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Amerika Wert W Ausbau der Verteidigungslinie im Stillen Ozean. Washington, 15. August. Präsident Roosevelt lehnte Antworten auf Anfragen, weshalb er das Ueberfliegen des Westteiles der Aleuten durch Zioilflieger verboten habe, ab. Der Chef des Admi ralstabes, Standley, hingegen erklärte der „Washington Times" zufolge, daß die Aleuten bereits jetzt einen Hafen haben, der für fremde Schiffe geschlossen sei. Das Verbot i des Ueberfliegens durch Zioilflieger sei auf einen strategi- ! scheu Plan zurückzuführen. Ein fremdes Flugzeug, das > in jene verlassene Gegend fliege, könne eben nur einen Zweck verfolgen, und den solle die Verordnung eben ver eiteln. Admiral Standley fügt noch hinzu, daß auch der? amerikanische Kriegshafen von Honolulu, Pearl Harbour, geschlossen sei und nicht überflogen werden dürfe. Im Zusammenhang mit diesen Erklärungen wird in ! der Presse darauf hingewiesen, daß die amerikanische Flotte , ihre erste Verteidigunaslinie immer mehr ausbaue. Mit j Honolulu als Angelpunkt werde man wahrscheinlich in zwei bis drei Jahren, falls Japan den Flollenverlrag nicht er neuert, die Aleuten, die Midway- und Wake-Inseln befesti gen und das Asiatische Geschwader in Guam (Südinsel der Marianen) stationieren. Argentinischer SAlschMeftch kiel, 16. August. Der Reichskriegshafen Kiel, der in diesem Sommer viele ausländische Kriegsschiffbesuche erlebte und damit ein ständig an Abwechslungen neues Bild bot, erhielt Donners tag wiederum ausländischen Kriegsschiffbesuch. Das argentinische Schulschiff „President- Sarmiento" lief, von Helsingfors kommend, nachmittags gegen 16.30 Uhr Im Kieler Hasen ein. Vor Friedrichsort gab das Schiff 21 Schuß für die Landesflagge und 15 Schuß für den Kom mandierenden Admiral der Marinestatinn der Ostsee, Vize admiral Albrecht, ab, die von der Salutbatterie Friedrichs ort erwidert wurden. Bon gestern bis heute Der neue italienische Botschafter in Berlin Der neue italienische Botschafter in Berlin, Dr. Bern- hardo Attolico traf aus Moskau kommend, in Begleitung ! seiner Gattin auf dem Bahnhof Friedrichstraße in Berlin ein. Zu seinem Empfang hatten sich eingefunden der Chef des Protokolls, Graf von Bassewitz, der Vertreter des Staatssekretärs und Chefs der Präsidialkanzlei Dr. Meiß ner, Ministerialrat Kiewitz, der Italien-Referent im Aus wärtigen Amt, Geheimrat von Renthe-Fink und Legations rat Altenburg; außerdem war das gesamte Personal der italienischen Botschaft zur Begrüßung des neuen Botschaf- , ters auf dem Bahnhof anwesend. Hitler-Jugend besucht England. England ist in diesem Jahre neben zahlreichen anderen deutschen Besuchern auch das Ziel verschiedener reichsdeut scher HI.-Gruppen, die das schöne Sommerwetter benutzen, um Land und Leute näher kennenzulernen. Seit etwa Anfang Juli haben insgesamt neun HJ.-Gruppen, deren Teilnehmerzahl sich zwischen vier und vierzehn Jungen be wegt, Englandfahrten unternommen. Die Aufnahme der deutschen Jungen war besonders bei der ländlichen Bevölke rung durchaus herzlich. Die Wißbegier der englischen Ju gend um das neue Deutschland war stark, und mit großem Interesse hörten sie die Schilderungen ihrer jungen Freunde von jenseits der Nordsee. Justiz im Schneckengang. Das Verfahren im „Bremen"-Fall zieht sich mit der Langwierigkeit hin, die für die amerikanischen Justizver bände charakteristisch ist. Die wegen der Ausschreitung ver hafteten acht Personen wurden abermals dem Polizeigericht oorgeführt. Die Weiterverhandlung wurde jedoch auf An trag der Verteidigurig wiederum, und zwar auf den 22. August vertagt. Die Verzögerung der Fortsetzung des Pro zesses erfolgte, da das Mitglied des Kongresses von New Uork, Vito Marcantonio, als weiterer Verteidiger der Be sthuldigten verpflichtet wurde. Aus demGerichtsfaal Das große Fährunglück in Ostpreußen vor Gericht. Vor der Großen Strafkammer in Allenstein begann ! der Prozeß gegen den Schiffssührer Wubratus und den Pächter des Fährbetriebes auf dem Wulpingsee, Dombrow ski. Auf dem Wulpingsee ereignete sich am