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Veilage zur Montag, am 7. Oktober 1938 101. Jahrgang Nr. 234 Lrnstdanftag Der Staatsakt aus dem Bückeberg Auf dem Bückeberg. 6. Oktober. Ein klarer,, Heller son nendurchleuchteter Morgen ist angebrochen. Ueber den ab geernteten Feldern und den grünen Wiesen liegt eine festes frohe, erwartungsvolle Stimmung. Auf den Landstraßen bewegen sich seit Tagesanbruch unübersehbare Marschkolon- j neu. Zu Hunderttausenden sind die deutschen Bauern aus ! allen Teilen des Reiches und mit ihnen Volksgenossen aus allen Berufsständen nach dem Herzen Deutschlands gekom men, um hier sich um den Führer zu scharen und den Tag des Erntedankfestes feierlich zu begehen, um aufs neue ein machtvolles Bekenntnis für den Nationalsozialismus, für Deutschland und seinen Führer abzulegen. Verbundenheit von Nöhr- und Wehrstand Ms wir beim ersten Schein des neuen Tageslichtes die Straßen von Bad Pyrmont bis Hameln, das Gebiet, in dem sich der große Aufmarsch des deutschen Nährstandes voll- . zieht, durchfahren, sehen wir jjberall bereits emsiges Le- > den und frohes Treiben, hören Gesang und Marschmusik. ! Auf den Bahnhöfen stehen die mit Fahnen, Blumen lind : Tannengrün bekränzten Sonderzüge, die aus Nord und > Süd, aus West und Ost die Volksgenossen hierher gebracht : haben. Alle Straßen, alle Häuser, alle Höfe und alle Brük- : ken sind festlich geschmückt, und immer wieder sieht man die Erntekrone, das Sinnbild dieses Hohetags der deutschen ! Nation. s In einem Umkreis von mehreren hundert Suadratkilo- Metern herrscht dieses bunte Leben nun bereits seit 24 Stun den. Die Ggste aus dem Reiche sind von der Stadt- und Landbevölkerung mit freudigem Herzen und offenen Armen ausgenommen worden. Stadt und Land haben sich wieder verstehen gelernt. Der Bauer gibt seiner Freude über die ! geschaffte Arbeit und über den eingebrachten Lrntesegen > Ausdruck, alle Volksgenossen danken ihm für sein unermüd liches Schaffen, und gemeinsam bekunden heute alle Schich- j ten des deutschen Volkes ihren Dank dem Führer, der - Deutschland nicht nur die Rahrungsfreiheit, sondern auch ' die Wehrfreiheit wiedergegeben hat. Zum Zeichen der Ver bundenheit von Rährstand und Wehrstand reichen an die sem Tage die Bauern ihre Hand den jungen Männern des Volkes, die die Waffen zur Verteidigung des heiligen deut schen Bodens führen. Darum ist mit der Heerschau der Bauern auch eine Heerschau der deutschen Waffenmacht ver bunden. In den Kirchen der Städte und Dörfer sowie unter freiem Himmel im Feldgottesdienst dankten am frühen Mor gen bereits die Bevölkerung und die Gäste Gott für den Se- § gen der Ernte. Dann marschierten die unübersehbaren Ko lonnen bei prachtvollem Herbstwetter zu der Stätte, die der Inbegriff des Erntedankfestes geworden ist, zum Bückeberg, zum heiligen Berg, zu der alten deutschen Kultstatte, zu der Stelle, die von dem Leben Widukinds Zeugnis ablegt, auf i der Friedrich der Große seinen Gegnern gegenüberstand, ' in deren unmittelbarer Nähe die Urgroßeltern Horst Wessels ihren Bauernhof hatten. Des deutschen Bauern Ehrenställe Aon dem Gipfel des Berges aus, der die große Tri- , vüne der Ehrengäste trägt, bietet sich wieder das jetzt schon ! so gewohnte, aber trotzdem immer wieder hinreißende, wun dervolle Bild: Liebliche Talniederungen mit malerischen Dörfern und stolzen Bauernhöfen, grüne Wiesen, rauschende Wälder, ragende Berge, und inmitten dieser wunderbaren Landschaft stehen beute schätzungsweise 700 000 Volksgenossen, die Abge sandten