch in Gang gesetzt werden, sondern daß sie durch einen Koordinationsausschuß der Völkerbundsversammlung festgesetzt werden sollen. Der „Figaro" ist mit dem Genfer Spruch sehr unzufrieden. Jlalien ist verurteilt worden, so schreibt das Blatt. Der Mechanismus der Sühnemaßnahmen tritt zum ersten Male in der Geschichte des Völkerbundes in Tätigkeit gegen einen Staat, der der Welt die Zivilisation gegeben hat, gegen Ita lien als Erbe des Römischen Reiches. Der Mechanismus wirkt zugunsten eines Staates, der in der Barbarei lebt, und in dem Heuke noch der Sklavenhandel herrscht. So hat der Pakt es beschlossen, der zwischen Rassen und Zivilisa tionen keinen Unterschied kennt. len des Reiches um mehr als 150 000 RM. geschädigt haben. Als geistigen Anführer bei den Betrügereien bezeichnet die Anklage den 39jährigen Johann Weitenthaler aus Bersin. Ec gründete zusammen mit einem Mitangeklagten die Mit teleuropäische Wirtschaftsgesellschaft in Berlin-Wilmersdorf. Dieses Unternehmen befaßte sich angeblich mit der Beschaf fung billiger Kredite im Ausland. Die Geldsuchenden haben aber keinen Pfennig Kredit erhalten, obwohl i^nen im vor aus die sogenannten „Emissionskosten" für d^e angebliche Auflegung der Anleihe im Auslande abgeknöpft worden waren Beginn des Leo-Haus-Prozesses. Unter dem Vorsitz von Landgerichtsdirektor Genßler hat vor der 3. Großen Strafkammer des Landaerickts Mun sie hübsch und reich zugleich war. Drei Jahre hatte sie aus Müllenhofen gelebt, hatte die Geburt ihres Kindes nur kurz überlebt und war an einer Lungenentzündung ge storben, als die kleine Helma, wie man so zu sagen pflegte, aus dem gröbsten heraus war. Helma glich äußerlich der Mutter. Im Wesen war sie fast ganz der Vater, hochfahrend, selbstgerecht und eigensinnig. Der Onkel mochte sie von klein auf nicht. Aber sie war nun einmal da, und inan mutzte mit ihr rechnen. Als der Bruder starb, war die Nichte eben mündig. Keine schlechte Landwirtin, das mutzte man ihr lassen. Aber, wie der Alte, unberechenbar, launisch, keinem Rat zugängig... Hatte er, Heinrich Vogt, nicht getan, was er konnte, das Gut hochzuhalten und zu fördern? Da war sein bäuerliches Gewissen nun wirklich rein. Wie kam Helma dazu, ihm vorzuwerfen, er mache heim liche Geschäfte aus seine eigene Rechnung und betrüge sie? Es war ein scharfer Wortwechsel gewesen — und wenn nicht das Testament des Vaters sie gebunden hätte: Vogt zweifelte nicht, sie hätte ihm die Tür gewiesen... Aber nun war sein Recht amtlich festgelegt. Sie konnte ihn nicht fortschicken, nur bewachen, mit Mißtrauen oer- folgen, durch ihre Worte und ihre Art beleidigen und ver letzen... Dagegen war er wehrlos... Anvers als der Bruder und seine „Brut" war er, stiller Natur, hilslos gegenüber schlechter Behandlung, unfähig zu Bosheit und Intrige... Wohl brach die zurückgedämmte Empörung ab und zu einmal von feinen Lippen, offen und roh, wenn es so kam. Wohl sann er Rache. Aber wie? Aber wie? Den Hos durfte er nicht treffen. Der Hof war ihm wie fein eigener. Auch in seinen Adern stotz ja das Blut der Vogts die hier seit Jahrhunderten gelebt, gearbeitet, gestorben Der Hof war unantastbar. Aber das Mädchen... Er haßte Satan... Nicht weil er wild und gefährlich war... Sondern weil er nichts längst der ungerechten Nichte den Hals ge- chen I die Verhandlung !m Leo-Haus-Prozeß gegen die drei Geistlichen Dr. Georg Ernst, Monsignore Karl Walterbach und Leonhard Wacker begonnen. Zu der Verhandlung, die sich voraussichtlich über mehrere Wochen erstrecken wird, lind vorerst 31 Zeugen und ein Sachverständiger geladen. „Leistung entscheidet!" „Rüste Dich für den Werktag durch die Berufs erziehung der Deutschen Arbeitsfront". In allen größeren Betrieben Sachsens, in jeder Dienst stelle der DAF hängen in diesen Tagen die bunten Plakate der Abteilung für Ärbeitsführung und Berufserziehung und sprechen jeden schaffenden Deutschen an. Jeden, vom Be- triebssührer bis zum jüngsten Stift, gemahnen sie. an seiner vrocyen... csr yatzle Ntchtleben, der hochmütig und ver schlossen seines Weges ging und ihn zwar mit Höflichkeit, aber auch mit Fremdheit behandelte.. Er haßte ihn doppelt, seit er Satan zugeritten und geschult hatte... Der war nun wirklich kein Satan mehr... Ließ sich von dem Putzjungen zur Schwemme reiten und würde für Helma keine Gefahren mehr bringen... Jetzt setzte der Alte seine Hoffnung auf den neuen Wagen, den Mohr, wie er ihn seiner schwarzen Farbe, wegen nannte... Man las und hörte so viel von Autounfällen... Wenn es nur die Richtigen träfe... Ja, ja... Er dachte an Heimann... Ein schmucker Bursche, schien schars auf die Helma zu sein. Guten Appetit! Helma würde eine stachelige Ehehälfte aogeoen... Aber wenn der Junge dachte, ihn, den alten Land mann, zu überlisten... Er hatte ja wohl gemerkt, daß er ihn aushorchen wollte, wieviel denn eigentlich auf Müllen- hofen zu holen sei... Der Alte zog den bäurisch gewordenen Mund zu einem breiten Lächeln... Er hatte gehörig übertrieben ... Eigentlich nur dadurch, daß er geschwiegen und ein ge heimnisvolles Gesicht gemacht hatte... Allerdings: ob der Bursche mit seinem glatten, lächeln den Gesicht der Richtige für Helma war? Die mußte einen haben, der ihr gewachsen war... Vielleicht wie der andere, der verschlossen und hochmütig schien. Aber der machte sich augenscheinlich nichts aus Helma. Im Mondschein war der alte Mann, den die fünfund- dreißig Jahre Müllenhofen noch eigenbrötlerischer gemacht hatten, als es so schon in seiner Natur lag, langsam die Dorfstraße hinuntergegangen. Die Schönheit der lauen Mainacht ließ ihn unberührt. Der blaue Flieder hing schwer über die Zäune am Wege. Sein Dust erfüllte die Luft wie mit süßer Melan- cholie. Wolkenschäfchen zogen an dem leuchtenden Voll mond vorbei. Aber das nächtliche Blau des Himmels war hinter ihnen deutlich zu erkennen. TiHe Stille ringsumher. (Fortsetzung solg^'