Abend des I 26. Juni jenes furchtbare Unglück, das 12 Menschenleben j forderte. Ausflügler, die von der Herthainsel nach Haust - zurückfahren wollten, benutzten das Fährboot, das den j Verkehr zwischen der Insel und dem Lande vermittelt. In- s folge zu großer Belastung wurde das Boot von den an die sem Abend hochgehenden Wellen vollgeschlagen und sank, s Herzzerreißende Szenen spielten sich ab. Das Boot war - zum Teil mit halbwüchsigen Mädchen besetzt, Insassen des j Martaheims vom Roten Kreuz in Allenstein, die mit ihrer Leiterin einen Ausflug gemacht hatten, der so furchtbar enden sollte. Englands Besorgnisse Ne Mm eines AlienM EMmMB lHnheÄL. wr^uzlA» und Schuh für sich selbst durch zwei- festige Vertrage zu sichern. Nach der ersten englisch-französischen Aussprache über den Abessinienkonslikt hat sich nun auch die italienische De- - legation in die Besprechungen eingeschaltet. Der franzöflsche Ministerpräsident empfing den Führer der italienischen Ab ordnung, den Baron Aloisi, zu einer längeren Aussprache. Man darf annehmen, daß Laval den Standpunkt England« Aloisi auseinandergeseht ha». Zu der Besprechung zwischen Eden und Laval berich tet Reuter aus Paris, man fei übereingekommen, daß er stens der italienisch-abessinische Streit innerhalb des Rah mens des Völkerbundes behandelt werden müsse, und zwei tens keine Rede von einer französischen Vermittlung zwi- fchen England und Italien sein könne. Vielmehr würden England und Frankreich beide in ihrer Eigenschaft als Mit glieder des Völkerbundes handeln. Würde Paris die Rolle des ehrlichen Maklers zwischen London und Rom überneh, men, so würde dies bedeuten, daß ein Streit zwischen bei den Hauptstädten bestände, und in britischen Kreisen zum mindesten werde nicht zugegeben, daß dies der Fall sei. — Ueber den Inhalt der Unterredung Eden—Laval meldtt Reuter noch, daß der französischen Regierung ein Plan wirt schaftlicher Zugeständnisse Abessiniens an Italien mitgeteilt worden sei. Einzelheiten seien aber nicht bekannt. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" berichtet aus Paris: Die britischen Vertreter führten mei stens das Wort. Sie teilten Laval ihre Ansichten über die Lage mit, in der sich Europa in drei oder vier Jahren be finden würde, falls Italien einen Eroberungskrieg begin nen sollte. Besonderen Nachdruck scheinen sie auf folgende Punkte gelegt zu haben: 1. Das bedauernswerte Beispiel, das gegeben würde, wenn der Völkerbund einem Wilgliedstoat erlaubte, da» Gebiet eines anderen Mlgliedstaales gewaltsam in Besitz nehmen. 2. Die Erschütterung des Vertrauens zu Verträgen, wenn zu- gelassen würde, daß eine ganze Anzahl von Vertragen offenkun dig und unangefochten verletzt würde. Z. Die Zerstörung jeder Hoffnung auf Beendigung des Wer kes der Befriedung in Mittel- und Osteuropa. 4. Die ernsten wirtschaftlichen Folgen für Italien selbst, das bei einem langwierigen Feldzug In Gefahr kommen würde, inner lich zusammenzubrechen. S. Italien» Schulden an die britische Industrie, die ihm keine weiteren Kredite gewähren könne. 6. Die Tatsache, daß England seine Außenpolitik künftig nickt mehr aus den Völkerbund gründen könnte, wenn Frankreich nicht gleichfalls die Grundsätze des Völkerbundes unterstütze. 7. Vie schwere Erschütterung der britischen öffentlichen Mei nung, wenn England infolge des Ausbleibens französischer Unter stützung gezwungen Kin würde, sich von den europäischen Anae- Der Korrespondent führt hierzu aus: Selbstverständlich wurde all dies, nicht in drohendem Ton erwähnt, sondern es wurde reichlich klarasrmächt, daß England diese Mög-s lichkeiten als äußerst bedauerlich betrachtet. Schwierige Lage für Lavai Laval soll in ernster Stimmung gewesen sein. Von ihm^ i nahestehenden Persönlichkeiten wird versichert, daß er sich § immer mehr des tiefen Ernstes der Lage und der Schwierig-, keit seiner eigenen Entscheidung bewußt wird. Seine Ab neigung, zu Italien in Gegensatz zu treten, entspringt hauvt- ächlich d-" Vorstellungen seiner militärischen Ratgeber, die aus oas nreiweroen oer nauemscyen uno