aller deutschen Stämme, die Vertreter der ge einten deutschen Ration. Ueber diese ungeheuren Menschenmengen, über Wiesen, Fel- der und Berge schweift der Blick und bleibt haften an den hohen Flaggenmasten mit den Hakenkreuzfahnen, die zu beiden Seiten in vierfacher Reihe den 500 Meter langen Weg einrahmen, den heute der Führer nimmt. Tausende von Fahnen stehen rings um die Tribüne der Ehrengäste § oben auf dem Berge sowie an der Rednertribüne am Fuße ! des Berges. An dem Ausbau dieser Thingstätte des deut- i schen Bauerntums haben während des ganzen Sommers wieder drei Abteilungen des Arbeitsdienstes gearbeitet. Wenn nun innerhalb von fünf Jahren die Pläne in die Tat umgesetzt sind, dann wird der Blick von dem Gipfel des Berges unmittelbar auf den hochragenden Süntel gelenkt werden, auf die landschaftlich hervorragendste Stelle, auf der dann das Denkmal von Horst Wessel stehen wird. Massenchöre und Musikkorps, Vorführungen von Spiel und Tanz sorgen für die Unterhaltung der immer stärk- ker anwachsenden Menschenmenge. Auf zwei hohen Schaugerüsten svielen, tanzen und singen Trachtengruppen aus allen deutschen Gauen und künden von deutschem Brauchtum. 3000 Trachtenträger sind hier versammelt, ein heiteres und farbenfrohes Bild. Auf einem besonderen Platz vor der Ehrentribüne haben 800 Opfer der Arbeit Platz gefunden. Nun sind die Stunden des Aufmarsches -und des ge- dMdigen Ausharrens der Menge beendet. Eine gewaltige Spannung packt alle. Die Blicke richten sich zu der Straße, die der Führer nehmen muß. Die große Tribüne hat sich - bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Ehrengäste sind in gro- ß" Zahl erschienen: auch die Vertreter der fremden Staa- ten, Botschafter und Gesandte, haben sich eingefunden j Ankunft der Führern «urz vor 12 Uhr wird der wagen des Führers au, der Straße von Hameln her sichtbar. Die Massen richten sich aus, eine Ehrenkompagnie Infanterie sowie eine Ehren- bereitschast des Arbeitsdienstkommandos präsentieren. Gren- zenlos ist der Jubel, der nun über das Feld hinwegbraust Die Absperrmannschaften haben alle Mühe, die Mas sen zurückzuhalten. Die Artillerie hat 21 Salutschüsse ab gefeuert, aber die Heilrufe übertönen den Donner der Ge schütze. Ein Geschwader von 17 Flugzeugen ist dem Führer «ntgegengeflogen. In Hakenkreuzform zieht es am Himmel seine Schleifen. Reichskriegsminister Generaloberst von Blomberg, der Oberbefehlshaber der Wehrmacht, General der Artillerie Freiherr von Fritsch, der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Admiral Raeder, sowie der Oberbefehls haber der Luftwaffe, General der Flieger Göring, begrüßen am Fuße des Berges den Führer. Dann steigt der Führer, allen sichtbar, den etwas höher gelegenen Weg zur Ehren tribüne hinauf. Neben ihm gehen der Reichsbauernführer Darre und Reichsminister Dr. Goebbels. Immer wieder nimmt der Führer aus den Händen der nächststehenden Bauern und Bäuerinnen die Früchte des Feldes sowie Blumensträuße entgegen. Rur langsam gehl es den Berg aufwärts. Die Musikkorps spielen den Baden- weiter Marsch. Auf dec Ehrentribüne angelangt, begrüßt der Führer die dort versammelten Ehrengäste und Diplo maten. Der Führer enMngt die Erntekrone Drei Knallbomben künden den Beginn des Staatsaktes an. Eine Abordnung der Kreisbauernschaft Dannenberg, bestehend aus einer Jungbäuerin, einem Jungbauern, einer Landarbeiterin und einem Landarbeiter, tritt an den Füh rer heran und überreicht ihm die Erntekrone. Die Jung bäuerin richtet dabei an den Führer folgende Worte: Mein