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eitzeritz-Jeilung Tageszeitung unü Anzeiger sür Dippol-iswMe, Schmie-eberg u. A. - Bezugspreis: Für einen Monat 2.— - mit Zutragen; einzelne Nummer 10 Rpfg. - :: Gemeinde-Verbands-Girokonto Nr. 3 :: - Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 Postscheckkonto Dresden 125 48 Netteste Zeitung des Bezirks Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft, des StaLkats und deS Finanzamts Dippoldiswalde : Anzeigenpreis: Die 40 Millimeter breite - f Millimeterzetle 6 Rpfg.: im Tertleil die 03 - j Millimeter breite Millimeterzeile 18 Rpfg. i Anzeigenschluß: 10 Uhr vormittags. - Zur Zeit ist Preisliste Nr. 4 gültig 101. Jahrgang Montag, am 23. September 1935 Rr. 222 Seitliches und SWlchcs Dippoldiswalde. Ein Sonntag, dicht am kalendermäßigen Herbstbcginn und doch noch ganz und gar sommerlich, voll von Sonnenschein und Wärme, so war der, gestrige Sonn tag. Dies herrliche Wetter begünstigte die mancherlei Ver anstaltungen, die noch im Freien stattfanden, voran das Schauturnen des ATV., oder die Fahrt der „Kraft-durch- Freude"-Fahrer aus Berlin, die in je zwei Sonderzügen zu je 800 Personen nach Kipsdorf und nach Geising befördert wurden und unser schönes Erzgebirge bevölkerten. Als sie am Abend heimwärts fuhren, waren sie alle begeistert und vollgestopft voll schöner Erinnerungen. Begünstigt von herr lichem Wetter war auch die Fahrt ins Blaue des MGV. „Eintracht" und das Fuß-, Aad- und Autowandern ach der vielen, die die Straßen bevölkerten. Wie viele kamen doch aus der Großstadt-Enge zu uns heraus aufs Land. Ohne Ueberrock konnte man im Freien sitzen; die Sonne meinte es doch so gut mit uns Erdenkindern. Am Abend war es sogar ganz unnatürlich warm. Ein lebhafter Betrieb herrschte auf der Talsperre, auf der Ruder- und Segelboote in großer Zahl zu sehen waren. Böige Winde brachten frei lich hier nicht ungetrübte Freude. Einem Seegelboote wurde eine solche Böe sogar zum Verhängnis, es schlug um. Glück licherweise ging der Anfall noch gut aus. Ein Oelsaer Ein wohner kreuzte mit einem Freunde und den beiden Kindern seines Bruders in seinem Boot auf der Talsperre, als es von einer Böe erfaßt, umschlug. Die beiden Erwachsenen stürzten ins Wasser, die Kinder hielten sich am Boot fest. Da Hilfe von anderer Seite nicht kam, brachte der Boots eigentümer nacheinander die beiden Kinder ans Land und zum Schluß mit seinem Freunde auch das Boot. Der Fall möge aber eine Warnung sein, bei böigem Winde Kinder lieber nicht mit in Segelboote zu nehmen. Nach dem Ge birge herrschte wieder ein Riesenverkehr; die Kraftwagen hingen zu Zeiten beinahe aneinander, und in den Wäldern sah man auf den Nebenwegen viele parkende Wagen. Frei lich, zeitig bricht jetzt schon der Abend herein und zeitig roll ten die Wagen deswegen auch der Großstadt wieder zu. In der Nacht herrschte, eine Folge der hohen Wärmegrade tagsüber, Wetterleuchten, auch leichter Regen stellte sich ein. Beides brachte Abkühlung. Aufforderung an die Leihbüchereibetriebe. Die Ueber- wachungsstelle für das Büchereiwesen teilt mit: Alle ge werblichen Leihbüchereibetriebe, ohne jede Ausnahme, sind verpflichtet, eine vollständige Liste ihrer Bücherbestände an die Ueberwachungsstelle für das Leihbüchereiwesen, Berlin NW 7, Mittelstraße 15, einzureichen. Die Liste muß mit der Geschäftsanschrift (nicht Privatanschrift) versehen sein. Die Bücher sind alphabetisch