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Mittwoch, am 24. Juli 1935 1Vl. Jahrgang Nr. 170 Aaltest« Zeitung des Bezirks Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschasl, des Stadtrais und des Finanzamts Dippoldiswalde - Anzeigenpreis: Die 48 Millimeter breit» - Millimeterzelle 6 HA im TeMll dl« 88 j Millimeter breit« MMImeterzelle 18 H/ - Anzeigenschluß: 1v Uhr vormittags. Zar Zeil Ist Preisliste Nr. 3 gültig Bezugspreis: Für einen Monat 2.— mit Zutragen; einzelne Nummer 10 :: Gemeinde-Verbands-Girokonto Nr. 3 :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 Postscheckkonto Dresden 125 48 Weitzeritz-Jeilung Tageszeitung un- Anzeiger für Dippolöiswalöe, Schmiedeberg u. U. Dresden. Keine Juden in den städtischen Sch wimmbädern. Das Städtische Rachrichtenamt teilt mit: „Wie in anderen Städten hat das Auftreten der Juden auch in den Dresdner. Schwimmbädern in weiten Kreisen der Bevölkerung Mißstimmung heroorgerusen, die in zahl reichen Beschwerden an die Stadtverwaltung zum Ausdruck gekommen ist. Juden ist daher der Zutritt zu den städtischen Schwimmbädern untersagt worden. Dresden. Personendampferverkehr wie der ausgenommen. Die Sächsisch-Böhmische Dampf- jchiffahrt nimmt ihren Betrieb, den sie wegen der Wasser- Schwierigkeiten in Böhmen.am Sonntag vorübergehend ein gestellt hatte, ab Mittwoch, 24. Juli, jg vollem Umfang wieder aas. — Am hiesigen Pegel wurde am Dienstag ein Llbewafscrstand von 243 festgestellt gegenüber 251 am Sonntag und 248 unter Null am Montag. Pirna. Eine Flcischcrmcistersehefrau überraschte Ihren Lehr ling öabei, als er einen größeren Posten Fleisch- und Wurst- waren heimlich forlbringen wollte. Von der Polizei wurde fest- aeslcllt, daß der Bursche schon seit längerer Zeit derartige Dieb stähle ausführte. Der Abnehmer des Diebesgutes konnte ermit telt werden. Stolpen. Montag abend fuhr auf -er Staatsstraße Stolpen —Hohnstein, Abzweigung Bahnhof Stolpen, das Auto des Rechts-, anwaits Dr. Kurjo, vom Bahnhof Stolpen kommend, an einen Baum und wurde In den linken Straßengraben geschleudert. Der Führer des Wagens, Dr. Kurjo, war sofort tot. Serlliches und SWslhes Dippoldiswalde. Maßarbeit ist Qualitätsarbeit! Ein guter Stoff niuß auch gut verarbeitet werden. Ilm die moderne neu zeitliche Verarbeitung kennenzulernen, halten sich Lie Kollegen der Herrenschneider-Innung in Dippoldiswalde im „Goldnen Stern" zusammengefunden, um an einem Verarbei tungskursus teilzunehmen, der einheitlich im ganzen Reich vom Reichsinnungsvcrband üurchgesührt wird. Nach Begrüßungs- wortcn des Obermeisters Joh. Kaschel begann der Fachlehrer Les Tages, Schneidermeister Rheingans, Koblenz, seinen Einleitungs vortrag „DaS Schneiderhandwerk im Dritten Reich". Er er klärte 'die Notwendigkeit der Verarbeitungskurie; das dauernde Ansteigen dieser Kurse beweise mit aller Deutlichkeit, wie richtig, lehrreich und notwendig diese seien. Im fachlichen Teil behan delte er zuerst die neuen Moderichtlinien für Herbst und Winter, sodann die Aenderungen des Schnittmusters für gestreifte Stoffe, Len Zuschnitt der Wattierung und die Dressur der einzelnen Teile. In der Pause gab der Obermeister noch einige Innungsangelegen- hciten bekannt, u. a. auch, daß der Schriftwart, Kollege Voß, gleichzeitig zum Pressewart für die Innung bestellt wurde. Nach dem Ler Unlerrichtsleiter noch einige Probestücke in der moder nen Verarbeitung vorgeführt hatte, ging er zu der Unisorm- schneiderei über. Auch verstand es der Redner, auf diesem Ge biet den Kollegen die Hohe Aufgabe vor Augen zu führen, die ge rade das Maßschneidergewerbe im Reiche unseres Führers