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Vertage zur „WeGeritz-ZeituKg" Nr. 228 Montag, am 30 September 1935 101. Jahrgang s Genf, 29. September, veröffentlicht ein vom 27. das die Vertreter Frank- Das Völkerbundssekretariat September datiertes Schreiben, reichs, Englands und Italiens ai^ den Präsidenten des Völkerbundsrates über die Memelfrage gerichtet haben. Das Entspannung in den deutsch-litauischen Beziehungen heroei- Zufuhren. Um aus anderem Wege zu dieser Entspannung oeizutragen, haben die drei Regierungen die deutsche Re gierung von diesem Sachverhalt in Kenntnis gesetzt und dabei die Hoffnung ausgesprochen, daß diese Anlaß nehmen werde, ihrerseits die gleiche Absicht zu bekunden und, indem sie in dieser Hinsicht alle geeigneten Maßnahmen ergreift, zur Befriedung und Verbesserung der Beziehungen zwischen dem Reich und Litauen beizutragen. Die Vertreter der drei Regierungen wünschen, daß die vorliegende Mitteilung dem Völkerbundsrat zur Kenntnis' gebracht wird." Das Schreiben ist unterzeichnet von Laval. Eden und Aloisi. Zu der Bekanntgabe der der Rellysregierung überreich- ren Denkschrift an den Völkerbund durch die Signatarmächte des Memelstatuts ist folgendes sestzustellen: Wie den Botschaftern Frankreichs, Großbritannien» und Italien» gegenüber bei ihrem Schritt im Auswärtigen Amt von deutscher Seite nachdrücklich betont wurde, kommt es bei der Beurteilung des Problems allein auf die Tatsache an, daß es ausschließlich Litauen gewesen ist, das seit einem Jahrzehnt durch die dauernde Verletzung internationaler Verpflichtungen und die fortgesetzte Verfolgung der deutsch stämmigen Memetländer schließlich eine unmögliche Lage geschaffen bat. Die Signatarmächte selbst hätten diese Lage As unhaltbar und abhilfebedürftig bezeichnet. Sie müßten sich daher darüber klar sein, daß die Beunruhigung im deut schen Volk eine durchaus berechtigte Reaktion gegen die bauernde Entrechtung und Mißhandlung deutscher Stam mesbrüder sei. E, liege ausschließlich bei, der litauischen Regierung, durch eine grundlegende Umstellung ihrer Poli lik ln Memel rechtmäßige Zustände wiederherzustellen und dadurch Ruhe und Ordnung zu schaffen. Die Ei«' und Ausbürgerungen Zu den im Ausland verbreiteten litauischen Meldungen über die Zahl der Ein- und Ausbürgerungen im Memel-! gebiet ist folgendes zu bemerken: Tatsächlich sind im Memelgebiel bis zum 1. April dieses ! Jahres 523ö Personen eingebürgert worden, und nach die- I sem Zeitpunkt noch mindestens 5000, letztere größtenteils im s Widerspruch mit dem Memelstatut, da der stalulswidrige ! Präsident des Direktoriums Vruvelaltis im April dieses ! Jahres die Richtlinien für die Einbürgerung geändert und ! dabei die Bedingungen einjährigen Wohnsitzes im Memel- i gebiet sowie der Erfüllung der Steuerpflicht beseitigt hat. Aus diese Weise haben auch solche Personen im Memelgebiet ! das Wahlrecht erhalten, die es in Litauen nicht besitzen. Es sind sogar Saisonarbeiter eingebürgert worden, die! nicht einmal ihren Wohnsitz im Memelgebiet, sondern in! Litauen haben, Außerdem ist entgegen den Bestimmungen des Statuts und des Wahlgesetzes ein besonderes Wahlver-s fahren für die in letzter Zeit stark vermehrten Militärper-- sonen und Grenzpolizeibeamten eingeführt worden, durch welches deren Stimmabgabe der öffentlichen Kontrolle ent zogen wird. Mit den Ausbürgerungen hat man in erster j Reihe die Führer des Memeldeutschtums treffen wollen, l Man hat die Spitzenkandidaten der memelländischen Liste, Präsident Dr. Schreiber, Oberbürgermeister Dr. Brindlinger und Verwaltungsgerichtsdirektor Dr. Treichler, durch die ungesetzliche Entziehung der Staatsbürgerschaft für die Wahl ausgeschaltet. Außer den 69 Ausbürgerungen sind in der Stadt Memel allein 14 800 Pässe von Memelländern bean standet worden, in den Landkreisen vermutlich ebensoviel. Nachrichten zufolge soll den Inhabern dieser Pässe von litaui scher Seite die Wahlfähigkeit strittig gemacht werden Nur Einigkeit macht stark! Reichsminister