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— 719 — Die Glaserzhükten (Hütten, in denen das bergmännische Glas- erz, d. h. Siiberglanz, eins der reichsten und wichtigsten Silbererze, ge schmolzen wurde) gaben der neuen Siedlung den mundartlich verkürzten Namen Glashütte. Herzog Georg der Bärtige, einer der tüchtigsten Fürsten seiner Zeit, der seit 1492 die Negierung für seinen als Reichsstatthalter in Friesland weilenden Bater Albrecht den Be herzten führte, liest sich die Förderung der neuen Aergmannssiedlung und ihrer Glashütten besonders angelegen sein: Am 10. Februar 1506 erteilte er in einem Befreiungsbrief, dessen Original nicht mehr aufzu- sindcn, aber in zwei Abschriften bekannt ist (Hauptstaatsarchiv Dresden loc. 9867 und Stadtarchiv Glashütte), dem Ort auf das Bitten der Berg leute hin Berg- und Stadtrecht nebst verschiedenen Privilegien (sc brauchten sie z. B. die vordem ins Amt Pirna gereichten Erdzinsen nicht mehr abzuführen). Als Skadtsiegel bekam Glashütte einen Schild mit den Symbolen des Bergbaus, Schlägel („Fäustel") und Eisen, zuge sprochen. Wahrscheinlich wurde nun erst, nachdem den Bergleuten „Platz und Raum zu einer Stadt" erteilt worden war, der Ort zu einer regelmäßigen Stadt umgebildet und das dortige Leben in geregelte Gleise geführt. Die Gerichtsbarkeit über die Stadt wurde den Amt leuten zu Altenberg übertragen. Der Silberbergbau blieb — als Raubbau — nur leider nicht lange in Blüte. Nur ungefähr ein halbes Jahrhundert, bis etwa 1550, verzeichnete man allerdings auch schon stetig absteigende Einnahmen. Nachher konnte man trotz allen geordneten Abbaus, der vor allem auch sehr kostspielig war, die Grundwässer kaum mehr bewältigen, und schließ- lich brachte der 30 jährige Krieg den Silberbergbau vollends zum Erlie gen. So erging eS auch dem A b b a u a u f E i s e n, der nocy wenige Jahrzehnte vorher in groster Blüte gestanden hatte; denn 1590 schreibt Petrus Albinus' in seiner sehr zuverlässigen „Bergchronica": „DaS für- trefflichste Lisen wird zum Lawenstein und Berggießhübel und Glas hütten gemacht. Deswegen etliche das Eisen, so daselbst gemacht, Pir- nisch nennen, und rühmen davon, eS sey geschmeidiger als daS Lausitzer, so doch sonsten auch weit geführet wird. Zum Gießhübel werden auch die besten Eisern Oefen gegoßen. (Hier scheint übrigens die Geburts- stäkte vieler alter sächsischen Ofenplatten zu sein.) 3n die ersten Jahrzehnte der GlaShütker Bergbau- und Stadtgc- schichte fällt auch die Gründung der Kirche. Als der Ort wirt schaftlich etwas gefestigt dastand, erhielten die frommen Bergleute ein kapellenähnliches Kirchlein, das der IohnSbacher Kirche unterstand. 3ene Kapelle wird erstmalig 1 495 in der Meißner Bistumsmatrikel un ter den dem Bischof zinSpflichkigen Kirchspielen deS Erzpriesterstuhles Dippoldiswalde urkundlich erwähnt: IV lVi — oppiäum GlaShütt (d. h.: Bon 4 M. Prieslergehalt entrichtet Bischofszins der befestigte Ort Glas hütte), Auch 1506 ist von der GlaShütter Kirche die Rede, als aus ihren Mitteln eine Badstube vorn, unteren Stadttor errichte: und nnt rhalten wurde. Bon da an erhielt die Kapells zu ihrer Aufrichtung und Besse rung von der Stadt jährliche Zinsen.