Führer! In treuer freudiger Arbeit haben wir ge erntet, was die Kraft der Sonne und des Bodens ans unserer Scholle wachsen ließ. Wir wissen und sind stolz darauf, daß Sir, mein Führer, das Bauerntum aus jahrhundertelanger see lischer Unfreiheit herausgehobcn und es wieder seiner großen völkischen Bestimmung verpflichtet haben. Der Väter Erde, Blut und Boden, ist uns heilig. Wir wollen es hüten und wahren. Unsere Dankbarkeit zu Ihnen ist ehrliche Liebe und immerwäh rende Treue. Zum Zeichen unseres Vertrauens und in Dank barkeit überreiche ich Ihnen die Erntekrone des deutschen Bauerntums. Der Führer nimmt die Erntekrone, sichtbar bewegt, ent gegen und dankt der Jungbäuerin mit herzlichen Worten. Tausend Einwohner Hamelns, Männer, Frauen und Schul kinder, tragen sodann den Chorgesang „Segnung" von Kapellmeister Otto Meyer-Hameln, vor, eine kraftvolle Dich tung von volksliedhafter Schönheit und Innerlichkeit, ein dichterisches Bekenntnis zum Führer. Rede Dr. EseSdelr' Darauf nimmt Reichspropagandaminister Dr. Goebbels das Wort zu folgender Ansprache: Mein Führer! Das deutsche Bauernvolk steht in dieser Stunde um Sie versammelt, um mit Ihnen gemeinsam das Erntedankfest des deutschen Volkes feierlich ,u beaeben. Weltbild <M>. Die Reichshauptstadl im Zeichen de» Erntedankfestes. Fanfarenbläser des Jungvolks eröffnen die Feier zum Erntedanktog Im Berliner Lustgarten. Eine Million Bauern aus dem Riedersachsenlande" steht auf dem Bückeberg und an den Anfahrtstrahen nach Goslar aufmarschiert, um Sie, mein Führer, zu grüßen und Ihnen ihre Huldigung und ihre Dankbarkeit zu Füßen zu legen. Die deutschen Bauern haben ein schweres Jahr hinter sich. Eine schlechte Ernte im vergangenen Jahre hat Schwie-- rigkeiten auf dem Gebiete der Nahrungsmittelversorgung des deutschen Volkes heroorgerufen. Trotzdem ist es dem deutschen Bauerntum gelungen, die Einfuhr von Lebens mitteln nach Deutschland von 214 Milliarden auf 1 Mil liarde durch Intensivierung der Landwirtschaft herunter- Audrücken. Was das für die Ankurbelung der Arbeits schlacht bedeutet, das weiß nun nachgerade auch jeder Ar beiter in Deutschland. Bauer und Arbeiter haben im Zeichen des Rational- fozialismus verstanden, daß wahre Volksgemeinschaft unk» Freiheit der Ration nach innen und nach außen nur er reicht werden können durch Zusammenwirken der Stände^ wie Sie, mein Führer, es das deutsche Volk gelehrt haben. Und nicht umsonst bestreitet die wiedererstanden» deutsche Volksarmee am heutigen Mittag einen großen Teil, des Programms unseres Bauern- und' Erntedankfestes. Denn das Bauerntum stellt den besten Teil seiner Söhn» für die junge deutsche Volksarmee zur Verfügung, und di» junge deutsche Volksarmee wurde von Ihnen, mein Führer, nicht geschaffen, um Kriege zu führen oder Kriege zu pro vozieren. Sie wurde geschaffen, um den Maschinen deutscher Arbeiter und den pflügen deutscher Bauern den Schuh zu gewahren, av' oen sie /mspiua) yavcn uns der jur sie notig ist, um das deutsche Volk zu ernähren und zu kleiden, (Beifall). Deshalb steht auch dieser Bauerntag im Zeichen der deutschen Freiheit, und es ist vielleicht das schönste Symbok dieser letzten großen Volksdemonstration dieses Jahres, irr dem Sie, mein Führer, dem deutschen Volke die Wehr freiheit zurückgegeben haben (Beifall), daß Arbeiter, Bauer und Soldat Hand in Hand zusammenstehen, um dem Volk» sein täglich Brot zu geben und dem Reiche seine Freiheit zu sichern (Heilrufe). j In diesem Sinne, mein Führer, grüßen die Arbeiter» « Bauern und Soldaten, grüßt