nach den Namen der Schrift steller zu ordnen. Ist von einem Buche mehr als ein Exem plar vorhanden, so ist die Anzahl anzugeben. Diese öffent liche Aufforderung gilt als Benachrichtigung für jeden Leih büchereibetrieb, der bisher keine Bücherkiste einaereickt bat. Dresden. Der mit großer Spannung erwartete Reichs theaterzug hat nunmehr im Sachsengau seinen Einzug ge halten und die ersten Vorstellungen hinter sich. Die aus den einzelnen Kreisen einlaufenden Meldungen besagen einstimmig, daß der Reichstheaterzug nicht nur die in ihn gesetzten Er- Wartungen restlos erfüllt, sondern sie noch erheblich übertroffen hat. Sämtliche bisherigen Vorstellungen waren überfüllt und sogar schon im Vorverkauf ausverkauft. Die Anteilnahme der Besucher war eine ungewohnt begeisterte. So eroberte sich jedenfalls in allen Orten der Reichstheaterzug im Sturm alle Herzen uud gestaltete sein bisheriges Wirken zu einem bei spiellosen, riesigen Erfolg auf der ganzen Linie. Dresden. Ein eigenartiger Unfall ereignete sich bei den am Sonntag in Dresden durchgeführten Pferderennen. 2m Liebstadter Jagdrennen wurde der Jockei Wolf beim Nehmen einer Hürde von einem neben ihm laufenden Pferd mit dem Huf so unglücklich getroffen, daß er einen Beinbruch erlitt und aus dem Sattel stürzte. An dem Nennen verloren ins gesamt vier Pferde den Reiter. Dresden. Das am Kaiser-Wilhelm-Platz in Dresden-Neu- ! stadt gelegene Hotel „Goldener Apfel" kann in diesem Jahre auf ein 175 jähriges Bestehen zurückblicken. 2n dem Hotel ist einst einmal Goethe zur Uebernachtung abgestiegen. Dresden. „Der Rote Hahn" hat ausaekräht. Die Interna tionale Volksschau für Feuerschutz und Rettungswesen ist am Sonntagabend offiziell geschlossen worden. Der letzte Tag wles noch einen überaus starken Besuch auf. Bel prächtigem Sommer wetter fand am Abend eine Abschiedsfeier statt, die mit dem Großen Zapfenstreich, ausgeführt von den vereinigten Kapellen der Dresdner Schutzpolizei, der 46. SS-Standarte, der SA-Stan darte 100, der Feuerwehr und der Straßenbahn, ausklang. Ober- Piris sieht me PkchÄWSWiWkilkN Paris, 22. September. Die Tatsache, daß die italienische Abordnung in Genf den Mitgliedern des Fünferausschusses den Beschluß des italienischen Ministerrates mit besonderen mündlichen Erläuterungen noch einmal ausdrücklich übermittelte, ' wird in Paris als Anzeichen für die Möglichkeit weiterer Ver handlungen mit Genugtuung verzeichnet. Man legt die Hal tung Italiens dahin aus, daß es die bisherigen Vorschläge des Fünferausschusses zwar ablehne, nun aber bemüht sei, eine neue Verhandlungsgrundlage zu finden, wobei die ita lienische Abordnung hauptsächlich auf die gebietsmäßigen For derungen Italiens verwiesen habe. Die Verhandlungen des italienischen Abordnungsführers mit Madariaga werden als Antwort Italiens auf die Vorschläge des Fünferausschusses und folglich in gewisser Hinsicht als Anerkennung der Zu ständigkeit des Fünferausschusses durch Italien ausgelegt. Die Hoffnung auf eine friedliche Lösung gewinnt wieder an Boden. Allerdings verhehlt man sich nicht, daß es schwierig sein werde, t eine Verständigung herbeizuführen, da die beteiligten Parteien ! sich bereits weitgehend festgelegt hätten. In einer Havasmeldung aus Rom werden folgende Punkte aufgezählt, die nach italienischer Auffassung die Grund lage für neue Verhandlungen bilden könnten: t. Es sei zu unterscheiden zwischen dem eigentlichen Abes sinien und den von Abessinien eroberten Gebieten, auf die Italien allein Anspruch zu haben scheine. 