Dr. Goebbels über Außen- und Innenpolitik Nownoer Versprechungen Eine Denkschrift der Signatarmächte Bei einer großen Wehrmachtsveranstaltung des Reiter- Regiments 9, Fürstenwalde, auf der Karlshorster Renn bahn bei Berlin hielt Reichsminister Dr. Goebbels am Sonn tagabend eine bedeutungsvolle Rede, in der er zunächst die besondere Aufgabe von Wehrmacht und Partei im Leben des deutschen Volkes erläuterte und dann zu einigen we sentlichen innen- und außenpolitischen Fragen Stellung nahm. Dr. Goebbels grüßte die Soldaten der neuen deutschen Armee, deren Wiederherstellung der Nationalsozialismus erkämpft habe. Das Volk wisse, daß die Wehrmacht zu seinem Schutz bestimmt sei. Die Armee stehe nicht mehr zwischen Volk und Staat, sie sei Mitträgerin des Staates und Bundesgenosse des Volkes. Der Wiederaufbau der Wehrmacht habe Mut erfordert. Wie notwendig es aber sei, daß ein Volk die Waffen besitze, um seine nationalen Rechte verteidigen zu können, das sehe man in der gegen wärtigen Weltkrise. Ein Volk könne nur dann in Frieden leben, wenn es sich aus eigener Krast verteidigen könne. „Es war nicht so leicht", rief Dr. Goebels aus, „diese Armee aufzubauen, wenn es auch leicht ist, ihr jetzt, wo lie dasteht, wzujubeln!" Das ganze Volk habe für den Aufbau dieser Armee Opfer gebrächt. Alle diejenigen, die auf materielle Vorteile in deii letzten Jahren verzichtet haben, könnten heute mit Stolz sagen: „Diese Armee ist auch unsere Armee: wir haben sie mit aufgebaut." „Das Recht auf dieser Welt wird niemandem geschenkt, sondern behauptet", so erklärte der Reichsminister unter starkem Beifall. Darum hätten wir den Völkerbund verlassen, als inan dort das national sozialistische Deutschland ebenso behandeln wollte wie früher „Deutschland ist stark, wenn wir geschlossen hinter fei nen Fahnen stehen. Wenn wir aber schwach werden, dann wird es zugrunde gehen." (Dieser Satz des Gauleiters geht in einem Jubelsturm fast unter? In Anbetracht der ungeheuren Leistungen der letzter Jahre sei es unfair, an kleinen Schwierigkeiten und Schä den herumzukritteln. Fünfzehn Jahre Bankerottwirtschaf! könnten nicht in zweieinhalb Jahren beseitigt werden. Dies« Kritikaster gehörten zu jener Sorte Menschen, die nie zu friedenzustellen seien. „Wir könnten heute Wunder vollbrin gen, sie würden Ueberwunder von uns verlangen." Das man gelegentlich über irgendetwas schimpfe, das sei nich! das schlimmste". „Aber daß Besserwisser an allem herum kritteln, das verbitten wir uns." Schuldenmachen, da- könne jeder Strohkopf. Aber Schulden abzutragen, dazu gehöre der Mut zur Unpopularität. Und diesen Mut hab« die nationalsozialistische Regierung aufgebracht. Kein« Macht der Welt könne sie dazu bringen, etwas zu tun, wa- der Zukunft der Nation schade. Auch an der geheimen unk offenen Verständnislosigkeit der Bürokratie werde das nich! scheitern, was der Nationalsozialismus für notwendig halte Gewiß trete infolge der schlechten Ernte des vorigen Jahres hier und da eine Verknappung einzelner Lebens mittel ein. Aber der nationalsozialistische Staal werde Mit- tel und Wege finden, um dem abzuhelfen. Es werde auch nicht geduldet werden, daß manche Leute diese Dinge zn Ihrem persönlichen Vorteil ausnützten. Das vom Führei . aufgestellte Prinzip: Lohnerhöhungen sind zur Zeit nich! möglich, dafür muß aber auch jede Preis st eigerunx verhindert werden — dieses Prinzip werde in den Bettagung w Genf hoffnungsvolle Schlußansprache Benesch». Genf, 29. September. Die Völkerbundsversammlung bat ihre programmäßigen Arbeiten abgeschloffen und sich entsprechend dem von ihrem Präsidium gefaßten Beschluß bis auf weiteres vertagt, um im Falle einer Verschärfung des italienisch-abessinischen Son- fliktes jederzeit ohne weitere Formalitäten wieder zusam mentreten zu können. In der Schlußsitzung wurde eine an den Präsidenten der Versammlung gerichtete Mitteilung des amerikanischen Staatssekretärs verlesen, in der die amerikanische Regierung ihr Interesse an den Arbeiten des