Sie das geeinte deutsche Volk. Adolf Hitler: Sieqkleil! W»; miere Wehrmacht stiftet Und nun beginnt die große Schauübung der Wehr macht, bei der alle modernen Waffengattungen zum Einsatz kommen. Die Uebung hat nicht so sehr das taktisch und tech nisch richtige Handeln der Truppen und ihrer Führer zum - Ziel, sie ist mehr darauf angelegt, den Zulchauern möglichst j viel von den einzelnen Waffengattungen und ihrer Arbeit zu zeigen. Am Fuße des Berges ist der Ort „Bückedors" aufge baut worden, ein kleiner Ort von vielleicht einem Dutzend Wohnhäusern und Nebengebäuden. Hier verteidigen sich die roten Kräfte gege.r den andringenden blauen Feind, der in überholender Verfolgung über Voremberg-Hastenbeck vorgeht, um den Weserübergang seiner Hauptkräfte zu er möglichen und dem Gegner den Rückzug nach Westen ab zuschneiden. Insgesamt sind mehrer lausend Wann Infanterie, Pioniere, kraftfahrschühen, Reiterei, Artillerie, hundert Kampfflugzeuge und 120 Tankwagen an dem Gefecht be teiligt. Späher des Angreifers schieben sich gegen das Dorf vor. Blaue Flieger klären auf. Die Artillerie des Verteidi gers nimmt das Feuer auf. Motorisierte Pioniere der Verteidiger fahren vor und legen Tankminen. Flieger ver suchen, die Stellung der Verteidiger aus der Luft zu pho tographieren. Die Flak-Batterien oer Verteidiger richten ihr Feuer auf die feindlichen Flieger, die Bomben abwerfen. Die angreifende Infanterie geht lebhafter vor und wird von Artillerie, Minenwerfern und schweren Maschinengewehren unterstützt. Die schweren Waffen folgen dem Vorgehen der Infanterie. Eine Kraftradschiitzen-Kompagnie greift auf feiten der Angreifer ein, ebenso ein Reiter-Regiment. Die ' Reiter sitzen ab. Die Artillerie wird vorgeschoben. Die Mi nenwerfer nehmen einen Stellungwechsel vor. Flak-Baite- ! rien feuern ununterbrochen auf die angreifenden Bomber. ' Die ersten Häuser von Bückedorf werden durch die blauen § Angreifer in Brand geschossen. Das blaue Infanteric-Regi- ! ment greift Bückedorf an. Rot verlängert aus seinen Re- j serven den linken Flügel der Verteidiger. Blaue Infanterie flieger geben weiße Lichtzeichen ab und fordern damit zum Auslegen von Fliegertüchern auf, um die vorderste blaue Angriffslinie erkennen zu können. Die blauen Flieger wer den von einer Flak-Batterie beschossen. Die blauen Angreifer! haben sich bis auf 250 Meter an die rote Stellung herange-l arbeitet. Eine rote Reserve-Kompagnie rückt vor. Das Gefecht hat zeht feinen Höhepunkt erreicht. Die Verteidiger vernebeln ihre Stellung, um dem Angreifer die Sicht zu nehmen. Die Angreifer verschleiern ebenfalls hin ter einer Rebelwand ihre Absichten, und aus dieser Rebel wand brechen plötzlich dih blauen Kampfwagen in Starkes eines Bataillons gegen das Dorf vor. Auf beiden Seiten waren alle Waffenarken in den Kampf verwickelt. Schließlich gelingt den blauen Kampfwagen der Ein bruch in die rote Stellung, wobei einzelne Kampfwagen auf ein Minenfeld auflaufen und unschädlich gemacht werden. Alle Häuser von Bückedorf gehen in Flammen aus, wäh- E rend die blauen Luftkampfkräfte in einem Tiefflug den - weichenden Gegner bedrängen. Zum Schluß treten di» roten Reserven zum Gegenangriff an. Line halbe Stunde dauerte dieses militärische Schau spiel, das von den Zuschauern mit gewaltiger Spannung verfolgt wurde. Das Hauptinteresse galt begreiflicherweise den modernsten Waffengattungen. Fliegern, Flak-Batterien und Panzerwagen. Der Führer spricht den Offizieren der Wehrmacht Worte des Dankes und der Anerkennung für die gezeigten Vor-