2. Die Abrüstung Abessiniens sei zu gewährleisten und das sei nur unter italienischer Kontrolle möglich. 3. Es sei davon abzusehen, Abessinien einen Zugang zum Meere anzubieten, da er die Abrüstung Abessiniens unmöglich machen würde. Im Jahre 1931 habe Italien einen Zugang zum Meere in Eritrea verweigert. Es könne keinen Zugang zum Meer auf dem Gebiet einer anderen Macht zulajjen. 4. Der neue Verhandlungsentwurf müßte den Italien im Dreiervertrag eingeräumten gebietsmäßigen Rechten Rechnung tragen, die der Fünferausschuß bisher übersehen zu haben scheine. Keine Angriffrabsichten Vie englischen Flollenverstärkungen im Mittelmeer Das englische Auswärtige Amt gibt folgende Verlaut barung heraus: Der britische Botschafter in Rom besuchte am 20. Sep tember den Unterstaatssckretär sür auswärtige Angelegen heiten, Suvich, um im Ramen der königlichen Regierung die Bewegungen der britischen Flotte und die INannschasts- und Materialverstärkungen der britischen Garnisonen in^ Mittelmeer mitzuteilen. Er fügte hinzu, daß iie nicht be zweckten, irgendeine aggressive Absickl von selten der eng-^ lischen Regierung anzudeuten. Er erklärte, daß solche Maß nahmen als eine natürliche Folge des Eindrucks ergriffen worden leien, der durch die Heftigkeit des von der italieni schen Vresse in den letzten Wochen durchgeführten Feldzuges gegen das englische Königreich geschossen worden sei. Suvich machte eine entsprechende Mitteilung und« sagte, er sei berechtigt, dem Botschafter zu erklären, daß die militärischen Vorbereitungen Italiens im Mitlelmeerbecken von rein vorbeugender Ratur seien und keine aggressiven Ziele verfolgten". General Virgin verläßt Abessinie.. Das Befinden des vor kurzem erkrankten schwedischen Generals Virgin, der zu den engeren Ratgebern des Kaisers von Abessinien gehört, verschlechtert sich täglich; er wird daher am 1. Oktober über Südafrika nach Schweden zurück kehren. Jie lnMe SonMMlse zur LW , London, 22. 9. Im Zusammenhang mit der Ablehnung des Fünfervorschlages durch Mussolini gibt die britische Sonn- tagspreffe ihrer Meinung dahin Ausdruck, daß die Hoff- nungen auf eine friedliche Regelung außerordentlich gering seien. Der diplomatische Mitarbeiter der „Sunday Times" meldet aus Genf, daß ein Angriff auf Abessinien jetzt sür unver meidlich gehalten werde. De nächste Entwicklung in Genf werde voraussichtlich die sein, daß der Völkerbundsrat zum ersten Mal den Streit formell unter Artikel 15 der Völker bundssatzung erwägen und seinen eigenen Bericht Herstellen werde. Das Blatt setzt sich im übrigen energisch für Sühnemaß- nahmen ein und schreibt: „Die einzige Friedensmöglichkeit be steht jetzt noch darin, Mussolini zu überzeugen, daß Sühne maßnahmen unvermeidlich find, wenn er unnachgiebig bleibt Die gegenteilige Ansicht vertritt der bekannte Publizist Garoin im „Observer". Die einzige Lösung erblickt er in einer Lokalisierung des Konsliktes und in weitgehenden Zugeständ nissen an Italien. „Englands aktive Intervention durch Eühne- maßnahmen gegen eine audere Großmacht", so schreibt er, „würde nichts anderes als einen europäischen Krieg und einen. Weltkrieg bedeuten". Ein unvermeidbarer Krieg sei aber das größte Verbrechen gegen Gott und die Menschheit. bürgermeister Zörner richtete eine Schlußansprache an die Be sucher, in der er noch einmal den