Adolf Hiller noch zu erfüllen hat. Nach Beantwortung einiger Fragen Lurch den Fachlehrer schloß der Obermeister mit einem herzlichen Dank den Kursus. — Einführung des Arbeitsbuches. In der Praxis sind Zwei fel darüber aufgelauchk, ob zu den in der Ersten Bekanntmachung des Präsidenten der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Ar- beitslosenversicherung über die Einführung des Arbeitsbuches vom 18. Mai 1035 genannten Betriebsgruppen auch die handwerk lichen Betriebe gehören. Hierzu wird klargestellk, daß es für die Zugehörigkeit eines Betriebes zu einer bestimmten Belriebsgruppc keine Rolle spielt, ob cs sich um ein handwerkliches oder indu strielles Unternehmen handelt. Mithin sind Arbeitsbücher auch für die Angehörigen der handwerklichen Betriebe auszustellen, die zu den in der Ersten Bekanntmachung des Präsidenten dec Reichsanstalt ausgcrufenen Betriebsgruppen gehören. Höckendorf. Am Sonnabend ertrank im hiesigen Gemeinde bad Ler im benachbarten Obercunnersdorf in Beschäftigung stehende Melker Christian NeentS. R. hatte sich mit 4 Kame raden nach Schluß des Dadebetriebcs — der Bademeister war bereits nach Hause gegangen — unbefugt im Badegelände eingc- sunden, um zu baden. Ohne schwimmen zu können, wagte er sich ins Tiefe, wobei er ertrank. Seinen Begleitern gelang es nicht, ihn zu retten. Der herbeigecilte Gerhard Fleischer konnte ihn nach längerem Suchen nur noch als Leiche bergen. Jegliche Wie- Lerbelcbunzsversuche blieben erfolglos. Dresden. Schmer verunglückt ist am Dienslaamittag auf der Neuländer Straße ein 33 Jahre alter Motorradfahrer aus Dres den. Er wurde während der Fahrt von einem Unwohlsein befal len, verlor die Gewalt über sein Krastrad mit Beiwagen und fuhr gegen einen Earlenzaun. Mit einem Schädelbruch und sonstigen Verletzungen mußte er dem Friedrichstadter Krankenhaus zuge- sührt werden. Dresden. Oberbürgermeister Zörner hat nach Beratung mit Rot und Stadtverordneten bestimmt, daß die Annenschule zu Ostern 1936 mit der benachbarten Oberrealschule Seevorstadt ver schmolzen wird. Die neue Schule wird im wesentlichen im Ge bäude der Oberreaischule Secvorstadl auf der Vitzkhumstraße un tergebracht werden. Sic wird den ehrwürdigen Namen „Annen- schuie" kragen und mit diesem Namen auch die Tradition der über 350 Jahre alten Annenschulc aufrechterhälten. Die Zusam menlegung machte sich angesichts des starken Schülerrückganges an dec Annenschule notwendig. Der kommissarische Leiter Les Ministeriums für Volksbildung hat der Neuregelung zugestimmt. Religionskrieg in Schottland Gefährlicher Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken London, 24. Juli. Die schweren und blutigen Zusammenstöße zwischen Katholiken und Protestanten in Belfast haben, wie aus Edinburgh gemeldet wird, da» allergrößte Aussehen in Schottland heroorgerusen. Die Behörden befürchten, daß sich die Unruhen auch aus Edinburgh ausdehnen werden, das in letzter Zelt ebenfalls der Schauplatz ernster Zusam- ' menstäße zwischen Katholiken und Vrotestanten war. Der Erzbischof von Edinburgh,- MacDonald. hat einen langen Aufruf erlassen, in dem er die Behörden auf fordert, gegen die Unruhen einzüschreiten. Darin erklärt er u. a., daß es leit einiger Zeit für einen katholischen Priester unmöglich sei, aus der Straße zu erscheinen, ohne den „un aussprechlichsten Beschimpfungen" ausgesetzt zu sein., „In den Fabriken und amtlichen Werkstätten", heißt es weiter, „sind die katholischen Angestellten und besonders wehrlose Mädchen einer erbitterten Verfolgung ausgesetzt; man hat sich bemüht, die Arbeitgeber zu veranlassen, ihre katholischen Angestellten