Wirtschaftsausschusses der Völkerbundsversammlung bekundet und sich besten Grund gedanken, die Förderung einer liberalen Handelspolitik durch zweiseitige Abkommen auf der Grundlage der Meist begünstigung, zu eigen Macht. Diese Erklärung wurde von dem Präsidenten sowie von dem Vertreter Hollands mit Worten des Dankes begrüßt. Benesch schloß sodann die Sitzung mit einer Ansprache, in der er die Arbeit der diesjährigen Versammlung wür- digte. Er erwähnte dabei auch die Abrüstungsfrage und erklärte, die Tatsache, daß in diesem Jahre keine Aussprache über die Abrüstung stattgefunden habe, bedeute keinen Der- zicht auf die Hoffnung, daß trotz der Schwierigkeiten des Augenblicks die Abrüstungskonferenz ihre Arbeiten wieder aufnehmen und zum guten Ende führen werde. Zu dem italienisch-abessinischen Konflikt erklärte Benesch, niemals seien in Genf so klare und greifbare Erklärungen über das Arbeiten des Völkerbundes und über die restlose Anwen dung des Völkerbundspaktes von den Vertretern der Groß- Mächte gesprochen worden, wie das diesmal der Fall gewesen sei. Das Bekenntnis der Großmächte zum Genfer Institut und zu einem neuen Leben des Paktes, vor allem die Er- klärung eines großen Landes wie England, daß es künftig nach st en Wochen undMonaten rigorosdurch geführt werden. Die jetzige gespannte Weltlage verlange die volle Kraft der Nation, nicht nur durch den Aufbau der Armee sondern auch durch Erhaltung der morali schen Widerstandskraft. Daher könne, so betonte der Minister unter lebhafter Zustimmung, eine Zersetzung i des Volkes durch religiöse Streitigkeiten nicht geduldet werden. „Die Priester", so rief Dr. Goebbels aus, „mögen auf den Kanzeln bleiben, und wir bleiben aus den Versammlungstribünen. Beide aber mögen dafür Sorge tragen, daß die politische Geschlossenheit des Volkes nicht angetaitet werde." Niemand werde Deutschland Helsen, wenn es in Schwie rigkeiten gerate. Darum müßten gerade wir Deutsche be sonders eng zusammenhalten. «Wenn einer sich am Staat vergreift, so werden wir ihn", so erklärte der Minister unter brausendem Beifall, „um der Zukunft des Volkes willen vernichten müssen." Das gelte auch für die Iudenfrage; sie werde vom Staat gelöst werden. Wer nach der Annahme der Nürnberger Indengesetze auf eigens Faust Exzesse verübe, der ver greife sich am Staats und der Staat werde ihn zur Rechen schaft ziehen. Der kommende Winter stelle uns auch außenpolitisch angesichts der gesamten Weltlage große Aufgaben. „Wären wir heute wehrlos, so könnte keine Macht der Welt uns davor bewahren, in den Strudel eventueller Ereignisse hin eingerissen zu werden. Heute beruht unsere selbstgewählte Neutralität auf der eigenen Kraft der Nation." Dr. Goebbels kam dann auf die Bedrängung der M e - meldcutschen zu sprechen und erklärte in diesem Zu sammenhang unter begeisterter Zustimmung. Man soll in der Welt so lange nicht mehr von Recht reden, solange man hier unter den Augen der Welt das Recht mit Füßen trit t." Die Welt möge im übrigen ihre Händel allein ausmachen. Wenn man aber versuchen sollte, uns in diese Händel hineinzuziehen, dann stoße man aus unsere Abwehr. (Stürmische Zustimmung.) Die Aufgaben des kommenden Winters nach außen lind innen würden gemeistert werden, wenn wir alle zu sammenhielten. Das deutsche Volk habe im Kriege und nach dem Kriege einen derartigen Heroismus bewiesen, daß es niemals zusammenbrechen könne. Dieses deutsche Volk zu führen, das sei die höchste Ehre, die einem deutschen Mann widerfahren könne. Die Veranstaltung in Karlshorst mit ihrem Zusammen wirken von Volk, Armee und Partei sei Beweis für die Festigung der Gemeinschaft. Die Partei habe den Weg er kämpft. Der Gemeinschaft von Volk, Partei, Armee und Fahne gehöre heute die ganze Nation an. Der Führer sei Wegweiser aus der Vergangenheit in die Gegenwart und aus der Gegenwart in die Zukunft. Ihm verdanke die Nation Brot und Arbeit und die nationale Freiheit. Des halb gelte ihm der Dank des ganzen Volkes. Reichsminister Dr. Goebbels brachte diesen Dank in einem dreifachen Sieg- Heil aus, in das die Volksgenossen, ergriffen von den Wor ten des Ministers, begeistert einstimmten. Dann sangen die Hunderttausende das Deutschland- und das Horst-Wessel- Lied, womit die erbebende Massenveranstaltung ihren Ab schluß sand. Schreiben hat folgenden Wortlaut: Herr Präsident! Wie der Völkerbundsrat sich wieder holt überzeugen konnte, haben es sich die Regierungen Frankreichs, Englands und Italiens immer angelegen sein lassen, gemäß der Konvention vom 8. 