großen Erfolg der Dresdner öahresschau „Der Rote Hahn" unterstrich. In fünf Monaten sei eine Besucherzahl von über 800 000 Personen festgestellt worden. Die Stadt Dresden habe die Absicht, auf Grund dieses Erfolges ein Feuerwehrmuseum zu begründen. Nach einem dreifachen Sieg-Heil auf Len Führer und dem Gesang der Nationalhymnen erstrahlte das Steigerhaus im Glanze von zahlreichen Fackeln und Schaumfontänen. Radebeul. Am Sonnabend früh wurde in der Nähe des Bahnhofes Weintraube ein Mann aufgefunden, der sich an einem Telegraphenmast erhängt hatte. Es wurde festgestellt, daß es sich um einen 54 Jahre alten Mann aus Dresden handelt. Königstein. Beim Klettern am Mönchsstein stürzte ein 20 Jahre alter Bergsteiger aus Dittersbach ab. Er zog sich einen Armbruch, Gesichtsoerleyungen und Prellungen zu und mußte dem Königsteiner Krankenhaus zugesührt werden. Marienberg. Einen Verkehrsuniall, der einen Schwerver letzten, forderte, wurde hier durch einen Radfahrer verursacht, der ohne Licht fuhr. Zwei Marienberger Einwohner — Vater und Sohn — die vorschriftsmäßig auf der rechten Straßen seite gingen, wurden in der Dunkelheit von hinten von dem Radfahrer angefahren. Der Sohn stürzte auf die Straße und erlitt schwere Kopf- und Beinverletzungen, so daß er im Ma rienberger Krankenhaus Aufnahme finden mußte. Wollenburg. Auf dem Haubold-Felsen über dem Mulden tal ist zum Gedenken an den deutschen Freiheitshelden Albert Leo Schlageter ein Kreuz errichtet worden, das bei einer Höhe von fast l 4 Metern weithin sichtbar ist. Die Mittel zur Errichtung des Mahnmales waren von privater Seite zur Verfügung gestellt worden. Die Weihe des Schlageter-Kreuzes erfolgt am 29. September. Meerane. Bakteriologische Untersuchungen des Leitungs wassers ergaben einen Uftgünstigen Befund, weswegen da» Wasser gechlort werden mußte, um die darin befindlicher! Keime abzutöten. Dadurch wurden aber Ablagerungen des Wassers an den Innenwänden der Leitungsrohre gelöst und mit fortgeführt, wodurch das Wasser nun stark getrübt ist, Geruch und Geschmack beeinträchtigt sind. s Neustadl. Vor einigen Tagen beschäftigte sich ein Junge in der Küche der elterlichen Wohnung mit Bastelarbeiten. Ein Topf mit Klebstoff, den er auf dem Gaskocher stehen hatte, ist dabei wahrscheinlich übergelaufen und hat die Flamme, ohne daß dies von dem Jungen bemerkt wurde, verlöscht. Durch das ausströmende Gas schläferte der Junge ein und wurde gasvergistet aufgefunden. Er konnte noch gerettet werden. Bautzen. Großfeuer. In dem an der schlesischen Grenze gelegenen Dorf Zschernske brach Feuer aus, das rasch einen gewaltigen Umfang annahm. Ein massiver Schuppen, Stallungen, Scheune und sämtliche Wirtschafts gebäude des Landwirts Ziesche sielen mit der gesamten Ernte, Heu- und Strohvorräten, landwirtschaftlichen Ma schinen und Geräten den Flammen zum Opfer. Die Ent stehung des Feuers wird auf Selbstentzündung zurückge führt. Der Sach- und Gebäudeschaden ist sehr erheblich. Planitz. Pilzvergiftung. Hier ist die fünfzig Jahre alte Frau verw. Meier nach dem Genuß lelbstgesam- melter Pilze schwer erkrankt; sie wurde mit Bergiftungs- erscheinungen dem Krankenhaus in Zwickau zugeführt. Ihr Sohn hatte ebenfalls von den Pilzen gegessen, erholte sich iedock wieder. MtttMttlW du MMlltkiWu Ausgabeort Dresden l für Dienstag: / Mäßige, vorwiegend westliche Winde. Wolkig, aber nur vereinzelt Regenschauer. Temperatur weiter absinkend.