aus religiösen Gründen zu ent lassen." Der Erzbischof weist dann aus die „schändlichen öffent lichen Ereignisse" anläßlich des Eucharistischen Kongresses hin, die den Namen von Edinburgh beschmutzt hätten. Prie ster habe man in wildester Weise angegriffen, alte Frauen überfallen und gestoßen, ganze Omnibusse mit Kindern seien erbarmungslos mit Steinen beworfen und wehrlose Bürger mißhandelt worden, wie es in einer zivilisierten Gemein schaft der heutigen Zeit beinahe unglaublich sei. Gleichzeitig ha» der Führer der Antikatholikeg Edin- ourahs Stadtrot Cormack, einen Bries an den Erzbischof geschrieben, in dem weitere energische Maßnahmen gegen die^ Katholiken in Aussicht gestellt werden. Schottland sei ein protestantisches Land, und er werde sich weiterhin dafür ein sehen, daß die katholischen Angestellten entlassen werden. Der Feldzug gegen die Katholiken habe erst angesangen. werde aber bald in vollem Schwünge sein. Ausbreitung der Unruhen in Arland Die politisch-religiösen Unruhen in Belfast haben auch i auf den irischen Freistaat übergegrissen. In Clones und s Lemerick stürmten die Katholiken mehrere Häuser von Pro- : teftanten und richteten große Zerstörungen an. In Leme rick ging die erregte Meqge gegen zwei Freimaurerlogen vor und zertrümmerte die Scheiben einer protestantischen Andachtsstelle. Besonders gespannt ist die Lage in Kil- mallock in der Grafschaft Lemerick, wo eine protestan tische Kirche in Brand gesteckt wurde und bis auf die Grundmauern niederbrannte; auch drei Häuser von Protestanten wurden schwer beschädigt. In Slones ging eine Freimaurerloge in Flammen aus und brannte voll kommen nieder. In Trim in der Grafschaft Meath ging die Menge ebenfalls gegen eine protestantische Kirche vor und zertrümmerte mehrere wertvolle alte Kirchenfenster. In Lemerick werden die Straßen seit Montag von Truppen ' mit aufgepflanzten Seitengewehren bewacht. Wilsdruff. Als am Dienslagnachmitkag dcr Lokomotivheizer Reichelt und seine Frau auf Fahrrädern von Mohorn nachDres- Lcn fuhren, verhakten sich die vorn auf beiden Rädern ange brachten Gepäckträger so unglücklich, daß Frau Reichelt vom Rade stürzte. Sie erlitt einen schweren Schädelbruch und mußte, nach Freital ins Krankenhaus gebracht werden. Leipzig. Auf eine ungewöhnliche Art erlitt ein fünf Jahre alter Knabe einen schweren Unfall. In einer stark abfallenden Straße zog ein Mädchen einen mit Kohlen beladenen Hand wagen; auf den Kohlen obenauf saß ein fünfjähriger Knabe. Zwei ältere Schüler neckten Las Mäöchen so lange, bis es sich handgreiflich der Neckereien erwehren wollte. Es sprang auf die Jungen zu und vergaß darüber den Wagen. Dieser sauste Lie Straße hinab. Der Knabe wurLc herausgeschleudcrt und hat so schwere Verletzungen davongetragen, daß er sofort dem Kinder krankenhaus zugeführt werden mußte. Leipzig. 22000 cTÜ.-K Diebesbeute. Einbrecher erbeuteten in einem Lersteigerungsraum 170 Stück wert volle Silberfuchs- und 130 Stück Nerzfelle im Gesamtwert von 22 000 LA.-L. Die Felle sind teils roh, teils zugerichtet; für ihre Wiederhcrbeifchafsung sind vom Geschädigten zehn vom Hundert als Belohnung zugesichert worden. Borna. Unwetterschäden. In den Abendstunden ging über Borna ein schweres Unwetter nieder. Wolken bruchartiger Regen, Hagelschlag und orkanartiger Sturm haben an Häusern und Bäumen schweren Schaden ange richtet. Besonders stark in Mitleidenschaft gezogen wurde das Rittergut Bockwitz, wo der Hagelschlag unermeßlichen Schaden anrichtete; das Getreide ist teilweise vollständig vernichtet. Das dreißig Meter lange Dach einer Scheune wurde vom Sturm in die Höhe gerissen und zu Boden geschleudert; eine danebenstehcnde Scheune ist in allen Wänden gerissen. Ein fahrbarer vierzig Zentner schwerer Hühnerwagen mit 320 Junghühnern wurde nach mehr maligem Umschlagen dreißig Meter fortgetrieben und blieb als Trümmerhaufen liegen; etwa fünfzig Hühner sind hier bei umgekommen. Die Fluren sind stark verwüstet, Zwiebeln, Kartoffeln und Rüben stehen wie abgcmäht; etwa fünfzig Obstbäume wurden entwurzelt oder geknickt und die gesamte Obsternte dürfte als vernichtet gelten. Olbernhau. 