sranzostsqen Trup pen an der gemeinsamen Grenze seit Anfang dieses Jahres , großes Gewicht legen. Aber sein politisches Gefühl sagt ihm, s daß ein starkes England, das einen leistungsfähigen Böl- ! kerbund vollkommen unterstützt, auf die Dauer für Frank- ' reich bester ist als ein isoliertes England und ein Italien,, j das im Augenblick der größten Spannung in Europa seine > Kräfte in einem anderen Erdteil verschwendet. Indessen ist ! die Wahl unangenehm, so daß keine sofortige und deutliche - Entscheidung zu erwarten sein dürfte. Laval scheint auf so ! entschiedene Worte Englands nicht gefaßt gewesen und sich ! noch nicht im klaren darüber zu sein, ob sie bis zum äußer sten ausrechterhalten werden würden. ' „Jeder Mann und jede Frau wird rümpfen!" Der Kaiser von Abessinien hat dem Vertreter des „News Lhroniclc" in einer Unterredung erklärt: Im Not fall wird jeder Mann und jede Frau kämpfen, selbst wenn sie nichts anderes als Stöcke und Steine haben. Wir wer den keinen Fußbreit Land an der Nordgrenze aufgeben. Vie ganze Nation wird lieber zugrunde gehen, als dies zu lassen. Alle Stämme und Gruppen im Lande sind hinter ihrem Kaiser gegen jeden Einbruch vereinigt wie niemals zuvor in der Geschichte. Wir bedauern, daß befreundete Staaten uns nicht er laubt haben, Waffen kommen zu lassen, aber auch schlecht bewaffnet, wie wir sind, können wir alle italienischen An griffe abschlagen. Ueber die Dreimächteverhandlungen äußerte der Kaiser: Wir glauben nicht, daß Frankreich und England eine neue Ungerechtigkeit zu denen hinzusügen werden, die Italien uns bereits angetan hat. Wir erwarten nicht, daß Pläne für die Aufteilung Abessiniens aufgestellt werden, denn die Mächte haben unsere Unverletzlichkeit ge währleistet Paris, 16. August. Die Besprechungen zwischen Ministerpräsident Laval und Aloisi haben fast 1A Stunden gedauert. Sie fanden unter vier Augen statt, ohne daß die Sachbearbeiter hinzu- aezogen wurden. Nach Abschluß der Besprechungen gab Laval eine Erklärung ab, die keinerlei Aufschlüsse gab. Sie lautet: „Ich habe heute vormittag mit Baron Aloisi eine Vor besprechung gehabt. Am Freitagvormittag werden die Ver treter der Unterzeichner des Dreiervertrages von 1906 zu einer Sitzung zusammentreten." Der italienische Standpunkt, der von Baron Aloisi vor» getragen wurde, wird in Paris wie folgt umrissen: Italien hat ein Äusdehnungsbedürfnis, da seine Bevölkerung jähr lich zunimmt. Da aber für Zuwanderungen aus Europa nur wenig Länder offenstehen, hat Italien sich Abessinien zugewandt, wo es unbestritten Vertragsrcchte besitzt. Außer dem hat es für die Sicherheit seiner beiden Kolonien So mali und Eritrea zu sorgen, die an Abessinien grenzen. Mit einer wirtschaftlichen Ausdehnung in Abessinien allein ist Italien nicht gedient. Italien erkennt die Rechte der anderen Mächte in Abessinien an, will aber politische Garantien erhalten. Zu diesem Zweck hat es gegenwärtig 170 000 Mann in beiden Kolonien zujammengezogen. Italien wird nicht davor zurückschrecken, diese Truppen eln- zuselzen, wenn eine friedliche Regelung ihm nicht die ge forderte Genugtuung geben sollte. Die italienische Regie rung verkennt nicht die internationalen Schwierigkeiten, die sich durch ihre Absichten ergeben, weist aber darauf hin, daß sie zu den von ihr ergriffenen Maßnahmen durch lebens wichtige Interessen bewogen worden ist. Die am Mittwoch vvn Mussolini angeordnete Mobil machung von weiteren 50 000 Mann ist nicht ohne Eindruck aus die diplomatischen Kreise von Paris geblieben. Man hält es für ausgeschlossen, daß die gegenwärtigen Besprechun gen zu einer Unterbrechung der militärischen Vorbereitungen Italiens führen werden. Ueber die politischen Forderungen ! Italiens weiß man sich auch in eingeweihten Kreisen noch j kein rechtes Bild zu machen. Immerhin nimmt man an, daß sie sehr umfangreich sein werden. > Frankreich hat seinerseits den ebenso bestimmten Wunsch wie England, den Frieden aufrechlzuerhallen und die Völker- bundsvcrpflichtunaen nicht zu schmälern. Daher bemüht sich Laval aufs äußerste, eine Lösung