5. 1924 über die An wendung des autonomen Regimes im Memelgebiet zu wachen. Sie haben demgemäß darauf hingewirkt, daß ge- eianete Maßnahmen erlassen würden, um die Erregung zu beschwichtigen, die sich im Laufe der letzten Jahre unter der Bevölkerung des Gebietes gezeigt hat, ferner um vertrauens volle Beziehung«! zwischen gewissen örtlichen Behörden und der litauischen Regierung wiederherzustellen und ein nor males Arbeiten der durch das Statut vorgesehenen Einrich tungen zu sichern. Durch eine öffentliche Erklärung hat die litauische Regierung bekanntgegeben, daß die auf den 29. September anberaumten Wahlen nicht aufgeschoben würden, daß sie sich gemäß den früheren Gesetzen vollziehen würden mit den einzigen Aenderungen, die durch das Gesetz vom 15. August eingetreten sind, deren Tragweite begrenzt ist und die die Aufrichtigkeit der Volksbefragung nicht beein trächtigen können sowie schließlich, daß die Ungleichheit nicht anonyme Gruppen, sondern eine begrenzte Anzahl bestimm ter Personen treffen würde. Die drei Regierungen haben andererseits die volle Zu- sicherung, daß der neue Landtag nach Beendigung der Wahl- I Handlung innerhalb der gesetzlichen Fristen zusammentreten und das Direktorium gemäß den Bestimmungen des Statuts gebildet werden wird. Sie sind der Auffassung, daß damit die litauische Regierung ihren aufrichtigen Wunsch bekund« hat, zur Befriedung der Geister beizutragen und durch Sicherstellung d5A normalen Arbeitens des Statuts eine Kurze Notizei» Die Landesgruppe Kamerun der NSDAP, meldet so eben der Leitung der Auslandsorganisation der NSDAP., die auch in diesem Jahr mit der Durchführung des Winter hilfswerks im Auslande beauftragt wurde, daß eine vorbei reitende Sammlung unter den Partei- und Volksgenossen! Kameruns im ersten Ansturm einen Betrag von 5700 RMj erbrachte. Die Schweinezählung vom 5. September 1935 ergab einen Gesamtbestand von 2216 Millionen Schweinen gegen- i über noch nicht 20 Millionen im Juni 1935 und 25 Millionen! im September 1934. Der Gesamlbestand an Schweinen hat! demnach seit Anfang Juni d. I. um 2,6 Millionen Stück zugenommen. Die Ueborsllhrung der sterblichen Ueberreste Marschall Lyau teys in das für ihn errichtete Mausoleum bei Rabat in Marokk« soll in den Tagen voin 25. bis 30. Oktober erfolgen. 14 000 Bergarbeiter der Kohlengruben „Cory und „Ocean" i» Südwales drohen mit einem Streik. Die Streikdrohung wird da mit begründet, daß ein Teil der Bergarbeiter es ablehne, trotz de, aus sie ausgeübten Druckes in die Gewerkschaft einzutreten. Bei Bordeaux lies der französische Kreuzer „Gloire" vom St» pel. Der Kreuzer „Gloire" hat eine Wasserverdrängung von 770» Tonnen, eine Länge von 179,50 Metern und ist 17,5 Meter breit Die Bestückung besteht aus 9 Geschützen von 152 Millimeter Ka liber. die in drei Oreierlürmen zusammengesaßt sind. Das japanische Auswärtige Amt verbietet allen Angehöriger des diplomatischen Dienstes die Heirat init Ausländerinnen, dc solche Heiraten nachteilig für die außenpolitischen Interessen seien. Zuwiderhandelnde müssen den diplomatischen Dienst verlassen. Wegen aktiver und passiver Bestechung verurteilte das japa nische Reichsgericht nach einem sieben Jahre lang dauernden Straf verfahren den früheren Cisenbahnminister Ogawa zu zwei Jahrer Gefängnis und 192 000 Den Geldstrafe, den früheren Präsidente« l der Ordenskommission Amaoka zu zwei Jahren und 142 000 Per ! und den früheren Präsidenten der Handelskammer Fujita zu zme> Monaten «Aeköngnis.