10000 Besucher in dcr Erzge- birgsschau. Die große Erzgebirgsschau hat seit ihrer Eröffnung vor vier Wochen etwa 10 000 Besucher aufzu weisen; diese hohe Zahl legt Zeugnis davon ab, daß die Ausstellung sich größter Beachtung erfreut. Marienberg. Mädchen rettet ein Mädchen. Zn Lauta geriet ein 2»jähriges Mädchen, das nicht sicher schwimmen konnte, im Dorsteich in eine Umiese und ver- iank. Durch das Eingreifen der 16jährigen Marianne Siülp- aer aus Lauta konnte ein Unglück vermieden werden. Die Retterin, ebenfalls noch nicht sicher im Schwimmen, brachte Lie fast Bewußtlose unter eigener Lebensgefahr an Land. Marienberg. Willkommener Ferienzuichuß. Lei einen» Losoerkäuser der Arbeitsbefchasfungslotterie zog nn Kraftfahrer, der sich auf der Feriensahrt zum Schwar tenberg befand, ein Los, nachdem seine beiden Begleiter Rieten gezogen hatten. Er ließ sich das siebente Los von links aus dem Kasten dess Glücksmanns geben. Bein, Oeffnen konnte er zu seiner größten Freude seststellen, daß :r einen Gewinn über 500 gezogen hatte Rabenstein. In einer Fleischerei in Harthau neckten sich wäh rend der Arbeit zwei Fleischergehilfen. Dabei stieß dcr eine durch! einen unglücklichen Zufall dem anderen das Messer in die Brust, und zwar unmittelbar unter dem Herzen. Der junge Mann wurde in schwerverletztem Zustand ins Rabenstciner BezirkskrankenhauS übergeführt. Spanischer Großkraslwagen verunglückt. — Sechs Schwer- und zehn Leichtverletzte An der stark abfallenden Straßenkreuzung Berg-, Münchener und Reichsstraße in Dresden verunglückte ein mit 21 Personen besetzter Reisekraftwagen aus Barce lona, der sich auf der Fahrt von Prag nach Dresden befand. Lei dem Versuch, einer die Kreuzung überfahrenden Stra ßenbahn auszuweichen, riß der Wagenführer das Steuer' nach links; infolge zu hoher Geschwindigkeit und des Ge fälles stürzte aber der große Reisewagen um, wobei e>7 gegen den Straßenbahnwagen stütz. Straßenbahner unt» Pölizeibeamte befreiten die Verunglückten aus dem Wagens sechs Personen mußten mit Armbrüchen und Kopfverletzun gen und vier mik leichteren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden; sechs Fahrgäste konnten nach ärztlicher Behandlung entlassen werden. Die Fahrgäste der Straßen bahn kamen ohne Schaden davon. " ff Kurtzotel medekgebraM Hadersleben, 24. Juli. Morgens gegen 4 Uhr brach in dem bekannten vadeholel Gravenshoved an der Ostses (Kreis hadersleben) ein Feuer aus, das erst bemerkt wurd^ als schon ein großer Teil des einen Flügels in Hellen Flam men stand und an eine erfolgreiche Bekämpfung des Bran des durch die Feuerwehr nicht mehr zu denken war. Die Kurgäste, die teilweise aus den Fenstern springen muhten, konnten nur das nackte Leben retten. Von der gesamten Einrichtung de» Hotels, das vollständig niederbrannte, konnte nichts gerettet werden. Vas Feuer ist wahrscheinlich durch Kurzschluß entstanden. Wetter für morgen: (Meldung des RelchSwelterdlensteÜ: Aufgabeort Dresden.) Mäßige, vorübergehend etwas auffrischende westliche bis nordwestliche Winde. Wechseln- bewölkt, üWr nur geringe Nei gung zu Regenschauern. Etwas wärmer. "