zu finden, die von beiden Parteien angenommen werden kann. Die Unterredung zwischen Laval und Aloisi scheint aber die Lage einer Klä rung nicht nähergebracht zu haben; wohl aber hak man den Eindruck, daß Italien daran interessiert ist, so bald wie möglich eine Entscheidung in der einen oder der anderen Richtung herbeizusühren. Scharle englische Warmmg an Nalien Die Londoner Zeitung „Star" veröffentlicht die Be hauptung, Eden sei ermächtigt worden, dem italienischen Vertreter Baron Aloisi gegenüber zum Ausdruck zu brin gen, daß die italienischen Truppen im Falle eines Einmarsches in Abessinien vor den Grenzen der britischen Konzessionen am Tanasee haltmachen mühten. Diese Konzessionen habe Italien im voraus vertraglich aner kannt, und kürzlich habe sich die abessinische Regierung zum Abschluß eines Abkommens bcreiterklärt, das lediglich noch der Unterzeichnung bedürft. Eden sei weiter zur Abgabe der Erklärung ermächtigt worden, daß England nicht ge willt sei, den wirtschaftlichen Ausstieg des Sudan und Aegyptens durch eine italienische Kontrolle über die Ouell- gcwässer des Blauen Nils gefährden zu lassen. AbeWien zur Verteidigung bereit In Abessinien sind jetzt alle Vorkehrungen getroffen, die zur Verteidigung des Landes notwendig seien. Der Dedjazmatsch Ambe sei mit Waffen und Munition nach Arussi ausgebrochen, um sich zu seiner Truppe zu begeben, die, wie man annimmt, für die Besetzung der Stützpunkte Bali und Harrar ausreichen wird. Der Dedjazmatsch Abar- rah, der Sohn Ras Kassas, des Gouverneurs von Gondar, ist mit Verstärkung aufgebrochen, um zu seinem Vater, der die Nordarmee befehligt, zu stoßen. Die Stärke der Nord armee, die auf verschiedene Bezirke verteilt ist, wird «m ganzen mit 425 000 Mann angegeben. Naliens uMMkrter AachM Zuchthausukteile gegen die drei „Barmherzigen Brüder"". In dem Devisenschiebungsprozeß gegen die drei Mit glieder der klösterlichen Genossenschaft der Barmherzigen Brüder vor dem Berliner Sondergericht wurde das Urteil verkündet: Der haupkangsklagte, der 57jährige Generaloberer Ottomar Bey, wurde wegen Verrats der deutschen Volks wirtschaft und wegen Devisenverbrechens in zwei Fällen zu insgesamt vier Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehr verlust und 50 000 RM Geldstrafe bzw. 100 Tagen Zucht haus verurteilt. Der 5Sjährige GeneralSkonom Franz Jo seph Brümmer erhielt wegen Beihilfe zum Verrat der deut schen Volkswirtschaft und wegen Devisenvergehen» in zwei Fällen zwei Jahre Zuchthaus, drei Jahr« Ehrverlust und 20 000 RM Geldstrafe bzw. weitere 40 Tage Zuchthaus. Der 5V Jahre alte holländische Staalsanaehöriae General- asstflenl Stefan kok wurde wegen Devstenvergehen» zu einem Jahr Gefängnis und 3000 RM Geldstrafe verurteilt. Die Untersuchungshaft wird den Angeklagten auf die erkannten Strafen angerechnet. Das Urteil wird sofort rechtskräftig. Bei Verurteilungen vor dem Sondergericht bestehen keine Revisionsmöglichkeiten. Dieses Urteil, so be tonte der Vorsitzende in der Begründung, gründet sich auf die eigenen Geständnisse der Angeklagten und auf die Er gebnisse der Verhandlung. Die Angeklagten Vey und Brümmer waren ihrem Mitangeklagten Kok gegenüber, der > die holländische Staatsangehörigkeit besitzt, als Deutsche be sonders streng zu bestrafen. Deutschland befindet sich in einem leidenschaftlichen Kampf einer Welt von feindseligen Kräften gegenüber, die besonders versucht, aus wirtschaft lichem Gebiet Deutschland Schaden zuzulüaen und es an der Durchführung seiner gewaltigen sozialen Aufgaben zu hindern. Nur wenn das ganze deutsche Volk einmutig zu sammensteht, könne diesen Bestrebungen erfolgreich entge gengetreten werden. I. Allerlei Neuigkeiten Die Warschauer Polizei sührie in der Hauptstadt große Haus suchungen bei Kommunisten durch. Dabei wurden insgesamt 66 Kommunisten verhaftet. Im Zusammenhang mit der großen Schmuggelassäre von i U« Havre, bei der 310 Kisten Wassen und Munition in Sand i und Steine ..verwandelt" worden sind, sind zwei weitere Festnah men erfolgt. Der eine Verhaftete ist ein Anaestellter einer be-